Nur die richtigen müssen es sein: Ranka taut ihre letzten Lubera-Tomaten auf und findet Vitamine und Trost bei Salsa auf Käsebrot und im trüben, tomatenlosen Garten.
Gibt es wirklich jemanden, der Tomaten hasst? Ist das möglich? Falls ja, müssen das Menschen ohne Garten sein, denke ich mir. Eine knallrote Kirschtomate frisch vom Strauch, richtig warm von der Sonne, und bei Vogelgezwitscher und Bienengesumme verspeist, ist bei mir jedenfalls immer das Sommer-Highlight im Garten. Und so ein Highlight könnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen, seufz. Nicht nur ist das Wetter trüb, trostlos und nass, sondern auch die Virus-Weltlage ist alles andere als aufmunternd.
Darf man öffentlich sagen, dass man Angst hat? Irgendwie scheint das mit einem Tabu belegt zu sein, wie mir scheint. Alle meine Bekannten sind so schrecklich sorglos und meinen, der Kelch würde an ihnen vorbei gehen. Tja, ich finde, eine gesunde Portion Angst ist konstruktiv und evolutionstechnisch gesehen unsere Antriebsfeder, Gefahren zu bekämpfen, vorzusorgen und das Bestmögliche aus uns in Krisensituationen herauszuholen. Also bekenne ich mich jetzt mal zur Angst und nutze sie zu meinen Gunsten, indem ich in den Garten gehe und im nassen Unterholz nach Freunden aus der Pflanzenwelt suche.
Bild: Manchmal scheint die Sonne auch im Norden. Und die eiskalten Lubera Tomaten strahlen mit.
Erste Vitamine aus dem Garten holen!
Die findet man schnell: Erste Minze-Triebe, kleine Brennnessel-Spitzen, Winterheckenzwiebeln, erste Löwenzahn-Blätterchen, Gänseblümchen und Rosmarinnadeln. Als Tee oder im Smoothie oder einfach auf einem Quarkbrot kann man sicher sein, allerfeinstes Vitamin C zu sich zu nehmen (immer noch die Nummer 1 für unser Immunsystem) und gleichzeitig Wohlfühlhormone beim Geniessen zu produzieren (funktioniert bei mir immer, wenn ich was Leckeres esse). ;-) Nebenbei macht frische Luft und das erste Herumpusseln im Garten sowieso gute Laune, also hat man nach nur einer Viertelstunde in seinem kleinen, privaten Paradies – und möge es noch so kalt sein – schon eine Menge für sich und sein Immunsystem getan.
Bild: Tomatige Lycopin-Bomben vor Winterheckezwiebeln, den Ewigen Zwiebeln, die das erste Vitamin C im Garten liefern jetzt.
Und um meinen Sommerlieblingen, den gartenfrischen Tomaten, gedanklich und körperlich noch ein bisschen näher zu sein, habe ich meine letzten eingefrorenen Schönheiten aufgetaut und ein leckeres Salsa gekocht, schön scharf mit Paprika (auch aus dem Garten), Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und asiatischen Gewürzen wie Kurkuma, Kreuzkümmel und Koriander. Frei Schnauze, einfach, schnell und MEGA lecker auf einem Brot mit Ziegenkäse. Und mega gesund, salopp gesagt. Denn nicht nur Tomaten, Paprika und Zwiebeln stärken unsere Abwehrkräfte, auch viele Gewürze. Es ist doch einfach beruhigend, dass man sich selbst so einfach helfen kann, indem man die Immunkräfte steigert mit gesunden Sachen aus dem Garten. Iss dein Gemüse, wie alle Mütter dieser Welt ihren Kleinkindern immer predigen! Und wir fügen hinzu: Iss auch dein Unkraut!
Bild: Tomaten-Paprika-Salsa auf Ziegenfrischkäse mit erstem Garten-Grünzeug zur Vitaminanreicherung Brennnessel, Ewige Zwiebel und Ringelblume.
Gefrorene Minitomaten und grosser Geschmack
Zwei kleine Tipps: Man sollte die Tomaten im gefrorenen Zustand schneiden, dann bekommt man problemlos die Haut mit kleingeschnitten (oder aber man überbrüht die gefrorenen Tomaten schnell mit heissem Wasser, dann kann man die Haut problemlos abziehen). Und man sollte die halbgefrorenen Cherrytomaten nicht mit einem Beerensnack verwechseln. Gefrorene Tomaten schmecken nicht, wie ich feststellen musste. Wenn es lecker sein soll, dann bitte gefrorene Johannisbeeren oder Blaubeeren naschen. Die Tomaten sind gefroren nur ein Schatten ihres frischen, sommerlichen Selbst, aber das macht rein gar nichts, denn sie haben ganz viel Lycopin (der rote Farbstoff sozusagen), das auch antioxidativ wirkt und unser Immunsystem unterstützt und – das ist das allerbeste – das beim Erhitzen noch besser verfügbar für unseren Körper wird. Tomaten sind einfach genial, egal ob lecker-süss und sommer-sonnen-frisch oder gefroren und – nun ja – pur etwas befremdlich schmeckend: Sie tun uns immer etwas Gutes. Und mit etwas Salz, Pfeffer und anderen Gewürzen (auch die arabisch-afrikanischen Gewürze passen gut zu Salsa und Co.) sind sie auch im Winter schnell zu einer phantastischen Delikatesse transformiert.
In Zeiten wie diesen braucht der Mensch (ich ganz besonders) Soul-Food oder Comfort-Food, wie der Amerikaner sagt. Und die paar Pfunde, die man schnell zu viel auf den Hüften hat (ich ganz besonders) schaden ja auch nicht im Krankheitsfall. Dann hat man was "zuzusetzen", wie meine Oma, die zwei Weltkriege miterlebte, immer sagte. Recht hat sie, finde ich, wenn ich in den Spiegel schaue und mir aufmunternd zuzwinkere. ;-)
Bild: Gelbe Sunviva, rote Minis Peruanische Wildtomate und die extrem leckere Chocolate Pear.
Scharfe Tomaten mit vielen Vorteilen für Mann und Frau
Kleine Anekdote am Rande: Männer sollten besonders viele Tomaten essen! Warum? Britische Forscher haben vor einiger Zeit herausgefunden, das Lycopin nicht nur dem Immunsystem hilft, sondern auch die Zeugungsfähigkeit verbessern kann. Das entlockte mir nun doch ein Schmunzeln, als ich es las. Also haben meine Tomaten nun schon für mehrere Glücksmomente gesorgt: Beim Pflanzen und beim Ernten letztes Jahr, beim Lesen, Kochen und Essen dieses Jahr. Mitten im Winter ein kleiner Gruss vom vergangenen Sommer, würzig-scharf und feurig-süss (ein bisschen Zucker in der Salsa hebt den Geschmack und mildert die Schärfe der Chili, in meinem Fall der ebenfalls gefrorenen Würzpaprika Fresno, die haben nämlich ganz schön "Bums" finden meine norddeutschen Geschmacksknospen).
Bild: Ein pikanter Gruss vom letzten Jahr vor Blüten des neuen Jahres.
Auf der Suche nach weiteren gesunden Wohlfühlfrüchten werde ich jetzt mal abtauchen in meine grosse Tiefkühltruhe und schauen, was ich noch so finde vom letzten Sommer, aus meinem Garten, den ich liebe und der mich liebt und der für mich sorgt. Ich muss sagen, ich freue mich schon riesig auf neue Tomatenpflanzen von Lubera, hoffentlich auch ein paar Paprikasorten und viele weitere Glücksmomente beim Gärtnern und anschliessendem gut essen natürlich. Die Vorfreude auf einen hoffentlich sorglosen und gesunden Sommer ist gut für’s Herz jetzt!
Alan Titchmarch, ein in England bekannter und beliebter Gärtner und TV-Garten-Star, hat die Bedeutung unserer Gärten in schweren Zeiten perfekt auf den Punkt gebracht. Im Prolog seiner wunderbaren Fernsehserie "Love your Garden" spricht er mir aus der Seele:
„When life is full of uncertainty, the perfect place to escape to, is a garden. No matter the size, these precious patches of green have the power to heal and restore, which is why, for me, our gardens are more important than ever. “