Was für eine spezielle Laune der Natur, dass sie Pflanzen die im Winter blühen geschaffen hat! So sehr wir uns jedes Jahr darüber freuen, dass sich diese ersten Blüten noch lange vor dem Frühling öffnen, so sehr fragen wir uns jeweils auch, wie das überhaupt möglich ist und warum die Pflanzen diese Mühe auf sich nehmen, bei Frost und Kälte ihre Blüten zu öffnen. Warum blühen manche so früh und was ist der Zweck davon?
Die Definition der Pflanzen die im Winter blühen ist elastisch. Je nach Interpretation werden manche Gehölze zu den Pflanzen die im Winter blühen gezählt, deren Blüten sich manchmal schon im Spätherbst öffnen, so die Zierkirsche Prunus subhirtella 'autumnalis'. Auch die amerikanische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) blüht meist schon im Herbst, gilt hier aber trotzdem als Pflanze die im Winter blüht. Die Winterkirsche Prunus subhirtella 'Autumnalis' hat sogar noch den Herbst im Namen, aber auch sie zählt zu den klassischen Pflanzen die im Winter blühen. Meistens aber wartet diese Zierkirsche auf milde Tage gegen Ende des Winters hin, und dann öffnet sich eine erste Welle der bezaubernden Kirschblüten, bei günstiger Witterung oftmals etwas später im Frühling gefolgt von einem zweiten Blütenschub. Andere wie der chinesische Judasbaum Cercis 'Avondale' beginnen die Blüte zwar im späten Winter an nackten Zweigen, darum ist auch sie eine Pflanze die im Winter blüht. Aber ihre Hauptblüte findet dann erst im Frühling statt. Auch andere klassische Winterblüher wie einige später blühende Zaubernüsse, zum Beispiel die beliebte Hamamelis x intermedia 'Arnold Promise', blühen erst im März. Im Lubera Gartenshop können Sie übrigens günstiges Ziergehölze kaufen.

Bild: Der Winter-Duft-Schneeball Viburnum farreri erfreut das winterliche Gärtnerherz mit Blütenpracht und Duft.
Klassische Pflanzen die im Winter blühen
Klassische Pflanzen die im Winter blühen sind beispielsweise der Schneeball Viburnum x bodnantense 'Dawn'. Mit seinem betörenden Hyazinthen-Parfüm prägt er schon vom November an den Garten. Sein Duft und seine Blütenpracht begleiten uns durch den ganzen Winter hindurch. Auch andere Schneebälle wie der immergrüne Mittelmeer-Schneeball (Viburnum tinus) oder der Winter-Duft-Schneeball (Viburnum farreri) erfreuen das winterliche Gärtnerherz. Auch der Winter-Schneeball oder Duft-Schneeball Viburnum plicatum 'Dart's Red Robin' öffnet seine zart rosarot überhauchten Blüten im Winter. Nebst den Schneebällen die zweite grosse klassische Familie der Winterblüher sind die Zaubernüsse (Hamamelis). Diese attraktiven laubabwerfenden Gehölze sind im Garten ebenso wie im Topf äusserst beliebt, und in den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom für ihre Verwendung in der Kosmetik. Hamamelis-Gesichtswasser ist zum Beispiel sehr beliebt, ebenso wie pflegende Hautcremen. Die Hamamelis-Blüten haben einen typischen süsslichen, zart pudrigen Duft.

Bild: Winter-Schneeball 'Dawn' (Viburnum x bodnantense) – starkduftender Winterblüher mit zartrosa Blüten
Eine weitere Beliebtheit unter den Pflanzen die im Winter blühen ist die leuchtendgelbe Mahonie. Der Klassiker im Wintergarten ist die Mahonia media 'Winter Sun'. Die anderen Mahonien wie die beliebte Zwergmahonie 'Apollo' oder die gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium) blühen dann erst im März und April. Auch bei den Heckenkirschen (Lonicera), deren Blüte wir typischerweise im späteren Frühling verorten, gibt es Ausnahmen, die schon mitten im Winter blühen. Besonders ist hier die Winter-Duftheckenkirsche Lonicera purpusii zu erwähnen.
Und nicht zu vergessen ist der klassische gelbe Winterblüher mit den nackten saftiggrünen Zweigen und den gelben Blütensternen, eine der besten Pflanzen die im Winter blühen überhaupt: der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Dieser blüht vorzugsweise an einer warmen, geschützten Hausmauer, wo sich Blütenpracht und Duft unter den ersten wärmenden Sonnenstrahlen prächtig entfalten können. Er heisst "nudiflorum", also nacktblättrig, weil seine Blütensterne tatsächlich an den nackten grünen Zweigen erscheinen, lange bevor sich dann im Frühling auch die Blätter bilden.

Bild: Mitten im Winter blüht der Jasminum nudiflorum an nackten Stängeln, wobei die jungen Stiele in saftigstem Grün leuchten und einen schönen Kontrast zu den Blüten bilden.
Warum blühen Pflanzen die im Winter blühen eigentlich im Winter?
Im Prinzip geht das der Natur ja gegen den Strich, dass sich die zarten Blüten mancher Pflanzen die im Winter blühen schon mitten in der kalten Jahreszeit öffnen. Aber durch eine Laune der Botanik und unter etwas Mithilfe der Züchter gibt es doch Pflanzen, die genau das machen. Zum Beispiel die japanische Schneekirsche (Prunus subhirtella 'Autumnalis'). Diese Hybridsorte hat die Eigenschaft, dass sie in einem milden Winter schon ab November und dann den ganzen Winter hindurch blüht, gegen alle Vernunft der Natur. Und zwar hat das mit den Hormonen in der Pflanze zu tun. Normalerweise enthalten die überwinternden Knospen der Gehölze nämlich ein Pflanzenhormon, das sie daran hindert, zu früh aufzublühen. Während der kalten Monate baut sich dieses Hormon langsam ab. Sobald diese innere Uhr abgelaufen ist und der Frühling kommt, blühen die Knospen jahreszeitengerecht auf. Bei manchen Winterblühern wie eben der Schneekirsche ist dieses Hormon aber nur in sehr geringer Menge vorhanden, und man hat in der Züchtung diese Eigenschaft noch weiter verstärkt, indem man immer diejenigen gekreuzt hat, die besonders früh und intensiv blühten. So ist mit der Zeit die Sorte Prunus subhirtella 'autumnalis' entstanden. Bei dieser Sorte reicht jetzt schon ein kurzer Kälteeinbruch, um das die Blüte steuernde Pflanzenhormon abzubauen. Wenn nach einer kurzen Kältephase wieder ein paar milde Tage folgen, dann genügt das schon, um bei dieser Zierkirschensorte eine erste Vorblüte auszulösen. Und das kann bereits ab November der Fall sein.
Bild: Die Zaubernüsse blühen von Natur aus mitten im Winter, einige sogar schon im Herbst. Sie haben einen ganz besonderen Rhythmus, denn ihre Samen vom letzten Jahr reifen gleichzeitig mit den neuen Blüten.
Aber das mit den Hormonen, die nur schwach vorhanden waren und dann züchterisch noch reduziert wurden, gilt nicht für alle Winterblüher. Anders dürfte es sich zum Beispiel bei den Zaubernüssen (Hamamelis) verhalten. Denn hier ist es die ganze Pflanzengattung, die ab Herbst und den Winter hindurch blüht. Auch die Wildformen haben diese Eigenschaft. Hierbei fällt auf, dass sowohl die Hamamelis mollis aus China wie die Hamamelis japonica aus Japan aus klimatisch eher milden Gegenden stammen, wo die Insekten entsprechend früher im Winter unterwegs sein dürften. In unseren Breitengraden sind oftmals noch keine Bienen unterwegs, wenn die Zaubernüsse zu blühen beginnen. Aber wahrscheinlich haben sie einfach ihren natürlichen Rhythmus aus der alten Heimat beibehalten. Dazu kommt, dass die Zaubernüsse sowieso einen ganz eigenen Rhythmus haben. Nämlich brauchen die Samen ein ganzes Jahr, um zu reifen. Und sie sind genau dann reif, wenn sich die neuen Blüten öffnen. So bieten die Zaubernüsse im Winter ein doppeltes Spektakel. Denn nebst der zauberhaften Blüte sind da auch noch die trockenen Samenkapseln, die sich mit einem Knall öffnen. Neuen Untersuchungen zufolge sollen die Samen dabei bis zu 18 Meter weit fortgeschleudert werden!
Bild: Zaubernuss 'Aphrodite' (Hamamelis intermedia) – mit orangen Blüten ab Januar
Ähnlich dürfte es sich mit dem Mittelmeer-Schneeball (Viburnum tinus) verhalten, der in seiner Heimat einen Vorteil hat, wenn er im Winter blüht. Dann ist nämlich die Konkurrenz weniger gross, und die Insekten, die bei kühlerem Wetter schon unterwegs sind, kommen alle auf seine Blüten, woraus er einen evolutionären Vorteil zieht. Hier wie auch bei anderen winterblühenden Schneebällen wurde in der züchterischen Arbeit die frühe Blüte verstärkt, so dass mit der Zeit Sorten entstanden sind, die tatsächlich schon im Winter blühen. Aber eigentlich ist das wahrscheinlich mehr im Sinn der Gärtner als im Sinne der Natur, zumal im Winter ja eben kaum Insekten unterwegs sind, um die Blüten zu bestäuben.

Bild: Der immergrüne Mittelmeer-Schneeball 'Eva Price' (Viburnum tinus) lockt in seiner warmen Heimat im Winter fliegende Insekten zur Bestäubung an. Da er eine gute Kälte-Verträglichkeit aufweist, kann er bei uns auch schon blühen, wenn noch keine Bienen unterwegs sind.