Kartoffeln im Topf anzubauen, wurde diesen Sommer zu einer spannenden gärtnerischen Erfahrung. Dabei schien daran anfangs nichts ungewöhnlich: Warum sollten Kartoffeln nicht auch im Topf wachsen? Diese Kartoffelanbau-Methode ist schliesslich eine gute Lösung für alle, die keinen Garten haben oder gerade kein freies Beet finden. Also habe ich vier Sorten Kartoffeln, die man als Saatkartoffeln kaufen kann, in Töpfe gesetzt. Dann kam unser Chef Markus unerwartet mit weiteren Kartoffelpflänzchen von seinen Züchtungsfeldern auf mich zu, bezeichnet mit den vorläufigen Namen 'DS 94', 'DS 103' und 'DS 192'. Also wurden auch diese Kartoffeln getopft und aufgestellt. Das versprach eine üppige Kartoffelernte zu werden! In meinen Kartoffel-Fantasien tauchten Bilder von ausgelassenen Erntefesten auf, zusammen mit allen Kolleginnen und Kollegen, die hier in der Lubera-Baumschule in Bad Zwischenahn arbeiten. Doch dann kam der Regen, und das wieder und wieder, und alles kam anders, als gedacht. Für ein grosses Erntefest hätte ich jedenfalls Kartoffeln kaufen müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung - Kartoffeln im Topf
- Kartoffeln im Topf: Gute Ernten und tolle Optik
- Kartoffeln vorkeimen
- Häufige Fehler beim Vorkeimen:
- Wann solltest du deine Kartoffeln in den Topf setzen?
- Welche Erde eignet sich für Kartoffeln im Topf?
- Anhäufeln der Kartoffeln
- So gehst du vor beim Anhäufeln deiner Kartoffeln im Topf:
- Kartoffelsorten für den Anbau im Topf
- Meine Kartoffelsorten im Topf
- Regen überm Ammerland – schweres Schicksal für meine Kartoffeln im Topf
- Kartoffelpest und Kartoffelrevolution: Erst starben die Kartoffeln, dann die Menschen
- Neue Kartoffelsorten retten Menschenleben
- Schutz vor der Witterung für deine Kartoffeln im Topf
- Sorten im Vergleich: Kartoffelernte Ende Oktober
- Geschmack und Verwendung der neuen resistenten Garten- und Topfkartoffeln von Lubera
Zusammenfassung - Kartoffeln im Topf
- Aus einer Mutterknolle können etwa 15 bis 25 neue Kartoffeln im Topf entstehen.
- Wähle gesunde, resistente Kartoffelsorten für deine Kartoffeln im Topf aus. Lubera bringt ab 2024 neue absolut resistente Garten- und Topfkartoffeln auf den Markt.
- Es ist vorteilhaft, die Saatkartoffeln vorkeimen zu lassen, bevor sie in den Topf gesetzt werden, um die Kulturzeit für die Kartoffeln zu verkürzen.
- Die Bodentemperatur sollte, beim Saatkartoffeln setzen, mindestens bei 7° C für vorgekeimte Kartoffeln liegen, und bei 10° C für nicht vorgekeimte Saatkartoffeln.
- Häufele deine Kartoffeln im Topf an. An den angehäufelten Stängeln entwickeln sie dadurch neue Wurzeln aus, an denen sich zusätzliche Knollen entwickeln. Dazu verhindert die Erde, dass die oberen Kartoffeln grün werden.
- Nässe führt bei Kartoffelpflanzen schnell zur Infektion ihres Laubs mit mit Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) und Pilzkrankheiten. Spare das Laub daher beim Giessen aus.
Kartoffeln im Topf: Gute Ernten und tolle Optik
Kartoffeln im Topf ergeben gute Ernten, vorausgesetzt, das Wetter sagt ihnen zu. Sie mögen es warm und sonnig, und verabscheuen Nässe und Dürre. In einem guten Kartoffeljahr können aus einer Mutterknolle etwa 15 bis 25 neue Kartoffeln im Topf entstehen. Orientiere dich also am besten, bei der Wahl des Pflanzgefässes für deine Kartoffeln, an dieser beeindruckenden Menge. Es wäre zu schade, wenn der Topf oder Kübel der Entwicklung deiner Kartoffelpflanze nicht Stand hält. Ein Topf sollte mindestens 15 Liter fassen.
Deinen Kartoffelanbau im Topf startest du mit dem Setzen von Mutterknollen. Du kannst dafür spezielle Saatkartoffeln kaufen, die du in die Topferde setzt. Während im Verborgenen unter der Erdoberfläche die begehrten Knollen heranwachsen, entwickelt sich oberirdisch eine bis zu einem Meter hohe Pflanze. Aus jeder Mutterknolle wachsen bis zu zehn Triebe mit üppigem gefiedertem Laub. Zur Blütezeit heben sich die vielen weissen oder violetten Blüten hübsch vom kräftigen Grün des Laubs ab. Sehr zur Freude des Balkongärtners, machen sich an ihren gelben Staubbeuteln gerne Bienen und Hummeln zu schaffen, obwohl auch Windbestäubung funktionieren würde. Daraufhin schmücken grüne Beeren mit Kartoffelsamen deine Pflanzen, die aber ungeniessbar, ja sogar giftig sind. Weil eine gesunde Kartoffelpflanze im Topf attraktiv aussieht, verschwimmen hier die Kategorien Nutzpflanze und Zierpflanze.
Zur Erntezeit findet diese Nutz- und Zierpflanze aber ein jähes Ende. Um an die Knollen zu gelangen, nimmst du die Kartoffelpflanzen aus ihrem Topf. Die Knollen haben sich im Wurzelbereich deiner Kartoffelpflanzen entwickelt, wo sie ihnen als Nährstoffspeicher dienen. Packe die Pflanze bei ihren Stängeln und schüttele sie energisch. Alle Kartoffelknollen, die jetzt noch nicht freiwillig aus dem Wurzelbereich der Kartoffelpflanze herausgefallen sind, pflückst du jetzt mit den Händen. Und? Wie viele Knollen sind bei dir aus der ursprünglich gesetzten Mutterknolle entstanden? Dieser Geburtshilfeakt zur Erntezeit ist jedes Mal wieder ein spannender Augenblick.
Kartoffeln vorkeimen
Du kannst deine Saatkartoffeln natürlich auch direkt in den Topf setzen. Es hat aber Vorteile, die Saatkartoffeln erst einmal vorkeimen zu lassen.
Beim Vorkeimen von Kartoffeln werden deine Knollen dazu angeregt, vor dem Pflanzen kräftige, grüne Triebe zu bilden. Die Vorkeim-Prozedur dient dazu, die Kulturzeit für die Kartoffeln zu verkürzen.
Möchtest du deine Kartoffeln ebenfalls vorkeimen, starte frühestens Anfang Februar damit, deine bestellten Saatkartoffeln zum Keimen zu bringen.
Die Methode des Vorkeimens gelingt ganz einfach in Eierkartons. Lege die Kartoffelknollen aufrecht in die Mulden des Eierkartons, und stelle ihn an einen hellen, unbeheizten, aber frostfreien Ort auf.
Bild: Die Saatkartoffeln stehen zum Vorkeimen aufrecht in den Mulden eines Eierkartons. Sind die Triebe 2 Zentimeter lang, lassen sich die Kartoffeln im Topf weiter kultivieren.
Statt in den Eierkarton lassen sie sich auch in leicht feuchte Pflanzerde setzen.
Bild: Kartoffeln lassen sich auch in leicht feuchter Erde vorkeimen, in die sie aufrecht und bis zur Hälfte versunken, eingesetzt werden. Vorgekeimt haben diese Kartoffeln im Topf einen besseren Start.
Nachdem du deine Pflanzkartoffeln zum Vorkeimen gesetzt hast, sind sie in etwa 4 bis 6 Wochen pflanzfertig. Das erkennst du auch daran, dass die Triebe dann kräftig, grün und etwa 2 Zentimeter lang sind.
Häufige Fehler beim Vorkeimen:
- Die Temperatur beim Vorkeimen ist zu warm. Die Umgebung sollte während des Vorkeimens nicht wärmer sein, als die Aussentemperatur, in die die Knollen später gepflanzt werden. Wenn es die Kartoffeln im Topf draussen nicht ähnlich warm vorfinden, wie zur Vorkeimzeit, werden sie erst einmal schmollen.
- Die Kartoffeln haben zu wenig Licht beim Vorkeimen.
- Das mögen deine Saatkartoffeln definitv nicht: einen zu dunklen Ort zum Keimen. Bei Lichtmangel bekommen sie lange, brüchige Triebe, die sich kaum noch ohne Beschädigung pflanzen lassen.
Wann solltest du deine Kartoffeln in den Topf setzen?
Für Kartoffeln im Topf gilt das Gleiche wie für Kartoffeln im Beet: Wichtiger noch als das Vorkeimen der Kartoffeln ist die Bodentemperatur, in die du die Kartoffeln einpflanzt. Die Bodentemperatur im Topf sollte mindestens 7° C für vorgekeimte Kartoffeln und 10° C für nicht vorgekeimte Knollen betragen. Das ist, je nach Region und Saison, ab Ende März der Fall. Je länger deine Kartoffeln im Topf anschliessend Zeit zum Wachsen haben, desto höher wird dein Ertrag ausfallen. Sind deine Kartoffeln bereits seit März im Topf, kannst du eine frühe Ernte schon Anfang Juni erwarten. Der Erntezeitpunkt ist aber auch abhängig von den Sorteneigenschaften deiner Kartoffelsorte.
Welche Erde eignet sich für Kartoffeln im Topf?
Die richtige Pflanzerde für deine Kartoffeln im Topf zu finden, ist glücklicherweise recht unproblematisch, da sie keine besonderen Ansprüche an den Boden haben. Kartoffelpflanzen bevorzugen aber eine durchlässige und nahrhafte Erde. Unsere torfreduzierte, strukturstabile Fruchtbare Erde Nr. 1, die Topf- und Kübelerde, eignet sich perfekt. Ihre Genügsamkeit in Bezug auf die Bodenqualitität hat Kartoffeln zur viertwichtigsten Feldfrucht der Menschheit werden lassen. Sobald aber der Boden austrocknet oder zu nass wird, kann es für die Kartoffelpflanze kritisch werden.
Anhäufeln der Kartoffeln
Das Anhäufeln der Kartoffeln ist eine bewährte Methode, deine Kartoffeln zu Höchstleistung anzutreiben. Dazu werden alle Triebe zur Hälfte ihrer Höhe mit Erde angehäufelt, sobald sie 20 Zentimeter aus der Erde herausschauen. Das bringt zwei wesentliche Vorteile:
- Die Stängel entwickeln im angehäufelten Bereich sogenannte Adventiv-Wurzeln aus. An ihnen bilden sich zusätzliche Knollen und der Ertrag erhöht sich.
- Die angehäufelte Erde verdeckt Knollen, die vorwitzig aus der Erde herausschauen. Unbedeckt werden die obersten Kartoffeln schnell grün und dadurch leicht giftig.
So gehst du vor beim Anhäufeln deiner Kartoffeln im Topf:
- Befülle zuerst ein Drittel deines Topfs mit Pflanzerde und lege deine Saatkartoffeln darauf.
- Bedecke die Kartoffeln mit einer leichten Schicht Erde. Der Topf ist nun halb gefüllt.
- Sobald die Triebe etwa 20 Zentimeter aus der Erde herausschauen, füllst du Erde nach. Die Triebe sollten nach dem Auffüllen der Erde nur noch 10 Zentimeter aus der Erde herausschauen.
Kartoffelsorten für den Anbau im Topf
Für den Anbau deiner Kartoffeln im Topf eignet sich jede Kartoffelsorte, die du auch ins Gartenbeet pflanzen würdest. Hier einige Beispiele, die als Kartoffeln im Topf eignen:
- Frühe Kartoffelsorten wie die aromatische 'Sarpo Una' und die robuste 'Vitabella' sind die perfekte Kartoffelsorten für die schnelle Kultur, und können bereits im Juli geerntet werden.
Bild: Die Kartoffelpflanze 'Sarpo Una' gehört zu den Aromakartoffeln mit einer kurzen Kulturdauer.
- Mittelspät reifende Sorten, die sich gut im Kübel machen, sind die rotfleischige 'Red Emmalie', die nussig-delikate 'Blaue Anneliese' und die cremige 'Acoustic'.
Bild: Cremig und aromatisch ist die Saatkartoffel 'Acoustic. Zusätzlich ist resistent gegen Krautfäule.
- Eher spät, dafür aber reichlich Knollen reifen bei der gesunden Sorte 'Axona'.
Bild: Die Kartoffelpflanze Solasana 'Sarpo Axona' gehört zu den rotschaligen Sorten und wächst im Speedpot.
Meine Kartoffelsorten im Topf
Ich habe die Sorten 'La Ratte', 'Red Emmalie', 'Dunastar' und 'Heiderot' als Saatkartoffeln in Kübel gesetzt. Von jeder Sorte landeten 4 Saatkartoffeln in der Erde.
Bild: Die Saatkartoffel 'La Ratte' ist eine französische Delikatesskartoffel für Feinschmecker.
Bild: Die Saatkartoffeln 'Red Emmalie' haben ein kräftiges rotes Fruchtfleisch mit einer leicht cremigen Konsistenz. Der Geschmack ist süsslich.
Bild: Die Saatkartoffeln 'Dunastar' hat eine rötliche Schale, die einen schönen Kontrast zu dem gelben Fruchtfleisch darstellen.
Bild: Die Saatkartoffel 'Heiderot' ist eine sehr robuste Kartoffel mit einem kräftig roten Fleisch für farbenfrohe Gerichte.
Und dann kam wie gesagt noch unser Chef Markus mit zahlreichen kleinen Kartoffelpflanzen auf mich zu. Die Pflanzen stammten aus der Resistenzzüchtung von Lubera, und haben noch nicht einmal richtige, eigene Namen. Unsere Hoffnung liegt auf diesen neuen Sorten, die in jedem Hausgarten auch ohne Spritzmittel gesund bleiben sollen. Es war eine spannende, ja fast schon ehrenhafte Aufgabe, auch diese Sorten mit den Arbeitstiteln 'DS 94', 'DS 103' und 'DS 192' einmal in Töpfe zu pflanzen und zu beobachten. Ob sich wohl Unterschiede zu den bewährten Sorten aus unserem Sortiment auftun würden? Ich bin ein neugieriger, experimentierfreudiger Mensch, und das war genau die richtige Aufgabe für mich.
Regen überm Ammerland – schweres Schicksal für meine Kartoffeln im Topf
Viel Regen und nasse Erde führen bei Kartoffelpflanzen oftmals zu einer Infektion mit Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans). Bei feuchter Witterung steigt der Befallsdruck. Anfangs bilden sich braune Flecken auf den Fiederblättern der Kartoffel und später stirbt das gesamte Laub einfach ab. Da ist man machtlos.
Was dieser Erreger für die Kartoffelpflanze bedeutet, zeigt sich im Sommer 2023 bei meinen Kartoffeln im Topf. Typischerweise kommt es im Juni zu ersten Infektionen mit Phytophthora infestans. Hier im Ammerland wird der Befall ab Juli sichtbar und schon Ende August ist das Laub einiger Kartoffelsorten beinahe komplett abgestorben.
Was ich selber nicht sehen kann, sind die Phytophthora-Sporen, die sich gebildet haben. Regen und Wind übertragen sie von einem Kartoffelblatt auf das nächste, und so breitet sich die Krankheit schnell aus. Die Sporen werden auch in den Boden gespült, und können dann die Knollen durch Knollenfäule-Befall ungeniessbar machen. Bei meiner eigenen Kartoffelernte-Ernte im Oktober 2023 wird sich aber zeigen: Wenigstens der Knollenfäule-Ärger bleibt mir und meinen Kartoffeln erspart.
In trockenen Sommern macht der Erreger keinen Ärger, er verträgt die Dürre so wenig wie seine Wirtspflanze. Dieser Sommer 2023 aber ist sein Jahr. Mit durchschnittlich etwa 800mm Niederschlag hier im Ammerland seit Anfang des Jahres trifft der Erreger auf ein feuchtes Jahr. Zum Vergleich: Im Dürrejahr 2018 waren es gerade mal 300mm. Der meiste Regen fiel in der zweiten Jahreshälfte. Seit Juli regnet es beinahe täglich, meint meine Erinnerung. Die feucht-warme Witterung bereitet der Kraut- und Knollenfäule beste Bedingungen für ihren ganz grossen Auftritt - und das ausgerechnet in meinen Pflanztöpfen! Ich wusste schon Ende August: Das wird wohl nichts mit der geplanten Kartoffelparty im Kollegium, die ich mir da so herrlich ausgemalt hatte.
Kartoffelpest und Kartoffelrevolution: Erst starben die Kartoffeln, dann die Menschen
Ich lerne dazu, auch an dieser Enttäuschung mit dem früh welkenden Kartoffellaub. Der Ärger mit der Kraut- und Knollenfäule ist wohl ein altbekannter. Seit dem 19. Jahrhundert bedroht die Krankheit unsere Kartoffelpflanzen in ganz Europa. Missernten liessen damals mehrere Millionen Menschen von Europa in die USA auswandern.
Nachdem man sich mehr und mehr auf die Kartoffelpflanze als Grundnahrungsmittel verlassen hatte, kam es 1845 erstmals zur Katastrophe. Die Kraut- und Knollenfäule vernichtete in Irland komplette Ernten, nachdem es im Sommer wochenlang geregnet hatte. Auch in den Folgejahren wurde es nicht besser. Das löste eine Hungersnot aus, der über eine Millionen Irinnen und Iren zum Opfer fielen. Wer sich noch stark genug fühlte, wanderte aus.
In den Niederlanden, Luxemburg, Belgien und in der Schweiz kam es wenig später zur gleichen Katastrophe. Es begann die Zeit der Kartoffelpest, die in der Schweiz erst die Kartoffelpflanzen an der Kraut- und Knollenfäule sterben liess, und dann die Menschen. Ab 1851 machten es viele Schweizerinnen und Schweizer wie die Menschen in Irland, und verliessen hungrig und arm ihre Heimat Richtung USA.
In Deutschland war die Situation ähnlich. In Berlin kam es in Folge der Kartoffel-Missernten zu Tumulten, die als Kartoffelrevolution ins kulturelle Gedächtnis Deutschlands eingingen. Hungernde Menschen in Berlin lieferten sich nach der Kartoffel-Missernte von 1846 Strassenschlachten mit der Polizei, ausgelöst durch die stark gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel.
Neue Kartoffelsorten retten Menschenleben
Die ersten in Europa angebauten Kartoffeln stammten aus den peruanischen Anden und kamen im 16. Jahrhundert mit den Seefahrern zu uns. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Spanien einen bescheidenen Kartoffelanbau. Von Spanien aus kamen die Kartoffeln auch nach Italien, in die Niederlande und nach Frankreich. Um sie gut umsorgen zu können, hielt man die kostbaren Kartoffeln im Topf.
Man hätte meinen können, sie plagt das Heimweh, so ungern wuchsen und reiften die Kartoffelknollen in Europa nördlich der Alpen. Erst das Einkreuzen chilenischer Sorten führte ab etwa 1750 zu ganz neuen, europäischen Kartoffelsorten. Sie bildeten grössere Knollen aus und arrangierten sich sogar mit den längeren Tagen und kälteren Nächten in Europa.
Seit dem Jahr 1810 wurden diese modernen Kartoffeln überall in Europa erfolgreich angebaut und entwickelten sich zu einem der wichtigsten Ackerfrüchte Europas. Nur eines blieb ein Problem: Sie mochten keine Nässe. Schliesslich fielen sie wie schon oben erwähnt einer neuen Krankheit zum Opfer - der von Nässe profitierenden Kraut- und Knollenfäule.
Die Hungersnöte nach Missernten trieben die Kartoffelzüchtung voran. Zwischen 1846 und 1891 griffen Bäuerinnen und Bauern wieder auf die alten Kartoffelsorten aus den Anden zurück. Sie kreuzten die modernen europäischen Sorten mit den resistenten wilderen Sorten, die nahe mit Solanum vernei und Solanum demissum verwandt waren. Eine richtige Entscheidung, denn schon bald hatte man neue robuste Kartoffelsorten zur Hand und der Verursacher der Hungersnöte, der Phytophthora infestans-Stamm 'HERB-1', starb aus.
Noch heute ist ist die Kartoffelzüchtung eine ernstzunehmende Angelegenheit. Speisekartoffeln sollen mal besonders lang und gut fritierbar sein - für die besten Pommes, oder besonders früh reifen - als Beilage zu Spargel. Und noch immer bedroht Phytophthora infestans die Ernten. Neue Varianten der Kraut- und Knollenfäule vom 'US-1-Stamm' bedrohen heute den Ernteerfolg. Der Erreger liesse sich mit dem Einsatz von Spritzmitteln bekämpfen - oder eben mit neuen, resistenten Sorten, die aber offenbar von der Kartoffelindustrie nicht entwickelt werden.
Schutz vor der Witterung für deine Kartoffeln im Topf
Zurück zu meinen Kartoffeln im Topf. Die wochenlang immer wiederkehrenden heftigen Regenfälle sorgen dafür, dass meine Kartoffeln im Topf ständig in nasser Erde sitzen. Auch die umgebende Luft ist stets sehr feucht.
Theoretisch könnte man die Töpfe mit den leidenden Kartoffelpflanzen unter ein Glasdach stellen, wo sie es hell und sonnig haben und vor Regen geschützt sind. Genau diese Optionen machen den Anbau von Kartoffeln im Topf und Kübel ja so attraktiv. Du kannst den Standort für die Kartoffeln den Wettergegebenheiten anpassen. Bei ständiger Hitze und Temperaturen über 30°C stellst du den Topf in den lichten Schatten, um ihnen den Hitze- und Trockenheitsstress zu nehmen. Bei häufigem Regen ist die Aufstellung unter einem lichtdurchlässigen Dach eine rettende Idee.
Ich aber hatte inzwischen über vierzig mit Kartoffeln bepflanzte Töpfe - und kein entsprechend grosses, schützendes Glasdach. Alle meine Kartoffeln im Topf waren also beständig starker Nässe ausgesetzt. Das führte dazu, dass alle Kartoffelsorten im Topf diesen Sommer unbeabsichtigt an einem Kartoffelhärtetest teilgenommen haben. Wenn eine Sorte diese Bedingungen unbeschadet überlebt hat, darf und muss sie unbedingt als resistent gegen Kraut- und Knollenfäule bezeichnet werden.
Sorten im Vergleich: Kartoffelernte Ende Oktober
Ich habe den Kartoffeln im Topf bis Ende Oktober Zeit zum Reifen gegeben. Hier seht ihr das Ergebnis zur Erntezeit Ende Oktober:
Die Sorten 'La Ratte', 'Red Emmalie', 'Dunastar' und 'Heiderot' haben alle schon monatelang kein lebendiges Laub mehr. Es ist der Infektion mit Phytophthora infestans zum Opfer gefallen. Da das Laub bereits Ende August bereits nahezu verschwunden war, sind die Knollen seit diesem Zeitpunkt auch nicht mehr weitergewachsen.
Die Ernte von 'La Ratte' war gar so dürftig, dass sie auf einen Esslöffel gepasst hätte. Die französische Sorte macht ihre Sache in sonnig-warmen Sommern richtig gut, aber dieser Sommer im Ammerland war ihr eindeutig ganz und gar nicht französisch genug. Die Sorten 'Red Emmalie', 'Dunastar' und 'Heiderot' kommen mit ihrer Ernte ebenfalls nicht über das Gewicht der Saatkartoffeln hinaus, aus denen sie entstanden sind.
Bild: Hier siehst du die Erntemenge von jeweils 4 Pflanzen der Kartoffelsorten 'Red Emmalie', 'Dunastar' und 'Heiderot'. Sie hatten es schwer diesen Sommer. In trockeneren Jahren werfen diese Kartoffeln im Topf bedeutend mehr Knollen ab. Oben siehst du das kranke Kartoffellaub.
Die neuen Kartoffelsorten von Markus zeigen aber ein deutlich anderes Bild. Das Laub der Kartoffelpflanzen ist Ende Oktober noch immer saftig grün. Die Sortenkandidaten 'DS 103' und 'DS 192' zeigen ein wenig braunes Laub, das sie aber nicht zu kümmern scheint. Die toten Blätter scheinen auch eher eine Alterserscheinung der Pflanze zu sein als Krankkheitssymptome. Der Sortenkandidat 'DS 94' hat nur minimale Spuren eines Befalls auf den Blättern und hätte auch noch weiter wachsen können bis zum Frost.
Bild: Das Laub der neuen Kartoffelsorten aus der Lubera-Züchtung, fotografiert zur Erntezeit Ende Oktober, 5 Monate nach der Pflanzung. Von allen meinen Kartoffeln im Topf zeigen die neuen Sorten mit Abstand das gesündeste Laub.
Bild: Erntezeit bei den Kartoffeln im Topf: Hier siehst du im Vordergrund die Erntemenge von jeweils drei Pflanzen der neuen Lubera-Sortenkandidaten 'DS 192', 'DS 103' und 'DS 94', die in der Kartoffelzüchtung von Lubera entstanden.
Die Erntemengen sind beachtlich, und sie wären noch üppiger, wenn ich das Anhäufeln nicht vernachlässigt hätte. Ich möchte dazu den Regen als Ausrede nutzen – die bösartige Nässe hat mich davon abgehalten… Wer’s nicht glaubt, der komme mal ins Ammerland!
Mit krankheitsresistenten Sorten ist die Gefahr von kompletten Ernteausfällen gering. Hätte es keine Bemühungen um die Züchtung gesünderer Sorten gegeben, wäre es in der Geschichte zu weiteren unnötigen Hungersnöten gekommen. Der Einsatz von Spritzmitteln ist nicht unbedenklich und der Weg über gesündere Kartoffelsorten sicher der bessere Weg. Vor allem im Hausgarten, wo wir auch mit Knollen leben können, die nicht immer die perfekte Länge, Form und Grösse zeigen. Jedes eigens geerntete Kilo Kartoffeln erfüllt mich mit Stolz.
Bild: Die Ernte des Sortenkandidaten 'DS 94' zeigt eine grosse Streuung bei den Knollengrössen. Der Anteil besonders grosser Knollen ist im professionellen Anbau ein wichtiges Kriterium, im Privatgarten aber nicht entscheidend. Es gibt für jede Kartoffelgrösse ein leckeres Rezept.
Geschmack und Verwendung der neuen resistenten Garten- und Topfkartoffeln von Lubera
Das Beste kommt zum Schluss: Die geernteten Kartoffeln wollen ja auch verkostet werden. Tatsächlich sind sie im Geschmack und in der Konsistenz ganz unterschiedlich. Dies trifft auch auf die neuen Sortenkandidaten von Lubera zu, die ich als Kartoffeln im Topf angebaut habe. 'DS 192' und 'DS 103' haben einen würzigen Geschmack und sind eher mehlig bis leicht festkochend in der Konsistenz. Für Püree, und gerieben für Kartoffelpuffer, sind sie gut geeignete Sorten. Die Kartoffel 'DS 94', die mit dem gesündesten Laub, hat gekocht die Konsistenz von Schnee, und ist die perfekte Wahl für ganz zarte Pürees und Kartoffelsuppen.