Die Süßkartoffel ist in tropischen und subtropischen Regionen ein wichtiges Grundnahrungsmittel, sie ist nach Kartoffeln und Maniok das drittwichtigste Knollengemüse. Die ursprüngliche Süßkartoffel Herkunft ist umstritten. Aus vielen Länderküchen ist sie nicht mehr wegzudenken: in der amerikanischen Küche wird sie frittiert oder als Kuchen gegessen, in China wird sie zu Glasnudeln verarbeitet und in Japan im Ofen gebacken. Bei uns liegt sie aktuell im Trend wie kein anderes Knollengemüse und ist inzwischen in fast jedem Supermarkt erhältlich, sie wird auch immer mehr in nördlichen Regionen kultiviert. In vielen Gärten finden sich die exotischen Windengewächse, auch in der Landwirtschaft werden sie wegen ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz immer beliebter. Aufgrund ihres hohen Gehalts an Vitaminen und Spurenelementen wird die Süßkartoffel manchmal auch als Superfood bezeichnet und ist damit in Gesellschaft von Goji und Aronia. Deshalb und wegen ihres hohen Flächenertrags wird sie von der Weltraumorganisation NASA als mögliche Nahrungspflanze für längere Reisen durch den Kosmos in Betracht gezogen. Hinter ihr liegt eine lange Geschichte. Wenn auch du Süßkartoffeln kaufen und pflanzen möchtest, findest du in unserem Gartenshop eine grosse Auswahl an Sorten, die gut an das mitteleuropäische Klima angepasst sind.
Inhaltsverzeichnis
- Die Bedeutung der Süßkartoffel im Laufe der Geschichte
- Süßkartoffel Herkunft – Ursprünge und die Verbreitung
- Die Entstehung der Süßkartoffel
- Wie kommt die Süßkartoffel dazu, so grosse Knollen zu bilden?
- Polyploidie
- Natürliche «Gentechnik»
- Lubera züchtet Süßkartoffeln
- Weitere Gartenbuch-Artikel zum Thema
Zusammenfassung
Die Süßkartoffel zählt weltweit zu den wichtigsten Knollengemüsen. Die ursprüngliche Süßkartoffel Herkunft ist umstritten: Funde deuten auf Südamerika, aber auch auf Indien. Ursprünglich aus den Tropen stammend, hat sie sich wegen ihrer Robustheit, Nährstoffdichte und Anpassungsfähigkeit global verbreitet – von Südamerika über Ostasien bis nach Europa. In Amerika ist sie schon lange fester Bestandteil der lokalen Kochkultur, auch in Ostasien erfreut sie sich großer Beliebtheit. Ihre riesigen Speicherknollen verdankt sie sowohl der Polyploidie als auch der natürlichen Gentransformation durch ein Bodenbakterium. Als nährstoffreiche, hitzetolerante und besonders ertragreiche Pflanze gilt sie heute als Superfood und Zukunftspflanze – sogar für NASA-Missionen. Auch in Europa erfreut sich die Süßkartoffel zunehmender Beliebtheit. Lubera züchtet seit einigen Jahren Sorten, die optimal an mitteleuropäisches Klima angepasst sind. Unsere Sugarroot-Serie zeigt, dass schmackhafte, ertragreiche Knollen auch nördlich der Alpen möglich sind – sogar bei später Pflanzung.
Bild: Die Sugaroot-Serie von Lubera – im Shop als Selbstversorgerset 'All in one' zu haben...
Die Bedeutung der Süßkartoffel im Laufe der Geschichte
Die Süßkartoffel hat die menschliche Geschichte mehrfach stark beeinflusst. Bereits vor 5.000 Jahren leistete sie als Nahrungspflanze einen wesentlichen Beitrag zur Sesshaftwerdung der Menschen in Südamerika, insbesondere in den inneren, trockenen Regionen des Kontinents. Ihre Robustheit gegenüber Trockenheit und ihre nährstoffreiche Zusammensetzung machten sie zur idealen Pflanze für eine stabile Versorgung der Bevölkerung. So ermöglichte sie eine einseitige, aber dennoch gesunde Ernährung ohne gravierende Mangelerscheinungen.
Auch in China ist die Süßkartoffel seit langer Zeit ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Im 17. Jahrhundert suchte die Qing-Dynastie nach einer Kulturpflanze, die selbst auf sauren und nährstoffarmen Böden gedeihen konnte – und wurde fündig. Mit Hilfe der Süßkartoffel konnten bislang menschenleere Regionen im Westen Chinas erschlossen und besiedelt werden. Das Ergebnis: Innerhalb von gut hundert Jahren verfünfzigfachte, mancherorts gar verhundertfachte sich die Bevölkerungszahl dieser Gegenden.
Bild: Süßkartoffel-Ernte auf einem Feld in China.
Süßkartoffel Herkunft – Ursprünge und die Verbreitung
Als eine der ältesten Nahrungspflanzen der Menschen hat die Süßkartoffel eine spannende Entwicklungsgeschichte. So entstand aus einer unscheinbaren Kletterpflanze, die wohl der mit ihr verwandten Ackerwinde ähnlich war, eine der wichtigsten Kulturpflanzen des Menschen. Die Süßkartoffel gehört zur Familie der Windengewächse (Convolvulaceae), wie auch die Ackerwinde, die meistens als lästiges Unkraut betrachtet wird. Wie hat es also eine wilde Windenart geschafft, so grosse Speicherknollen zu bilden und einen so prominenten Platz im Speiseplan der Menschen zu bekommen?
Die Geschichte der Süßkartoffel birgt noch viele ungelöste Rätsel, die Süßkartoffel Herkunft und ihr genaues Alter sind nach wie vor unklar. Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, ob Seefahrer die Knolle aus Amerika nach Europa und in den Rest der Welt brachten oder ob sie ursprünglich aus Asien stammt. Der Fund eines 57 Millionen Jahre alten Fossils in Ostindien, das einer Pflanze aus der Familie der Windengewächse zugeordnet wird, lässt manche Forscher vermuten, dass dort die ursprüngliche Süßkartoffel Herkunft liegt.
Lange glaubte man, dass sie vor etwa 5.000 Jahren in Südamerika domestiziert wurde und ihre globale Verbreitung von dort ausging, nachdem die Europäer den Kontinent erobert hatten. Neuere Erkenntnisse stellen das jedoch in Frage. Schon vor dem Kontakt mit Europäern waren Süßkartoffeln ein wichtiges Grundnahrungsmittel auf den polynesischen Inseln, besonders auf Hawaii, den Osterinseln und in Neuseeland. Bis vor kurzem gab es jedoch keine genetischen Belege für die Süßkartoffel Herkunft und ihre Verbreitung. Es wurden getrocknete Reste von Süßkartoffeln aus einem Museum in London untersucht, die der britische Seefahrer James Cook im 18. Jahrhundert aus Polynesien mitgebracht hatte. Diese wurden dort bereits vor der Ankunft der Europäer kultiviert. Das Alter wurde mit der Radiokarbonmethode auf etwa 1.000 n. Chr. bestimmt. DNA-Analysen deuten darauf hin, dass diese Süßkartoffeln ihren Ursprung in Ecuador und Peru hatten. Süßkartoffeln sind also bereits 500 Jahre vor der europäischen Eroberung Amerikas von den Anden nach Polynesien gelangt. Einen weiteren Hinweis dafür, dass es lange vor den Europäern Kontakte zwischen Einwohnern polynesischer Inseln und südamerikanischen Ureinwohnern gegeben haben könnte, liefern die Bezeichnungen für Süßkartoffeln in verschiedenen in Polynesien und der Andenregion gesprochenen Sprachen. «Kumara», ein polynesisches Wort für Süßkartoffeln, ist «Kumar», der Bezeichnung für das Gemüse in Quechua, einer von Andenbewohnern gesprochenen Sprache, sehr ähnlich. Daher vermuten Forscher, dass die Polynesier schon lange vor den Europäern Kontakte zu den Südamerikanern hatten.
Aber wie konnte das Knollengemüse ohne menschliches Zutun von Südamerika auf die polynesischen Inseln gelangen? Reisten die Samen vielleicht als blinde Passagiere im Gefieder von Vögeln mit oder hatten die polynesischen Inselbewohner möglicherweise schon für eine Pazifiküberquerung geeignete Schiffe?
Die Spanier brachten die Süßkartoffel nach Europa und mit der spanischen Kolonisierung gelangte sie auch auf die Philippinen, von wo aus sie sich in Südostasien verbreitete. Nach Japan wurde die Süßkartoffel von portugiesischen Seeleuten gebracht.
Die Entstehung der Süßkartoffel
Die Süßkartoffel ist hexaploid, sie trägt also 6 Chromosomenstränge in sich. Man vermutet, dass die Süßkartoffel aus einer Kreuzung zwischen einer diploiden und einer tetraploiden Pflanze, also mit 2 bzw. 4. Chromosomensätzen, entstanden ist. Der Nachkomme war triploid und eine Verdoppelung seines Chromosomensatzes (Polyploidie) führte schließlich zu dem sechsfachen Chromosomensatz, den auch die Süßkartoffeln von heute haben.
Im Laufe der Zeit wurden die Knollen immer größer und süßer. In wechselfeuchten Tropen sind große Speicherorgane sehr vorteilhaft für Pflanzen, um damit die Trockenzeit zu überstehen. Die Vorliebe des Menschen nach Süßem führte schließlich zu der Süßkartoffel mit ihren riesigen süßen Knollen, die wir heute kennen.
Wie kommt die Süßkartoffel dazu, so große Knollen zu bilden?
Viele Verwandte der Süßkartoffel bilden keine Knollen, sondern nur dünne Speicherwurzeln. Auch jetzt finden wir in der Züchtung manchmal Sämlinge, die nur bleistiftdicke Knollen bilden. Der Domestikationsprozess ist also noch nicht abgeschlossen. Aus einer unscheinbaren Kletterpflanze wurde die Süßkartoffel mit ihrer Fähigkeit, riesige Knollen auszubilden. Der Weltrekord liegt bei 37 kg. Aber warum macht die Süßkartoffel so große Knollen? Das liegt vor allem an zwei Phänomenen: an der Vervielfältigung der Chromosomensätze (Polyploidie) und an einem Gen aus einem im Boden lebenden Bakterium, das starke Wucherungen verursacht.
Polyploidie
Polyploidie führt meistens zu stärker wachsenden Pflanzen mit größeren Früchten und Knollen, also zu vitaleren Pflanzen mit mehr Ertrag. Da der Mensch solche Pflanzen bevorzugt, führte die Domestikation von Wildpflanzen häufig zu polyploiden Pflanzen, also solchen mit mehreren Chromosomensätzen. Beispiele sind Weizen mit 6 oder Erdbeeren mit 8 Chromosomensätzen.
Bild: Sugaroots sind polyploide Sorten mit schönem, großem Knollenertrag.
Natürliche «Gentechnik»
Ein weiterer Grund für die Entstehung so grosser Speicherknollen liegt daran, dass das Bakterium Agrobacterium seine DNA in die DNA eines Süßkartoffelvorfahren eingeschleust hat. Dieses Bakterium verursacht starke Wucherungen und hat damit einer wildwachsenden Windenart die Fähigkeit gegeben, große Erdfrüchte zu bilden. Die Süßkartoffel ist also eine natürliche transgene Pflanze, die lange vor dem Einsatz der Gentechnik durch den Menschen entstanden ist.
Dieses Bakterium gibt es übrigens auch heute noch. Es lebt im Boden, infiziert verletzte Pflanzen und verursacht dadurch Wucherungen im Wurzelbereich. In der Gentechnik wird es eingesetzt, um Gene auf Pflanzen zu übertragen. So wurden mit der Hilfe dieses Bakteriums unter anderem transgene Sorten von Soya, Baumwolle, Zuckerrübe, Raps, Mais und Weizen kreiert. Im Gegensatz zu diesen haben die Menschen die Süßkartoffel aber schon mehrere Jahrtausende getestet.
Lubera züchtet Süßkartoffeln
Bei Lubera arbeiten wir nun schon einige Jahre daran, mit unserem (gentechnikfreien) Züchtungsprogramm die Süßkartoffel für unser Klima fit zu machen. Wir haben schon einige Sorten entwickelt, die in Mitteleuropa gut gedeihen können und hohe Erträge an besonders schmackhaften Knollen liefern. Letztes Jahr konnte ich die Sugarroot Serie von Lubera in meinem Garten in Wien testen. Obwohl ich sie erst Ende Juni gepflanzt hatte, bildeten die Pflanzen bis zur Ernte im Oktober große Knollen. Der süß-aromatische Geschmack konnte auch meine Frau aus China begeistern, der die Süßkartoffeln aus dem Supermarkt zu langweilig schmecken...
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