Möchte man als Gartenbesitzer ein neues Obstgehölz haben, so geht man für gewöhnlich in ein Gartencenter und kauft sich dieses. Alternativ kann man Bäume veredeln und sich so eigene Züchtungen schaffen. Dabei sind jedoch einige Kriterien zu beachten.
Inhaltsverzeichnis
- Kann ich selbst Bäume veredeln?
- Verschiedene Methoden zur Veredelung
- Fachausdrücke beim Bäume Veredeln
- Kopulation
- Okulation
- Pfropfen
- Werkzeuge
- Bäume veredeln durch Kopulation – Anleitung
- Durch Okulation
- Bäume veredeln – richtiger Zeitpunkt
- Frühjahr?
- Sommer?
- Bäume veredeln im Herbst?
- Winter?
- Veredelungshöhen
- Welche Bäume kann man miteinander veredeln?
- Und welche nicht?
- Ist jede Veredelung erfolgreich?
- Video-Tipp der Redaktion: So veredele ich meinen Obstbaum
Kann ich selbst Bäume veredeln?
Jeder Pflanzenfreund, der etwas handwerklich begabt ist, kann Bäume veredeln. Viele Menschen scheuen sich jedoch davor, da sie der Meinung sind, dass eine solche Maßnahme zu aufwändig ist und somit ausschließlich Fachleuten überlassen werden sollte. Dies ist jedoch ein Irrtum: es gibt verschiedene Veredelungsmethoden mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, so dass für jeden Interessierten die passende dabei sein sollte.
Für gewöhnlich werden Obstbäume veredelt. Doch auch Ziergehölze lassen sich auf diese Weise vermehren. Die Vorteile einer solchen Vermehrung liegen klar auf der Hand:
- Auch Gewächse, die durch Aussaat nur sehr kümmerlich gedeihen würden, können vermehrt werden
- Bis das Bäumchen groß ist, dauert es nicht so lange
- Die entstandenen Gewächse sind sortenecht
Verschiedene Methoden zur Veredelung
Wer sich einmal dazu entschlossen hat, Bäume veredeln zu wollen, wird mit einer Fülle von Fachausdrücken überhäuft. Schon allein die Bezeichnungen für die Veredelungsmethoden können recht abschreckend wirken. Doch so schlimm, wie es den Anschein hat, ist diese Maßnahme definitiv nicht.
Prinzipiell stehen drei verschiedene Methoden zum Bäume Veredeln zur Verfügung:
- Kopulation
- Okulation
- Pfropfen
Lubera-Tipp: In Baumschulen werden gelegentlich noch einige andere Methoden angewendet, die jedoch für Laien nicht unbedingt empfehlenswert sind.
Fachausdrücke beim Bäume Veredeln
- Edeltrieb: auch als „Edelreis“ bezeichneter Trieb jenes Gehölzes, welches veredelt werden soll. Idealerweise ist dieser Trieb vom Vorjahr, gerade und kräftig gewachsen, etwa 30 cm lang und bleistiftdick. Besonders gut geeignet ist der Mittelteil eines Triebes.
- Veredelungsmesser: Messer, welches speziell zum Bäume Veredeln hergestellt und verwendet wird
- Veredelungsunterlage: Wurzelstock, auf welchen der Edeltrieb gesetzt wird
Kopulation
Bei dieser Methode müssen die Unterlage sowie der Edeltrieb denselben Durchmesser haben. Die Schnitte beider Teile müssen identisch sein, sowohl in der Länge als auch in dem Winkel, in dem sie angeschrägt werden. Als Faustregel gilt: die Schnittfläche sollte vier- bis achtmal so lang sein wie der Durchmesser der Triebe.
Okulation
Bei der Okulation wird ein Auge des Edeltriebes in die Rinde der Unterlage gesteckt.
Pfropfen
Das Pfropfen ist eine Veredelungsmethode, die sich überwiegend für ältere Gehölze empfiehlt. Es stehen wiederum verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl: Rindenpfropfen, Spaltpfropfen, Anplatten, Seitliches Einspitzen. Bei allen diesen Methoden muss die Unterlage viel dicker und stärker sein als der Edelreiser.
Werkzeuge
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Kopulationsmesser: Bei diesem handelt es sich um ein ausgesprochen scharfes Schnittwerkzeug mit einer geraden Klinge. Diese ermöglich gerade Schnitte.
- Okulationsmesser: Alterbnativ wird ein Okulationsmesser verwendet. Diese muss ebenfalls sehr scharf sein. Es ist ein wenig größer als das Kopulationswerkzeug und besitzt entweder auch eine gerade oder eine leicht gebogene Klinge. Zudem hat es einen speziellen Rindenlöser.
- Verbandmaterial: Ob Bast, Klebebänder, Veredelungsgummis oder Okulationsschnellverschlüsse; Materialien zum Verbinden der beiden Teile ist zwingend notwendig.
- Wundverschlussmittel: Um entstandene Wunden schnell und sicher wieder zu verschließen, sollten spezielle Mittel hierfür eingesetzt werden. Sehr gut geeignet sind Wundverschlusspasten aus dem Fachhandel, Klebebänder oder Veredelungswachs.
Bäume veredeln durch Kopulation – Anleitung
- Unterlage auf gewünschte Höhe einkürzen
- An der Unterlage gegenüber einem Auge einen 3 – 6 cm langen Schnitt durchführen
- Identischen Schnitt an einem Edelreiser mit 3 – 4 Augen durchführen
- Reiser auf die Unterlage setzen
- Veredelungsstelle mit Wundverschlussmittel einschmieren
- Mit Bast umwickeln
Durch Okulation
Die Unterlage sollte ein- bis zweijährig sein; die Edelreiser sollten erst kurz vor dem Procedere geschnitten werden.
- Wurzelhals der Unterlage mit einem Tuch saubermachen
- Etwaige störende Triebe abschneiden
- In der gewünschten Veredelungshöhe einen T-förmigen Schnitt ansetzen, der lediglich die äußere Rinde durchtrennt
- Okuliermesser etwa 2 cm unterhalb eines Auges ansetzen
- Auge so vom Trieb abschneiden, dass der Schnitt etwa 2 cm über ihm endet
- Das Auge so von oben in die entstandene Rindentasche an der Unterlage schieben, dass es aus der Mitte des Einschnittes hervorschaut
- Das Stückchen des Auges, welches oben aus dem waagerechten Schnitt hervorschaut, abschneiden
- Veredelungsstelle so mit Bast verbinden, dass das Auge herausschaut
Lubera-Tipp: Um größtmögliche Sauberkeit zu gewährleisten, darf niemals eine Schnittstelle mit bloßen Händen angefasst werden.
Bäume veredeln – richtiger Zeitpunkt
Nicht nur die Art und Weise, wie veredelt wird, ist von Bedeutung. Auch der richtige Zeitpunkt sollte beachtet werden.
Frühjahr?
- Die Kopulation sollte spätestens im zeitigen Frühjahr durchgeführt werden.
- Gepfropft wird idealerweise im März oder April.
Sommer?
Der Zeitraum zwischen Juli und September ist ideal zum Okulieren. Zum einen ist dann die Rindenlösung am besten; zum anderen treibt das Auge nicht mehr aus.
Bäume veredeln im Herbst?
Keinesfalls sollte man im Herbst Bäume veredeln. Die Gehölze begeben sich in Vegetationsruhe und möchten sich nicht mit anderen Dingen beschäftigen.
Winter?
Der beste Zeitpunkt für die Kopulation sind die Monate Dezember und Januar. Sollte aus irgendeinem Grund das Bäume Veredeln zu dieser Zeit nicht stattfinden können, so müssen zumindest die Edelreiser geschnitten werden. Bis zu ihrer Verwendung benötigen sie einen kühlen, aber frostfreien Platz.
Lubera-Tipp: Auch die Reiser für das Pfropfen sollten im Dezember oder Januar geschnitten werden.
Veredelungshöhen
Damit das Bäume Veredeln erfolgreich ist, muss die richtige Veredelungshöhe gewählt werden. Für gewöhnlich liegt diese am Wurzelhals der Veredelungsunterlage; alternativ direkt darüber. Bei Obstbäumen hingegen darf keinesfalls so weit unten angesetzt werden. der Grund liegt darin, dass der Edeltrieb dazu neigt, sich von seiner Unterlage zu entfernen und selbst Bodenkontakt zu suchen. Als Folge dessen wird er nicht mehr von der Unterlage mit Nährstoffen und Wasser versorgt, sondern erledigt dies allein. Was auf den ersten Blick nicht dramatisch klingt, entwickelt sich im Laufe der Zeit jedoch zu einem Desaster: betroffene Bäume wachsen sehr schnell und stark. Da dies für gewöhnlich nicht erwünscht ist, liegt die Veredelungshöhe bei Obstbäumen mindestens eine Handbreit über dem Wurzelhals.
Welche Bäume kann man miteinander veredeln?
Bei der Veredelung ist es immens wichtig, dass als Unterlage eine Wild- oder Kulturform oder eine verwandte Sorte der betreffenden Pflanze zu verwenden. Dies ist insofern vonnöten, als dass diese ein ähnliches Erbgut besitzt. Somit wird die Gefahr, dass sich die beiden Gehölze nicht miteinander vertragen, minimiert. Ganz ausschließen lassen sich derartige Unverträglichkeiten jedoch nicht.
Lubera-Tipp: Für Obstbäume gibt es im Fachhandel Veredelungsunterlagen, die darauf ausgerichtet sind, das Höhenwachstum zu begrenzen.
Und welche nicht?
Gewächse, die weder im Entferntesten miteinander verwandt sind noch ähnliche Erbanlagen besitzen, sollten nicht verwendet werden. Da dies für einen Laien oft nicht erkennbar ist, sollte im Zweifelsfalle ein Fachmann diesbezüglich befragt werden. Was jedoch jeder Pflanzenfreund weiß – oder zumindest wissen sollte -, ist die etwa zu erwartende Wuchshöhe. So versteht es sich von selbst, dass Zwergsträucher nicht auf Eichen veredelt werden sollten oder Zwergrosen auf Kletterrosen.
Ist jede Veredelung erfolgreich?
Auch, wenn die beiden Teile anscheinend gut zueinander passen, heißt es, geduldig sein. Erst nach etwa einem Monat zeigt es sich, ob das Bäume Veredeln erfolgreich war oder nicht. Denn – darüber sollte man sich im Klaren sein – es ist ein Eingriff in die Natur, der selbst bei eigentlich passenden Sorten die Chemie nicht stimmt und sich die beiden Teile nicht miteinander verbinden möchten.
Video-Tipp der Redaktion: So veredele ich meinen Obstbaum
In folgendem Video wird sehr schön anschaulich gezeigt, wie man leicht Bäume veredeln kann:
Symbolgraphiken: © Volodymyr Shevshuk – stock.adobe.com; kranidi – stock.adobe.com; Valeriy Kirsanov