Weinbergschnecke Naturschutz: Die Schizophrenie menschlichen Handelns ist manchmal schon verblüffend. Ein Paradebeispiel dafür ist der Umgang mit den Weinbergschnecken. Die zur Familie der Zirkelschnecken zählenden Weichtiere stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Es ist daher strikt verboten, diese in der freien Wildbahn zu sammeln.
Weinbergschnecke Naturschutz nicht für Zuchtschnecken
Andererseits gibt es nicht wenige Zuchtbetriebe, die diese Schnecken zum Verzehr bereitstellen. Nicht von ungefähr wird die Weinbergschnecke im Volksmund auch als Schwäbische Auster betitelt. Zwar galt sie lange als Arme-Leute-Essen, die Schnecken im Wald kosteten schließlich kein Geld, doch gewannen sie als Eiweißlieferant immer mehr an Bedeutung.
Vor allem in den Klöstern Europas waren die Schnecken in vergangenen Jahrhunderten ein willkommener Ersatz, denn auf Fleisch und Fisch musste in der Fastenzeit zwingend verzichtet werden. In Frankreich werden heutzutage geschätzte 40.000 Tonnen Weinbergschnecken jährlich von Feinschmeckern konsumiert. Deutsche Konsumenten gibt es deutlich weniger.
Die Weinbergschnecke ist die größte einheimische Gehäuseschneckenart
Es gibt Exemplare, die eine Körpergröße von bis zu 10 cm erreichen können. Sie bewegen sich mit der Kriechsohle ihres Fußes fort, wobei sie eine feuchte Schleimspur hinterlassen. Weinbergschnecken besitzen ein hellbraunes Gehäuse.
Dieses Schneckenhaus hat in der Regel die Form einer rechtsdrehenden Spirale. Ganz selten gibt es linksgewundene Gehäuse. Diese bezeichnet man dann als „Schneckenkönig“.
Das Gehäuse besteht hauptsächlich aus Kalk, daher ist es sehr hart und bietet einen guten Schutz vor Feinden. Weinbergschnecken gehören zu den Weichtieren, den sogenannten Mollusken. Dieser Tierstamm existierte schon vor den Dinosauriern auf der Erde. Auch das erklärt das Schützenswerte an dieser Spezies.
Weinbergschnecken sind klassische Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von
- diversen pflanzlichen Stoffen,
- bevorzugt von frischen, feuchten und weichen Pflanzenteilen.
Deshalb findet man Weinbergschnecken auch vor allem an
- feuchten und schattigen Orten,
- insbesondere auf kalkhaltigen Böden.
Doch leben sie nicht allein nur in Weinbergen, wie ihr Name vermuten lässt. Sie besitzen vier Fühler, von denen zwei die Augen tragen. Zusätzlich haben alle Weinbergschnecken eine Raspelzunge. Darauf sind ca. 40.000 kleine Zähnchen platziert, mit denen die Schnecke ihre Nahrung förmlich abraspelt.
Lubera-Tipp: Wer im späten Frühjahr und vor allem im Sommer auf Spaziergängen genau hinhört, der kann diese Fress-Geräusche wahrnehmen.
Im Winter vergräbt sich die Schnecke dann und hält Winterschlaf, für den sie sich im Sommer einen großen Vorrat anfressen muss. Als Schutz gegen natürliche Feinde besitzt die Weinbergschnecke an der Öffnung des Gehäuses einen festen Deckel aus erhärtetem Schleim und Kalk. Mit Hilfe des Deckels können die Schnecken Temperaturen bis zu – 100 C° ohne wirklichen Schaden ertragen. Auch die Weinbergschnecke ist in ihrer Komplexität ein wahres Wunder der Natur.
Unser Buch-Tipp: Einheimische Schnecken: In der Natur, im Garten und zu Hause (Terrarien-Bibliothek)
Textquelle: Ralph Kaste
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