Einen Zitrusbaum überwintern - das ist gar nicht so kompliziert. In diesem Beitrag möchte ich von meinen langjährigen Erfahrungen berichten und Tipps geben, wie Ihr Euren Zitrusbaum überwintern könnt. Dazu gehört ein wenig Pflanzenkunde als Grundlage für die Überwinterung, Hinweise zu geeigneten Winterquartieren, dem richtigen Zeitraum für die Überwinterung und zur Pflege des Zitrusbaums. Und falls Ihr danach einen Zitrusbaum, eine Orange, Kumquat oder Zitrone kaufen wollt, so führt Lubera® im Shop eine Auswahl von über 80 verschiedenen Zitrussorten und Pflanzen…
Inhaltsverzeichnis
- Einen Zitrusbaum überwintern - Wissenwertes zum Zitrusbaum
- Zitrusbaum überwintern - die Arten und Sorten
- Zitrusbaum überwintern - die Rolle von Temperatur und Licht
- Geeignete Winterquartiere
- Anpassung eines Winterquartiers
- Der richtige Zeitraum für die Überwinterung
- Die Rolle der Region
- Wann den Zitrusbaum einwintern?
- Die Pflege des Zitrusbaums im Winterquartier
- Zitrusbaum gießen und düngen
- Zitrusbaum schneiden
- Zitrusbaum umtopfen
- Den Zitrusbaum wieder ausräumen
- Hilfe, mein Zitrusbaum hat im Winterquartier die Blätter verloren!
In den berühmten Zitronengewächshäusern am Gardasee überwintern die Zitrusbäume schon seit Jahrhunderten.
Einen Zitrusbaum überwintern - Wissenwertes zum Zitrusbaum
Pflanzen sind Pioniere - sie erobern einen Standort und passen sich an diesen an. Deshalb ist es wichtig, aus welcher Ursprungsregion Pflanzen stammen und an welche Bedingungen sie sich dort angepasst haben. Die Vorfahren Eures Zitrusbaums stammen aus Südostasien und haben sich dort an ein subtropisches Klima und eine hohe Sonneneinstrahlung gewöhnt. Da die Ursprungsregionen der Zitrusbäume aber häufig eher im Hochland waren, kommen sie auch mit kühleren Nächten und größeren Temperaturschwankungen zurecht als andere Pflanzen aus subtropischen Regionen. Nur eines vertragen (die meisten) Zitrusbäume nicht und das ist Frost. Wobei auch das zu relativieren ist: Die meisten Zitrusarten, insbesondere Zitronen, Kumquat und vor allem Bitterorangen (Pomeranzen) halten auch einige Stunden, manchmal auch einige Tage mit leichten Minustemperaturen (-2 bis -4°C) aus.

Wenn die Überwinterungszeit endet, sind Orangenbäume besonders schön.
Zitrusbaum überwintern - die Arten und Sorten
Wer wohlschmeckende Zitrusfrüchte ernten will, muss dazu eine nicht winterharte Zitruspflanze auf Balkon und Terrasse oder sonst an einer möglichst warmen und vor allem sonnigen Stelle im Garten platzieren. Die folgenden Zitrusarten sind grundsätzlich frostempfindlich und müssen nach den weiter unten definierten Regeln richtig überwintert werden:
- Zitrone
- Orange
- Mandarine
- Kumquat
- Limette
- Grapefruit
- Pampelmuse
- Bergamotte
- Zedratzitrone
- Buddhas Hand Zitrone.
Einige wenige Minusgrade überstehen Pomeranzen, bedingt winterhart ist der Yuzu (bis -12°C) und andere sehr exotische und schwer erhältliche Arten und Sorten. Schließlich ist die Dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata) die einzige zitrusähnliche Pflanze, die hierzulande vollständig winterhart ist.
Zitrusbaum überwintern - die Rolle von Temperatur und Licht
Der Stoffwechsel von Pflanzen kann stark verkürzt als Umwandlung von CO2, anderen Nährstoffen und Wasser mit Hilfe von Lichtenergie in Sauerstoff und Zucker sowie weitere Pflanzenstoffe beschrieben werden. Da Pflanzen nicht oder nur in geringem Umfang die Temperatur regulieren können, hängt die Intensität dieser Reaktion, der Photosynthese, auch von der Außentemperatur ab. Die Temperatur und das Licht sind also die entscheidenden Grössen für Klimaführung der Zitruspflanzen, wenn wir mal davon ausgehen, dass sie genau so viel Wasser bekommen, wie sie auch brauchen. Dies hat entscheidende Konsequenzen für die Überwinterung Eurer Zitrusbäume. Um diese Konsequenzen genauer zu diskutieren, lassen sich vier Situationen unterscheiden:
- Temperatur hoch - Lichtangebot hoch
- Temperatur gering - Lichtangebot gering
- Lichtangebot gering - Temperatur hoch
- Lichtangebot hoch - Temperatur niedrig.

Ein Kumquat 'räkelt' sich im Morgenlicht.
Wie Ihr schnell seht, entsprechen die Situationen 1 und 2 einem normalen klimatischen Verlauf, während die Situationen 3 und 4 untypisch sind. Licht und Temperatur sind in der Regel miteinander korreliert: Wenn es sehr hell ist, ist es in der Regel auch warm.
Nun ist noch zu klären, wann die Temperatur für Zitrusbäume hoch oder niedrig und das Lichtangebot gering oder hoch ist. Das lässt sich am Besten durch zwei Werte klären. Der erste Wert ist die Wachstumsschwelle von ca. 12 bis 15°. Unter diesem Wert ist die Temperatur gering und die Pflanze ist in der Winterruhe. Darüber beginnt das Wachstum und der (intensivere) Stoffwechsel setzt ein.
Beim Licht ist die Bestimmung des Schwellenwerts etwas komplizierter. Nach meiner Erfahrung, die sich auch mit denen anderer Experten deckt, muss ein kühles Winterquartier bei einer Temperatur zwischen 5° bis 10° C mindestens einen Lux-Wert von 1.500 Lx aufweisen. Lux ist der Energiewert Lumen/Quadratmeter. Diesen könnt Ihr mit einem Luxmeter messen, den ich Euch sehr empfehlen möchte, wenn Ihr eine größere Zahl von unterschiedlichen Kübelpflanzen überwintern möchtet.
Die beiden Schwellenwerte sind also ungefähr:
- Temperatur: ca. 12° C
- Licht: ca. 1.500 Lux
Liegt die Temperatur in Eurem Winterquartier über 12° C müsst Ihr auch für Licht sorgen, das über 1.500 Lux liegt. Bei einer Temperatur unter 12° C reichen 1.500 Lux in der Regel aus.

Ideale Überwinterungsbedingungen finden Zitrusbäume in einem Gewächshaus, wie hier im Schaugewächshaus der Baumschule Oscar Tintori in der Toskana.
Geeignete Winterquartiere
Daraus ergeben sich Winterquartiere, in denen Ihr problemlos Euren Zitrusbaum überwintern könnt. Sie sind unbeheizt, kühl, aber dennoch frostfrei. Weiter haben Sie eine Lichtquelle, die häufig Tageslicht aus südlicher oder südwestlicher Richtung in den Raum fallen lässt. Die Fensterscheiben sind nicht beschichtet oder mit Gardinen o.ä. zugehängt. Das einfallende Licht erreicht das Laub des Zitrusbaums direkt. Diese Bedingungen findet Ihr meistens in folgenden Winterquartieren:
- ein Kaltwintergarten
- ein Gewächshaus
- ein unbeheiztes Treppenhaus
- unbeheizte Nebenräume oder -gebäude
- ein Überwinterungszelt
- eine Garage mit Fenstern.
Dagegen sind
- beheizte Wohnräume
- Büros
- dunkle Lagerräume
- gut isolierte und warme Kellerräume
regelmäßig bei Temperaturen über 12° oder 15° zu dunkel. Der Zitrusbaum verliert Blätter in einem solchen Winterquartier und muss im Frühjahr erst einmal mühsam wieder austreiben.
Anpassung eines Winterquartiers
Wenn Ihr nur ein warmes Winterquartier habt, dann müsst Ihr in diesem Quartier für mehr Licht sorgen. Das gelingt mit Pflanzenleuchten, die mit Hilfe von Zeitschaltuhren gesteuert werden können. Es gibt stärkere Wachstumsleuchten und schwächere Leuchtstoffröhren, die bei kühleren Räumen ohne Lichtquelle eingesetzt werden können.
Auch mit der Beleuchtungsdauer könnt ihr das Wohlbefinden der Pflanzen steuern. Wenn die Beleuchtung in Eurem Winterquartier schwach ist, könnt Ihr durch eine länge Beleuchtung für ausreichend Licht sorgen. Beleuchtet aber nicht länger als 12 Stunden, denn die Pflanzen brauchen auf jeden Fall einen Tag-Nacht-Unterschied.
Wenn Ihr einen Zitronenbaum draußen überwintern wollt, geht das nur mit den wenigen bedingt winterharten oder vollständig winterharten Sorten wie Yuzu oder Poncirus trifoliata.

Im Winter reifen die Orangen, so dass man auch während der Überwinterung ernten kann.
Der richtige Zeitraum für die Überwinterung
Wenn Ihr Euch den Lichthunger der Zitrusbäume vor Augen führt, wird klar, dass sie so lange wie möglich im Freien stehen sollten. Das ungefilterte Sonnenlicht ist ideal für Wachstum, Blüten- und Fruchtbildung. Auf der anderen Seite müssen die Zitrusbäume auf jeden Fall vor den Frost eingeräumt werden. Außerdem sollte es beim Einräumen keinen zu großen Unterschied zwischen der Freiland- und der Innentemperatur geben.
Im Wesentlichen hängt es vom Winterungsverlauf ab, wann Eure Überwinterung beginnt und wann sie endet. Behaltet also in den Übergangszeiten gerade die Temperaturen am frühen Morgen im Auge. In der Regel ist es zwischen 5 und 6 Uhr morgens am kältesten. Solange es frostfrei ist, kann der Zitrusbaum also draußen bleiben. Auch Morgentemperaturen von 1-3° sind noch kein Grund, nervös zu werden. Es ist ganz einfach so, dass sich ein Zitrusbaum bei anhaltenden Temperaturen über 0°C draussen viel wohler fühlt als im Überwinterungsquartier.
Die Rolle der Region
Wann die Kälte einsetzt, hängt auch von der Region ab. Nördlich der Alpen kann man drei Winterkältezonen unterscheiden, in denen die Zitrusbäume eingeräumt sein sollten:
- Milde Regionen im Westen, Flusstäler, Weinbaugebiete
- Milde bis kalte Regionen im Mittelgebirge, im Nordosten und in der Mitte
- Kalte Regionen im Osten und Südosten.
Die Erfahrungswerte für die Überwinterung in diesen Regionen sind folgender Maßen:
- Milde Regionen: Mitte November bis Anfang April
- Milde bis kalte Regionen: Anfang November bis Mitte April
- Kalte Regionen: Mitte Oktober bis Ende April
Allerdings scheint sich diese Regel auch laufend ein bisschen zu verschieben; in sehr vielen Jahren ist in sehr vielen Regionen die Freilandkultur bis weit in den November möglich.
Häufig werden die 'Eisheiligen' als Ende der Überwinterungszeit genannt, die in der zweiten Mai-Dekade liegen. Nach meiner Erfahrungen sind diese mittlerweile frostfrei. Daher kann auch in kalten Regionen die Überwinterung bereits Ende April enden. Übrigens gelten die genannten Zeiten auch dann, wenn Ihr einen Zitrusbaum kaufen wollt.

Nur wenige Zitrusbäume sind wie die Yuzu bedingt winterhart.
Wann den Zitrusbaum einwintern?
Natürlich kann man sich jetzt an die obigen Regeln halten, wann man mit dem Einwintern der Zitrusbäume beginnen soll. Viel besser ist es allerdings, in jedem Jahr so lange wie möglich zu warten. In fast jedem denkbaren Überwinterungsfall erhalten die lichthungrigen Gewächse im Freiland mehr Licht als später im noch so guten Ueberwinterungsquartier. Dazu kommt, dass sie draußen zusammen mit der Witterung und der umgebenden Vegetation langsam in den Schlafbereich geführt werden (unter 12°C), wo sie gezwungenermaßen ihre Lebensfunktionen ruhig stellen – ohne aber die noch nicht reifen Früchte und die Blätter zu verlieren. Dieses langsame Heranführen in den Schlafzustand funktioniert draußen einfach viel besser als drinnen. Draußen ist auch meist die Luftfeuchtigkeit höher und damit pflanzenverträglicher ist als in den Innenräumen.
Bilder: Zitrusbäume die sich Mitte November trotz nahendem Winter draußen noch wohl fühlen.
Die Pflege des Zitrusbaums im Winterquartier
Wenn Ihr einen Zitronenbaum oder einen Orangenbaum überwintern wollt, müsst Ihr neben dem Winterquartier und dem Zeitraum auch einige weitere Pflegehinweise beachten. Aber keine Angst: im kühlen Winterquartier ist der Zitrusbaum sehr pflegeleicht.
Zitrusbaum gießen und düngen
Im kühlen Winterquartier braucht der Zitrusbaum kaum Wasser und keinen Dünger. Achtet darauf, dass die Erde ganz leicht feucht bleibt. In der Regel erreicht Ihr das mit einmaligen Gießen oder mit der Restfeuchte, die aus dem Freiland mit ins Winterquartier kommt.
Zitrusbaum schneiden
Im späten Winter -also Ende Februar- können Zitrusbäume geschnitten werden. Da diese langsam wachsen und immergrün sind, solltet Ihr dabei sehr zurückhaltend sein. Es reicht meistens, wenn die Krone rund geschnitten wird und abgestorbene Äste entfernt werden. Ihr solltet nicht mehr als 10% eines Triebs entfernen. Hier gibt es weitere Hinweise zum Schnitt bei Zitrusbäumen.
Zitrusbaum umtopfen
Auch das Umtopfen ist eine typische Tätigkeit im späten Winter. Alle zwei bis drei Jahre ist ein Umtopfen sinnvoll. Viel häufiger sollte es nicht erfolgen. Zitrusbäume brauchen einige Zeit, bis sie wieder angewurzelt haben. Beim Umtopfen sind folgende Zutaten wichtig:
- Topf mit Abflussloch
- Durchlässige Erde
- Drainageschicht.
Wie Ihr beim Umtopfen vorgeht, könnt Ihr hier nachlesen.
Den Zitrusbaum wieder ausräumen
Wenn die Frühlingssonne lacht, könnt Ihr je nach Region den Zitrusbaum wieder rausstellen. Wichtig dabei ist ein gewisser Sonnenschutz, da Zitrusbäume auch Sonnenbrand bekommen können, wenn sie so lange unter spärlichem Licht standen. Im Zweifelsfalle könnt ihr gerne auch etwas früher, also beispielsweise schon Anfang April ausräumen, wenn ihr die Möglichkeit habt, bei kalten Phasen die Zitrusbäume auch schnell wieder reinzustellen oder bei nur schwachen Minustemperaturen sie mit einem Vlies zu schützen. Den Zitrusbäumen geht es draussen so viel besser als drinnen, dass sich das kleine Risiko und der Aufwand allemal lohnen.
Hilfe, mein Zitrusbaum hat im Winterquartier die Blätter verloren!
Diesen Hilferuf höre ich jeden Winter immer wieder. Der Grund für das Malheur ist meistens klar: Entweder war es im Winterquartier zu warm (in der Regel bei viel zu wenig Licht) oder aber es wurde zu viel gegossen. Wenn aber das Malheur mal passiert ist, dürft ihr auf keinen Fall in Panik verfallen. Jetzt dem Pflanzenhelfersyndrom nachzugeben und die Temperatur zu erhöhen, ist gerade falsch. Bei Blattverlust ist unbedingt das Giessen gänzlich einzustellen, allenfalls sind die Pflanzen im Überwinterungsraum auch auf einen Rost zustellen, damit die Staunässe abfliessen oder verdunsten kann. Das einzige Gute an der Situation: Den Zitrusbaum ohne Blätter kann man jetzt problemlos und mit Vorteil auch in einen dunklen Raum stellen, wenn dieser zum Vorteil der Pflanze kühler ist. Im März sollte man einen so blattlos gewordenen Zitrusbaum relativ stark zurückschneiden (20-30%), aufdüngen und auch wieder so früh wie möglich ins Freie stellen, so dass er mit der Frühlingsvegetation aufwachen und austreiben kann.
Hier findet Ihr Informationen, wenn Ihr einen
wollt.
Guten Tag. Habe meine Citrusbäume am Samstag nach der Winterpause ins Freie gestellt und gegossen. Jetzt sehen die Blätter schlapp aus
Hallo,
vielleicht haben Sie zuviel gegossen. Schützen Sie sie vor dem Regen. Außerdem wird das Wochenende wieder frostig, dh. sie müssen die Pflanzen leider wieder reinstellen.
Viele Grüße
D. Große Holtforth