Bestimmt kam dir als Tomatengärtner schon mal in den Sinn, ob du aus deinen geernteten Früchten Tomatensamen gewinnen kannst. So sind es doch meistens die leckersten und besten Tomaten aus dem eigenen Garten, die man nirgends kaufen kann. In diesem Gartenvideo erklärt dir Anja, von welchen Sorten du überhaupt Samen gewinnen kannst. Ausserdem zeigt sie dir 2 Methoden, die du leicht für die Samengewinnung nachmachen kannst. Im Lubera-Shop kannst du ertragreiche und krankheitsresistente Tomatensamen kaufen.
Schau dir hier das Gartenvideo an, wie du Tomatensamen gewinnen kannst:
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung - Tomatensamen gewinnen
- Kann man aus jeder Tomate Samen gewinnen?
- Tomatensamen gewinnen: So klappt es
- Methode 1 – Die Samen im Wasserglas gären lassen
- Methode 2 – Samen auf Papier trocknen lassen.
- Tomatensamen gewinnen und aufbewahren
- Alte Tomatensamen testen
- Tomaten-Samen oder Jungpflanzen kaufen?
- F1-Hybridsorten aussäen: Wie du einfach selbst neue Tomatensorten züchten kannst.
- Der grosse Schwindel: Warum F1-Hybriden oft keine sind!
- Wildtomaten sind Fremdbefruchter, unsere Kulturtomaten nicht
- Was sind F1-Hybriden überhaupt?
Zusammenfassung - Tomatensamen gewinnen
- Tomatensamen können aus den meisten Tomatensorten gewonnen werden, einschliesslich F1-Hybriden, obwohl das Ergebnis bei F1-Hybriden variabler ist.
- Es gibt zwei einfache Methoden, um Tomatensamen zu gewinnen: Die Gärungsmethode im Wasserglas, und das Trocknen der Samen auf Papier.
- Aufbewahrung von Tomatensamen erfordert Trockenheit und Kühle, um die Keimfähigkeit zu erhalten.
- Es ist ratsam, alte Tomatensamen vor der Aussaat zu testen, um sicherzustellen, dass sie noch keimfähig sind.
Kann man aus jeder Tomate Samen gewinnen?
Grundsätzlich: JA! Es schwirren immer mal wieder solche falschen Ideen herum, wonach zum Beispiel F1-Sorten steril wären und die daraus gewonnenen Samen nicht keimen würden. Das ist einfach falsch! Auch Samen aus F1-Tomaten Sorten lassen sich einfach gewinnen und aussäen. Probiere es einfach mal mit einer x-beliebigen Supermarkttomate aus (diese sind fast alle F1-Sorten). Es funktioniert.
Jedoch ist ein kleiner Funken Wahrheit an diesem Vorurteil. Zwar kann man aus jeder Tomate Samen gewinnen, jedoch ist das Ergebnis nicht immer das gleiche. Der Hauptunterschied liegt zwischen samenfesten Sorten und F1-Hybriden.
- Samenfeste Sorten: Hier kann man ohne Bedenken Samen aus den Früchten gewinnen. Die neuen Sämlinge werden der Muttersorte wie ein Ei dem anderen gleichen. Sie sind praktisch identische Kopien und man bekommt genau das gleiche.
- F1-Hybridsorten: Auch aus solchen Tomaten kann man Samen gewinnen. Jedoch werden sich die Sämlinge eher so wie Kinder bei uns Menschen verhalten. Sie ähneln ihren Eltern schon irgendwie, jedoch ist jedes Kind anders und nicht genau gleich wie Mama oder Papa. In gleicher Weise werden die Tomatensämlinge von F1-Hybridsorten der ursprünglichen Sorte ähneln, können jedoch auch recht unterschiedliche Fruchtformen, Farben und Typen ausbilden.
Bild: Die Freilandtomate 'Resi' ist eine sehr aromatische Cherrytomate, die für den Freilandanbau geeignet ist.
Tomatensamen gewinnen: So klappt es
Tomatensamen selbst zu ernten und wieder auszusäen, ist nicht sehr schwer und selbst Anfänger können das. Alles, was man dafür braucht, sind reife Tomaten (egal ob vom Supermarkt oder aus dem eigenen Garten) und ein paar Hilfsmittel.
Es gibt verschiedene Methoden, um Tomatensamen aus den geernteten Früchten zu gewinnen. Wir stellen dir hier 2 einfache Vorgehensweisen vor.
Übrigens funktioniert es am besten mit sehr reifen (fast schon überreifen) Früchten.
Methode 1 – Die Samen im Wasserglas gären lassen
Für die Gärungsmethode brauchst du:
- Ein Glas Wasser oder Zipper-Beutel mit Wasser
- Reife Tomaten
- Ein scharfes und sauberes Messer
- Einen Löffel
Halbiere die Tomaten. Bei länglichen Früchten kannst du die Tomaten am besten an der langen Seite aufschneiden. Schabe anschliessend die Samen mit dem Glibber aus den Samenkammern und gebe sie in ein Glas mit Wasser. Bei unterschiedlichen Sorten empfiehlt es sich, die Gläser zu beschriften, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
Dieses Glas mit Wasser sollte dann für ungefähr 7 Tage an einem warmen Ort stehen. Das Fruchtfleisch wird beginnen zu gären und sich von den Samen lösen. Das Wasser mit den Samen sollte einmal täglich umgerührt werden. Am Ende schwimmt das vergorene Fruchtfleisch an der Oberfläche und die Samen sammeln sich auf dem Boden. Das Fruchtfleisch kann dann abgegossen werden und die Samen in einem Sieb aufgefangen werden. Nun solltest du die Samen noch 2-3 Tage an einem warmen Ort trocknen lassen, bevor diese in ein beschriftetes Samentütchen gepackt werden können. Die Samen sind nun mehrere Jahre keimfähig und sollten trocken und kühl bis zur Aussaat gelagert werden.
Bild: Das Saatgut wird in ein Wasserglas gelöffelt.
Methode 2 – Samen auf Papier trocknen lassen.
Wenn du Tomatensamen gewinnen möchtest, ohne den lästigen Gärungsgeruch, kannst du auch folgende Methode verwenden. Dafür brauchst du:
- Reife Tomaten
- Scharfes Messer
- Einen Löffel
- Saugfähiges Toiletten- oder Küchenpapier
- Ein Stift für die Beschriftung
Beschrifte das Papier mit der jeweiligen Tomatensorte, von der du die Samen gewinnen willst. Schneide dann die Tomate auf und löffle die Samen auf das Papier. Verstreiche die Samen, sodass sie sich etwas separieren. Lasse das Papier anschliessend gut trocknen und lagere es trocken und dunkel bis zum nächsten Frühjahr. Für die Aussaat reisst du einfach ein Stückchen Papier mit einem Samen ab und pflanzt es in die Erde.
Bilder: Bei dieser Methode werden die Samen auf einem saugfähigen Papier aufgetragen und getrocknet.
Bild: Die fertige „Saat-Seite“ sind dann so aus.
Tomatensamen gewinnen und aufbewahren
Egal, ob selbst gewonnene Tomatensamen oder gekaufte, sie alle müssen richtig gelagert werden. Tomatensamen können unter sehr guten Bedingungen 5-6 Jahre lang keimfähig bleiben, jedoch nimmt die Keimfähigkeit meist nach 2-3 Jahren ab. Für die beste Lagerung empfiehlt es sich, die Samen trocken und kühl aufzubewahren. Profis bewahren sie im Kühlschrank auf, jedoch reicht meist eine Schublade in einem kühlen Zimmer. Falls Samen nicht ganz trocken sind, neigen sie zum Schimmeln und Faulen und verlieren ihre Keimfähigkeit innerhalb von wenigen Wochen.
Alte Tomatensamen testen
Du hast alte Tomatensamen, und weisst nicht ob diese noch keimfähig sind? Hier lohnt es sich, im Winter vor der Frühjahrsaussaat einen kleinen Keimtest zu machen. Nimm hierfür eine Handvoll Tomatensamen, weiche sie in einem Glas mit lauwarmen Wasser ein. Bleiben die Samen auch nach 24 Stunden auf der Oberfläche schwimmen, dann sind sie wahrscheinlich tot.
Die Samen, welche sich auf dem Boden des Glases befinden, können dann auf ein feuchtes Küchenpapier gegeben werden und kommen zusammen damit in einen Zipperbeutel. Dieser sollte an einem 20 - 25°C warmen Ort liegen bleiben. Gesunde Samen sollten innerhalb von 5 Tagen keimen. Falls nichts keimt, sind die Tomatensamen wahrscheinlich zu alt zum Aussäen.
Bild: Die Tomate 'Indigo Rose' hat schwarze Früchte und bringt gute Erträge.
Tomaten-Samen oder Jungpflanzen kaufen?
Am Ende stellt sich die Frage, was nun besser ist: Tomatenpflanzen oder -samen kaufen oder jedes Jahr neue Samen zu gewinnen. Als Gartenshop sind wir natürlich darauf bedacht, unsere Produkte zu verkaufen. Daher haben wir in den vergangenen Jahren, unser Tomatensortiment vergrössert, wodurch Ihr eine noch umfangreichere Auswahl habt und eure Sammlung erweitern könnt.
Jedoch schliessen sich beide Lösungen sicher nicht aus: Ernte jedes Jahr die Samen deiner Lieblingstomaten, und falls es mal nicht geklappt hat, oder wenn du neue Sorten ausprobieren möchtest, kaufst du neues Saatgut. Und wenn es im Frühling mal etwas zu spät mit der Aussaat geworden ist, dann kommen gekaufte Tomaten Jungpflanzen gelegen!
F1-Hybridsorten aussäen: Wie du einfach selbst neue Tomatensorten züchten kannst.
Wir haben ja bereits erwähnt, dass, wenn man Samen aus den Nachkommen von F1-Hybriden aussät, diese dann ganz unterschiedlich sein können.
Jedoch kann dies auch ein Vorteil sein: Du bekommst eine bunte Wundertüte an (etwas) unterschiedlichen Pflanzen. Nun kannst du selbst zum Tomatenzüchter werden. Wähle einfach die Pflanze aus, welche dir am besten gefällt, und gewinne hier wieder Tomatensamen. Wiederhole das in den nächsten Jahren. Jedes Jahr wird es weniger Unterschiede zwischen deinen Tomatenpflanzen geben. Und nach 3-4 Jahren hast du eine einzigartige Tomatensorte, welche sonst niemand hat. Glückwunsch! Du bist nun offiziell ein Tomatenzüchter!
Der grosse Schwindel: Warum F1-Hybriden oft keine sind!
Vielleicht gehörst du zu den abenteuerlustigen Gärtnern und hast mal Samen einer F1-Sorte genommen und ausgesät. Aber ganz entgegen dem, was du erwartet hast (und was wir hier auch schreiben), sehen alle Sämlinge exakt gleich aus. Wie ist das möglich?
Die Antwort ist ganz einfach: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“ Viele Saatguthändler (vor allem in den USA) schwindeln mit ihren Sortenbezeichnungen! Sie schreiben einfach F1-Sorte hinter eine Tomatensorte, welche eigentlich keine ist, sondern eine traditionelle samenfeste Sorte.
Aber warum? Was erhoffen sie sich davon? So ein Schwindel hat für die Saatguthersteller 4 Vorteile:
- F1-Saatgut ist teurer und gilt als besser: F1-Saatgut herzustellen, ist sehr teuer und aufwendig, da jede Blüte von Hand bestäubt werden muss. Mit ihrer falschen Kennzeichnung sparen die Hersteller sich diese Mehrkosten. Gleichzeitig können sie ihre Sorten, aber dennoch teurer verkaufen. Somit gewinnen sie gleich doppelt!
- Urheber-Schutz: Wenn alle denken, dass die Sorte eine F1-Hybride ist, so versucht niemand diese Tomate nachzubauen und selbst Saatgut aus den Früchten zu gewinnen (obwohl es möglich wäre). Indem ein Hersteller seine Sorte als F1-Hybride vermarktet, behält er einfach ein Monopol über die Sorte, und Kunden kaufen ihm jedes Jahr aufs Neue Saatgut ab.
Übrigens ist dieses Thema besonders bei Tomaten, Chili und Paprika weit verbreitet. Warum? Weil es bei diesen Arten einerseits sehr aufwendig ist F1-Hybriden herzustellen, und andererseits F1-Hybriden nur wenig besser sind als ihre sortenfeste Konkurrenz.
Bild: Die Salattomate 'Green Zebra' sieht wirklich spektakulär aus. Sie hat verfärbt sich von Grün zu Gelb und hat ein volles kräftiges Aroma.
Wildtomaten sind Fremdbefruchter, unsere Kulturtomaten nicht
Nicht von jeder Tomatensorte lassen sich die Samen so einfach entnehmen und wieder neu anpflanzen. Tomaten gelten grundsätzlich als selbstbefruchtend. Das bedeutet, dass die Eizellen von Pollen derselben Blüte befruchtet werden können. Diese Eigenschaft ist eine direkte Folge der Domestikation.
Pflanzen in freier Wildbahn sind selten selbstbefruchtend, da eine Selbstbefruchtung die Diversität der folgenden Generation verhindert. Für ein langfristiges Überleben in einer kompetitiven Umwelt ist aber eine breite genetische Diversität des Nachwuchses wichtig, und die kann nur über Fremdbefruchtung gewährleistet werden.
In Kultivierung und somit unter zumindest teilweise kontrollierten Umweltbedingungen (Bodenbearbeitung, Bewässerung, Düngung, Pestizideinsatz…) ist eine möglichst uniforme Genetik erwünscht, um einen konstanten Fruchtertrag bei gleichbleibender Fruchtgrösse und -qualität zu erreichen. Somit wurde die Tomate durch die Domestizierung selbstbefruchtend, was letztlich auch die Grundlage dafür ist, dass Tomatensamen ganz einfach gewonnen werden können und auch identische Früchte ergeben.
Bild: Die Sorte 'San Marzano' eignet sich sehr gut für das Tomatensamen Gewinnen.
Viele Wildtomaten wie z.B. die Peruanische Wildtomate (nicht aber die Johannisbeertomaten Solanum pimpinellifolium) sind nach wie vor fremdbefruchtet, der Unterschied zwischen fremdbefruchteter Wildtomate und selbstbefruchtender Kulturtomate ist blütenphysiologisch begründet. Während der Blütenstempel bei der Wildtomate über die ringförmig verwachsenen Staubblätter hinausragt, ist er bei der kultivierten Tomate äusserlich gar nicht sichtbar, er ist kürzer als die umgebenden Staubblätter. Das führt dazu, dass über 90% der Befruchtungen Selbstbefruchtungen sind.
Die im Erwerbsanbau häufig eingesetzten Hummeln haben dann dementsprechend auch nicht die klassische Insektenbestäubungsrolle als Pollentransporteur von Blüte zu Blüte, sondern sie lösen allein durch die beim Aufsuchen der Nektardrüsen entstehenden mechanischen Vibrationen die Selbstbefruchtung aus.
Was sind F1-Hybriden überhaupt?
Während Wildtomaten Fremdbefruchter sind, sind die meisten Kulturtomaten Selbstbefruchter und somit samenfest. Konkret bedeutet das jedoch, dass Tomaten sehr starker Inzucht unterliegen. In der Genetik spricht man auch von Homozygotie. Das bedeutet ganz einfach, dass alle Genvarianten identisch sind. Bei der Selbstbefruchtung befruchtet also Pollen eine Eizelle mit identischer Genetik, die entstehenden Samen weisen somit die genau gleichen Eigenschaften auf wie die Mutterpflanze.
Mittlerweile wird in der Tomatenzüchtung aber auch eine Methode angewandt, die in der Maiszüchtung perfektioniert wurde: die Hybridzucht. Dabei werden samenfeste (homozygote) Sorten gekreuzt. Mit der Neuanordnung der Gene zeichnet sich die nachfolgende F1-Generation durch den sogenannten Heterosiseffekt aus.
„F1“ bedeutet einfach „Filialgeneration 1“ oder auf Deutsch erste Nachkommen Generation. Der „Heterosiseffekt“, der in dieser ersten Nachkommen Generation auftritt, zeigt sich dadurch, dass die F1-Generation in bestimmten Pflanzeneigenschaften (z.B. Wuchskraft, Ertragsleistung) höhere Werte erzielt, als das gemäss dem Mittelwert der Elternsorten erwartet werden könnte. Somit sind diese F1-Pflanzen meist wüchsiger, ertragreicher, aber gleichzeitig auch sehr einheitlich.
Aus dieser Vorgehensweise folgt zwingendermassen, dass die F1-Generation nicht mehr homozygot ist. Sie ist heterozygot, für ein Gen liegen jetzt zwei verschiedene Varianten vor (je eine Variante von Papa und Mama). Für das Nachziehen von Tomaten bedeutet das, dass die gewonnenen Samen nicht mehr die gleichen Eigenschaften aufweisen wie die Mutterpflanze, sie spalten auf. Jede Pflanze in den nachfolgenden Generationen wird eine andere Zusammensetzung der Eigenschaften der ursprünglichen Elternsorten haben. Nachkommen der F1-Generation (diese heissen dann F2, F3 und so weiter) können somit Eigenschaften aufweisen, die mit dem Erscheinungsbild der F1-Hybriden wenig gemeinsam haben (mit den Elternlinien der F1-Hybriden aber sehr wohl).