Einen Waldgarten anlegen muss nicht schwierig sein. Oft sieht man sehr komplizierte, detaillierte Pläne mit etlichen zu beachtenden Punkten und Pflanzen. Dies entmutigt leider viele, ein solches Projekt anzugehen. Grundsätzlich ist es jedoch recht leicht. Wenn man ein paar wichtige Gestaltungsprinzipien beachtet, kann jeder einfach sein eigenes Permakultur Paradies schaffen. Im Lubera Shop kannst du über 5000 verschiedenen Pflanzen für deinen Waldgarten kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Prinzip 1: Ein Waldgarten ist eher eine Baum-Savanne als ein dichter Wald
- Prinzip 2: Licht maximal ausnützen. Hohe Bäume im Norden und Lichtanbeter im Süden
- Prinzip 3: Stickstoffbinder einbauen
- Prinzip 4: Mikroklima und Gelände ausnutzen
- Die 4 häufigsten Fehler beim Waldgarten Anlegen vermeiden
- Fehler 1: Allopatie und Konkurrenz zwischen Pflanzen nicht beachten
- Fehler 2: Vergessen das kleine Bäume gross werden – Platz einplanen
- Fehler 3: Bodenart und pH-Wert nicht beachten: Saurer Boden für Heidelbeeren und Co.!
- Fehler 4: Die 3. Dimension nicht ausnutzen: Kletterpflanzen!
- Fazit: Einen Waldgarten anlegen ist nicht kompliziert
Prinzip 1: Ein Waldgarten ist eher eine Baum-Savanne als ein dichter Wald
Ursprünglich stammt die Waldgarten-Idee aus tropischen Regionen. Hier ist ein Waldgarten ein wirklich dichter Dschungel mit verschiedenen nützlichen Pflanzen in verschiedenen Höhen auf jedem Quadratmeter von unten bis oben.
Leider können wir in unseren gemässigten Breiten keinen solchen dichten Wald erschaffen. Das Problem? Licht! In den Tropen scheint das ganze Jahr über sehr intensiv die Sonne, direkt von oben. Hier fällt immer auch etwas Licht durch das Blätterdach bis nach unten. Bei uns ist Sonnenlicht viel rarer und fällt besonders in der kühleren Jahreshälfte nur von der (Süd-)Seite.
Bild: Ein dichter Forst ohne viel Unterwuchs.
Dieses Phänomen kann man auch bei uns im Wald beobachten. In einem dichten Forst wächst fast nichts auf dem Waldboden, da kaum Licht bis unten dringt. Viele Blätter oder Nadeln: Ein paar Moose und Farne und das war’s. Wenn man aber an den Waldrand kommt, herrscht plötzlich ein dichtes Gewirr aus Sträuchern, Gräsern und Kräutern. Hier gibt es mehr Licht und Pflanzen. Genau diesen Effekt wollen wir durch eine eher offene Waldlandschaft nachahmen.
Prinzip 2: Licht maximal ausnützen. Hohe Bäume im Norden und Lichtanbeter im Süden
Wir haben bereits das Wichtigste zum Waldgarten Anlegen gelernt: Licht ist wichtig. Hierfür sollte man zuerst die Himmelsrichtungen seines (zukünftigen) Waldgartens kennen. Im Süden ist es am sonnigsten und im Norden bleibt meist am wenigsten Licht übrig. Deshalb platzieren wir die höchsten Bäume ganz im Norden des Grundstückes. Egal ob Esskastanie oder Apfelhochstamm: Hier stört ihr Schattenwurf am wenigsten und durch ihre Grösse bekommen die Bäume auch noch genügend Licht ab.
Nun geht es Schicht für Schicht von Norden nach Süden. Erst mittlere Bäume, dann grosse Stäucher, und schliesslich kleine Büsche. Am Ende kommt einjähriges Gemüse und sonnenliebende Kräuter ganz in die Sonne.
Falls man genügend Platz hat, kann man natürlich mehrere dieser Reihen anlegen. Je nach Gelände und Belieben müssen es auch keine geraden Reihen sein. Jedoch sollte das Prinzip immer das Gleiche sein: Hohes nach Norden und nach hinten und kleinere Pflanzen eher nach vorne Richtung Süden.
Natürlich hat jede Regel seine Ausnahme. Farne können auch komplett in den Schatten gepflanzt werden, Johannisbeeren überleben auch an einem etwas schattigeren Platz und Walderdbeeren oder Bärlauch funktionieren auch im lichten (!) Schatten unter einem Obstbaum.
Prinzip 3: Stickstoffbinder einbauen
Bei einem Waldgarten ist die Pflanzenwunschliste oft sehr lang. Jedoch sollte man Stickstoffbindende Pflanzen auf keinen Fall vernachlässigen. Sie führen dazu, dass das Ökosystem Wald langfristig funktioniert und fruchtbar bleibt, ohne dass jedes Jahr viel gedüngt werden muss. Stickstoff ist der wichtigste Nährstoff für Pflanzen und zur selben Zeit der Nährstoff, welcher am häufigsten fehlt.
Hier springen Leguminosen und andere Pflanzen ein, welche den reichlich vorhandenen Stickstoff in der Luft dank Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln binden können. Solche „Düngerpflanzen“ zwischen die Obst, Beeren und Gemüsepflanzen zu setzen, führt langfristig zu einer deutlich erhöhten Fruchtbarkeit des Waldgartens.
Hier kann man Bäume wie die Robinie nehmen (die Blüten schmecken übrigens sehr lecker im Pfannkuchenteig), oder auch Obststräucher wie die Ölweide (Eleagnus) mit ihren leckeren roten oder gelben Früchten. Auch einjährige Gemüsepflanzen, wie praktisch alle Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen und Co.), eignen sich hierfür perfekt.
Bild: Die Ölweide 'Maculata' hat gelb-buntes Laub mit einem schönen Glanz.
Prinzip 4: Mikroklima und Gelände ausnutzen
Ein Garten ist nie 100% einheitlich. Es gibt feuchtere, wärmere und dunklere Ecken. Höher gelegene Orte, wo der Wind durchpfeift, und warme trockene Kuhlen mit Sandboden.
Durch eine geschickte Pflanzenauswahl kann man ganz unterschiedliche Pflanzen anbauen. Besonders warme Mikroklimate sollten unbedingt ausgenutzt werden. So kann es neben einer nach Süden ausgerichteten Steinmauer oder Hauswand gut und gerne im Schnitt 3-5 °C wärmer sein als auf dem Rest des Grundstücks. In solch einer warmen Ecke gedeihen auch südländische Pflanzen wie Granatapfel, Feige, Feijoa oder die winterharte Zitrusart 'Yuzu' wunderbar.
Bild: Die Yuzu eignet sich sehr gut als Bepflanzung für den Waldgarten.
Eine Windschneise kann durch eine dichte Hecke gebremst werden und Ewiger Kohl fühlt sich auch an einem halbschattigen Standort mit Lehmboden pudelwohl.
Die 4 häufigsten Fehler beim Waldgarten Anlegen vermeiden
Leider sieht man regelmässig die genau gleichen falschen Annahmen und Pflanzfehler beim Waldgarten Anlegen. Kennt man diese Fehler und vermeidet diese, so spart man sich viel Zeit und Nerven.
Fehler 1: Allopatie und Konkurrenz zwischen Pflanzen nicht beachten
Pflanzen kämpfen gegeneinander. Oft haben wir ein zu romantisches Bild von Pflanzen, welche alle in Harmonie miteinander leben, miteinander kommunizieren und sich gegenseitig helfen. In manchen Fällen stimmt das auch. Jedoch ist auch das Gegenteil der Fall. Pflanzen stehen in Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe und versuchen durch fiese Tricks, ihre Konkurrenten auszustechen. Wenn wir Pflanzen zu eng pflanzen, oder die falschen Pflanzen zusammensetzen, so erhalten wir kein super produktives Ökosystem, sondern nur ein paar verkümmerte Pflanzen.
Konkret benutzen manche Bäume Chemikalien, um andere Pflanzen am Wachstum zu hindern. Das bekannteste und wichtigste Beispiel ist der Walnussbaum. Dieser bildet das Molekül „Juglon“, welches Samen anderer Pflanzen an der Keimung hindert und Kräuter und Sträucher verkümmern lässt. Deshalb sollte man niemals etwas unter einen Walnussbaum pflanzen.
Bild: Walnussbäume behindern den Wuchs anderer Pflanzen.
Fehler 2: Vergessen, dass kleine Bäume gross werden – Platz einplanen
Wenn man einen Obstbaum pflanzt, so ist er anfangs meist noch recht klein und man kann sich kaum vorstellen, dass dieses schwache Pflänzchen mal gross wird. Also pflanzt man das kleine Bäumchen viel zu nah an eine Hauswand oder an andere Bäume. Aber ein Obstbaum Hochstamm wird leicht und locker 6 bis 8 Meter breit und ein Nussbaum sogar 12 Meter. Diesen Platz sollte man immer von Anfang an einplanen, wenn man später Probleme vermeiden möchte.
Aber was macht man mit all dem leeren Platz am Anfang, wenn man die Bäume so weit auseinandersetzt?
Hier gibt es verschiedene Lösungen. Grundsätzlich pflanzt man in die freien Leerräume Pflanzen, welche mit den Jahren immer weniger werden und verschwinden. Die einfachste Lösung ist ein traditioneller Gemüsegarten mit einjährigem Gemüse. Dieses Gemüsebeet wird dann einfach jedes Jahr ein paar Zentimeter kleiner. Eine andere Lösung sind sehr schnell wachsende Biomassepflanzen oder Stickstoffbinder, zwischen die Obstbäume zu pflanzen. Diese Lückenfüller werden dann regelmässig stark zurückgeschnitten und das Schnittgut gehäckselt. Somit verbessert man den Boden und bindet Kohlenstoff bis die Obst- und Nussbäume endlich gross werden.
Fehler 3: Bodenart und pH-Wert nicht beachten: Saurer Boden für Heidelbeeren und Co.!
Der häufigste Fehler, den ich bisher gesehen habe, war sicherlich folgender: Man pflanzt eine Beerenhecke mit Johannisbeeren, Stachelbeeren, Blaubeeren und Heidelbeeren. Alles zusammen in denselben Boden. Leider funktioniert das in 90% der Fälle nicht. Warum? Blaubeeren, Heidelbeeren, Cranberrys und Preiselbeeren benötigen zwangsläufig sehr saure Moorbeete oder Torferde. Ansonsten stellen sie ihr Wachstum ein und verkümmern.
Was ist also zu tun?
Falls man keinen sauren Boden auf dem Grundstück hat (was fast überall der Fall ist), sollte sich überlegen, ob er wirklich nicht auf die schönen Heidelbeeren verzichten kann. Ansonsten muss man wohl oder übel eine Schaufel in die Hand nehmen und ein grosses Loch ausheben. Dieses Loch wird dann mit einer Folie ausgelegt und mit saurer Moorbeeterde gefüllt. Das ist recht teuer und viel Arbeit, aber der einzige Weg, um langfristig eine Heidelbeerernte im Waldgarten zu sichern.
Übrigens ist der pH-Wert des Bodens nur eine der wichtigen Eigenschaften. Auch macht es einen Unterschied, ob der Boden feucht oder trocken, sandig oder lehmig ist. Vor dem Anlegen eines Waldgartens sollte deshalb der Boden genau untersucht und passende Pflanzen ausgesucht werden: Es eignen sich eher trockenheitsresistente Pflanzen für sandigen Boden und Sumpfpflanzen für die sehr feuchten Ecken.
Fehler 4: Die 3. Dimension nicht ausnutzen: Kletterpflanzen!
Einer der grössten Vorteile eines Waldgartens wird meist vergessen. Ein Waldgarten ermöglicht es, dreidimensional zu denken und Kletterpflanzen auszunützen. Auch müssen diese nicht wie in einem „normalen Garten“ klassisch an ein Rankgerüst oder eine Pergola wachsen, sondern dürfen gerne wild in Bäume hinaufranken. Egal ob Hopfen, Kiwi, Weinrebe oder Kletterrose: Sie alle erobern luftige Höhen innerhalb kürzester Zeit.
Gerade wenn man nicht mit einem leeren Feld, sondern mit einem alten Obstgarten seinen Waldgarten beginnt, sind Kletterpflanzen eine tolle Lösung.
Oft gibt es da einen alten Apfelbaum, der eigentlich ganz schön ist, aber schon lange nicht mehr wirklich viele gute Äpfel trägt. Statt ihn komplett zu entfernen, kann man ihn einfach als Klettergerüst für eine Rankpflanze gebrauchen. Somit kann man sich auch weiterhin an den wunderschönen Apfelblüten und einer Handvoll Äpfeln erfreuen, und den Platz gleichzeitig sinnvoll für produktivere Pflanzen gebrauchen.
Bild. Eine Kletterrose rankt in einen alten Obstbaum.
Fazit: Einen Waldgarten anlegen ist nicht kompliziert
Es ist also gar nicht so schwer, einen eigenen Waldgarten anzulegen, solange man ein paar Grundprinzipien befolgt. Und selbst wenn am Ende nicht alles klappt, ist es auch nicht schlimm. Man lernt und wächst zusammen mit seinen Pflanzen. Wenn eine Pflanze mal falsch am Platz ist, dann kann man sie auch wieder ausgraben.
Also keine Angst vor Fehlern, sondern ran an den Spaten. Nur wer nichts macht, kann auch nichts falsch machen. Denn es gilt immer noch das alte Sprichwort: „Wann ist der beste Zeitpunkt einen Baum zu pflanzen? Vor 15 Jahren! Und der zweitbeste? Heute!“
P.S.: Falls du das System Waldgarten noch gar nicht so kennst, dann lies doch unseren Einleitungsartikel zum Thema.
Pflanzpartner