Und was macht ihr so im Garten momentan? Der Sommer beginnt im nassen Norden wenig erfolgversprechend. Nach dem sonnigen April-Hoch kam das nasse Mai-Tief und nun auch noch der olle Juni-Matsch (ich sage nur Lehmboden im Dauerregen, alles klar?). Meine Stachel- und Johannisbeerblätter werden derzeit von Raupen verspeist, meine Blumen, Zwiebeln, Chili, Auberginen und Kohlpflanzen vom Schneckenhorden verspeist und meine Tomaten sind im Kälte-Streik und drohen mit Braunfäule-Terror, wenn nicht bald wieder die Sonne scheint. Ach ja, und erwähnte ich schon, dass mein über 10 Jahre alter Odysso-Apfelbaum einfach so umfiel, weil die sich exorbitant vermehrenden Wühlmäuse seine Wurzeln auf einen nur faustgrossen Klumpen reduziert haben? Den Wildpfirsich haben sie auch gekillt (trotz Schutzgitter!).
Und bei all dem Regen helfen auch die üblichen Abwehrmassnahmen kaum. Stärkende Spritzungen mit Effektiven Mikroorganismen werden vom nächsten Regenschauer abgespült, ebenso die Neemöl-Spritzungen gegen die vermaledeiten Raupen der Stachelbeerblattwespe. Giessen mit EM oder Flüssigdünger geht auch nicht, da die Pflanzen in ihren Hochbeeten und Kübeln eh schon am Absaufen sind (einziger Lichtblick, der Langzeitdünger Frutilizer® Saisondünger Plus, den ich beim Pflanzen mit in die Fruchtbare Erde Nr. 1 gemischt habe).
Inhaltsverzeichnis
Bild: Jeder Sonnenstrahl wird genutzt Vorbereitung zur Tomatenpflanzung mit frischer Fruchtbarer Erde Nr. 1.
Bild: Da freuten sie sich noch über ein Sonnenbad Die Lubera Tomaten der neuen Open-Sky®-Serie.
Bild: Vor dem Hagelschauer Lubera Paprika noch ohne durchlöcherte Blätter.
Kampfansage statt Verzweiflung
Tja, was soll man da machen. Verzweifeln ob des Zustandes der Gartenwelt? (Der Zustand der restlichen Welt sieht ja auch nicht viel besser aus momentan). Nun ja, wir Hobbygärtner sollten doch eigentlich Geduld gelernt haben im Laufe unserer Gartenkarriere, aber ich muss sagen, das funktioniert bei mir nicht so recht, wenn der Garten voller Feinde ist, unter- und oberirdisch. Was hilft, ist der Kampf – nicht das Aufgeben! So gehe ich jeden Tagen hinaus aufs Schlachtfeld und zerquetsche Raupen mit den Fingern (igitt!), stelle meine solarbetriebenen Wühlmausvertreiber um (nervtötend für Menschen, für Wühlmäuse anscheinend weniger) und schneide dicke, fette, braune Nacktschnecken durch, die sich nicht mal mehr die Mühe geben, tagsüber zu verschwinden (eklig).
Ich muss sagen, das tut irgendwie (perverserweise?) richtig gut. Man hat das Gefühl, man tut ETWAS, man wehrt sich, man beschützt seine Pflanzenkinder und ja, man geniesst auch so ein bisschen was wie bittersüsse Rache, vermischt mit einem klitzekleinen bisschen schlechtem Gewissen. Was für ein Wechselbad der Gefühle! Aber, wie man hier im Norden so schön sagt: Wat mutt, dat mutt. Man will ja schliesslich ernten. Der Mensch muss essen, das gilt im Grossen wie im Kleinen, lokal und global betrachtet. Und unsere eigenen Ernten im Garten werden vor diesem globalen Hintergrund immer wichtiger.
Ein Leben ohne die Grosse Wegschnecke?
Könnt ihr euch vorstellen, dass es die Spanische Wegschnecke in den Gärten unserer Oma’s und Opa’s noch gar nicht gab? Meine Grosseltern haben ihre Familien während des zweiten Weltkrieges und vor allem in den ersten Nachkriegsjahren nur ernähren können, indem sie grosse Schrebergärten unterhielten (und verteidigt haben, nicht gegen Schnecken, sondern gegen menschliche Räuber). Ja, die alles zerstörende Spanische Wegschnecke kam erst in den 60’er Jahren in Mittel- und Nordeuropa an. Laut Wikipedia wurde das erste Exemplar in Deutschland 1969 entdeckt. Und heute kann ich bei Regen nicht mehr durch meinen Garten gehen, ohne auf unzählige dieser widerwärtigen Schleimer zu treten, die sich über den Rasen hin zu meinen Blumen- und Gemüsebeeten bewegen.
Also, wenn irgendwann einmal Ausserirdische in meinen Garten landen und mir eine Reise mit der Zeitmaschine anbieten (ich hoffe, das passiert sehr bald), dann werde ich garantiert NICHT in die Zukunft reisen wollen! Ich möchte in die Vergangenheit reisen, in die Zeit VOR der Ankunft der Spanischen Wegschnecke, in die 1950’er Jahre, und mit meinem Opa väterlicherseits, den ich nie kennenlernen durfte, seine beiden Schrebergärten bewirtschaften.
Was mich zu einem anderen Familienmitglied bringt, seines Zeichens ein wahrer "Zen-Meister", ein Meister der Meditation, Buddhist und Naturliebhaber. Er bat mich darum, dieses Wochenende den Garten zur Meditation nutzen zu dürfen, denn hier sei es still und ruhig (seeeehr ländlich und seeeehr ruhig!) und ich sagte freudestrahlend zu. Vielleicht färbt seine Ruhe und Gelassenheit ja auf mich ab, dachte ich. So ein kleines bisschen innerer Frieden in diesem täglichen Gartenkampf kann ja nicht schaden. ABER: Ich kann ja kaum mein tägliches Schnecken-Massaker stattfinden lassen, wenn der friedfertige, tierliebende Meditations-Meister versucht, barfuss im Garten der Erleuchtung näherzukommen! Wie würde das aussehen, wenn er durch den Garten wandelt und versucht, den Frieden der Natur zu erspüren, wenn ich mit einer Riesen-Haushaltsschere herumfuhrwerke und Schnecken zerschnippele? Auf der anderen Seite, muss doch auch ein Meditationsmeister essen, oder? Und als Buddhist ja vorwiegend PFLANZEN. Hmmmm….. Ich denke, ich werde die Schere über das Wochenende ruhen lassen und lieber ein paar Pflanzen opfern, als dass ich die guten Vibrationen des Meisters störe. Und wer weiss, vielleicht lassen die Schnecken sich von den Mantras positiv beeinflussen und machen auch mal Pause (jaja, ich weiss, reines Wunschdenken). ;-)
Jetzt Cassissima-Blätter ernten für die Apfelernte im Herbst
Tipp: So, ihr Lieben, wenn ihr es bis hierhin ausgehalten habt, dann kommen wir nun auf das "Blätter ernten" zu sprechen. Ich wurde selbst darauf gestossen, als ich vor ein paar Tagen wieder mal internationalen Rezepten auf der Spur war, in diesem Fall von einer meiner Lieblingsköchinnen auf YouTube. Sie gab einen wertvollen Hinweis in Bezug auf das Sammeln von Blättern, die man später im Sommer braucht, wenn man Gemüse einlegen will. In ihrer russischen Heimat FERMENTIERT man ganze Äpfel, ist das nicht spannend? Das muss ich unbedingt ausprobieren, wenn meine Redloves reif sind! Und sie sagte vollkommen zu Recht, wenn die Äpfel reif sind, sind die Johannisbeer- und Kirschblätter nicht mehr schön, sondern meist schon gelblich, fast verwelkt und oftmals von Insekten angenagt und durchlöchert. Wohl wahr. Ihr Rat also, jetzt, wo die Blätter noch knackig grün und frisch sind, diese pflücken, trocknen und dann bis zum Spätsommer in einem luftdichten Gefäss aufbewahren.
Bild: Im Regen frisch geblieben Kirschblätter vorne und Cassissima® 'Late Night' Blätter hinten.
Da ich sowieso gerne einkoche und auch schon ab und zu etwas fermentiert habe, war ich von der Idee, kleine, aber ganze Äpfel zu fermentieren natürlich sofort fasziniert. Das ist ein wunderbares Projekt, wenn die jährliche Apfelschwemme beginnt. Ich habe also eine Handvoll Blätter der Schwarzen Johannisbeere gepflückt, auch eine Handvoll Blätter meines Kirschbaumes und diese im Dörrapparat ein paar Stunden ganz sanft getrocknet. Nach dem Abkühlen dann ab in luftdicht verschliessbare Plastikdosen (Gläser mit festschliessendem Deckel gehen auch) und dann ab in den Schrank bis zur Redlove-Ernte. Es müssen übrigens Blätter der SCHWARZEN Johannisbeere sein, wegen der Gerbstoffe.
Bild: Die erste Fuhre gedörrter Kirschblätter ist fertig. Jetzt folgen die Blätter der schwarzen Johannisbeere 'Late Night'.
Dabei fiel mir ein, dass eine frühere Lubera-Mitarbeiterin, Lesya aus der Ukraine, mal einen Beitrag im damals noch gedrucktem Gartenbuch geschrieben hatte, dass ihre Oma immer ein paar Blätter der Schwarzen Johannisbeere nahm und diese mit in die Gläser packte, wenn sie Gurken einlegte.
Nun, wenn ihr es auch mit den russischen, fermentierten Äpfeln probieren wollt, dann schaut mal auf Youtube vorbei, einfach "Äpfel fermentieren" eingeben. Dort findet man übrigens auch ein Video zum Fermentieren von Schwarzen Johannisbeerblättern für die Tee-Zubereitung. Das werde ich jetzt auch einmal probieren. Irgendwie muss man sich ja ablenken, wenn man sonst nicht viel Konstruktives im Garten machen kann, gell? Selbstgemachten Tee trinken und dabei ein bisschen meditieren ist im Moment das Beste, was mir einfällt – gut für den Körper und die Seele. Bis dann irgendwann der Sommer kommt und man im Garten ernten kann – was die Schnecken bis dahin übriggelassen haben, seufz. ;-)
Bild: Geretteter Meerkohl kurz vor der Schneckeninvasion. Auch er wurde gedörrt – für die Suppe im Winter.