Der Jardim Tropical Belem ist einer der botanischen Gärten Lissabons und eine grüne Oase in der Nähe des weltberühmten Hieronymus Klosters. Nicht nur für Gartenfreunde bietet er eine willkommene Erholung nach anstrengendem Sightseeing in der portugiesischen Hauptstadt. Auch wenn der Garten an manchen Stellen renovierungsbedürftig ist, gebührt ihm auf jeden Fall ein fester Platz im Lissabonner Besuchsprogramm.
Inhaltsverzeichnis
Der Jardim tropical Belem - grüne Schätze aus fernen Ländern
Wenn man nach langem Anstehen das berühmte Hieronymus Kloster im Belem, dem historisch wichtigen Stadtteil von Lissabon, besucht hat, liegt es nahe, danach im Jardim tropical Belem Ruhe, Schatten und Erholung zu suchen. Hier muss man garantiert nicht anstehen, denn der Garten gehört nicht zu den Top-Sehenswürdigkeiten der portugiesischen Hauptstadt. Allerdings zu unrecht, wie ich finde: Auch wenn der ca. 7 Hektar große Jardim tropical ein wenig in die Jahre gekommen ist, bietet er doch viele botanische Highlights, die man sich zumindest als Liebhaber tropischer Pflanzen nicht entgehen lassen sollte.
Bewegte Vergangenheit
Der Garten gehört zu den ältesten Gärten und Parks in Lissabon. Gegründet wurde er 1906, um junge Forst- und Agrarwissenschaft auf die Arbeit in den tropischen Kolonien Portugals vorzubereiten. Nachdem er ursprünglich im Stadtteil Laranjeiras gegründet wurde (wo heute der Zoo von Lissabon ist), zog er 1912 nach Belem. Der Garten wechselte häufig Namen und Funktionen und ist seit 2015 Teil der Universität von Lissabon. Seine Aufgabe ist es also, das botanische Erbe Portugals zu erhalten und für angehende und forschende Botaniker Anschauungs- und Beobachtungsmaterial zu liefern.
Rundgang durch den Jardim tropical Belem
Der Garten lässt sich -je nach Tempo des Flanieren- in zwei bis drei Stunden erkunden. Ein übersichtlicher Rundweg und ein hilfreicher Gartenplan, den man kostenlos am Eingang erhält, erleichtern den Besuch. Gleich am Eingang wird der eigentliche Reichtum des Gartens deutlich - der Baumbestand. Nicht nur mächtige Palmen, sondern auch viele andere tropische, subtropische und mediterrane Gehölze bilden eine imposante Kulisse und beeindrucken durch ihre Größe.
Arboretum unter Palmen
Mit der Zeit und anhaltendem botanischen Interesse wächst vielleicht auch bei euch die Begeisterung für Bäume. Auch wenn diese seltener oder weniger üppig blühen, sind sie doch interessante Zeugen der großen botanischen Vielfalt unserer Erde. Und diese lässt sich im Tropischen Garten von Belem auf jeden Fall bewundern. Hält man sich nach dem Eingang links trifft man auf viele interessante Gehölze, die es hierzulande garnicht oder nur in kleineren (Kübel-)Varianten gibt.
Besonders beeindruckt haben mich der zur Zeit meines Besuchs blühende Florettseiden- oder Wollbaum und eine Großblättrige Feige, bei der aber nicht nur die Blätter groß waren. Auch die Japanische Wollmispel, Ginkgo, Lagerstroemia, Eukalyptus oder eine Guadalupe Palme gehören zu den beeindruckenden Gehölzen.
Ein besonderer Höhepunkt des Gartens ist auch der Palmenbestand, der alle gängigen Palmen umfasst und in fasst allen Bereichen des Gartens dafür sorgt, dass dieser seinen Namen Jardin tropical Belem zurecht verdient.
Der Orientalische Garten
Die große Fläche des Gartens ist in mehrere Teilbereiche gegliedert, die Pflanzen zusammenfassen. Etwa in der Mitte des Gartens befindet sich hinter dem Tor von Macao ein dicht bewachsener, schattiger Tropengarten im südostasiatischen Stil. Hier kann man, beschirmt von mächtigen Bambus, über Dschungelpfade und Hängebrücken wandeln, so als wäre man im südlichen China.
Hat man diesen von Bambus dominierten Garten verlassen, kommt man zu großen Malvenhecken, die viele Sorten der so vielfältigen wie schönen Pflanzenfamilie der Malvengewächse zeigen.
Gebäude im Jardim tropical Belem
Am Ende des Gartens befindet sich vor Buchsbaumornamenten der Calheta Palast, der zum Garten gehörende Museum beherbergt. Hier befindet sich die Bibliothek und eine Sammlung von ca. 2.500 Holzarten aus den tropischen Regionen Asiens, Afrikas, Brasiliens und Australiens.
Folgt man dem Rundweg weiter, beginnt leider ein eher trauriger Teil des Gartens. Sowohl das Große Gewächshaus als auch benachbarte kleinere Gewächshäuser sind in einem baufälligen Zustand. Allerdings sollte man sich davon das Vergnügen nicht nehmen lassen, dass die Pflanzen auch oder gerade in der Nachbarschaft der Gewächshäuser bereiten.
Tropische Nutzpflanzen
Zu einem Kolonialgarten -dem mittlerweile die Kolonien abhanden gekommen sind- gehört auch eine Sammlung von tropischen Nutzpflanzen. Auch hier zeigt der Tropische Garten von Belem 'Größe' im wahrsten Sinne des Wortes. Ein eigenes, kleineres und ganz gut erhaltenes Gewächshaus zeigt eine Sammlung von Kaffeesträuchern.
Eine weitere wichtige Tropenfrucht ist die Banane, die in großen Stauden bewundert werden kann.
Immer erstaunlich und faszinierend sind die komplexen Blüten der Bananen.
Etwas weniger bekannt, dafür mindestens genauso interessant und als Nutzpflanze bedeutsam ist die Sisal-Agave, die eher zum seltenen Bestand in botanischen Gärten gehört. Aus den Blättern der Sisalagaven werden Sisalfasern gewonnen, die vor allem in Gebrauchstextilien eine Rolle spielen.
Ein mächtiger Nachbar
Auf dem Rückweg Richtung Ausgang lässt sich noch ein Blick in den Garten des Palacio Nacional de Belem werfen. In diesem hat der portugiesische Staatspräsident seinen Sitz. Der Garten ist leider nicht zugänglich, man kann diesen schönen Garten aber vom Jardim tropical Belem aus einsehen. Besonders angetan hat es mir eine Gartengestaltung mit Orangenbäumen und Strelitzien - ein Traum in Orange.
Weitere Informationen zum Garten findet ihr auf der Website des Gartens, die allerdings nur auf portugiesisch vorliegt. Der Garten ist werktags von 10 bis 12.30 und von 13 bis 16.00 Uhr geöffnet, an Sonntag von 10 bis 16.45 Uhr. Der Eintritt kostet 2 Euro pro Person (Stand der Informationen Herbst 2017).