Aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Menschen und Tiere wäre es sehr leicht nachvollziehbar, wenn bei Sichtung der Raupen vom Eichenprozessionsspinner Meldepflicht bestehen würde. Ob dies tatsächlich auch so ist und wie man sich zu verhalten hat, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung: Eichenprozessionsspinner – Steckbrief, Schadbild, Meldepflicht
- Was genau sind Eichenprozessionsspinner?
- Aussehen
- Merkmale
- Vorkommen
- Raupen des Eichenprozessionsspinners – Steckbrief
- Wie sehen die Raupen aus?
- Woran erkennst du Raupen des Eichenprozessionsspinners?
- Welches Schadbild entsteht?
- Ist der Eichenprozessionsspinner gefährlich für Menschen bzw. ist er giftig?
- Für Tiere?
- Welche Symptome entstehen bei Kontakt
- Gefährlich für den Wald?
- Was tun bei Kontakt mit den Raupen?
- Besteht beim Eichenprozessionsspinner eine Meldepflicht?
- Für Privatpersonen?
- Anlaufstellen zum Melden von Raupennestern
- Eichenprozessionsspinner Meldepflicht für Gewerbetreibende?
- Raupennest gefunden – was tun?
- Vernichten?
- Zerstören?
- Entsorgen lassen?
- Pflicht zur Meldung bei einem Nest auf dem eigenen Grundstück?
Zusammenfassung: Eichenprozessionsspinner – Steckbrief, Schadbild, Meldepflicht
- Eichenprozessionsspinner sind nachtaktive Falter, die sich durch ihre Raupen als gefährlich für Menschen, Tiere und Wälder erweisen.
- Diese Raupen verursachen Frassschäden an Eichen und tragen Brennhaare mit dem Gift Thaumetopoein, das allergische und toxische Reaktionen auslösen kann.
- Der Falter selbst ist unscheinbar, grau-braun gefärbt und seine Raupen sind hellgrau mit Brennhaaren, die ab dem dritten Stadium auftreten.
- Die Raupen wandern in langen Prozessionen und fressen Bäume kahl, was bei wiederholtem Auftreten die Regeneration der Bäume verhindert.
- Kontakt mit den Raupen oder ihren Nestern kann zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Hautausschlägen, Bronchitis und Asthma führen.
- Derzeit gibt es keine gesetzliche Meldepflicht für Eichenprozessionsspinner, weder für Privatpersonen noch für Gewerbetreibende.
- Bei Sichtung sollte das Nest nicht berührt, sondern die zuständigen Behörden wie Ordnungs- oder Grünflächenamt informiert werden.
- Professionelle Schädlingsbekämpfer sollten mit der Entfernung der Nester beauftragt werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Was genau sind Eichenprozessionsspinner?
Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der zur Familie der Zahnspinner gehört. Ursprünglich war er überwiegend in den wärmeren Regionen Mitteleuropas sowie Südeuropas anzutreffen, da er ein warmes und trockenes Klima bevorzugt. Inzwischen ist er aufgrund der Klimaveränderungen jedoch auch in ganz Deutschland angesiedelt – Tendenz steigend. Wenn des im Frühjahr mild ist und im Spätsommer trockenes Wetter mit ein wenig Wind herrscht, sind die Bedingungen für eine immer grössere Verbreitung des Eichenprozessionsspinners perfekt.
Sein schlechter Ruf eilt dem Nachtfalter voraus, dabei ist er einer der harmlosesten Mitbewohner überhaupt. Die Gefahr kommt nicht von ihm, sondern von seinen Raupen. Diese sind nicht nur sehr gefrässig und treten überwiegend in grossen Scharen auf, sondern stellen auch eine gesundheitliche Gefahr für andere Lebewesen dar.
Aussehen
Der kleine Falter ist eher unscheinbar. Er ist gräulich braun und hat eine Flügelspannweite von 25 – 32 mm bei männlichen Tieren, sowie von 30 – 36 mm bei weiblichen. Zudem haben sie mehrere Markierungen an den Flügeln, die denen der Kiefern-Prozessionsspinner recht ähneln, jedoch geringer ausgeprägt sind.
Merkmale
Die Merkmale sind bei Männchen und Weibchen etwas unterschiedlich. Männliche Eichenprozessionsspinner haben glänzende graue Vorderflügel. Über diese verlaufen zwei dunkle Querbinden mit weissen Rändern. Zu den Flügelspitzen hin befindet sich eine zackenförmige Zeichnung. Die hinteren Flügel hingegen sind gelblich-weiss, leicht gräulich bestäubt und haben zudem eine dunkle Bogenlinie.
Die Weibchen hingegen haben dunklere Vorderflügel mit einer schwachen Zeichnung. Ihre Fühler sind wesentlich kürzer als bei den Männchen.
Es ist jedoch eher ungewöhnlich, dass man einen solchen Falter zu Gesicht bekommt, da er nachtaktiv ist. In der Zeit von Mitte Juli bis Anfang September fliegen sie umher, sobald es dunkel geworden ist – und legen ihre Eier an Bäumen ab. Dies geschieht in Gelegen zu 100-200 Stück. Die Eier selbst sind etwa 1 mm gross und weiss.
Vorkommen
Der Eichenprozessionsspinner ist auf sämtlichen Eichenarten anzutreffen. Bevorzugt siedelt er sich auf Solitärbäumen, lichten Eichenwäldern sowie Bestandsrändern an. Dies bedeutet jedoch nicht, dass andere Habitate sicher sind: waren die klimatischen Bedingungen optimal, so kommt es zu Massenvermehrungen und dadurch zu einer grossen Population. Diese Menge Nachtfalter setzt sich dann auch auf jungen Bäumchen sowie in geschlossenen Waldgebieten fest. Gelegentlich siedeln sie sich sogar auf anderen Gehölzen als auf Eichen an, bevorzugt auf Hainbuchen.
Raupen des Eichenprozessionsspinners – Steckbrief
Die Raupen durchlaufen sechs verschiedene Stadien, bevor sie ein fertiger Nachtfalter geworden sind. Im April/Mai schlüpfen sie aus ihren Eiern und machen sich auf den Weg zum Fressen. Diese Wanderung geschieht in der für diese Raupen typischen Prozession, wodurch auch ihre Bezeichnung erklärt wird. Teilweise marschieren 30 Raupen nebeneinander in bis zu 10 m langen Prozessionen. Der Hunger ist gross, die Population ebenfalls, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass manche Bäume kahl- oder zumindest lichtgefressen sind.
Der Durchlauf durch die weiteren Stadien erfolgt nahezu unmerklich. Im Juni/Juli schliesslich verpuppen sich die Raupen in ockerfarbenen Kokons in grossen Gespinstnestern. Nach drei bis fünf Wochen, also Ende Juli/Anfang August schlüpfen sie als Eichenprozessionsspinner und der Kreislauf beginnt von neuem.
Wie sehen die Raupen aus?
Wer Raupen von der Optik her mag, wird von denen des Eichenprozessionsspinners entzückt sein. Sie werden nur 4 cm lang, sind hellgrau und haben eine breite, dunkle Rückenline mit samtartigen Feldern. Von Anfang an sind sie behaart, entwickeln jedoch ab dem 3. Stadium mit Widerhaken versehene Brennhaare von etwa 2 mm Länge.
Woran erkennst du Raupen des Eichenprozessionsspinners?
Abgesehen davon, dass die Raupen grundsätzlich erst abends zum Essen gehen und dies in grossen Gruppen tun, ist ihre Behaarung am auffälligsten. Dennoch ist sie kein Alleinstellungsmerkmal, da es auch andere Raupen gibt, die eine ähnliche Optik aufweisen.
Welches Schadbild entsteht?
Da die Raupen sehr hungrig sind und zudem in Massen auftreten, ist es nicht sehr verwunderlich, wenn die Eichen kahlgefressen werden. Zumindest entstehen bei der Anwesenheit dieser Raupen viele lichte Stellen. Die gute Nachricht: treten solche Frassschäden nur einmalig auf, werden sich die Eichen davon erholen. Wenn jedoch alljährlich die Raupen einfallen, so haben die Bäume keine Kraft mehr zur Regeneration. Was dann mit ihnen passiert, kann man sich leicht vorstellen.
Ist der Eichenprozessionsspinner gefährlich für Menschen bzw. ist er giftig?
Der Nachtfalter selbst ist absolut harmlos und ungefährlich. Dies kann man leider von seinen Raupen nicht behaupten. Ihre Brennhaare enthalten Thaumetopoein, ein Nesselgift. Dessen Konzentration steigt mit jeder Entwicklungsphase. Eine Raupe besitzt bis zu 600.000 dieser Brennhaare, so dass man sich gut vorstellen kann, wie viel Gift sie mit sich herumschleppt. Doch nicht nur das: selbst, wenn die Raupen längst schon verpuppt haben, ist das Thaumetopoein immer noch in den Haaren enthalten – und diese werden in rauen Mengen in den Nestern verloren. Kommt ein kräftiger Windstoss, so weht dieser die Brennhaare weit durch die Gegend, so dass ein Kontakt mit ihnen jederzeit und allerorts möglich ist – auch noch nach Monaten oder Jahren.
Doch warum ist dieses Nesselgift so gefährlich für Menschen? Es löst allergische sowie toxische Reaktionen aus, wobei bereits eine einfache Berührung ausreicht. Diese kann im Übrigen auch unbewusst geschehen, beispielsweise über An- beziehungsweise Ausziehen von Schuhen, an denen die Brennhaare haften geblieben sind.
Für Tiere?
Auch für Katzen, Hunde, Pferde und andere Haustiere sind die Eichenprozessionsspinner Raupen gefährlich. Die Symptome, welche sie erleiden, sind identisch mit jenen Reaktionen, die Menschen aufweisen. Das Fellkleid bietet zwar einen gewissen Schutz, jedoch die Schnauzen und Schleimhäute nicht.
Lubera-Tipp: Keinesfalls darf ein Haustier mit den Raupen in Berührung kommen oder diese gar essen. Bei jeglichem Kontakt ist umgehend ein Tierarzt aufzusuchen!
Welche Symptome entstehen bei Kontakt
Auf der Haut können bei Berührung der Brennhaare Rötungen, Quaddeln sowie Juckreiz entstehen, auch können Hautentzündungen auftreten, die bis zu zwei Wochen anhalten können. Das ist zwar unangenehm, aber längst nicht so schlimm wie das versehentliche Einatmen von Brennhaaren. Dies kann zu Bronchitis und Asthma führen. Darüber hinaus treten die üblichen Vergiftungssymptome wie
- Fieber,
- Müdigkeit und
- Schwindel
auf. Auch sind gelegentlich Bindehautentzündungen möglich.
Lubera-Tipp: Bei empfindlichen Personen kann der Kontakt mit den Haaren einen allergischen Schock auslösen!
Gefährlich für den Wald?
Natürlich leidet der Wald unter einer grossen Population von Eichenprozessionsspinnern. Wie bereits erwähnt, können Bäume einen einmaligen Kahlfrass verkraften, einen mehrmaligen jedoch nicht. Treten nun mehrere Jahre hintereinander die Raupen in grossen Scharen auf, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Baum nach dem anderen vor Entkräftung eingeht. Darüber hinaus könne geschwächte Bäume keine Eicheln mehr hervorbringen, was wiederum dazu führt, dass auch keine Vermehrung stattfinden kann.
Was tun bei Kontakt mit den Raupen?
Sollte ein Kontakt mit Raupen, Gespinsten oder verlassenen Nestern stattgefunden haben, so sollten umgehend folgende Massnahmen durchgeführt werden:
- Kleidung und Schuhe nicht in der Wohnung, sondern möglichst draussen ausziehen
- Gründlich duschen
- Haare waschen
- Augen mit klarem Wasser ausspülen
- Kleidung bei 60°C waschen, möglichst mehrfach
- Schuhe im Freien gründlich reinigen, dabei Handschuhe tragen
Sollte sich jedoch bereits eine allergische Reaktion zeigen, so sollte vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden.
Besteht beim Eichenprozessionsspinner eine Meldepflicht?
Angesichts der Tatsache, dass die Raupen eine grosse Gefahr für Menschen, Tiere und Wälder darstellen, ist die Vermutung naheliegend, dass es eine gesetzliche Meldepflicht gibt.
Für Privatpersonen?
Es gibt aktuell (Stand April 2020) keine gesetzliche Meldepflicht in Deutschland bei Sichtung eines Eichenprozessionsspinners. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man die Nester einfach ignorieren sollte. Es gibt andere Anlaufstellen, bei denen man als pflichtbewusster Bürger Meldung machen kann. Dies sollte man auf jeden Fall tun, um Mitmenschen zu schützen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die betroffenen Örtlichkeiten sichern zu lassen.
Anlaufstellen zum Melden von Raupennestern
Je nach Stadt oder Kommune gibt es verschieden Möglichkeiten, ein Eichenprozessionsspinnernest zu melden:
- Ordnungsamt
- Gesundheitsamt
- Grünflächenamt
- Rathaus
Wer individuell zuständig ist, lässt sich durch einen kurzen Anruf bei einer der oben genannten Institutionen klären.
Lubera-Tipp: Im Übrigen muss man keine Angst haben, dass diese Meldung mit irgendwelchen Kosten für eine Entsorgung verbunden ist, solange das Nest sich nicht auf dem eigenen Grundstück befindet.
Eichenprozessionsspinner Meldepflicht für Gewerbetreibende?
Auch im gewerblichen sowie öffentlichen Sektor besteht keine Meldepflicht für Eichenprozessionsspinner. Doch auch in diesen Bereichen gehört es zum guten Ton, wenn trotzdem eine Meldung gemacht wird.
Raupennest gefunden – was tun?
Grundsätzlich gilt: das Raupennest auf gar keinen Fall berühren! Weder mit Handschuhen noch mit einem Gartengerät und schon überhaupt nicht mit blossen Händen. Es besteht eine akute Gesundheitsgefahr!
Vernichten?
Ein Raupennest zu vernichten wäre theoretisch eine gute Idee, in der Praxis jedoch nicht umsetzbar. Für jegliche Vernichtung müsste man diesem Nest zu nahe kommen. Die Gefahren, welche von einer solchen Nähe ausgehen, wurden bereits hinreichend beschrieben. Demzufolge ist von einer selbständigen Massnahme zur Vernichtung zwingend abzuraten.
Zerstören?
Das Nest der Eichenprozessionsspinner zu zerstören, würde ebenfalls eine zu starke Nähe mit sich bringen. Abgesehen davon gibt es keine Möglichkeit, dieses Nest irgendwo zu entsorgen. Es darf weder auf den Kompost noch in den Hausmüll gegeben werden, so dass schon allein deswegen eine Zerstörung ebenso wenig Sinn machen würde wie eine Vernichtung.
Lubera-Tipp: Keinesfalls ein Raupennest abflammen, da dadurch die feinen Brennhaare noch mehr aufgewirbelt und in der Gegend herumgeweht werden!
Entsorgen lassen?
Tatsächlich ist die einzige Möglichkeit, ein Raupennest auf dem Grundstück los zu werden, die Beauftragung eines professionellen Unternehmens. Die Schädlingsbekämpfer haben zum einen die richtige Schutzausrüstung, zum anderen das nötige Knowhow für eine fachgerechte Beseitigung. Die Kosten hierfür hat der jeweilige Grundstücksbesitzer selbst zu tragen, jedoch sind diese im Vergleich zu den starken Gesundheitsschädigungen das geringere Übel.
Pflicht zur Meldung bei einem Nest auf dem eigenen Grundstück?
Sollte sich ein Nest der Raupen auf dem eigenen Grundstück befinden, so besteht auch hierbei keine Meldepflicht. Allerdings ist es durchaus sinnvoll, die Behörden kurz über dessen Anwesenheit zu informieren, bevor ein Unternehmen mit dessen Entsorgung beauftragt wird. Anderenfalls obliegt es nämlich der zuständigen Behörde, die Entfernung anzuordnen und die Kosten dem Grundstücksbesitzer zu Lasten zu legen.
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