"Der April macht, was er will…" Ich weiss, damit beginne ich meinen Artikel zu den Bauernregeln für April nicht gerade originell. Aber ich fahre mit dem Sprüche-Klopfen gleich weiter: "Wer nicht hören will, muss fühlen" – Sie kennen sicher diesen etwas schadenfrohen Spruch, der in der Tat nicht wirklich viel mit dem Thema Bauernregeln für April zu tun hat. Oder vielleicht doch? Erinnern Sie sich vielleicht zusätzlich noch an die Baueregel vom März, den wir eben gerade abgeschlossen haben? "Ein schöner März macht den Bauern Schmerz".
Inhaltsverzeichnis
- Meine Gartengeschichte zu März und April
- Ab April wird alles besser? Von wegen! ER macht tatsächlich, was er gerade will!
- April – der zweite Monat des Vegetationsjahres
- April ist, wenn die Turteltauben gurren
- Weitere Zeigertiere im April
- Wettertrends und Bauernregeln für "April, April – der macht, was er will."
- Wie war wo das April-Wetter der letzten Jahre?
- Was die Nistplätze der Elstern mit dem Osterwetter zu tun haben
- Was uns an den Lostagen im April so alles blüht
- 20 Bauernregeln für April für's eigene Kalendarium, aber ohne Gewähr!
Meine Gartengeschichte zu März und April
Jetzt lasse ich aber mal die spruchweisen Rätsel und erzähle meine Geschichte zum gerade vollzogenen Monatswechsel: Da stand doch eines schönen Anfang-März-morgens in unserem dörflichen Landmarkt so ein bunt schillerndes Verkaufsdisplay unübersehbar an der Eingangstür, das beidseitig mit sehr verlockend aussehenden Samentütchen gefüllt war. Kaufrausch hin oder her… jedenfalls hatte ich tagsüber noch so viel Zeit, dass abends sämtliche eigenen wie auch alle verfügbaren nachbarlichen Fensterbretter unseres Zweifamilienhauses mit den in Aussaatschalen und Anzuchttöpfen befüllten Tomaten-, Gurken- und Sonnenblumensamen vollgestellt waren. In den folgenden ein bis gut zwei Wochen ging fast alles perfekt auf und mein gärtnerisches Glück konnte nicht grösser sein, ja mutierte gar zu Stolz, als schliesslich kurz nach der Monatsmitte sogar die Aussentemperaturen kontinuierlich bis auf über 20 °C nach oben schnellten. Ja gut – genau bis zum 31. März, denn während der Nacht zum 2. April sind wir hier gerade noch so am Bodenfrost vorbeigeschrammt. Von daher macht ein schöner März auch dem Hobbygärtner Schmerz – wenn ihn der Eifer übermannt, und wenn ihn der April in die harte und kalte und unberechenbare Realität des Frühlings zurückbringt.
Das ist es auch nur ein kleiner Trost, dass der Frühling früher noch viel unberechenbarer war. Auch die Älteren und Ältesten werden sich kaum daran erinnern, dass der Bodensee im Jahre des Herrn 1573 bis zum 1. April für volle 60 Tage komplett zugefroren war.
Ab April wird alles besser? Von wegen! ER macht tatsächlich, was er gerade will!
Für uns wetterabhängige Gärtner kann es im April noch viel gefährlicher werden, denn eine der gemeinsten Bauernregeln im April sagt voraus: "Mondhelle Nächte im April, schaden der Baumblüte viel." Was dann auch erklärt, warum sich meine gerade im Aufblühen befindliche Magnolie mehr und mehr mit dunkelgelben bis hellbraunen Spitzen statt in eine reinweissen Kleid zu präsentieren beginnt. Womit wir es in diesem Monat noch alles zu tun bekommen könnten, lässt sich im Grunde schon aus den vielen alten Namen des April ableiten, die da sind:
- Ostaramanoth (abgeleitet von der alten germanischen Göttin Ostara);
- Launing (was auf die Launenhaftigkeit dieses Monats schliessen lässt);
- Knospen-, Keim- und Ostermonat;
- Gauchmonat (der Kuckuck=Gauch lässt als Frühlingsbote von sich hören); Gauch hat aber auch die Nebenbedeutung "Dummkopf", "Narr", was ich ja jetzt leicht auf mich selber beziehen könnte (siehe oben…)
April – der zweite Monat des Vegetationsjahres
Vom Ursprung her war der April im altrömischen Kalender der zweite Monat des Jahres, der Monat, in dem sich alles öffnet. Das Wort April geht auf das Verb "aperire" (öffnen) zurück, bezieht sich auf die Bildung von Knospen und Blüten, bedeutet also so viel wie Auferstehung der Natur. Vollständig einig sind sich die Historiker und Sprachwissenschaftler allerdings bis heute nicht, da der Monatsname ebenso gut auch in Anlehnung an die griechische Göttin Aphrodite – ehemals verantwortlich für Liebe und Tod – entstanden sein könnte. Was auch immer zu dieser Wortschöpfung beigetragen haben mag, eine der markantesten Bauernregeln für April galt damals und trifft auch heute noch genauso zu:
- "Bald trüb und rau, bald licht und mild, April, des Menschen Ebenbild."
April ist, wenn die Turteltauben gurren
Wer einen Garten etwas abseits der Grosstädte sein Eigen nennt, kennt dieses charakteristische Geräusch, das nicht unbedingt übermässig laut, dafür aber sehr ausdauernd ist.
Video: Türkentaube (Streptopelia decaocto)
Hören Sie doch einfach mal kurz rein, wie entzückend diese Täubchen gurren, von denen Sie übrigens aus gutem Grund sehr aufmerksam bei der Aussaat beobachtet werden. Diese Vögel (als Symbol für Verliebte, Frieden und Hoffnung bekannt) lieben die Samen von Blumen und Gräsern über alles, leben aber auf ihren Bäumen sehr versteckt. Dank einer viel zu intensiv betriebenen Landwirtschaft haben wir seit 1980 in Deutschland fast 90 Prozent dieser possierlichen Samendiebe (2020 zum Vogel des Jahres gewählt) verloren. Tendenz weiter sinkend, da die Tiere fatalerweise in 10 EU-Staaten für Freizeitjäger und Vogelfänger zum Abschuss freigegeben sind. Neben den Turteltauben als Zeigertiere (von Mitte April bis Anfang Juli) in den Bauernregeln für April lassen sich in unseren Gärten in diesen Wochen auch die ersten Schmetterlinge, Marienkäfer sowie Grasmücken blicken und leider beginnt damit auch wieder die lästige Zeckenzeit.
Weitere Zeigertiere im April
Sie können sich im April gerne noch an weiteren Tierphänomenen in historischer Reimform orientieren:
- "Kommt die Weihe geflogen, so ist der Winter verzogen."
- "Kommt die wilde Ent‘, hat der Winter ein End."
- "Wenn die Grasmücken fleissig singen, werden sie zeitig Lenz uns bringen."
Wettertrends und Bauernregeln für "April, April – der macht, was er will."
Vergleicht man die Einschätzungen der Meteorologen über die Grosswetterlage im April von heute mit denen, die vor über 100 Jahren veröffentlicht wurden, sprechen die Fakten für eine deutliche Unstetigkeit.
Anfang des 19. Jahrhunderts war in einer historischen Wetterbeobachtung zu lesen: "Beginnt sich die Vegetation Anfang April schnell zu entwickeln, so lässt dies stärkere Nachtfröste erwarten. Sind die ersten Tage des April mild, trübe und regnerisch, deutet dies auf kurzfristige (am 8.4.) Wärme, welcher ab der zweiten Woche jedoch meist stürmische, kalte Tage folgen. Nachtfröste sind nach dieser Regel am ehesten im letzten Drittel zu erwarten, wenn der Wald schon ergrünt ist." Diese spruchgewordenen Erfahrungen erinnern fatal an Muphy’s Law: Alles was schiefgehen kann, geht auch wirklich schief…
In den Prognosen der Jetztzeit ist die Negativität dieser Aussage zwar nicht wirklich ins Positive gekehrt, immerhin muss aber nicht immer zwangsweise mit dem Schlimmsten gerechnet werden: "Der April zeichnet sich durch seine Inkonsequenz aus. Es gibt keine eindeutigen Tendenzen. In den ersten Tagen Neigung zu stärkeren Regenfällen und böig-stürmischen Winden. Statistisch herrscht der tiefste Luftdruck des Jahres."
Wie war wo das April-Wetter der letzten Jahre?
Was das in konkreten Zahlen und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Messwerte in den verschiedenen deutschsprachigen Regionen für April im Vergleich mit dem Wetter vom Februar (untere Werte in Klammern) bedeutet, zeigt die folgende Übersicht sehr deutlich: Irgendwie geht es ja doch ein bisschen vorwärts und sogar aufwärts…
Region | Höchst- tem- peraturen (°C) |
Tiefst- tem- peraturen (°C) |
Duch- schnitts- tem- peraturen (°C) |
Nieder- schlags- menge (mm) |
Nieder- schlags- tage |
Sonnen- schein- dauer in Stunden |
Nieder-Österreich | 14,5 (3,2) |
5,7 (-2,5) |
10,1 (0,35) |
45 (44) |
13 (14) |
6,1 (3,0) |
Österreichische Alpen | 15,5 (4,2) |
3,9 (-4,5) |
9,0 (-0,15) |
55 (52) |
14 (13) |
5,5 (3,8) |
Schweizer Alpen | 17,1 (8,7) |
6,5 (-0,7) |
11,8 (4,0) |
148 (67) |
10 (6) |
6,2 (5,1) |
Schweiz Kanton Aargau | 14,9 (5,0) |
4,3 (-2,3) |
9,6 (1,35) |
80 (70) |
11 (10) |
5,8 (2,8) |
Deutsche Alpen | 8,9 (1,7) |
1,1 (-4,4) |
5,0 (-1,35) |
83 (40) |
13 (10) |
5,2 (3,6) |
Bodensee | 13,8 (3,7) |
2,3 (-4,3) |
8,05 (0,3) |
60 (56) |
14 (15) |
6,2 (2,5) |
München | 12,6 (3,6) |
2,6 (-4,0) |
7,6 (-0,2) |
75 (52) |
12 (10) |
5,2 (3,0) |
Schwarzwald | 10,6 (2,0) |
2,3 (-4,3) |
6,45 (-1,15) |
105 (167) |
17 (17) |
5,6 (2,8) |
Bayerischer Wald | 7,2 (-0,6) |
0,6 (-6,1) |
3,9 (-3,35) |
82 (89) |
16 (17) |
4,7 (2,1) |
Erzgebirge | 15,6 (5,2) |
-5,7 (-14,1) |
4,95 (-4,45) |
80 (68) |
14 (14) |
4,8 (2,0) |
Thüringer Wald | 16,1 (6,1) |
-5,5 (-13,2) |
5,3 (-3,55) |
77 (91) |
15 (20) |
4,8 (2,2) |
Harz | 9,4 (2,5) |
1,1 (-4,9) |
5,25 (-1,2) |
85 (118) |
17 (18) |
6,1 (2,9) |
Frankfurt am Main | 14,2 (5,2) |
3,9 (-1,6) |
9,05 (1,8) |
52 (40) |
10 (8) |
5,4 (2,7) |
Eifel | 9,3 (1,8) |
2,3 (-3,0) |
5,8 (-0,6) |
64 (60) |
12 (12) |
5,1 (2,8) |
Köln | 13,8 (6,2) |
3,6 (-1,2) |
8,7 (2,5) |
55 (48) |
11 (10) |
5,2 (2,8) |
Lüneburger Heide | 13,0 (3,4) |
2,6 (-3,0) |
7,8 (0,2) |
52 (53) |
16 (16) |
6,2 (2,5) |
Berlin | 12,9 (3,6) |
1,1 (-2,1) |
8,5 (0,75) |
41 (34) |
9 (8) |
5,3 (2,6) |
Mecklenb. Seenplatte | 20,3 (9,0) |
-3,2 (-12,5) |
8,55 (-1,75) |
43 (31) |
15 (13) |
5,7 (2,3) |
Hamburg | 11,9 (3,8) |
3,0 (-1,8) |
7,45 (1,0) |
51 (41) |
10 (9) |
5,4 (2,4) |
Deutsche Bucht | 8,1 (3,0) |
4,3 (0,1) |
6,2 (1,55) |
39 (43) |
9 (10) |
6,6 (2,4) |
Ostseeküste | 9,4 (1,1) |
3,3 (-2,8) |
6,35 (-0,85) |
33 (31) |
15 (16) |
5,6 (2,3) |
Quelle: Bernhard Michels "Altes Wetterwissen wieder entdeckt" BLV Verlag 2011
Was die Nistplätze der Elstern mit dem Osterwetter zu tun haben
Aufgrund seiner dreijährigen Beobachtung der diebisch veranlagten Elstern hat Bernhard Michels – seines Zeichens Autor des Buches "Altes Wetterwissen wieder entdeckt", auf das ich mich auch bei den Bauernregeln für April unter anderem gestützt habe – festgestellt, dass sich die künftige Wetterentwicklung aus der Höhe ihres Nistplatzes ableiten lässt. Demzufolge kann mit einem durchschnittlichen Frühling gerechnet werden, wenn Elstern direkt in der Baumkrone nisten. Durchwachsener, also mit plötzlichen Umschwüngen der Temperaturen und viel Wind entwickelt es sich im April wettermässig, wenn das Nest zur Baummitte und auffällig dicht am Stamm gebaut wurde. Daraus liesse sich für unsere gärtnerischen Aktivitäten schliessen, dass in der Karwoche besser keine Kartoffeln auf dem Acker gelegt werden. Und mit der in vielen Regionen üblichen Gründonnerstagssuppe aus 7 oder 9 verschiedenen frisch geernteten Kräutern wird es dann wohl ebenfalls schwierig.
Meine schwarzgefiederten Weintraubendiebe beobachten ihre Lieblingspflanzen nunmehr schon das zweite Jahr aus einer im Sommer perfekt belaubten Eichenkrone in ca. 12 Meter Höhe – jederzeit fressbereit! Falls sich in der Nähe Ihres Gartens auch so eine Niederlassung diebischer Elstern befindet, können sie sich immerhin mit folgender Bauernregel trösten:
- "Eine Elster allein ist schlechten Wetters Zeichen, doch fliegt das Elsterpaar, wird`s schlechte Wetter weichen."
Was uns an den Lostagen im April so alles blüht
Ein Ereignis der besonderen Art steht uns am 15. April mit dem Kuckuckstag, einem von insgesamt acht Lostagen des zweiten Lenzmonats ins Haus. Zu dieser Zeit kehren derart Wandervögel gewöhnlich aus dem Süden zurück und wer an diesem Tag einen Kuckuck hört, sollte seine Schreie ganz genau mitzählen, um zu wissen, wie viele Lebensjahre man noch vor sich hat. Wer dabei noch ein paar Münzen in seiner Hosentasche zum Klimpern hat, kann darüber hinaus sicher sein, dass ihm sein Geld das gesamte Jahr über nicht ausgehen wird.
Am 13. und 14. April haben wir es sogar mit einem doppelten Lostag zu tun, wobei die traditionsbewusste Bauernschaft den Tiburtiustag (14.4.) bis heute als "Frühlingsvorbote" feiert. Für den 13. gilt als Bauernregel für April, dass sich das gerade aktuelle Wetter von jetzt an ganze 30 Tage konstant halten soll. Ansonsten kann an diesem Lostag davon ausgegangen werden: „Wenn Tiburtius schellt, grünen Wiesen und Feld.“
Der 22. April ist ein Lostag neueren Datums – auch als Earth Day bekannt. Seine Premiere hat am 22. April 1970 in den USA stattgefunden. Über 22 Millionen Amerikaner gingen an diesem Tag auf die Strasse, folgten damit dem Aufruf des Senators Gaylord Nelson und setzten sich im Sinne unseres damals schon sehr geschundenen Planeten für Autoverzicht, Müllsammlungen, Baumpflanzungen und andere umweltfreundliche Aktionen ein.
Und schliesslich der 30. April – besser bekannt als Walpurgisnacht – in der sich bis zum Morgen des 1. Mai nun die allerletzten Wintergeister austoben werden. "Um Walpurgis fährt der Saft in die Birken." gilt als Bauernregel für April an diesem letzten Tag des Monats ebenso wie "Regen in der Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht."
20 Bauernregeln für April für's eigene Kalendarium, aber ohne Gewähr!
- "Je früher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Schnitter zur Ernte zieht."
- "Siehst du schon gelbe Blümlein im Freien, magst du getrost den Samen streuen."
- "April windig und trocken, macht alle Wachstum stocken."
- "Wohl 100-mal schlägt das Wetter um, das ist des Aprils Privilegium."
- "April dein Segen heisst Sonne und Regen, nur den Hagel, den häng an den Nagel."
- "Aprilwetter und Kartenglück, wechseln jeden Augenblick."
- "April, nass und kalt, wächst das Korn wie ein Wald."
- "Wenn der April Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht."
- "Donner im April, viel Gutes künden will."
- "Nasser April und windiger Mai, bringen ein fruchtbares Jahr herbei."
- "Marienkäfer, die im April schon schwirren, können im Mai dann erfrieren."
- "Hat der April mehr Regen als Sonnenschein, wird es im Juni trocken sein."
- "Ist der April zu gut, schickt er dem Schäfer Schnee auf den Hut."
- "Erbsen säh‘ Ambrosius (4. April), so tragen sie reich und geben Mus."
- "Tiburtius kommt mit Sang und Schall, mit ihm kommen Kuckuck und Nachtigall."
- "Regnet’s vorm Georgitag (22. April), währet lang des Segens Plag, aber wenn vor Georgi Regen fehlt, wird man nachher damit gequält."
- "So lange der Buchenwald vor oder nach Georgi grün wird, so lange vor oder nach Jacobi (25. Juli) fällt die Ernt‘."
- "Kommt St. Georg mit dem Schimmel geritten, so kommt ein gutes Frühjahr vom Himmel."
- "Was St. Markus (24. April) an Wetter hält, so ist‘s auch mit der Ernt‘ bestellt."
- "Vor Markustag der Bauer sich hüten mag, denn wenn’s vor Markus warm ist, wird’s nachher kalt."