Johannisbeeren Hochstämme teilen das Schicksal ihrer 'niederen' Schwestern und Brüder, der Sträucher und Büsche: Sie werden leider fast nie geschnitten. Und wenn die Johannisbeerstämmchen doch einmal geschnitten werden, wird häufig zu wenig stark geschnitten oder eben falsch. In diesem Artikel versuchen wir zu zeigen, wie Sie den Johannisbeeren pflanzen und als Hochstamm schneiden müssen. Denn eines ist klar: Gut geschnittene und erzogene Johannisbeerstämmchen sind eine wahre Freude im Garten: nicht nur offerieren sie dem Gärtner ihre glänzenden Früchte auf einer angenehmen Höhe, nur eine Armlänge vom Mund entfernt – sie sind im Garten z.B. als Überraschungsgäste in einem Staudenbeet, hoch über den andere Pflanzen tronend, auch wunderschön. Im frühen Frühling bezaubern sie Gartenbesitzer und Bienen gleichermassen mit ihrer vielversprechenden Blütenpracht und ab dem späten Frühling bis in den Hochsommer zieren die reifenden und färbenden Früchte den Garten wie Ziergirlanden. Eine wahre Pracht! Und deshalb plädieren wir hier auch so sehr dafür, dass Sie Ihren Johannisbeeren Hochstamm schneiden. Übrigens: Im Lubera Shop bieten wir eine grosse Auswahl an Johannisbeeren zum Kaufen an.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist genau ein Johannisbeeren Hochstamm
- Das Johannisbeerstämmchen ist ein Strauch in 80cm Höhe...
- Wann den Johannisbeeren Hochstamm schneiden?
- Wurzeltriebe und Austriebe am Stamm schneiden
- Der Schnitt des Johannisbeeren Hochstamms - alles gleich, nur eine Etage höher
- Die Daumenregel für den Schnitt eines Johannisbeeren Hochstamms
- Und wenn das Johannisbeerstämmchen nicht geschnitten wird...
- Häufige Fehler beim Johannisbeeren Hochstamm schneiden
- Und wie funktioniert das beim Stachelbeerstämmchen
- Ach Sie haben gar keinen Johannisbeeren Hochstamm?
Was ist genau ein Johannisbeeren Hochstamm
Vielleicht müssen wir mit einigen grundlegenden Informationen beginnen: Ein Johannisbeeren Hochstamm besteht einerseits aus dem Wurzel- und Stammteil, der in der Regel eben nicht die Johannisbeere-Sorte selber ist, sondern ein spezieller Stammbildner. Meist übernimmt Ribes aureum, die Goldjohannisbeere diese tragende Aufgabe. Die Edelsorte selber, die Johannisbeere oder bei Stachelbeerstämmchen die Stachelbeersorte ist erst auf einer Höhe von ca. 80 cm auf diesen Stamm veredelt worden und bildet da in luftiger Höhe ihre buschige Krone aus.
Das Johannisbeerstämmchen ist ein Strauch in 80cm Höhe...
Hilfreich ist für mich immer folgende Vorstellung: Die Krone des Johannisbeeren Stamms ist sozusagen ein Johannisbeeren-Busch, der mit Hilfe des Stamms in eine angenehme Höhe gehoben wird. Und aus diesem Bild ergibt sich dann direkt der wichtigste Grundsatz vom Johannisbeeren Hochstamm schneiden: Letztlich muss die Krone des Johannisbeerenstamms geschnitten werden wie ein Johannisbeerstrauch. Und das heisst vor allem: Die Krone des Stämmchens muss STARK geschnitten werden.
Wann den Johannisbeeren Hochstamm schneiden?
Auch hier plädieren wir wieder vehement für den Frühlingsbeginn, knapp vor dem Austrieb Ende Februar und im März. Hier sieht man am besten, was alt und abgetragen ist und zu diesem Zeitpunkt sind auch vertrocknete Triebe ohne schwellende Knospen am besten zu erkennen. Die manchmal propagierte Alternative, im Sommer nach der Ernte zu schneiden, ist grundfalsch: Die Pflanze hat nach der Fruchtentwicklung einfach keine Kraft mehr, mit Wachstum auf den Schnitt zu reagieren, was bei der Johannisbeere (und bei der Stachelbeere) unbedingt notwendig ist. Denn neues und frisches Holz trägt im zweiten und dritten Jahr die meisten und die besten Früchte.
Wurzeltriebe und Austriebe am Stamm schneiden
Zunächst richten wir aber den Blick nochmals kurz nach unten und auf den Stamm. Da es sich hier ja wie oben gezeigt nicht um die eigentliche Edelsorte handelt, kann ohne Nachdenken jeder Wurzeltrieb und auch jeder Seitentrieb einfach entfernt werden. Bei den Wurzeltrieben ist es am besten, wenn sie - sobald sie 20 - 30cm hoch sind - einfach weggerissen werden (das führt zu weniger neuen Wurzelschossen) und die Stammaustriebe zwischen Wurzel und Krone sollen immer so früh wie möglich entfernt werden: Wenn sie erst einige cm lang sind, kann man sie ganz einfach abstreifen, indem man mit der leicht geschlossenen Hand dem Stamm entlang von oben nach unten fährt.
Der Schnitt des Johannisbeeren Hochstamms - alles gleich, nur eine Etage höher
Und jetzt folgt das pièce de résistance, die Krone selber. Und hier gelten wie schon erwähnt die gleichen Grundsätze wie beim Schnitt eines Johannisbeerstrauchs: Alte vier- und mehrjährige Triebe müssen entfernt werden und zwar möglichst weit im Kroneninneren, damit sich die Krone immer wieder kompakt aus der Mitte heraus erneuern kann. Damit auch genügend schlafende Augen für den Austrieb vorhanden sind, wird beim Schnitt immer ein kleiner Stummel belassen. Umgekehrt bleiben die frischen neuen Triebe von der Schere unbehelligt, sie beginnen im zweiten Jahr zu tragen; wenn sie im ersten Jahr noch steil nach oben ragen, werden sie in den folgenden Jahren unter der Last der grossen Trauben und saftigen Beeren automatisch nach unten fallen - bis sich dann die Schere ihrer erbarmt...
Die Daumenregel für den Schnitt eines Johannisbeeren Hochstamms
Eine gute Hilfe kann auch hier unsere Daumenregel sein. Wir sollten jedes Jahr ca. 20-30% der Triebe (eben die ältesten, am meisten verholzten Äste entfernen)
Und wenn das Johannisbeerstämmchen nicht geschnitten wird...
Nun, das ist leider nicht die Ausnahme, sondern in den Gärten eher die Regel: Wenn man vor lauter Ehrfurcht gegenüber den stolzen Stämmchen auf den Schnitt verrichtet, werden die Kronen immer grösser und älter, Wachstum und gute Fruchtqualität findet nur noch an der Peripherie statt, die Pflanze ächzt zusehends unter der schweren Last und ist immer weniger in der Lage, sowohl gute Früchte als auch neues Holz zu produzieren. Also bitte: Scheidet Eure Johannisbeer- und Stachelbeerstämmchen!
Häufige Fehler beim Johannisbeeren Hochstamm schneiden
Wenn denn überhaupt geschnitten wird, sehe ich häufig den Fehler, dass die Krone nur kosmetisch rund geschnitten wird, also dass fast alle Äste, vor allem aber die neu gewachsenen frischen Treibe einfach etwas zurückgestutzt werden. Auch das führt mittelfristig zu einer Überalterung des Kroneninneren und längerfristig zu weniger Ertrag und schlechterer Fruchtqualität. Die Johannisbeere ist nun mal kein Buchsbäumchen! Nicht alle Äste sollen gestutzt werden, sondern alte erschöpfte Triebe müssen möglichst im Kroneninneren gekappt werden.
Bild: Schnitt eines Stämmchens: Johannisbeeren können auch als Stämmchen gepflanzt werden; beim Kauf ist die Krone schon vorhanden und weist 3 - 5 Hauptäste auf.
Und wie funktioniert das beim Stachelbeerstämmchen
Alles Gesagte gilt nicht nur beim Johannisbrerstämmchen mit roten, weissen und auch schwarzen Früchten, sondern grundsätzlich genauso auch beim Stachelbeeren Hochstamm!
Ach Sie haben gar keinen Johannisbeeren Hochstamm?
Das ist der einzig denkbare Fall, der noch viel schlimmer und beklagenswerter ist als das Nicht-Schneiden der Johannisbeer-Hochstämmchen. Damit Sie aber jetzt den Artikel nicht umsonst gelesen haben, empfehle ich dringendst, in unseren Lubera® Pflanzen-Shop zu wechseln und sich das schönste Stämmchen gleich sofort auszusuchen. Dann können Sie das Gelernte schon nach dem ersten oder zweiten Wuchsjahr am neuen Standort in der Praxis umzusetzen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Die jungen Stämmchen aus der Baumschule tragen in ihrer Krone fast nur neues Holz und so erhalten Sie als Dank für den Kauf einer neuen Pflanze gratis und franko eine Schonfrist von 1 bis 2 Jahren, bis der jährliche Schnittrhythmus beginnt...
Haben Sie einen Johannisbeerstrauch? Und wissen nicht wie schneiden? Lesen Sie hilfreiche Tipps und Tricks im Beitrag Johannisbeeren schneiden.
Johannisbeerstammneuling
Viel Information eingängig verpackt. Ich freue mich das ich nach dem Kauf meines Johannisbeerstämmchens auf diesen Artikel gestoßen bin. Ich werde das erworbene Wissen in zwei Jahren gut brauchen können.
Danke dafür.