Der Botanische Garten Schönbrunn sollte unbedingt zum Besuchsprogramm gehören, wenn man nach Wien fährt und die Schönbrunner Schlossanlage besichtigt. In diesem Beitrag möchte ich den Garten Schönbrunn mit seinen wichtigsten Gewächshäusern vorstellen und damit Inspirationen für einen Besuch geben. Zum Ende des Beitrags findet ihr natürlich auch praktische Tipps für einen Besuch. Sollten ihr auf der Suche nach Pflanzen für euren eigenen Garten sein, kann ich euch den Lubera Shop bestens empfehlen. Dort könnt ihr Pflanzen online bestellen und euch diese bequem nach Hause liefern lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Botanische Garten Schönbrunn - Geschichte und Hintergrund
- Bewegte Geschichte
- Die Entstehung des Palmenhaus - Herzstück des Botanischen Gartens Schönbrunn
- Drei 'Welten' unter einem Dach - das Palmenhaus
- Die Kontruktion
- Pflanzen im Palmenhaus
- Das Wüstenhaus
- Praktische Tipps für den Besuch im Botanischen Garten Schönbrunn
Der Botanische Garten Schönbrunn - Geschichte und Hintergrund
Wer im Rahmen eines Wienbesuchs nach Schönbrunn fährt, kann dort das Schloss Schönbrunn selbst, den Schlosspark, den Tiergarten oder die Gloriette besichtigen. Neben diesen prominenten Sehenswürdigkeiten stehen die Schönbrunner Gärten in den Reiseführern etwas am Rand. Die Bezeichnung 'Botanischer Garten Schönbrunn' findet sich nicht durchgehend, aber immer wieder. Dieser Garten in Schönbrunn ist dabei weniger eine zusammenhängende Gartenanlage -wie etwa beim Botanischen Garten München- als vielmehr ein Teil des Schlossparks in Schönbrunn. Dennoch verdient die beeindruckende Pflanzensammlung mit ihren Gewächs- und Pflanzenhäuser die Bezeichnung 'Botanischer Garten', nicht zuletzt wegen der fast durchgehenden Beschriftung der Pflanzen. In Schönbrunn könnt ihr also nicht nur die Schönheit der Pflanzen erleben, sondern auch viel über exotische und mediterrane Pflanzen erfahren und lernen.
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Bewegte Geschichte
Der Garten Schönbrunn ist natürlich sehr eng mit der Geschichte des Hauses Habsburg verbunden. Habsburger Kaiser haben Pflanzen gesammelt und durch den Bau von Gewächs- und Pflanzenhäusern für die sichere Unterbringung in den eher kalten Wiener Wintern gesorgt. Erster Vorläufer war ein Gemüse-, Obst- und Blumengarten, den Kaiser Franz I., Gemahl der Habsburger Herrscherin Maria Theresia, im Schönbrunner Schlosspark im 18. Jahrhundert errichten ließ. Da viele Pflanzen aus Holland stammten, entwickelte sich der Garten unter Kaiser Joseph II. -dem Sohn Maria Theresias- und Kaiser Franz II. bzw. I. -dem römisch-deutschen und österreichischen (Doppel-)Kaiser- im 19. Jahrhundert zum 'Hollandisch-Botanischen Garten'. Auch ein Arboretum, also eine Sammlung von Gehölzen aus fremden Ländern wurde errichtet. Schließlich umfasste die Pflanzensammlung um die Wende ins 19. Jahrhundert ca. 4.000 unterschiedliche Pflanzen.
Die Entstehung des Palmenhaus - Herzstück des Botanischen Gartens Schönbrunn
Aber auch im Botanischen Garten Schönbrunn zeigte sich der fundamentale Wandel der Gartenkultur im 19. Jahrhundert. In der Gestaltung der Gärten wurde der formal-verspielte Barock- bzw. Rokoko-Garten vom offeneren Englischen Landschaftsgarten abgelöst, gleichzeitig ging das Zeitalter der Orangerien zu Ende. Noch exotischere Pflanzen als Zitronen- und Orangenbäume wurden nun aus fernen Ländern nach Europa und auch nach Österreich gebracht, die Ära der Palmenhäuser begann. Das Schönbrunner Palmenhaus, das Herzstück des 'Palmenhaus-' oder Botanischen Garten Schönbrunn, entstand schließlich 1882 und war damals das größte Glashaus der Welt.
Seine Größe, die heute in Europa nur vom Palmenhaus in Kew Gardens in London übertroffen wird, beträgt über 3.200 Quadratmeter. An der höchsten Stelle ist das Palmenhaus 25 Meter hoch, was mit der berühmten Maria-Theresien-Palme zu mehreren Höhenrekorden europäischer Palmen einlud. Im Krieg von Bomben getroffen und in den 80er Jahren grundlegend renoviert, zeigt sich das Palmenhaus heute als wunderschönes Glas-Gewächshaus und beherbergt weit über 4.000 Pflanzen.
Drei 'Welten' unter einem Dach - das Palmenhaus
Botanische Gärten mit ihren aufwändigen Gewächshäusern zeigen nicht nur schön blühende Pflanzen. Vielmehr vermitteln sie in erster Linie einen Eindruck von der Vielfalt der Pflanzenwelt, die sich an unterschiedliche klimatische Bedingungen angepasst hat. Das gelingt auch im Botanischen Garten Schönbrunn hervorragend. Allein das Palmenhaus zeigt drei Klimazonen mit dazugehörigen Pflanzen. Der größte und mittlere Teil des Hauses ist der temperierten Klimazone gewidmet, zu der mediterrane und subtropische Pflanzen gehören. Zwei kleinere Bereiche an den beiden Enden des Palmenhauses sind das Tropenhaus und das sub-antarktische Kalthaus (was aber bei weitem nicht so kalt ist, wie es sich anhört.)
Die Kontruktion
Nicht nur Pflanzenfreunde kommen im Palmenhaus auf Ihre Kosten. Die beeindruckende Konstruktion aus Gusseisen und Glas ist auch für bauhistorisch oder technisch interessierte Besucher bemerkenswert. Die reiche Ausstattung mit Galerien, Wendeltreppen und Zierelementen macht das Palmenhaus auch zu einem Baudenkmal erster Güte.
Pflanzen im Palmenhaus
Bei der großen Zahl an Pflanzenarten, die im Schönbrunner Palmenhaus präsentiert werden, fällt es schwer, einen Überblick herzustellen. Höchste Palme ist aktuell eine chinesische Schirmpalme (Livistonia chinensis), die im Zentrum des Palmenhaus wächst. Sie wird begleitet von zahlreichen anderen Palmenarten wie etwa Hanf- oder Zwerpalmen. Aber auch Vertreter der australischen Flora wie der Trauer-Zylinderputzer (Callistemon viminalis) gehören zum Pflanzenbestand. Die große Solanumfamilie ist durch die Baumtomate oder Tamarillo (Solanum betaceum) vertreten. Natürlich muss sich im großen Palmenhaus auch der Blick nach oben richten. Dort sieht man etwa die großen Blätter des 'Baumes der Reisenden' oder herabhängende Tillandsien, die als Epiphyten Wasser und Nährstoffe aus der Luft beziehen.
Wer im Tropenhaus vom Dschungel träumt, mag plötzlich erschrocken sein, wenn er von einem indianischen Krieger angeschaut wird. Aber keine Angst, es handelt sich keineswegs um einen Amazonas-Indianer mit gefährlichen Blasrohrpfeilen. Die Gartengestalter haben lediglich eine lebendig wirkende Skulptur sehr geschickt ins Unterholz platziert.
Während das Tropenhaus von Blattpflanzen wie Colocasia oder Alocasia geprägt ist, ist das Kalthaus Heimat von Farnen, Baumfarnen, Kamelien und Azaleen. Gerade die Baumfarne und Farne sind typisch für die Flora Neuseelands, was dem im Kalthaus herrschenden Klima auch den Beinamen 'subantarktisch' eingebracht hat. Dass es aber keineswegs frostig ist, zeigen etwa eine Bitterorange (Citrus aurantium) oder ein echter Jasmin (Jasminum officinale), der hier seine überbordende Blüten- und Duftpracht entfaltet.
Positiv ist mir neben der Schönheit des Hauses und der Pflanzenvielfalt noch das Nebeneinander von Blüten- und Blattpflanzen aufgefallen. Bei meinem Besuch im März brachten nicht nur Winterblüher wie Kamelien, Jasmin und Azaleen Farbe ins Spiel. Auch liebevoll arrangierte Beete mit blühenden Eisenholzpflanzen, Hortensien und Kanarischem Ginster setzten Blütenakzente.
Das Wüstenhaus
Nachdem das Palmenhaus üppige Pflanzen aus warm-feuchten Regionen präsentiert, stehen im benachbarten Wüstenhaus -nomen est omen- an große Trockenheit angepasste Pflanzen im Vordergrund. Aber auch einige spannende tierische Vertreter der sogenannten ariden Zonen bewohnen das Wüstenhaus.
Das Wüstenhaus zeigt in einer liebevoll gestalteten Kulisse die Anpassungsleistung von Tieren und Pflanzen. Erklärende Schautafeln laden zur Lektüre ein und berichten von den Wundern der Evolution. So erfährt man, warum Aloen und Agaven sich zum Verwechseln ähnlich sind - aber auch, wie sie unterschieden werden können. Auch Erklärungen für die Rosettenform bei einigen Sukkulenten und andere Merkmale bei Pflanzen der trockenen Klimazonen geben die Schönbrunner Botaniker.
Wer keine Zeit mehr für den Besuch im benachbarten Tiergarten von Schönbrunn hat, bekommt im Wüstenhaus ein kleines, aber feines Ersatzprogramm. Vögel, Reptilien und andere Exoten werden in im Stil der Wüstenlandschaft gestalteten Gehegen oder Terrarien gezeigt.
Besonders beeindruckend: Eine Nacktmull-Kolonie in transparenten Röhren, in denen die Besucher das Treiben der bizarren Tiere unmittelbar miterleben können. Nacktmulle stammen aus den Halbwüsten Ostafrikas, werden also im Wüstenhaus an der richtigen Stelle platziert. Sie sind wie Bienen oder Ameisen staatenbildende Tiere, bei denen eine Königin den Nachwuchs bekommt, während alle anderen Individuen verschiedene Aufgaben übernehmen.
Doch für Garten- und Pflanzenfreunde beschränken sich die Schönbrunner Highlights keineswegs auf Palmen- und Wüstenhaus. Unbedingt sollte noch der direkt neben dem Schloss befindliche Orangeriegarten und die Orangerie sowie der Kronprinzengarten besichtigt werden.
Praktische Tipps für den Besuch im Botanischen Garten Schönbrunn
Die Anreise nach Schönbrunn sollte von der Wiener Innenstadt aus am Besten mit der in einem kurzen Takt verkehrenden U-Bahn der Linie 4 erfolgen. Nach einem kurzen Fußweg kommt man zuerst auf den Vorplatz des Schlosses Schönbrunn, auf dessen rechter Seite es in den Schlosspark geht. Dieser ist ohne Eintrittsgeld zugänglich. Eintritt erhoben wird für das Palmen- und Wüstenhaus, der Eintrittspreis für die beiden Häuser ist aber erschwinglich und auf jeden Fall angemessen. Am schönsten ist der Besuch des Palmenhauses am frühen Morgen oder späteren Nachmittag bei Sonnenschein. Dann bildet das Spiel aus Licht, Schatten und Blattgrün eine wunderbare Atmosphäre, die gerade für Hobby-Fotografen einen besonderen Reiz ausmacht. Die großzügig bemessenen Öffnungszeiten können neben weiteren Informationen der interessanten Website der Österreichischen Bundesgärten entnommen werden. Dieser Teil der Österreichischen Bundesverwaltung betreut neben vielen anderen auch die Schönbrunner Gärten.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Quellen:
Website des Schlosses Schönbrunn
Wikipedia zum Schönbrunner Palmenhaus