Also bei mir sind gerade 23 °C, notabene in Norddeutschland, ich bereite den Artikel über Bauernregeln für Juni für den Gartenbrief vor, die Niederschlagswahrscheinlichkeit laut Wetter App liegt bei 15 Prozent und es regnet in Strömen. Eine Stunde später werden im Wetterbericht auf dem Smartphone die tatsächlichen 27 °C angezeigt, dazu 100 Prozent Sonne und ich sitze in meinem Schreibstübchen, in dem ich die Tischlampe anschalten musste, um überhaupt noch etwas zu sehen. Eigentlich brauche ich ja keinen Wetterbericht, sondern eine verlässliche Wettervorhersage. Wie das aktuelle Wetter ist, erlebe ich schliesslich täglich selbst. Viel interessanter wäre da schon, ob ich bei meiner morgigen Radtour trocken von A nach B komme, oder ob es Bäckerburschen vom Himmel regnet, wenn ich zum Spargelstechen fahre.
Inhaltsverzeichnis
Warum Sie zum Sommer unbedingt auf Grasmücken achten müssen?
Bis Johannisflut zur Monatsmitte ist noch Zeit und schliesslich haben wir am 21. Juni Sommersonnenwende – den längsten Tag des Jahres. Pessimisten meinen an diesem Tag, dass wir nun schon wieder vom Sommer stramm auf den Winter zugehen, da die Tage immer kürzer werden. Und diese Spassbremsen beherzigen natürlich auch eine der schlimmsten Bauernregeln für Juni, die da lautet:
- "Im Juni Bauer bete, dass der Hagel nicht alles zertrete. Juniflut bringt den Müller um Hab und Gut."
Gut, dass ich kein Getreide habe, aber empfindlichen Wein, den es erwischen könnte, viele Beerenobststräucher und für die 15 Tomatenpflanzen wär’s eine totale Katastrophe. Zum Glück finden sich unter den vielen Bauernregeln für Juni auch einige wesentlich optimistischere Prophezeiungen von Anno dazumal. Von daher lautet mein persönlicher Motivationsdevise für die restlichen Wochen des Siebenschläfermonats:
- "Singt die Grasmücke ehe treiben die Reben, will Gott ein gutes Jahr uns geben."
Doch, ich habe mehrere dieser süssen Mini-Sperlinge tatsächlich bei mir im Garten gesehen und: Wer hätte das mit dem "guten Gartenjahr" mehr verdient, als wir Menschen, die doch gerade in den letzten Monaten so sehr unter den vielen Corona-Einschränkungen zu leiden hatten? Da muss uns selbst vor dem berühmt-berüchtigten Siebenschläfer, als dem bekanntester aller Bauernregeln-Tage im Juni, nicht angst und bange werden.
Siebenschläfertag: Eine der immer gültigen Bauernregeln für Juni?
Der Siebenschläfertag ist vielleicht nach den Eisheiligen der meistzitierte Lostag. Oder ist es vielleicht sogar ein Schwendtag, an dem alles schief geht?
Jedenfalls besagt die Bauernregel von Siebenschläfertag folgendes:
Zunächst die eher neutrale Variante, die auch für Sonnenschein empfänglich ist:
- "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt." Ok, damit könnten wir leben.
Und dann aber die viel stärker verbreitete negative Regenvariante:
- "Wenn's am Siebenschläfer regnet, sind wir sieben Wochen mit Regen gesegnet." Shit!
Allerdings: In Anbetracht eines defizitären Grundwasserspiegels, über den Landwirte, Obstbauern und Kleingärtner Jahr für Jahr klagen, wäre mehrtägiger Regen bestimmt keine Katastrophe. In einigen Hobbygärten ist man ja deshalb notgedrungen schon auf trockenheitsverträgliche Stauden umgestiegen, die auch bei leerer Regenwassertonne in den Sommermonaten prächtig gedeihen. Nur, wenn es fast zwei Monate wie aus Giesskannen vom Himmel fällt, ist es dann doch zu viel des Guten und bringt die Ernte in Gefahr. Aber woher kommt diese ziemlich bedrohliche Bauernregel für Juni eigentlich und wie ernst sollte man sie in Zeiten des bisher weitestgehend ungezügelten Klimawandels überhaupt nehmen?
Woher kommt der Siebenschläfertag?
Der 27. Juni, der Tag mit dem Regen an Siebenschläfer (wäre eigentlich nach der gregorianischen Kalenderreform am 7. Juli) hat nichts mit dem possierlichen, Eichhörnchen-artigen Tier zu tun, das für sieben bis acht Monate einen besonders langen Winterschlaf hält. Sein Ursprung liegt vielmehr in einer christlichen Legende, die uns bis in das Jahr 251 zurückführt. Als zu dieser Zeit eine zuvor nie bekannte Christenverfolgung stattfand, versteckten sich sieben junge Männer in einer abgelegenen Höhle des Berges Kalion bei Ephesus, einer kleinasiatischen Stadt auf dem Gebiet der heutigen Türkei. In diesem Versteck wurden sie eingemauert und sollen nach mehreren (glaubhaften?) Überlieferungen bis zum 27. Juni 446 in einen Tiefschlaf gefallen sein. Nachdem diese Höhle mehr oder weniger zufällig geöffnet wurde, erwachten die sieben Männer und erzählten Ihre wundersame Leidens- und Überlebensgeschichte, vor allem aber bezeugten sie den Glauben an die Auferstehung. Diese frohe Botschaft möchte man eigentlich lieber mit Sonnenschein in Verbindung bringen; wie daraus vor allem Regen wurde, will mir nicht ganz einleuchten. Ebenso entzieht sich meiner Kenntnis, ob der 195 Jahre andauernde Tiefschlaf etwas mit den 7 Wochen Regen zu tun haben könnte.
Trefferquote Siebenschläfer liegt bei 75 Prozent
Österreichische Wetterforschern liessen es sich nicht nehmen, die Siebenschläfer-Bauernregel auf ihren (österreichischen) Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wobei man sich hier auch auf die negative Variante (Regen an Siebenschläfer gibt 7 Wochen Regen) konzentrierte.
Während die Messwerte für das Wetter in Innsbruck zu keinem signifikanten Ergebnis führten, ergaben sich für Klagenfurt und Salzburg zumindest brauchbare Signale für die Wahrhaftigkeit des Siebenschläfertages, während man für Wien mit 75 Prozent schon beinahe sensationelle Werte für lang anhaltenden Regen in den sieben Folgewochen nach dem 27. Juni ermittelt hat. Daher drangen die Wetterforscher nun etwas tiefer in die Materie ein, um einen möglichst unwiderlegbaren Beweis für die auch heute noch vorhandene Gültigkeit dieser viel beachteten Bauernregel zu finden. Auf der Habenseite stand beim Wetter folgende Ausgangssituation:
- An einem 27. Juni hat es während der Untersuchungsperiode (deren Dauer ungenannt bleibt) 20 Mal wenigstens einen Liter pro Quadratmeter geregnet.
- Zwischen 28. Juni und 15. August regnete es in Wien während eines normalen Jahres an 19,9 Tagen.
Im nächsten Teil der Untersuchung zum Siebenschläfertag stellte man sich der Frage, ob denn unsere Vorfahren wohl ebenso gute Wetterbeobachter waren, wie die heutigen Meteorologie-Stationen mit ihrer hochsensiblen Technik und künstlicher Intelligenz. Vielleicht ging es denen bei ihren Wetterbeobachtungen überhaupt nicht um den einen oder anderen nassen Tag mehr oder weniger und sie haben in Wirklichkeit schon weit grössere Zusammenhänge erkannt, die sie in ihren Wetterregeln am Siebenschläfertag für die Nachwelt festgehalten haben? Oder Ihnen sind lediglich die besonders nassen Jahre aufgefallen und nicht die, in denen es bloss leicht überdurchschnittlich nass vom Himmel kam. Und überhaupt finden sich in den Überlieferungen dieser Bauernregel für Juni keinerlei auch nur annähernd präzise Angaben zu den Regenmengen (was genau ist nass, was ist viel Regen?), sodass wir uns in der Jetztzeit vielleicht doch lieber an der wesentlich konkreteren und richtig optimistisch stimmenden Wetterprognose orientieren, die da lautet:
- "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie es ist?"
Zurück zur österreichischen Studie: Für Wien jedenfalls lautete das Ergebnis dieser Langzeitanalyse des Wetters auf den Punkt gebracht:
- Je nasser das Wetter die folgenden Wochen im Juni, Juli und August ausfällt, desto schlechter wird die Trefferquote, sodass die relativ guten 75 Prozent für Wien lediglich auf leicht überdurchschnittliche Jahre mit anhaltendem Regen zutrifft. Und was gerade für Bauern noch wichtiger sein dürfte:
- Es lässt sich durchaus bezweifeln, dass es selbst den gewissenhaftesten Wetterbeobachtern unter unseren Vorfahren Jahr für Jahr gelungen sein soll, die tatsächliche Menge aller Tage mit Regen vollständig zu erfassen.
Trocken oder Regen – jedem seine Bauernregeln für Juni?
Auffällig ist vielleicht aber doch, dass es für Juni auffällig viele Regenregeln gibt. Vielleicht weil im Juni anders als im April oder Mai der Regen schon richtig auffällt. Für den 29. Juni, den St. Peterstag, heisst es etwa:
- "Regnet's am St. Peters Tag, drohen 30 Regen Tag"
- Oder: "Juni viel Donner – verkündet trüben (Hoch) Sommer"
Die Juni-Bauernregeln vermitteln aber auch ganz tröstliche Botschaften, so dass Sie, liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, vielleicht doch erst im Spätherbst pflanzen können, was sie im Frühjahr verpasst haben:
- "Stellt der Juni mild sich ein, wird's auch der September/Dezember sein."
Und zum Schluss zeigen wir Ihnen im Folgenden noch mehr Bauernregeln für Juni:
- "Nordwind, der im Juni weht, nicht im besten Rufe steht. Kommt er an mit kaltem Gruss, Gewitter folgen muss."
- "Wenn die Junihitze sich stellt, stellt sich auch die Dezemberkält‘."
- "Wenn an St. Anton (13. Juni) gut Wetter lacht, St. Peter (29. Juni) viel Wasser macht."
- "Regnet es am Johannistag, regnet es noch 14 Tag."
- "Ein Feuer und ein Wasserkessel drauf, das ist des Brachmonds bester Lauf."
- "Reif in der Juninacht, dem Bauern viel Sorgen macht."
- "Wenn kalt und nass der Juni war, verdirbt er fast das ganze Jahr."
- "Kalter Juniregen, bringt Wein und Honig keinen Segen."
- "Juni kalt und nass, lässt leer Scheun und Fass."
- "Gibt’s im Juni Donnerwetter, wird auch das Getreide fetter, aber Juni viel Donner, verkündet trüben Sommer."
- "Im Juni kühl und trocken, dann gibt’s was in die Milch zu brocken."
- "Im Juni Bauer bete, dass der Hagel nicht alles zertrete."
- "Juniflut bringt den Bauer um Hab und Gut."
- "Das Wetter, mit dem die Heuernte beginnt, sich in der Kornernte find’t."
- "Auf einen nassen Sommer fürwahr, folgt Teuerung im nächsten Jahr."
- "Wenn die Nacht zu langen beginnt, die Hitze am stärksten zunimmt. "
- "Verbirgt sich das Tierchen bis Johanni und weiter, wird’s Wetter einstweilen nicht warm und nicht heiter."
- "Der Kuckuck kündet feuchte Zeit, wenn er nach Johanni schreit."
- "Stechen die Mücken und die Fliegen, wird’s Heu nicht lange trocken liegen."
- "Brüllen ängstlich die Küh, ist’s gute Wetter bald perdü."