Weisst du schon, was du vor dem Winter noch alles im Garten erledigen musst? Ich weiss es jedenfalls nicht. Immerhin meine ich zu wissen, was alles im Herbst nicht notwendig ist oder sogar kontraproduktiv sein kann. Allerdings predige ich das schon seit Jahrzehnten, ohne richtig erhört zu werden. Ich muss also deutlicher, sehr deutlich werden…
Inhaltsverzeichnis
- Die 10 Gebote
- 1. Du sollst nicht schneiden!
- 2. Lasse dich nicht verführen… Nein, auch Rosen sollst du nicht schneiden.
- 3. Du sollst nicht laubrechen. Und sowieso nicht laubbläsern.
- 4. Wenn wir gerade dabei sind: Du sollst deinen Grün-Abfallkübel nicht füllen.
- 5. Du sollst nicht jäten.
- 6. Du sollst im Herbst nicht düngen.
- 7. Ja bitte sehr, zuhören! Du sollst auch deinen Rasen im Herbst nicht düngen.
- 8. Mist! Auch Mist sollst du im Herbst nicht ausbringen.
- 9. Du sollst deine Beete nicht sauber abernten und abräumen:
- 10. Du sollst Zitruspflanzen und Kübelpflanzen nicht vorzeitig ins Garagengefängnis bringen, sondern so lange wie möglich draussen lassen.
- 11. Bonus-Gebot
Die 10 Gebote
Hier also die 10 Gebote, eigentlich die 10 Verbote zum Herbstgarten!
1. Du sollst nicht schneiden!
Es gibt fast keine Pflanze, die im Herbst geschnitten werden sollte. Warum auch: Jedes grüne Blättchen hilft noch, Energie zu produzieren und für den Winter zu speichern. Das aggressivitätshemmende und kompensatorische Schnipp-Schnapp mag einen therapeutischen Wert haben, aber den Pflanzen nützt es weitestgehend gar nichts. Im Gegenteil: Es schadet, weil es die Pflanzen schwächt.
2. Lasse dich nicht verführen… Nein, auch Rosen sollst du nicht schneiden.
Es ist mir bis heute ein Rätsel, warum das Rosenschneiden im Herbst so wichtig sein soll. Wie viel schöner ist es doch, nach einem milden Herbst, im November oder Dezember Rosenknospen im Schneekleid fotografieren zu können. Ehrlich gesagt soll das Rosenschneiden im Herbst wohl nur die Unfähigkeit des Rosengärtners kaschieren, wenn seine Rosen schon seit Mitte August fast blattlos dastehen. Aber das ist ein anderes Thema…
3. Du sollst nicht laubrechen. Und sowieso nicht laubbläsern.
Laub gehört auf den Boden, wohin denn sonst. Und da kann es ruhig bleiben. Ja, zugegeben, vom Rasen darf man es ungestraft entfernen, aber bitte auch nur ins Beet hinein oder zum Nachbarn und nicht in den Grün-Abfallkübel. Übrigens wissen die Allerwenigsten, dass Laubbläser gar nicht fürs Laub erfunden wurden, sondern um die Party des Gartennachbarn zu stören oder sonst Trübsal zu blasen.
4. Wenn wir gerade dabei sind: Du sollst deinen Grün-Abfallkübel nicht füllen.
Es ist eine seltene Gnade und ein unverdienter Segen, dass keine Pflicht besteht, den Grün-Abfallkübel jede Woche randvoll zu füllen. Aber auch das wissen nur die wenigsten Gärtner…
5. Du sollst nicht jäten.
Jetzt jedenfalls nicht oder nicht mehr. So segensreich stimmungshebend diese bodennahe Tätigkeit im Sommer und Frühling auch sein mag, jetzt ist sie – verlorene Liebesmüh. Einjährige Unkräuter sterben eh ab und mehrjährige können gerne auch bis zum Frühling warten. Es ist fast ebenso wie Unkraut unausrottbare Fehlinformation, dass der Winterboden im Garten braun und dreckig sein soll, frei von Unkräutern und ohne Laubdecke…
6. Du sollst im Herbst nicht düngen.
Die Botschaft ist eigentlich kinderleicht zu verstehen, aber sie will und will nicht ankommen. Im Herbst braucht die Pflanze in gemässigten Zonen mit Winterkälte ganz einfach keinen Dünger, sie verliert die Blätter und geht, mehr oder weniger freiwillig, in den Winterschlaf. Vielleicht sollte ich doch noch etwas deutlicher werden, damit die Botschaft ankommt: Wer bitte trinkt noch zwei Espressi kurz vor der Bettruhe? (HMM, ich… Vielleicht sollte ich meine Beispiele nicht so direkt aus dem Leben nehmen, das stimmt nämlich nie!)
7. Ja bitte sehr, zuhören! Du sollst auch deinen Rasen im Herbst nicht düngen.
Eigentlich hätte ich gemeint, dass das selbstverständlich wäre. Und Rasen ist sowieso nicht ganz so wichtig, wie er sich aufführt. Aber selbst Online-Biogärtner versuchen ihren nichtsnutzigen Rasen-Herbstdünger ebenso hartnäckig wie unverfroren unter die Leute zu bringen. Ein im Frühling und Sommer gut ernährter Rasen braucht im Herbst gar nichts mehr. Und wenn er es, verführt von Newslettern wie diesem doch bekommt, dann wird der Dünger frisch fröhlich in tiefere, für Rasenwurzeln nicht erreichbare Bodenregionen ausgespült. Aber Gärtner brauchen ja auch unbedingt eine Aufgabe. Und ein Garten, der etwas auf sich hält, braucht selbstverständlich Betreuung.
8. Mist! Auch Mist sollst du im Herbst nicht ausbringen.
Der Grund für Herbstmist ist einzig und allein, dass die Tiere auch im Herbst und Winter keine Ruhe geben und einfach weiterk…. Wer im Herbst sein Beet oder gar seine Rosen mistet, der trägt Wasser in den Rhein oder wahlweise in die Nordsee: Die Nährstoffe werden grösstenteils über den Winter ausgespült.
9. Du sollst deine Beete nicht sauber abernten und abräumen:
Ein Apfel hier und da auf dem Baum, eine Hagebutte an der Rose, und die übriggebliebenen Salate auf dem Gemüsebeet sind … eine wahre Winterzierde. Sie ernähren die nichtmenschlichen Gartenbewohner und sie bekleiden den schutzlosen Boden. Und sie sind ein erholsamer Kontrastpunkt zur aufgeräumten und gestaubsaugerten Wohnung
10. Du sollst Zitruspflanzen und Kübelpflanzen nicht vorzeitig ins Garagengefängnis bringen, sondern so lange wie möglich draussen lassen.
Wer geht schon frühzeitig ins Gefängnis, um seine Strafe abzusitzen, wenn er nicht unbedingt muss?
11. Bonus-Gebot
Du sollst umgestürzte Pflanzen in Ruhe lassen. Jedenfalls bis der Sturm vorbei ist. Umgefallene Pflanzen liegen ganz gut, falls sie Schaden genommen haben, ist das nicht mehr zu verhindern. Wenn man sie aber viel zu früh wieder aufstellt, lange bevor der Herbststurm wirklich zur Ruhe kommt, dann fällt die Pflanze ganz einfach ein zweites Mal um, worauf die Gärtnerin…. Ich gebe aber zu, dass dieses Gebot es mit Fug und Recht nicht ganz unter die ersten 10 geschafft hat. Es ist mir aber lieb und wichtig, weil ich in einem Föhntal lebe.
Ich höre schon die verzweifelten Hilferufe: Was bitte darf ich denn noch überhaupt im Garten machen? Wie soll ich meine immer grauer und leerer werdenden Gartentage und -stunden verbringen. Was ist das nur für ein Leben?Die Antwort ist ebenso einfach wie vorhersehbar: Pflanzt, Freunde, pflanzt!
Herzliche Grüsse,
Markus Kobelt