Die Stachelbeere (Ribes uva-crispa, Ribes grossularia) als Medizin zu bezeichnen ist nicht übertrieben. Meine Oma leitete eine Apotheke. Die Hälfte des Hauses war die Apotheke, in der anderen Hälfte lebte Oma. Die Apotheke im Haus versorgte die Menschen mit Medikamenten, Omas persönliche Apotheke im Garten versorgte Oma selber. Denn meine Oma hat nämlich nie Medikamente geschluckt, ehrlich nicht. Im Lubera®-Shop können Sie Stachelbeeren kaufen und im eigenen Garten anbauen.
Sie lag fast nie in einem Krankenhaus. Einmal wurde sie im Alter von ca. 67 mit der Ambulanz unfreiwillig ins Krankenhaus gebracht, am nächsten Tag, früh morgens, ist sie in Hausmantel und Hausschuhen durchs Fenster geflohen. Sie hatte natürlich Glück: Es war im Erdgeschoss und es war Sommer. Sie war sehr stolz darauf, was sie getan hatte.
Im Omas Garten gab es viele sehr gesunde Pflanzen, aber am meisten liebte sie die Rosen. Sie hatte sie in allen möglichen Farben, vermehrte sie selber und sie alle sahen nicht nur schön aus, sie dufteten nach Wahnsinn und bis zum Wahnsinn. Die Rosen waren zwar keine Heilpflanzen im wahrsten Sinne des Wortes, aber sie taten Omas Seele und Omas Herz so gut, dass ihr Körper sehr lang gesund und munter blieb.
Meine Oma liebte aber auch die Stachelbeeren Pflanzen. Warum gerade Stachelbeeren? Vielleicht, weil sie mit ihren Stacheln an die Rosen erinnerten?
Bild: Stachelbeere Crispa® 'Solemio'® – eine Geschmacksexplosion im Mund. Solemio ist buschig aufrecht wachsend und mehltautolerant.
Auf jeden Fall haben die Stachelbeeren für meine Oma eine breite Palette an Medikamenten ersetzt. Sie waren abführend und harntreibend, sie stärkten ihre Blutgefäße. Sie wirkten vorbeugend gegen Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Krebs. Stachelbeerensaft – mit Honig vermischt – war super gegen Anämie und Hautausschlag.
Meine Oma hatte sehr viele Pflanzen in ihrem kleinen Stadt-Garten, Apfelbäume hatte sie nicht. Warum nicht? Vielleicht weil Oma genau wusste, dass die Stachelbeeren deutlich mehr Eisen als die Äpfel enthalten? Und was die Menge an Ascorbinsäure angeht, müssen sich Stachelbeeren nur von den Johannisbeeren geschlagen geben. Dass in der Beere reichlich die Vitaminen A, C, E, B (B1, B2, B6, B9) etc. stecken, dass sie Kalium, Phosphor, Jod, Calcium, Magnesium, Kupfer, Natrium … enthält, all das wusste meine Oma sehr gut, da sie Apothekerin war.
Oma meinte, wir in der Ukraine (nach der Tschernobyl-Katastrophe) sollten ganz viel Stachelbeeren essen, da in den Stachelbeeren die Stoffe erhalten sind, die unserem Körper helfen, der schlechten Ökologie zu trotzen und Toxine abzubauen.
Meine Oma war eine Feinschmeckerin. Wenn sie schon etwas aus ihrem Obst und Beeren gemacht hat, anstatt sie roh zu essen, was sie natürlich bevorzugte, hat sie daraus etwas Besonders gekocht und immer nur ganz wenig. Aus den Stachelbeeren machte Oma eine “Königskonfitüre”. Leider habe ich mich damals für ihre Rezepte nicht interessiert. Ich weiss nur, dass die Stachelbeeren sehr gross sein mussten, sie mussten noch grün und hart sein und dass Oma jede einzelne Beere mit der Nähnadel mehrere Male gestochen hat. In der Konfitüre waren auch Walnusskerne: Was für eine tolle Kombination!
Bild: Stachelbeere Crispa® 'Darling'® – DIE Delikatess Stachelbeere mit fruchtig-beerigem Geschmack und einem Hauch Himbeeraroma. Auch Darling ist mehltautolerant.
Ich weiss noch, dass Omas durchgestochenen Stachelbeeren auch mit Fleisch gekocht wurden (wieder mit Walnüssen zusammen!) und dann alles andere, was auch meine Mutter immer dazu getan hat: Zwiebel, Möhren, Zitrone, Sauergurke, Öl, Salz, Pfeffer. Meine Mutter hatte leider keinen Stachelbeerstrauch im Garten, meine Mutter hatte keinen Garten, aber immerhin – wir hatten einen Balkon.
Meine Oma war eine feine Dame. Von allen wurde sie für Ihre frische zarte junge Haut bewundert. Die Stachelbeeren haben dabei nicht die unwichtigste Rolle gespielt: Sie zermahlte ein paar Stachelbeeren, vermischte sie mit einer Teelöffel Olivenöl und machte eine Maske für 15-20 Minuten. Auch Gurken mussten das gleiche Schicksal teilen. Und wenn sie Erdbeeren naschte, bemalte sie sich für ein paar Minuten damit, tauchte plötzlich vor uns, den spielenden Kindern, auf und erschreckte uns fürchterlich.
Ich habe vor kurzem erfahren, dass aus Stachelbeeren Wein gemacht wird, der sich in Qualität und Geschmack durchaus mit echtem Traubenwein messen kann. Schade, dass Oma davon nichts wusste, aber sie hat einen himmlischen Likör aus Rosenblüten gezaubert, den wir Kinder auch ein wenig naschen durften. Vom Rosen-Likör erzähle ich ein anderes Mal. Und falls Sie nichts dagegen haben, verrate Ich Ihnen irgendwann auch, was meine Oma sonst noch so in ihrem Garten hatte.