Mandarinen sind die leckeren Naschfrüchten unter den Zitrusfrüchten. Wusstet Ihr aber, dass es viele Mandarinensorten gibt, die Ihr auch zuhause pflanzen könnt? In diesem Beitrag zeige ich Euch einige bekannte und unbekannte Sorten bei der Mandarine. Auch zeige ich Euch, wie Ihr eigene Mandarinen ernten könnt. Dazu habe ich eine Mandarinen-Checkliste aufgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Mandarinensorten - Wissenswertes zum Mandarinenbaum
- Mandarinen - die wichtigsten Sorten
- Die Mittelmeermandarine
- Die Clementine
- Die Satsumas
- Tangerinen
- Calamondin - Mandarinen für die Wohnung
- Die Kucle - oval und lecker
- Keine Mandarinensorten, aber trotzdem schön
- Kumquat
- Die Rangpur- oder Mandarinenlimette
- Eigene Mandarinen ernten - so geht?s
- Mandarinen ernten - die Checkliste
Mandarinensorten - Wissenswertes zum Mandarinenbaum
Bei der Mandarine erfahrt Ihr schon beim Namen, wo diese tolle Pflanze herkommt. Benannt nach den chinesischen Staatsbeamten, kommt die Mandarine aus Südostasien. Wahrscheinlich hatten die Mandarine im Gegensatz zur Bevölkerung das Privileg, diese beliebte Frucht genießen zu dürfen.
Heute ist die Mandarine eine Frucht und ein toller Obstbaum für Jedermann, wie ich Euch in diesem Beitrag zeigen möchte. Der Mandarinenbaum kann bei uns als nicht winterharte Kübelpflanze im Frühjahr, Sommer und Herbst draußen und im Winter in einem kühlen und hellen Quartier drinnen gehalten werden.
Es gibt aber auch eine Mandarinensorte, die Ihr auch in beheizten Wohnräumen halten könnt. Dazu später mehr.
Mandarinen - die wichtigsten Sorten
Die Sortenunterschiede bei den Mandarinen sind garnicht so riesig, daher fällt es manchmal schwer, Sorten zu unterscheiden. Achtet beim Kauf der Mandarinen -sowohl der Früchte als auch eines Mandarinenbaums- auf die Qualität und den Anbieter. Ein fachlich versierter Obst-oder Pflanzenhändler müsste auch etwas zur Sortenauswahl sagen können.
Die Mittelmeermandarine
Die Mittelmeermandarine, die botanisch Citrus reticulata oder Citrus deliciosa heißt, ist die typischste Mandarine. Sie hat lange, lanzettförmige Blätter, ist dornenlos und hat wie alle anderen Mandarinensorten auch einen kompakten Wuchs. Die Frucht ist süß, rund und sehr lecker. Ein weiterer Vorteil ist die gute Schälbarkeit der Früchte.
Die Clementine
Die Clementine ist mittlerweile die häufigste Mandarinensorten. Da sie eine weitgehend kernlose Mandarine ist, ist sie bei Verbrauchern und damit natürlich auch bei Händlern und Produzenten sehr beliebt. Auch bei der Clementine gibt es eine kleine Geschichte zur Namensgebung.
Die Clementine wurde nach dem französischen Pater namens Frère Clément, der sie als erster wissenschaftlich beschrieb. Auch wenn sie als Mandarinensorte botanisch mit Citrus reticulata ?clementina? oder einfach nur Citrus clementina bezeichnet wird, plädieren andere Autoren für Citrus x aurantium. Die Clementine soll -wie einige andere Zitrusarten auch- eine ziemlich wilde Kreuzung aus vielen Arten sein, daher das 'x'. Für den Hausgebrauch dürfte bei der Mandarine Clementine wichtiger sein, dass der Clementinenbaum als robuster und kälteunempfindlicher als die Mittelmeermandarine gilt. Kälteunempfindlich bedeutet aber leider nicht winterhart, denn die Clementine verträgt nur kurzfristig auftretende Nachtfröste. Das hat allerdings den Vorteil, dass sie früher und unbesorgter ins Freie stellen könnt.
Die Satsumas
Auch Satsumas erfreuen sich großer Beliebtheit, denn die Früchte haben keine Kerne. Ihr botanischer Name Citrus unshiu verrät bei Kennern die japanische Herkunft. Die Frucht ist mittelgroß und an den Polen flach. Auch spricht für die Satsuma die dünne und leicht ablösbare Schale, hinter der sich das saftig leckere Fruchtfleisch verbirgt. Auch die Satsuma gilt als kältetoleranter, jedoch nicht als winterhart. Ihr solltet auch die Satsuma nicht längere Zeit Frost aussetzen, kurze Nachtfröste hält sie aber aus. Für Freunde von Kreuzworträtseln: Satsuma = Mandarinensorte mit S.
Tangerinen
Die Bezeichnung Tangerine ist zunächst ein weiterer Beleg, dass es sehr viele Mandarinensorten gibt. 'Tangerine' als Name wurde vermutlich ursprünglich für solche Früchte und Pflanzen verwendet, die aus der marokkanischen Stadt Tanger stammten. Für manche Botaniker ist die Tangerine eine eigene Art, für andere eine Gruppe von Varietäten der Mandarine Citrus reticulata, wieder für andere ist die Tangerine eine Untergruppe der Clementinen. Trotz aller Bestimmungsverwirrung -die vermutlich auch nicht so schnell aufgelöst werden kann- bleibt als wichtiges Merkmal der Tangerine ihre schöne orangene Farbe. Außerdem ist sie Ausgangspunkt für interessante Kreuzungen mit der Orange -die Tangor-Mandarine- und der Pomelo, dh. Grapefruit oder Pampelmuse, die Tangelo heißt.
Calamondin - Mandarinen für die Wohnung
Eigene Mandarinen ernten ist eine tolle Erfahrung, allerdings braucht Ihr für die bisher beschriebenen Sorten einen Balkon oder eine Terrasse sowie ein geeignetes Winterquartier. Doch glücklicher Weise gibt es bei jeder Regel eine Ausnahme und diese Ausnahme bei den Mandarinen ist der Calamondin, der botanisch mit Citrus mitis oder Citrus madurensis bezeichnet. Diese Kreuzung aus Mandarine (C. reticulata) und Kumquat ist robuster und verträgt auch die trocken-warme Luft in Wohnräumen. Auch bei einem weiteren Problem im Wohnräumen ist der Calamondin toleranter: Fensterglas reduziert die Lichtenergie, die bei den Pflanzen ankommt, so dass Pflanzen auch an einem hell erscheinenden Fensterplatz weniger Licht bekommen als draußen.
Der Calamondin produziert dankbar viele Blüten und Früchte. Diese werden allerdings nicht süß, Ihr könnt sie aber zum Würzen oder zur Herstellung leckerer Marmelade verwenden. Wenn es geht, solltet Ihr ihn im Frühjahr, Sommer und Herbst draußen halten. Im Herbst könnt Ihr den Calamodin dann aber in die Wohnung holen, wo er bis zum Ende des Winters verbleiben kann.
Die Kucle - oval und lecker
Ein weiterer Beleg für die Kreuzungsfreudigkeit der Zitruspflanzen und der Mandarinen ist die Kucle. Diese Kreuzung aus Kumquat und Clementine ähnelt in Pflanze und Frucht der Kumquat, wobei die Kucle Frucht größer ist als die ovale Fortunella margarita. Der Geschmack der Kucle ist sauer, daher eignet sie sich insbesondere wie der Calamondin zur Produktion von Marmelade oder auch als Gewürz für eine Vielzahl von Zitrusrezepten.
Keine Mandarinensorten, aber trotzdem schön
Die große Vielfalt und Vielzahl an Sorten und Arten innerhalb der Gruppe der Mandarinen führt manchmal dazu, dass einzelne Arten und Sorten fälschlicher Weise zu den Mandarinen gezählt werden, obwohl sie keine sind. Da wir hier kein botanisches Proseminar abhalten, sind solche Grenzüberschreitungen weniger dramatisch, sondern runden das Bild der tollen Vielfalt ab. Von den 'Schein-Mandarinen' habe ich zwei interessante Vertreterinnen für Euch ausgewählt.
Kumquat
Kumquat sind bei den Zitruspflanzen eine eigenständige Gattung namens Fortunella mit einer Handvoll Arten. Kumquats sind tolle exotische Pflanzen und Früchte, die man übrigens mitsamt der Schale isst (sofern diese unbehandelt ist). Mandarinenähnlich ist vor allem Fortunella japonica mit runden Früchten, während der häufiger vorkommende Kumquat Fortunella margarita ovale Früchte hat. Kumquats haben einen besonders interessanten Geschmack -wenn man die Schale mitisst- der Süße, Säure und herbe Anteile beinhaltet.
Die Rangpur- oder Mandarinenlimette
Auch unter den Limetten findet sich eine mandarinenähnliche Sorte. Die Rangpurlimette trägt runde Früchte, die orange werden und verdient damit den Namen Mandarinenlimette sicher zu Recht.
Sie wird aber als eine Kreuzung aus Zitrone, Orange und Mandarine beschrieben, die den botanischen Namen Citrus limonaio trägt. Ihre Früchte sind rund mit flachen Polen. Das Fruchtfleisch ist nur beim ersten Bissen süß, danach schmeckt die Rangpur eher bitter. Sie kann aber auch als Gewürz verwendet werden, hübsch anzusehen ist sie allemal.
Eigene Mandarinen ernten - so geht?s
Sicher läuft Euch auch bei so vielen Mandarinensorten das Wasser im Munde zusammen. Noch besser aber schmecken Mandarinen aus eigener Ernte. Dazu braucht Ihr erst einmal einen schönen Mandarinenbaum, den Ihr im Fachhandel oder direkt bei einer Baumschule kaufen könnt. Für den Mandarinenbaum benötigt Ihr von April bis Oktober einen vollsonnigen und geschützten Standort auf Terrasse oder Balkon. Dort gedeiht er im Topf oder Kübel. In dieser Zeit solltet Ihr den Mandarinenbaum nur dann gießen, wenn die obere Hälfte der Erde abgetrocknet ist. In der Wachstumszeit von Mai bis August solltet Ihr den Mandarinenbaum einmal in der Woche mit einem Zitrusdünger düngen. Schneiden braucht Ihr den Mandarinenbaum nicht, nur abgestorbene Zweige sollten entfernt werden. Alle zwei bis drei Jahre solltet Ihr den Mandarinbaum umtopfen und ihn mit neuer Erde versorgen. Der Topf braucht unbedingt ein Abflussloch, die Erde sollte durchlässig, aber dennoch in der Struktur stabil sein.
Im Frühjahr oder im Frühsommer beginnt dann bei Eurem Mandarinenbaum die Blüte, aus der sich zunächst kleine grüne Früchte bilden. Bienen braucht die Mandarine übrigens nicht: die Pflanze ist ein Selbstbefruchter. Die Mandarinen wachsen während des Sommers heran und reifen im Spätherbst, wenn die Temperatur Nachts kühler wird. Dann -und zwar vor dem Frost- müsst Ihr mit der Überwinterung beginnen. Das Winterquartier sollte hell und kühl sein. Gut geeignet sind kalte Wintergärten, Gartenhäuser mit Licht oder auch ungeheizte Treppenhäuser. Den Calamondin könnt Ihr auch in der Wohnung überwintern, bei den anderen Mandarinensorten geht das nicht.
Mandarinen ernten - die Checkliste
Wenn Ihr also auch Mandarinen ernten wollt, solltet Ihr folgende Checkliste befolgen:
- Sonniger Standort auf Balkon oder Terrasse
- Kühles und helles Winterquartier
- Kübel mit Abflussloch
- Durchlässiges Gemisch aus Pflanzende und Sand
- Zitrusdünger
- Ein schöner Mandarinenbaum, der bereits Früchte oder Blüten trägt
- Moderates Gießen und Düngen
Ich hoffe, Euch hilft diese Checkliste. Sollte ich eine 'Zutat' vergessen haben, lasst es mich wissen. Wenn Ihr etwas zu Orangensorten erfahren wollt, werdet Ihr hier fündig.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Literatur:
Dominik Große Holtforth: Zitruspflanzen, Stuttgart 2016
Hans-Peter Maier: Zitruspflanzen, München 2006
Giorgio und Sergio Tintori: Zitrusbäume im Zieranbau, Florenz 2000
ein liebes Hallo,
mein Freund im Iran hat einen wunderschönen Garten mit Orangenbäumen drin (fast so,wie das Lied 'Orangenbaüme in meinem Garten') Irgendwelche Tiere befallen den Baum aber auch. Es sieht so wie Mehltau aus. Und Irgendwelche Viecher gehen auch an die Früchte. Seine Nachbarn raten meinem Freund mit Pestiziden zu arbeiten. DAs finde ich nun ganz schrecklich. Erstens: wer kann sich an einem Orangenbaum vergehen…und wie könnte man diesen Übeltäter bekämpfen ? Bei Obstbäumen macht man ja manchmal unten 'Leimringe', damit die Schnecken und Käfer nicht hoch kommen ? Für die Antwort bedanke ich mich sehr und schicke dann bei Erfolf Bilder von diesem schönen Garten ?
Hallo,
vielen Dank für die interessante Anfrage. Ihre Einschätzung, dass Pestizide nicht das Mittel der Wahl sein sollten, teile ich ausdrücklich. Allerdings ist es nicht ganz einfach, ohne Kenntnis des genauen Befalls eine Therapie vorzuschlagen. Meine Erfahrungen mit Pflanzenschädlingen im Iran sind eingeschränkt, so dass ich zunächst nur allgemeine Hinweise geben kann. Da auch Pflanzen Abwehrmechanismen haben, sollte zunächst nach dem Allgemeinzustand der Pflanze gesehen werden. Auch der Standort ist entscheidend. Schädlinge an Zitruspflanzen treten in Innenräumen deutlich häufiger als draußen. Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung helfen also auch. Sie sprachen Mehltau an, der ja bekanntlich ein Pilz ist. Wenn der Baum tatsächlich ein Pilzbefall hat, sollten die befallenen Pflanzenteile -in der Regel Blätter- entfernt und vernichtet werden.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
Dr. Dominik Große Holtforth