Winzig, aber lästig: Kaum berührst du deine Pflanze, fliegt dir eine weiße Wolke entgegen? Dann hast du vermutlich die Weiße Fliege an deinen Lieblingen. Sie saugt Pflanzensaft, macht Blätter gelb und klebrig. Mit diesen Tricks kannst du die Weiße Fliege bekämpfen – schonend, wirksam und ganz ohne Chemie.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Weiße Fliege?
- Herkunft und Verbreitung der Weißen Fliege
- Die Rolle des Klimawandels – warum die Weiße Fliege immer häufiger zum Problem wird
- Weiße Fliege erkennen – so sehen Eier, Larven und Erwachsene aus
- Eier und Larven – das Versteckspiel
- Arten richtig unterscheiden
- Lebenszyklus der Weißen Fliege
- Aus einer werden viele
- Kurzstrecke zur nächsten Generation
- Alles auf einmal: Eier, Larven und Erwachsene
- Der Ablauf im Überblick
- So erkennst du das Schadbild
- Erste Warnsignale: Gelblich-fleckige Blätter
- Honigtau und Rußtaupilze – verräterisches Doppel
- Weiße Wolken beim Berühren
- Typische Symptome im Überblick
- Weiße Fliege im Gewächshaus
- Diese Pflanzen liebt die Weiße Fliege besonders
- Warum sind gerade diese Pflanzen so attraktiv?
- Weiße Fliege und Pflanzenkrankheiten – die versteckte Gefahr
- Weiße Fliege vorbeugen – natürliche Maßnahmen und Hausmittel
- Weiße Fliege bekämpfen – so wirst du den Schädling effektiv los
- Biologische Bekämpfung durch Nützlinge
- Pflanzen abduschen – einfach, aber effektiv
- So erkennst du den perfekten Zeitpunkt zum Handeln
- Warum Chemie für mich keine Option ist
- Weiße Fliege im Winter – so übersteht der Schädling die kalte Jahreszeit
Zusammenfassung
- Die Weiße Fliege ist keine echte Fliege, sondern eine Mottenschildlaus und ein weit verbreiteter Pflanzenschädling, der vor allem Tomaten, Gurken, Paprika, Balkonblumen und viele Gewächshauspflanzen befällt.
- Erkennbar ist sie an kleinen weißen Schwärmen, die bei Berührung auffliegen, gelblich-fleckigen Blättern, klebrigem Honigtau und schwarzem Rußtaupilz.
- Warme, feuchte und windstille Bedingungen begünstigen ihre Vermehrung – unter optimalen Umständen entstehen mehrere Generationen pro Saison.
- Vorbeugend helfen gute Belüftung, maßvolle organische Düngung, lockere Pflanzabstände, abwechslungsreiche Fruchtfolgen und der gezielte Einsatz von Mischkulturen.
- Nützlinge wie Schlupfwespen, Marienkäfer, Florfliegen und Raubwanzen regulieren die Population auf natürliche Weise und sollten gezielt gefördert werden.
- Gelbtafeln, das Entfernen befallener Pflanzenteile und regelmäßiges Abduschen der Blattunterseiten sind einfache, sofort wirksame Maßnahmen.
- Biologische Präparate wie Neem oder Kaliseifenlösung wirken schonend, sollten aber mehrmals angewendet werden, um alle Entwicklungsstadien zu erwischen.
- Chemische Insektizide sind im naturnahen Garten unnötig und schädlich, da sie Resistenzen fördern, Nützlinge töten und die Umwelt belasten.
Was ist die Weiße Fliege?
Die Weiße Fliege ist gar keine »echte« Fliege – auch wenn ihr Name das vermuten lässt. In Wahrheit gehört sie zur Familie der Mottenschildläuse (Aleyrodidae) und ist damit eng verwandt mit Blattläusen und Schildläusen. Diese kleinen Schädlinge können im Garten, im Gewächshaus und sogar auf Zimmerpflanzen für Ärger sorgen.
Für uns Hobbygärtner sind vor allem zwei Arten wichtig:
- Gewächshaus-Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) – typischerweise in geschützten Bereichen wie Wintergärten, Folientunneln oder Gewächshäusern zu finden.
- Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci) – weltweit verbreitet, anpassungsfähig und berüchtigt dafür, schnell Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel zu entwickeln.
Beide Arten saugen Pflanzensaft, schwächen dadurch das Wachstum und fördern die Bildung von klebrigem Honigtau, auf dem sich oft Rußtaupilze ansiedeln. Wer die Weiße Fliege bekämpfen will, sollte deshalb genau wissen, mit welchem Gegner er es zu tun hat.
Herkunft und Verbreitung der Weißen Fliege
Die Weiße Fliege ist so etwas wie ein echter »Global Player« unter den Pflanzenschädlingen. Ihre Wurzeln liegen in den tropischen und subtropischen Regionen dieser Welt. Nämlich dort, wo warme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit herrschen. Genau dieses Klima lieben auch die beiden Arten, die für Hobbygärtner besonders wichtig sind:
- Gewächshaus-Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum)
- Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci)
Mit dem weltweiten Pflanzenhandel sind beide im 20. Jahrhundert quasi im Gepäck von Zier- und Nutzpflanzen rund um den Globus gereist. Heute trifft man die Weiße Fliege fast überall dort, wo Pflanzen geschützt wachsen: in Gewächshäusern, Wintergärten, auf Zimmerpflanzen und selbst auf dicht bepflanzten Balkonen.
Im Freiland kann sich die Weiße Fliege in Mitteleuropa nur in besonders warmen Sommern oder in den südlicheren Regionen halten. Eine dauerhafte Überwinterung im Freien gelingt hier in der Regel nicht. Ausnahmen treten höchstens in sehr milden Wintern und in klimatisch begünstigten Lagen auf. Dass sie trotzdem so oft in unseren Häusern und Gärten auftaucht, liegt an uns selbst: Heizungen, geschützte Balkonpflanzen und Gewächshauskulturen schaffen ideale Bedingungen. Unter diesen Umständen kann sich die Weiße Fliege explosionsartig vermehren. Wer sie nicht früh erkennt, muss sie später mühsam bekämpfen.
Die Rolle des Klimawandels – warum die Weiße Fliege immer häufiger zum Problem wird
Früher galt die Weiße Fliege in Mitteleuropa vor allem als Problem in Gewächshäusern, Wintergärten und auf Balkonpflanzen. Im Freiland konnte sie sich wegen strenger Winter selten dauerhaft halten. Doch der Klimawandel verändert diese Ausgangslage spürbar: Mildere Winter und längere warme Perioden im Frühjahr und Herbst bieten dem Schädling deutlich bessere Überlebenschancen.
Während die Weiße Fliege früher bei Temperaturen um den Gefrierpunkt rasch verendete, überstehen einzelne Populationen inzwischen selbst leichte Frostnächte. Besonders, wenn sie in geschützten Gartenecken, unter Vordächern oder in dichter Bepflanzung Unterschlupf finden. Hinzu kommt, dass heiße Sommer mit hoher Luftfeuchtigkeit ihre Entwicklung rasant beschleunigen. Unter optimalen Bedingungen kann sich die Weiße Fliege innerhalb weniger Wochen von der Eiablage bis zum erwachsenen Tier entwickeln. Und das gleich in mehreren Generationen pro Saison.
Für Hobbygärtner bedeutet das: Die Befallsgefahr verschiebt sich zunehmend auch ins Freiland. Pflanzen, die bisher nur im Gewächshaus gefährdet waren, wie Tomaten oder Gurken, können nun auch im Freien Probleme bekommen. Besonders in südlicheren Regionen oder in städtischen Wärmeinseln.
Weiße Fliege erkennen – so sehen Eier, Larven und Erwachsene aus
Die Weiße Fliege ist klein, aber mit geübtem Blick gut zu erkennen. Ausgewachsene Tiere werden nur 2 bis 3 Millimeter groß, haben einen hellen, meist weißlich bis gelblichen Körper und auffallend weiße, dachförmig gefaltete Flügel. Diese sind mit einem feinen Wachsstaub überzogen, der den Insekten ihr pudriges Aussehen verleiht. Daher auch der Name »Weiße Fliege«.
Bild: Die Weiße Fliege misst nur wenige Millimeter und wirkt unter der Lupe wie mit feinem Puder überzogen.
Ein untrügliches Zeichen: Berührst du eine befallene Pflanze, steigt eine kleine weiße Wolke auf. Dieses Verhalten ist besonders in Gewächshäusern, Wintergärten und auf Balkonpflanzen typisch und fast schon ein Markenzeichen des Schädlings.
Eier und Larven – das Versteckspiel
Die winzigen Eier sind länglich-oval, sitzen bevorzugt auf der Blattunterseite und werden oft in kleinen Gruppen abgelegt. Frisch sind sie hell und glasig, später verfärben sie sich dunkler.
Die erste Larvenstufe ist kurzzeitig beweglich und sucht sich einen Saugplatz; erst die folgenden Stadien sind unbeweglich und sitzen flach wie kleine Schuppen auf der Blattunterseite. Genau hier liegt das Problem: Wer nur oberflächlich hinschaut, übersieht die Larven leicht und merkt den Befall oft erst, wenn die erwachsenen Tiere schon umherfliegen.
Arten richtig unterscheiden
- Gewächshaus-Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum): Reinweiße Flügel, kräftig bepudert mit Wachsstaub.
- Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci): Etwas kleiner und schmaler, Flügel wirken weniger bepudert, oft leicht gelblich.
Bild: Adulte Mottenschildläuse (Bemisia tabaci) mit einigen leeren Puppenhüllen, die meist an den Blattunterseiten sitzen.
Mein Tipp für dich: Kontrolliere deine Pflanzen regelmäßig unter den Blättern oder hänge Gelbtafeln auf. So erwischst du die Weiße Fliege oft schon, bevor sie sich explosionsartig vermehrt und kannst gezielt handeln, bevor eine Bekämpfung zur Großaktion wird.
Lebenszyklus der Weißen Fliege
Wer die Weiße Fliege bekämpfen will, sollte ihren Lebenszyklus kennen. Denn der verrät, warum sich dieser Schädling so schnell vermehrt und warum er oft schwer in den Griff zu bekommen ist.
Aus einer werden viele
Ein einziges Weibchen lebt nur wenige Wochen, legt in dieser Zeit aber bis zu 400 winzige Eier. Diese sind länglich‑oval, kaum zu sehen und sitzen meist auf der Blattunterseite an einem kurzen Stielchen (Pedicel), das in das Blattgewebe eingelassen ist – sowohl bei Trialeurodes vaporariorum als auch bei Bemisia tabaci. Das Stielchen hebt die Eier leicht vom Blatt ab und versorgt sie mit Wasser. Ein cleverer Schutz und Versorgungstrick.
Kurzstrecke zur nächsten Generation
Unter optimalen Bedingungen – also warm und feucht, wie im Gewächshaus oder Wohnzimmer – dauert es vom Ei bis zum erwachsenen Tier oft nur drei bis vier Wochen. So entstehen innerhalb kürzester Zeit mehrere Generationen nebeneinander und die Weiße Fliege kann sich explosionsartig vermehren.
Alles auf einmal: Eier, Larven und Erwachsene
Weibchen legen ihre Eier nicht in einem Schwung ab, sondern verteilt über mehrere Tage oder Wochen. Das bedeutet: An einer befallenen Pflanze findest du oft alle Stadien gleichzeitig – von frischen Eiern über saugende Larven bis hin zu flugbereiten Erwachsenen. Genau das macht die Bekämpfung knifflig: Nie sind alle Insekten gleichzeitig in einem empfindlichen Stadium.
Der Ablauf im Überblick
- Eiablage – Winzige, längliche Eier an der Blattunterseite, oft am kurzen Stielchen befestigt.
- Larvenstadien – Vier Entwicklungsstufen: Die erste Larvenstufe (»Crawler«) ist kurzzeitig beweglich und sucht sich einen geeigneten Saugplatz; erst die folgenden Stadien sind unbeweglich und sitzen flach wie kleine Schuppen auf der Blattunterseite.
- Ruhestadium – Eine unbewegliche Phase kurz vor dem Schlupf, oft fälschlich »Puppe« genannt.
- Adultstadium – Die erwachsene Weiße Fliege schlüpft, paart sich und legt sofort neue Eier.
Bild: Eier, Larven und erwachsene Tiere tummeln sich oft gleichzeitig auf einer Pflanze. Das macht die Bekämpfung knifflig.
Merke: Kontrolliere regelmäßig die Blattunterseiten. Wer Eier oder Larven früh entdeckt, kann die Weiße Fliege oft im Keim ersticken, bevor sie zur Massenplage wird.
So erkennst du das Schadbild
Die Weiße Fliege hinterlässt an Pflanzen Spuren, die du mit etwas Übung leicht erkennst. Entscheidend ist, dass du regelmäßig genau hinschaust. Denn je früher du den Befall entdeckst, desto leichter lässt sich die Weiße Fliege bekämpfen.
Erste Warnsignale: Gelblich-fleckige Blätter
Sowohl die erwachsenen Tiere als auch ihre winzigen, gelbgrünen Larven saugen Pflanzensaft. Dadurch verlieren die Zellen ihre Stabilität, die Blätter werden gelblich-fleckig und wirken kraftlos. Bei starkem Befall trocknen sie ein und fallen ab.
Honigtau und Rußtaupilze – verräterisches Doppel
Ein klares Indiz ist ein klebriger, glänzender Belag auf den Blättern: der Honigtau. Er ist eine zuckerhaltige Ausscheidung von Larven und erwachsenen Weißen Fliegen. Dieser Belag lockt Rußtaupilze an, die als schwarze Schicht auf der Blattoberfläche wachsen. Die Pilze sind zwar nicht direkt schädlich, blockieren aber das Licht und schwächen die Pflanze zusätzlich.
Weiße Wolken beim Berühren
Berührst oder schüttelst du eine befallene Pflanze, steigen oft sofort kleine weiße Wolken auf. Besonders im Gewächshaus oder an geschützten, warmen Plätzen kann sich die Weiße Fliege so rasend schnell vermehren, dass ganze Pflanzenbestände betroffen sind.
Typische Symptome im Überblick
- Gelblich-fleckige Blätter
- Eintrocknen und Abfallen der Blätter bei starkem Befall
- Klebriger Honigtau auf den Blättern
- Schwarze Rußtaupilze auf der Blattoberfläche
- Massenhaft auffliegende Insekten bei Berührung
Merke: Kontrolliere besonders gefährdete Pflanzen wie Tomaten, Gurken, Paprika oder Balkonblumen einmal pro Woche gründlich – auch auf der Blattunterseite. Wer früh eingreift, kann die Weiße Fliege oft noch mit sanften biologischen Methoden in Schach halten.
Weiße Fliege im Gewächshaus
Das Gewächshaus ist für die Weiße Fliege so etwas wie ein Luxushotel: warm, geschützt vor Wind und Regen, und oft mit einem reich gedeckten Buffet an saftigen Pflanzen. Kein Wunder, dass sich der Schädling hier besonders wohlfühlt und häufig zum Dauerproblem wird.
Typische Anzeichen für einen Befall im Gewächshaus sind kleine weiße Schwärme beim Betreten, gelblich-fleckige Blätter an Tomaten, Gurken oder Paprika sowie klebriger Honigtau auf den Blättern. Besonders heimtückisch: Durch die konstanten Temperaturen können sich hier ganzjährig mehrere Generationen gleichzeitig entwickeln.
Diese Pflanzen liebt die Weiße Fliege besonders
Die Weiße Fliege ist nicht besonders wählerisch, wenn es um ihre Lieblingspflanzen geht. Tatsächlich umfasst ihr Speiseplan mehrere hundert verschiedene Pflanzenarten, bevorzugt jedoch solche, die unter warmen und geschützten Bedingungen wachsen, etwa im Gewächshaus oder auf Balkon und Terrasse.
Die am häufigsten betroffene Art, die Gewächshaus-Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum), bevorzugt besonders krautige Pflanzen. Typische Opfer sind viele Nutz- und Zierpflanzen, darunter:
Gemüsepflanzen:
- Tomate (Solanum lycopersicum)
- Gurke (Cucumis sativus)
- Paprika (Capsicum annuum)
- Aubergine (Solanum melongena)
- Zucchini (Cucurbita pepo)
Zierpflanzen und Balkonpflanzen:
- Fuchsie (Fuchsia spec.)
- Geranie (Pelargonium spec.)
- Begonie (Begonia spec.)
- Hibiskus (Hibiscus rosa-sinensis)
- Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima)
Die zweite häufige Art, die Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci), ist noch vielseitiger und zählt sogar zu den weltweit schädlichsten Pflanzensaugern. Neben Gemüse- und Zierpflanzen befällt sie zahlreiche weitere Kulturen:
Weitere Nutzpflanzen:
- Baumwolle (Gossypium spec.)
- Tabak (Nicotiana tabacum)
- Bohnen (Phaseolus vulgaris)
- Salat (Lactuca sativa)
- Kohlarten (Brassica spec.)
Kräuter und Heilpflanzen:
Zimmerpflanzen:
- Gummibaum (Ficus elastica)
- Zimmerhibiskus (Hibiscus rosa-sinensis)
- Wandelröschen (Lantana camara)
Warum sind gerade diese Pflanzen so attraktiv?
Die Weiße Fliege bevorzugt weiches, nährstoffreiches Blattgewebe, das sich leicht anstechen lässt. Besonders attraktiv sind Pflanzen mit hoher Stickstoffversorgung, geringer Luftbewegung oder dichtem Wuchs. Kurz: überall dort, wo Wärme, Feuchtigkeit und enger Pflanzenbestand zusammenkommen.
Weiße Fliege und Pflanzenkrankheiten – die versteckte Gefahr
Die Weiße Fliege ist nicht nur ein Pflanzensauger, der Blätter schwächt und klebrigen Honigtau hinterlässt. Sie kann auch als Überträgerin von Pflanzenviren fungieren. Vor allem die Baumwollmottenschildlaus (Bemisia tabaci) ist weltweit dafür bekannt, zahlreiche Viruserkrankungen bei Gemüse- und Zierpflanzen zu verbreiten, darunter das gefürchtete Tomaten-Mottenschildlaus-Virus (TYLCV). Insgesamt kann B. tabaci mehr als 100 verschiedene Pflanzenviren übertragen, die Erträge massiv mindern können.
Diese Viren schwächen die Pflanzen zusätzlich, führen zu Wachstumsstörungen, Verfärbungen oder deformierten Blättern und lassen sich, einmal eingedrungen, nicht mehr bekämpfen. Deshalb ist es so wichtig, einen Befall möglichst früh zu erkennen und einzudämmen, bevor die Weiße Fliege zur Krankheitsüberträgerin wird.
Bild: Doppeltes Risiko: Weiße Fliegen schwächen nicht nur Pflanzen, sondern können auch gefährliche Pflanzenviren übertragen.
Weiße Fliege vorbeugen – natürliche Maßnahmen und Hausmittel
Die beste Art, die Weiße Fliege zu bekämpfen, ist, erst gar nicht zuzulassen, dass sie sich massenhaft ausbreitet. Vorbeugung ist nicht nur einfacher und nachhaltiger als eine nachträgliche Bekämpfung, sie schont auch Nützlinge und Pflanzen. Wer versteht, wie dieser Schädling lebt und was er zum Überleben braucht, kann gezielt Bedingungen schaffen, die ihn gar nicht erst einladen.
Einer der wichtigsten Faktoren ist das Mikroklima. Die Weiße Fliege liebt es feucht, warm und windstill. Bedingungen, wie sie in vielen Gewächshäusern, unter Folientunneln oder auf eng bepflanzten, windgeschützten Balkonen herrschen. Hier hilft es, regelmäßig zu lüften und für Luftbewegung zu sorgen. Ein offenes Fenster, eine geöffnete Tür oder noch besser eine Querlüftung zwischen zwei Seiten sorgt dafür, dass die Luftfeuchtigkeit sinkt und die Temperatur nicht zu hoch steigt. Auch ein Ventilator kann Wunder wirken, denn schon ein leichter Luftstrom macht es den kleinen Insekten schwer, sich auf den Blättern zu halten oder in Ruhe Eier abzulegen. Zusätzlich solltest du deine Pflanzen nicht zu dicht setzen. So trocknen die Blätter schneller ab, und Schädlinge finden weniger geschützte Plätze.
Mindestens genauso wichtig ist die richtige Pflanzenpflege. Übermäßige Stickstoffdüngung führt zu besonders weichem, saftigem Blattgewebe, das die Weiße Fliege leicht anstechen kann. Setze lieber auf maßvolle organische Düngung, die Nährstoffe langsam und gleichmäßig freisetzt, und achte darauf, dass deine Pflanzen ausreichend mit Kalium versorgt sind. Dieser Nährstoff stärkt die Zellwände und macht die Blätter widerstandsfähiger. Entferne regelmäßig abgestorbene oder kranke Blätter, damit sich dort keine Schädlinge verstecken können, und wähle, wenn möglich, robuste oder weniger anfällige Sorten.
Auch der Anbauplan spielt eine Rolle. Wer Jahr für Jahr dieselben Kulturen am selben Platz anbaut, lädt Schädlinge regelrecht ein. Die Weiße Fliege passt sich schnell an und überdauert, wenn ihre Lieblingspflanzen immer verfügbar sind. Eine abwechslungsreiche Fruchtfolge im Gemüsebeet und im Gewächshaus unterbricht ihren Lebenszyklus und senkt den Befallsdruck deutlich. Zwischen Hauptkulturen lohnt sich außerdem eine Gründüngung – zum Beispiel mit Phacelia oder Klee – die nicht nur den Boden verbessert, sondern auch das Schädlingsaufkommen reduziert.
Bild: Im Freiland wachsende OpenSky-Tomaten sind deutlich weniger anfällig auf Weisse Fliegen als Tomatenpflanzen, die in Tomatenhäusern gedeihen.
Eine weitere wirksame Methode ist der Einsatz abwehrender oder nützlingsfördernder Pflanzen. Tagetes (Studentenblume) und Ringelblumen wirken auf manche Schädlinge abschreckend und locken gleichzeitig Bestäuber und Nützlinge an. Duftpflanzen wie Basilikum, Lavendel oder Thymian können den Befall in Mischkultur zusätzlich reduzieren, weil sie den Geruch der Hauptkultur überlagern. Setze sie zwischen gefährdete Kulturen wie Tomaten oder Gurken. So profitierst du doppelt.
Ein gesunder Garten lebt von seinen Nützlingen. Schlupfwespen (Encarsia formosa) sind im Gewächshaus besonders wirksam, weil sie ihre Eier direkt in die Larven der Weißen Fliege legen und diese so abtöten. Florfliegenlarven, Marienkäfer, Raubwanzen und sogar Spinnen helfen ebenfalls, die Population klein zu halten. Damit diese Helfer sich dauerhaft ansiedeln, brauchen sie Blüten als Nahrungsquelle, Rückzugsorte und einen pestizidfreien Lebensraum. Blühstreifen, Staudenbeete, kleine Wasserstellen und der Verzicht auf breit wirksame Insektizide sind dafür ideal.
Zusätzlich kannst du biotechnische Hilfsmittel wie Gelbtafeln einsetzen. Ihre leuchtende Farbe zieht die erwachsenen Weißen Fliegen an, die an der Leimschicht kleben bleiben. So erkennst du einen Befall frühzeitig und kannst die Zahl der ausgewachsenen Tiere etwas reduzieren. Wichtig ist, Gelbtafeln rechtzeitig aufzuhängen und regelmäßig zu erneuern, bevor sie voll sind. Für eine vollständige Bekämpfung reichen sie zwar nicht aus, aber als Überwachungsinstrument sind sie sehr wertvoll. Hinweis: Gelbtafeln fangen gelegentlich auch Nützlinge (z. B. Encarsia). Platziere sie deshalb nicht direkt neben Freilasskarten/Hotspots der Nützlinge und setze sie maßvoll ein.
Und dann gibt es noch Hausmittel, die unterstützend wirken können. »Können«, da ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist. Viele Hobbygärtner schwören auf Knoblauch- oder Zwiebelsud: Dafür werden etwa 50 Gramm gehackter Knoblauch oder Zwiebeln mit einem Liter heißem Wasser übergossen, über Nacht ziehen gelassen und anschließend abgesiebt. Die Pflanzen werden einmal pro Woche gründlich besprüht, auch auf der Blattunterseite. Der intensive Geruch kann saugende Insekten wie die Weiße Fliege irritieren und fernhalten – bei leichtem Befall oder zur Prävention kann das hilfreich sein.
Das Wichtigste bei der Vorbeugung: Es ist das Zusammenspiel vieler kleiner Maßnahmen, das wirkt. Keine einzelne Methode verhindert einen Befall zuverlässig, aber in Kombination schaffen sie Bedingungen, in denen die Weiße Fliege kaum eine Chance hat, sich zur Plage zu entwickeln.
Weiße Fliege bekämpfen – so wirst du den Schädling effektiv los
Ist die Weiße Fliege einmal da, solltest du nicht lange zögern. Je früher du eingreifst, desto leichter lässt sich der Befall eindämmen. Und desto weniger Schaden richten die kleinen Pflanzensauger an. Zum Glück gibt es heute viele umweltfreundliche und schonende Methoden, die ohne Chemiekeule auskommen und trotzdem wirken. Die wirksamste Strategie ist auch hier eine Kombination mehrerer Methoden, denn so erwischst du die Weiße Fliege in allen Entwicklungsstadien.
Biologische Bekämpfung durch Nützlinge
Besonders nachhaltig und wirksam ist der Einsatz von Schlupfwespen (Encarsia formosa). Diese winzigen, nur 1 mm großen Insekten sind völlig ungefährlich für Menschen und Haustiere, aber tödlich für die Weiße Fliege. Sie legen ihre Eier in die Larven des Schädlings, wodurch diese absterben und an ihrer Stelle eine neue Schlupfwespe schlüpft. So wird der Befall über mehrere Wochen hinweg systematisch dezimiert. Praxis‑Tipp: Encarsia formosa wirkt besonders zuverlässig gegen die Gewächshaus‑Weiße Fliege (T. vaporariorum). Bei Baumwollmottenschildlaus (B. tabaci) liefert oft Eretmocerus eremicus die stabileren Ergebnisse; in Gewächshäusern werden beide Arten je nach Befallsbild auch kombiniert.
Damit die Methode funktioniert, müssen die Nützlinge frühzeitig ausgebracht werden – am besten, sobald du erste Larven entdeckst – und in regelmäßigen Abständen nachgeliefert werden. Die Temperatur sollte möglichst zwischen 18 und 25 °C liegen, da Schlupfwespen bei kühlerem Wetter deutlich weniger aktiv sind. Ideal ist der Einsatz in geschlossenen Systemen wie Gewächshäusern oder Wintergärten, wo die kleinen Helfer nicht einfach »ausfliegen«.
Neben Schlupfwespen können auch Florfliegenlarven, Marienkäfer und Raubwanzen helfen, besonders im Freiland. Diese fressen sowohl Eier als auch junge Larvenstadien der Weißen Fliege.
Pflanzen abduschen – einfach, aber effektiv
Ein kräftiger Wasserstrahl kann Wunder wirken, besonders zu Beginn eines Befalls. Wenn du deine Pflanzen einmal pro Woche gründlich – vor allem unter den Blättern – abduschst, spülst du viele Eier und Larven einfach ab, bevor sie sich entwickeln können. Im Gewächshaus kannst du dies gut mit dem Gießen kombinieren. Achte aber darauf, empfindliche Pflanzen nicht zu beschädigen und stehendes Wasser auf den Blättern möglichst zu vermeiden, um Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Nützlingsschonende biologische Präparate einsetzen
Wenn mechanische Maßnahmen und Nützlinge nicht ausreichen oder der Befall bereits weit fortgeschritten ist, kannst du zu nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln greifen.
Besonders bewährt haben sich:
- Neempräparate (Wirkstoff Azadirachtin) – hemmen die Entwicklung der Larven, sodass diese sich nicht mehr zu erwachsenen Tieren entwickeln.
- Kaliseifenlösungen (Schmierseife) – zerstören die schützende Wachsschicht der Weißen Fliege und lassen die Tiere austrocknen.
Wichtig bei der Anwendung: Sprühe gezielt auf die Blattunterseiten, wo die Weiße Fliege ihre Eier und Larven ablegt. Wiederhole die Behandlung alle fünf bis sieben Tage, um auch die frisch geschlüpften Larven zu erwischen. Nur mit mehreren Anwendungen lässt sich der Entwicklungszyklus zuverlässig unterbrechen.
Merke: Die beste Bekämpfung ist immer ein Zusammenspiel. Beginne mit mechanischen Methoden, setze frühzeitig Nützlinge ein und unterstütze bei Bedarf mit sanften Pflanzenschutzmitteln. So senkst du die Population der Weißen Fliege dauerhaft, ohne das biologische Gleichgewicht im Garten zu stören.
So erkennst du den perfekten Zeitpunkt zum Handeln
Die größte Kunst beim Weiße Fliege bekämpfen ist, den Moment nicht zu verpassen, an dem aus ein paar harmlosen Tierchen eine Massenplage wird. Denn wartest du zu lange, sitzen bereits mehrere Generationen gleichzeitig auf der Pflanze. Dann wird es deutlich mühsamer.
Achte deshalb auf diese Frühwarnzeichen:
- Einzelne weiße Tierchen steigen beim Berühren oder Schütteln der Pflanze auf.
- Kleine gelbliche Flecken auf den Blättern, vor allem auf der Oberseite.
- Winzige, glasige Eier oder flache Larven auf der Blattunterseite.
- Erste Honigtau-Tröpfchen auf den Blättern, die leicht kleben.
Sobald du eines dieser Anzeichen entdeckst, solltest du aktiv werden. Am besten zunächst mit mechanischen Methoden und Nützlingen. Je früher du eingreifst, desto weniger musst du später nachbehandeln.
Warum Chemie für mich keine Option ist
Ganz ehrlich: In einem naturnahen Garten hat Chemie nichts verloren. Ja, ein chemisches Insektizid mag die Weiße Fliege auf den ersten Blick schnell dezimieren, aber der Preis dafür ist hoch. Diese Schädlinge entwickeln extrem schnell Resistenzen, sodass das Mittel nach kurzer Zeit kaum noch wirkt. Das Ergebnis: Du hast nicht nur die alte Plage zurück, sondern oft sogar ein noch größeres Problem.
Noch schwerer wiegt, dass chemische Mittel nicht zwischen Schädling und Nützling unterscheiden. Sie töten nicht nur die Weiße Fliege, sondern auch ihre wichtigsten Gegenspieler – etwa Schlupfwespen, Marienkäfer oder Florfliegen. Damit zerstörst du das biologische Gleichgewicht, das deinen Garten gesund hält und langfristig stabilisiert.
Hinzu kommen Rückstände auf Gemüse, Risiken für Bienen und andere Bestäuber, sowie eine Belastung von Boden und Wasser. All das steht für mich im krassen Widerspruch zu einem lebendigen, nachhaltigen Garten.
Weiße Fliege im Winter – so übersteht der Schädling die kalte Jahreszeit
Die Weiße Fliege mag keine Kälte. Temperaturen um den Gefrierpunkt übersteht sie draußen in Mitteleuropa in der Regel nicht. Trotzdem verschwindet sie im Winter nicht völlig. Viele Populationen ziehen sich einfach in geschützte Innenbereiche zurück: Wintergärten, Gewächshäuser, beheizte Folientunnel oder sogar Wohnzimmerpflanzen werden so zum idealen Winterquartier.
Bild: In Gewächshäusern und an Zimmerpflanzen kann die Weiße Fliege auch in der kalten Jahreszeit überleben.
Hier finden die Insekten alles, was sie brauchen: Wärme, Licht und oft dichtes Blattwerk, das ihnen Schutz bietet. Besonders Zimmerpflanzen wie Hibiskus, Fuchsien oder Wandelröschen können unfreiwillig als Überwinterungsbasis dienen. Im Frühjahr startet die Weiße Fliege von dort aus frisch in die Gartensaison.
Merke: Kontrolliere deine Zimmer- und Kübelpflanzen im Winter regelmäßig auf Befall. Wer befallene Blätter früh entfernt, Gelbtafeln aufstellt oder Nützlinge wie Schlupfwespen einsetzt, startet im Frühjahr mit »sauberen« Pflanzen – und muss im Garten nicht gleich gegen eine Startpopulation kämpfen.