Sichtachsen im Garten und weitere visuelle Gartengestaltungen helfen, das Design eures mediterranen Gartens anregend und attraktiv zu gestalten. Vor allem meine Zeit in Potsdam, wo ich in unmittelbarer Nachbarschaft zum großartigen Park Sanssouci gewohnt habe, hat mir den besonderen Reiz der visuellen Gartengestaltung gezeigt. Diese kann und sollte gerade auch in kleinen Gärten Anwendung finden, denn kleine Gärten lassen sich durch visuelle Gestaltungen optisch vergrößern. In diesem Beitrag möchte ich Euch also einen Überblick mit vielen Fotos über die wichtigsten visuellen Gestaltungsformen im Gartendesign geben, zu denen allen voran natürlich die Sichtachsen im Garten gehören.
Sichtachsen im Garten - die Grundlagen
Wir Menschen sind visuell orientiert, so dass auch die Gestaltung unserer Gärten vor allem auf den Sehsinn ausgerichtet ist. Da unser Blick schneller ist als unsere Füße, 'durchwandern' wir gerne mit unseren Augen Beete, Gärten und Parks. Damit diese 'Augenwanderung' interessant ist, haben Gartenkünstler und Gartendesigner immer schon die visuelle Wirkung ihres Designs beachtet. Die großartigsten Gartenkunstwerke -wie etwa der Schlosspark Sanssouci- sind ein wahres Fest für die Augen, die in zahlreichen Sichtachsen von einem interessanten Blickpunkt -dem Point de Vue- zum nächsten geführt werde.
Tipp: Für die optische Gestaltung Eures Gartens helfen Fotos, die Ihr von verschiedenen Punkten in Eurem Garten macht.
Wo ist der Betrachter?
Für die optische Gestaltung eines Gartens ist zunächst entscheidend, von wo der Betrachter auf den Garten blickt. In der Regel habt Ihr einen Lieblingsplatz auf der Terrasse oder einem anderen Sichtplatz. Aber auch vom Haus aus wird der Garten - gerade imWinter - gern angesehen. Legt für Eure optische Gartengestaltung ein bis zwei Aussichtspunkte fest, auf die Ihr Eure Sichtachsen im Garten ausrichtet. Eure Aussichtspunkte sind auch der Standort, um die Platzierung von Elementen und Pflanzen immer wieder zu überprüfen. Selbstverständlich aber dennoch erwähnenswert: achtet darauf, dass der Blick von Eurem Aussichtspunkt stets unverstellt bleibt, dafür muss auch schon einmal die eine oder andere Pflanze umziehen oder gestutzt werden.
Neben dem Aussichtspunkt sollte die Gestaltung, gerade bei größeren Gärten auch den Gang durch den Garten berücksichtigen. Geht Ihr auch so gerne an Euren Beeten vorbei? Gerade im Frühjahr bereiten mir diese Gänge viel Vergnügen, wenn eine nach der anderen Staude oder Zwiebelblume den Kopf aus der Erde steckt. Der Gang durch den Garten sollte durch kleinere Aussichtspunkte gegliedert werden, bei denen sich der Blick verändert und auf einen interessanten Blickpunkt gelenkt wird.
Varietas delectat - Abwechslung gefällt
Das wussten schon die alten Römer: Eintönigkeit bedeutet Langeweile. Für unsere optische Wanderung durch den Garten wünschen wir uns abwechslungsreiche Eindrücke. Wir wollen uns aber auch nicht überfordern, wenn wir zuviele Eindrücke sehen, schalten wir ab und empfinden den Garten als unattraktiv. Für das richtige Maß hilft das Konzept der Leitpflanzen oder Leitelemente, also bauliche Gartenobjekte: Leitpflanzen gliedern die Gartenansicht, indem sie z.B. Ecken und Grenzen markieren oder auch Übergänge von einem Gestaltungsbereich in den nächsten. Bei den Abmessungen der Abstände zwischen den Leitpflanzen solltet Ihr Euch an Räumen orientieren, in denen Ihr Euch wohl fühlt. Ist Euer Garten sehr groß, müsst Ihr die Abstände entsprechend anpassen.
Lasst Eure Augen tanzen
Gartendesign ist wie Musik, es lässt die Augen tanzen! Um die Gestaltung zwischen den Leitpflanzen auszufüllen, hilft ein Rhythmus, den Ihr als angenehm empfindet. Bei diesem Konzept ist jedes Innehalten des Auges ein Schlag in Eurem Rhythmus. Wenn Ihr einen 3/4-Takt wählt, platziert Ihr vier Pflanzen bzw. Pflanzungen zwischen den Leitpflanzen und erzeugt damit eine ruhigere Stimmung. Bei einem 4/4 Takt wirkt die Gestaltung schon etwas vitaler, natürlich könnt Ihr auch 3/4- und 4/4-Takt abwechseln. Habt Ihr einen langen Weg, der schnell durchschritten werden soll? Hier eignet sich ein schnellerer Takt z.B. ein 6/8-Takt, bei dem ihr Formgehölze wie Buchs oder Zypressen in Sechser Formation in Reihe pflanzt.
Tipp: Zur Entwicklung Eures Gartendesigns solltet Ihr Euch bei der Betrachtung Eures Gartens eine schöne, entspannende Musik anhören. Damit findet Ihr bestimmt schnell Euren Rhythmus.
Sichtachsen im Garten - das Konzept
Sobald Ihr Leitpflanzen und den Rhythmus Eures Gartens festgelegt habt, kommen die Sichtachsen im Garten ins Spiel. Die Sichtachsen sollten mit den Leitpflanzen festgelegt sein, denn diese sollten sichtbar sein. Sichtachsen sind also Blickverbindungen zwischen dem Betrachter und einem Objekt im Garten, also Pflanzen, Skulpturen oder bauliche Elemente.
Gewisser Maßen automatische Sichtachsen im Garten entstehen überall dort, wo Wege angelegt werden. Diese Sichtachsen bezeichnet man als Sichtachsen mit Wegführung. Je nach Gartengestaltung kann die Sichtachse breit oder schmal ausfallen.
Eine zweite, interessante Alternative ist die Sichtachse ohne Wegführung. Bei dieser Sichtachse wird der Blick des Betrachters unabhängig von Wegen zu interessanten Punkten im Garten geleitet. Die fehlenden Wege erhöhen den Reiz dieser Sichtachsen, denn wollte man zum Endpunkt der Achse, muss erst noch der Weg gefunden werden.
Eine Bündelung von mehreren Sichtachsen an einen zentralen Punkt nennt man Sichtenfächer. Ein solcher Sichtenfächer kann aus wenigen Sichten oder sehr vielen bestehen. Letzteres findet man allerdings nur in großen Parks wie etwa den Park von Versailles.
Der Blickpunkt
Eine Sichtachse wird erst dann eine Sichtachse, wenn es an Ihrem Ende etwas zu sehen gibt. Diese Rolle übernimmt der Blickpunkt, oder auch Point de Vue. Ein Blickpunkt kann eine Leitpflanze, eine bauliches Element wie ein Brunnen oder eine Laube oder auch ein Durchblick in einen anderen Gartenteil sein. Wichtig ist, dass der Blickpunkt eindeutig ist und es keine Blickkonkurrenz gibt. Klassiker für Blickpunkte sind Skulpturen, die am Ende eines Weges platziert sind. Es scheint als würden sie den Betrachter zurufen und ihn zu sich bitten.
Optische Effekte durch Farbgestaltung
Auch mit Farben lassen sich optische Effekte erzielen. So vergrößern helle Pflanzen im Vordergrund und dunkle im Hintergrund kleine Gärten optisch. Der Effekt ist schnell erklärt: die dunkleren Pflanzen im hinteren Teil lassen das Ende, die Begrenzung des Gartens unklar erscheinen, was ihn optisch vergrößert. Natürlich kann der Effekt auch umgekehrt werden: soll ein Weg optisch verkürzt werden, so ist das Ende hell und der Anfang dunkel, wie das Foto zeigt:
In kleinen Gärten sollte man ebenfalls zuviel leuchtende Farben vermeiden, da diese die Grenzen des Gartens hervorheben und unterstreichen. Übrigens beruhigen einheitliche Farbgestaltungen -z.B. mit gleichfarbigen Blattpflanzen- das Auge, während Vielfarbigkeit anregend wird.
Mehrere Sichtebenen - die 'Barockkulisse'
Ein schönes Beispiel dafür, dass die visuelle Gartengestaltung mit Sichtachsen auch in kleinen Gärten wirkt, sind die so genannten Sichtebenen. Dabei wird eine größere Fläche wie z.B. ein Rasen durch eine Reihe Pflanzen oder ein Beet unterteilt, so dass Durchblicke aber auch Hindernisse entstehen.
Überraschungen als Gestaltungsmittel
Wer mag keine Überraschungen, vor allem dann, wenn es freudige sind? Überraschende Ansichten und Blickpunkte sind ein beliebtes Mittel, einen Garten interessant und attraktiv zu machen. Überraschungen funktionieren ganz einfach: Ihr gestaltet Euren Garten so, dass ein schöner Blickpunkt zunächst verdeckt ist, wenn man aber weiter geht, sichtbar wird und den Betrachter erfreut. Überraschungen setzen also einen Weg und das Angebot eines Rundgangs voraus. Sie können aber auch in einem kleinen Garten eingesetzt werden. Überraschungen lassen sich auch sehr gut zunächst mit Kübelpflanzen ausprobieren. Diese werden so platziert, dass sie zunächst die Sicht versperren und den Betrachter neugierig machen, hinter das Hindernis zu blicken. Dort befindet sich dann die lohnende Überraschung. Wenn die visuelle Überraschung gut ankommt, kann man sie mit einer festen Pflanzung etablieren.
Immer den Durchblick haben
Menschen sind neugierige Wesen und so bald uns ein kleines Sichtfenster anschaut, schauen wir hindurch. Diese Neugier lässt sich hervorragend im Garten anwenden, wo man kleine Durchgänge, Fenster oder auch kleinere Lücken in einer ansonsten dichten Pflanzenreihe lässt und damit zum Durchschauen einlädt. Natürlich sollte hinter dem Durchblick ein attraktiver Blickpunkt den Betrachter belohnen.
Mysteriöses Ende
Um kleine Gärten groß wirken zu lassen, gibt es -wie bereits gezeigt- zahlreiche Gestaltungsmittel. Eines dieser Mittel ist das so genannte 'Mysteriöse Ende'. Dabei wird am Ende von Sichtachsen im Garten ein Sichthindernis eingesetzt, so dass der Betrachter im Unklaren ist, wo der Weg endet. Vielleicht entsteht in seiner Phantasie die Vorstellung, dass der Weg noch sehr viel weiter geht. Das 'Mysteriöse Ende' gelingt auch sehr gut, wenn der Garten einen Ausblick in die angrenzende Landschaft zulässt. Durch ein 'Landschaftsfenster' kann ebenfalls der Eindruck besonderer Weite und Größe erzeugt werden.
Die Verengung
Manche visuelle Effekte sind anspruchsvoll und bedürfen ein Mehr an Erfahrung, damit sie eine angenehme Wirkung entfalten. Ein solcher Effekt ist die Verengung des Blicks. Dabei wird der Blick ganz eng in die Perspektive hinein gezwungen. Nun sind Enge und Zwang auf gar keinen Fall positiv besetzte Begriffe, so dass die Verengung nur in Kombination mit ganz besonders schönen Ansichten eingesetzt werden sollte. Wenn wir also die Betrachter durch eine Verengung -wie etwa eine lange, geschlossene Pergola führen, dann muss am Ende auch eine großartige Belohnung stehen.
Spiegel im Garten
Ihr wollt mehr Blickpunkte in Eurem Garten? Dann braucht Ihr einen Spiegel! Spiegel sind vor allem für kleine Gärten eine hervorragende Möglichkeit, mit optischen Mitteln größer zu wirken. Spiegelnde Flächen, allen voran Wasseroberflächen, können ein einzelnes Objekt vergrößern -wie man am Bild der unten gezeigten Brücke erkennt- oder den ganzen Garten. Während Wasseroberflächen gezielt zur Vergrößerung einzelner Objekte eingesetzt werden können, können Glasspiegel als vertikale 'Fenster' im Garten platziert werden und den Eindruck vermitteln, der Garten würde hinter den 'Fenstern' weitergehen. Der Spiegel sollte so ausgerichtet sein, dass er einen schönen Gartenteil widerspiegelt, damit sich die Ansicht auch lohnt.
Sichtachsen im Garten und visuelle Mittel der Gartengestaltung bieten also eine große Zahl von Möglichkeiten, den Garten attraktiv, anregend oder mit vergrößernder Wirkung zu gestalten. Fangt bei Eurer visueller Gartengestaltung klein an, indem Ihr vor allem und zunächst die Aussicht von Eurem Lieblingsplatz verschönert. Bestimmt findet Ihr danach Lust und Vergnügen an weiteren optischen Experimenten.
Eine große Auswahl an mediterranen Pflanzen haben wir im Lubera Shop zusammengestellt.
Ein sehr hilfreicher, vrständlicher und überaus interessanter Artikel!
Danke!
Vielen Dank für das nette Feedback! Weitere interessante und hilfreiche Artikel werden folgen ?
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth