Wenn der Garten voll ist aber man unbedingt noch was kaufen möchte, weil es so neu und spannend ist, dann braucht es gute Argumente, um sich selbst zu überzeugen. Für Ranka Tessin kein Problem nach ihren Erfahrungen im letzten Jahr.
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Eigentlich ist der Garten voll jetzt im Juni – eigentlich. Und eigentlich wollte ich nichts mehr dazu kaufen – eigentlich. Aber dann warf das neue "Ewige Gemüse" von Lubera meine Vorsätze über den Haufen. Wie genial ist das denn bitte schön? Gemüse, das man nicht jedes Jahr nachpflanzen muss? Her damit! Ich habe ja letztes Jahr die Erfahrung gemacht, wie Krankheiten, eigene und die von Familienmitgliedern, sämtliche Gartenpläne zunichte machen können. Wäre es da nicht schön, etwas im Garten zu haben, dass immer da ist, keine grosse Pflege braucht, aber trotzdem frische Vitamine für die Kranken und Genesenden liefern kann? Also für mich nach den letztjährigen Erfahrungen ein absolutes "MUSS" im Garten jetzt.
Auch dieses Jahr hat es das Gärtner-Glück zu Beginn der Saison nicht sonderlich gut mit mir gemeint. Meine wunderschönen kleinen Setzlinge, alle mühsam selbst gesät in billige (seufz) Anzuchterde vom Baumarkt, gingen nach und nach ein, nachdem sich in den Pflanztöpfen unliebsame Mitbewohner in der anscheinend kontaminierten Erde breit gemacht hatten. Die wenigen Überlebenden wurden draussen von einem Hagelschauer vernichtet.
Um von vorne zu starten, war es nun zu spät, also kamen die Lubera Neuheiten gerade recht. Zucchini und Hokkaido-Kürbis landeten als erstes im Warenkorb. Aus Erfahrung weiss man ja, dass sie schon in einer stattlichen Grösse hier ankommen werden (was Ende Juni dann auch not tut, wenn man im Herbst Kürbisse ernten will).

Bild: Hokkaido Kürbis 'Uchiki Kuri' (Cucurbita maxima Hokkaido) - der orange Speisekürbis mit dem Kastanienaroma und der kochbaren Schale
Minizwiebeln in die Knoblauchpresse
Aber noch mehr freue ich mich auf die Ewige Zwiebel, die Luftzwiebel, denn – nicht wahr – Zwiebeln kann man nie genug haben. Und welche, die so witzig aussehen und an ihrer Spitze schwanger werden, das muss ich unbedingt selbst mit ansehen! Und wenn ich mal wieder vergesse, Steckzwiebeln im Herbst zu setzen, brauche ich fortan nicht auf frische Mini-Zwiebelchen im nächsten Frühsommer zu verzichten, die plumpsen ja laut Beschreibung einfach so aus den Spitzen der Ewigen Zwiebel heraus. Da sie so klein sind, werde ich sie einfach in die Knoblauchpresse tun, habe ich mir gedacht, mit Schale, das müsste eigentlich super klappen, wie bei den Knoblauchzehen auch (ich denke schon ans Essen bevor ich etwas gepflanzt habe, typisch ich). :-)
Bild: Etagenzwiebel (Allium proliferum cepa) - die Zwiebeln, die in der Luft wachsen
Apropos Knoblauch, ich bin ein absoluter Knoblauch-Junkie, ihr auch? Egal ob gekochte Gerichte oder frische Salate, Guacamole oder würzige Salsa nachher mit den eigenen Tomaten und Paprika, überall muss Knoblauch mit rein, und wer einmal selbst welchen im Garten gezogen hat, weiss, welch RIESENUNTERSCHIED das zu gekauften Knollen ist! Knoblauchzehen stecke ich im Herbst einfach überall dazwischen, wo Platz ist, auch mitten unter die Blumen. Aber bis er im nächsten Jahr soweit ist, dauert es immer so lange. Das Warten fällt mir schwer, wenn die eigenen Vorräte im frühen Frühling aufgebraucht sind. Schnittknoblauch hört sich dementsprechend sehr verlockend an in meinen Ohren. Da brauche ich eine Menge von, damit meine täglichen Salate (vorzugsweise mit Unkraut aus dem Garten) auch den richtigen Pfiff bekommen. Und man hat keine Knoblauchfahne anschliessend? Umso besser, meinen Mann, ein Knoblauch-Verächter, wird’s freuen. :-)
Bild: Schnittknoblauch (Allium tuberosum) - der 'Ewige Knoblauch', der als Blatt geerntet werden kann
Mittelalter-Medizin im Garten
Und dann erst eigener, frischer Meerrettich. Also, bei uns hier im Norden an der Küste kennt man ihn nur aus dem Glas. Ich wüsste nicht, wer hier bei uns im Dorf selber welchen Anbaut. Das alleine ist schon Grund für mich, es mal zu versuchen, aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass er antibiotische Wirkung haben soll. In einer Reportage über das Mittelalter neulich im Fernsehen, wurde beschrieben, wie Ärzte damals schon versuchten, mittels Operationen (eine absolut gruselige Vorstellung unter den damaligen, hygienischen Bedingungen) Menschenleben zu retten. Und wie man anhand von Knochenfunden herausgefunden hat, haben einige (schätzungsweise wenige) Patienten diese Prozedur überlebt! Die Rede war sogar von Schädeloperationen, die man vornehmlich an Soldaten mit "Waffen-Resten" im Kopf ausführte, von diesen armen Seelen gab es ja genug damals in diesen kriegerischen Zeiten. Da die Knochen der nun von Archäologen exhumierten Patienten wieder zusammengewachsen waren, erkannten die Wissenschaftler eindeutig, dass die Glücklichen noch ein paar Jahre weitergelebt hatten. Man führte das auf die Tatsache zurück, dass einige Heilkundige im Mittelalter schon mit einem Elixier gearbeitet haben, das antibiotische Wirkung hatte. Hauptbestandteil: Meerrettich.
Also wenn das kein Argument für die Selbstversorgung im Garten ist. ;-)

Bild: Meerrettich Pflanze 'Karl der Grosse' (Armoracia rusticana) - schnellwachsender Meerrettich, Ernte im ersten Jahr
Winterheckenzwiebeln werde ich mir aber nicht kaufen, denn die habe ich schon an drei Stellen im Garten und ich LIEBE sie! Es sind die ersten frischen Zwiebel-Halme im Garten, die jedes Jahr im Frühling den drohenden Winter-Skorbut vertreiben und gesundes, frisches Vitamin C aus dem eigenen Garten auf den Tisch bringen. Die zarten Sprossen erst frisch für den Salat, später die dicken, hohlen Halme lecker geschmort in Gemüsepfannen.
Bild: Die geschlossene Blüte der Winterheckenzwiebel, mit Schwitzwasser im Innern kämpft sie sich....
....nach und nach ins Freie...
....bis die ersten Härchen erscheinen
Am allermeisten lieben sie aber die Hummeln und Bienen, und zwar Anfang Juni, wenn die schönen, weissen Blütenköpfe sich öffnen. Sie sind umschwirrt und umsummt wie nichts anderes in meinem Garten zu dieser Zeit. Honigbienen, Wildbienen und Hummeln sind von morgens bis abends beschäftigt damit, den Zwiebelnektar aufzusaugen.
Bild: Kaum erscheinen die Blüten, finden schon erste Fans Gefallen daran
Alle lieben Winterheckenzwiebeln, nur einer nicht
Was mir dieses Jahr aufgefallen ist: Blattläuse mögen keine Winterheckenzwiebel, juchuu! Überall woanders im Garten sind diese – ähem – sagen wir mal ganz nett "Pflanzenaussauger", an meinen Lieblingen zugange. Alles scheint von ihnen gequält und geplagt zu werden, es ist zum Verzweifeln. Ich muss meine Kräuter alle lange waschen, bevor ich sie für Salat verwerte, aber meine Winterheckenzwiebeln bleiben glücklicherweise verschont.
Bleiben noch Zuckerwurzel und Wasabi auf meiner Wunschliste. Beides sagt mit nicht viel, hört sich aber spannend an. Grund genug für mich, einen Versuch zu wagen, auch wenn eigentlich kein Platz mehr ist – eigentlich.

Bild: Zuckerwurzel (Sium sisarum) - mehrjähriges ausdauerndes Wurzelgemüse mit süssem Geschmack
Bild: Echte Wasabi Pflanze (Eutrema japonica) - der japanische Edel-Meerrettich
Und überhaupt: Ewiges Gemüse® kennen wir doch schon alle, gell? Ja, der Rhabarber! Das erste Gemüse im Frühling und das schon seit unserer Kindheit. Ich werde gleich wieder ein paar dicke Stängel ernten und einen Rhabarber-Baiserkuchen backen, um meinen angetrauten Hilfsgärtner einzustimmen auf die Garten-Jobs, die ihn nach der Heimkehr erwarten. Aber der Gute kann noch mehr als nur im Zucker baden, also der Rhabarber. Ich habe ihn neulich auf Fischfilets gelegt, bevor diese in den Ofen kamen, weil ich keine Zitronen in Haus hatte. Und siehe da, mitgebacken haben die Livingstone-Stücke dem Fisch eine ganz besondere, neue Note verliehen. Der Hilfsgärtner war hingerissen, fast so wie vom Kuchen (aber nur fast). Liebe geht eben durch den Magen, egal ob süss oder sauer.
Bild: Fischfilet mit Rhabarber 'Livingstone' gebacken und dazu frisches Gemüse - ein leckerer Gaumenschmaus!