Passionsblumen gehören zu den schönsten und exotischten Blüten überhaupt. Aber wie werden die Blüten der Passionsfrüchte überhaupt bestäubt? Gibt es bei uns die passenden Bestäuber? Und sind diese selbstfruchtbar? Kann man Blüten von winterharten Passionsblumen auch von Hand bestäuben? Alle diese Fragen und noch viel mehr beantworte ich euch in dem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Wie ist eine Passionsblume aufgebaut?
Bild: Der Aufbau einer Passiflora Blüte
Wenn man eine Passiflora Blüte genau anschaut sieht man dass im Regelfall jede Blüte 3 weibliche Griffel mit der Narbe am Ende hat. Darunter sieht man dann denn Fruchtknoten, aus dem sich die spätere Frucht entwickelt. Wenn wir nun nochmals eine Stufe tiefer gehen sehen wir 5 männliche Staubfäden mit dem pulvrigen gelben oder weisen Pollen. Am Grund der Blüte befindet sich dann der Strahlenkranz und die 10 Kron- und Kelchblätter.
Welche Tiere bestäuben Passionsblumen?
Weltweit gibt es ungefähr 700 verschiedene Passionsblumen Arten die alle zur botanischen Gattung Passiflora gehören. Die Meisten Passiflora Arten finden sich auf dem Amerikanischen Kontinent. Passionsblumen sind extrem vielseitig. Manche wie die Minicuya Gelb (Passiflora foetida) haben nur 5 cm grosse Blüten. Andere wie die Riesen-Passionsfrucht Passiflora quadrangularis besitzen bis zu 20 cm grosse Blüten und Früchte. Genauso divers wie die Passionsblumen selber sind auch ihre Bestäuber. Passiflora sectacea, welche nur nachts blüht wird von Fledermäusen bestäubt. Die Passionsblumen der Gruppe der Tacsonia die im Hochland der Anden vorkommen werden von Kolibris bestäubt. Da diese kleinen Vögel eher selten sind, bleiben die Blüten auch 3 Tage offen und schliessen sich nicht schon nach 24 Stunden wie bei den meisten anderen Passiflora Arten.
Die Mehrzahl der Passionsblumen Arten werden jedoch von Insekten bestäubt. Holzbienen (Xylocopa) zählen hierbei zu den besten Bestäubern.
Der Bestäubungsmechanismus der Passionsfrüchte und ihrer Blüten ist faszinierend. Passionsblumen stellen im Blütenzentrum im Kelch Nektar zur Verfügung. Holzbienen landen auf den Blüten und trinken diesen Nektar. Um jedoch an allen Nektar zu kommen vollführen sie eine Kreisbewegung rund um den Fruchtknoten. Bei diesem "Tanz" streifen sie mit dem Rücken an den Staubbeuteln und der Pollen bleibt an ihrem Rücken kleben. Gleichzeitig berühren sie jedoch auch die weiblichen Narben und streifen hier wieder ein Teil des Pollens ab.
Bild: Eine einheimische Holzbienen (Xylocopa violacea) bestäubt die winterharte Passiflora incarnata.
Welche Insekten bestäuben Passionsblumen bei uns?
Die Blüten der Passionsfrüchte sind wahre Insektenmagneten. Auf unseren Züchtungsfeldern von Lubera im Schweizer Rheintal summt es immer kräftig zwischen den Passionsblumen. Wir konnten bisher 13 verschiedene Insektenarten an den Passiflora Blüten dokumentieren. Ein Teil der Insekten rauben nur den Nektar ohne bei der Bestäubung zu helfen, dazu zählen Schmetterlinge, Ameisen und Fliegen. Auch Honigbienen sind meist zu klein um die Blüten erfolgreich bestäuben zu können. Eine Ausnahme bilden die Minicuya® Blüten, diese können auch problemlos von normalen Honigbienen (Apis mellifera) bestäubt werden. In Europa sind Hummelarten wie die Ackerhummel (Bombus pascuorum) und die Erdhummel (Bombus terrestris) die häufigsten Bestäuber. Aber wie auch auf dem Amerikanischen Kontinent sind auch hier Holzbienen (Xylocopa) die besten Bestäuber.
Bild: Ackerhummel auf Passionsblumen Blüte
Die Holzbiene, der perfekte Bestäuber für Passionsblumen
Bis vor wenigen Jahren war die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) nur selten im äussersten Südwesten Deutschlands zu finden. Mittlerweile hat die Art sich dank der Klimaerwärmung stark ausgebreitet und man findet sie große Holzbiene sogar in Hamburg.
Die Schwarze Holzbiene (Xylocopa varga) ist noch etwas seltener, aber auch sie ist in den letzten Jahren öfters zu sehen.
Wer zum ersten Mal diese Insekten sieht, kann es mit der Angst zu tun bekommen, da es sich um die grössten Bienen in Mitteleuropa handelt. Viele Menschen fragen sich: Ist die Holzbiene giftig oder stechen Holzbienen? Hier kann Entwarnung gegeben werden. Die Solitärbienen sind friedliche Einzelgänger und nicht gefährlich.
Bild: Eine Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea
In ihrer Heimat auf dem Amerikanischen Kontinent werden Passionsblumen Hauptsächlich von Holzbienen bestäubt. So ist es nur normal, dass auch bei uns die Blaue Holzbiene und die Schwarze Holzbiene zu den besten Bestäubern von Passiflora incarnata, Passiflora caerulea und Passiflora edulis zählen.
Wer Holzbienen in den eigenen Garten locken möchte, sollte eine Ecke mit Totholz bereithalten (hier legen die Holzbienen ihre Eier). Auch kann das Auspflanzen von Muskatellersalbei helfen die Einsiedlerbiene anzulocken.
Haben Passionsblumen immer zwittrige Blüten?
Rein theoretisch sind Passionsblumen zwittrig: Die Blüten haben sowohl männliche, als auch weibliche Blütenanlagen. In der Realität ist die Sachlage jedoch etwas komplizierter. Bei ungefähr einem Drittel der Blüten eine Passionsblüte bleiben die Griffel nach oben gebogen. Diese Blüten funktionieren nur als männliche Blüten. Selbst bei Handbestäubung werden sie nie Früchte bilden. Im Gegensatz hierzu gibt es auch Blüten, welche fast von Anfang an die Griffel nach unten gebogen haben. Dies Blüten funktionieren als weibliche Blüten und produzieren kaum guten Pollen. Zu guter Letzt gibt es sie doch noch die zwittrigen Blüten, oder genauer genommen die vor männlichen Blüten. Denn diese funktioniere erst als männliche Blüten (solange die Griffel oben sind) und wenn sich die Griffel dann später nach unten bewegen funktionieren sie als weibliche Blüten.
Bild: Die verschiedenen männlichen (A bis C) und weiblichen Blüten (E und F) von Passiflora incarnata.
Dieses Blütenverhalten trifft vor allem auf Passiflora incarnata und Passiflora caerulea und ihre Hybriden zu. Somit haben vielen Passionsblumen männliche und weibliche Blüten.
Sind Passionsblumen selbstfruchtbar?
Die meisten Passiflora Arten sind nicht selbstfruchtbar. Das heisst, man braucht zwei unterschiedliche Pflanzen der selben Art (oder einer kompatiblen anderen Art) zur Bestäubung. Es gibt jedoch ein paar Ausnahmen.
Welche Passiflora Arten sind selbstfruchtbar?
Zu den bekanntesten Passionsfruchtarten zählt sicher die klassische Passionsfrucht: Passiflora edulis. Diese Pflanze ist in den meisten Fällen 100% selbstfruchtbar. Um zuverlässig Passionsfrüchte anzusetzen braucht sie jedoch Temperaturen zwischen 16°C und 26°C. Auch müssen die Passionsblumen entweder von Insekten (Hummel oder Holzbiene) oder von Hand bestäubt werden.
Bei der "Bananen-Passionsfrucht", auch Curuba genannt handelt es sich in Wirklichkeit um 2 verschiedene Passionsblumen Arten. Passiflora tarminiana und die eng verwandte Passiflora tripartita var. mollissima (Syn. Passiflora mollissima); beide sind ebenfalls selbstfruchtbar. Jedoch ist auch hier eine Bestäubung von Hand hilfreich, da sie in der Natur meist von Kolibris bestäubt werden.
Die Mini-Passionsblumen (Minicuya®) von Passiflora foetida, Passiflora arida, und Passiflora ciliata sind alle 100% selbstfruchtbar. Was bei diesen Arten auch besonders ist, dass fast alle Bienen und Hummelarten als Bestäuber dienen können und oft werden auch Früchte angesetzt, selbst, wenn keine Bestäuber vorhanden sind.
Bild: Die selbstfruchtbare Blüte der 'Minicuya Gelb' wird von einer Honigbiene bestäubt.
Welche Passionsblumen sind nicht selbstfruchtbar?
Die Mehrheit der fast 700 Passiflora Arten sind nicht selbstfruchtbar.
Die rote Passionsblume Passiflora alata kommt genauso wie ihre Schwestersorte Passiflora quadrangularis aus Brasilien. Während Passiflora quadrangularis sehr selten ist, riessig gross wächst und sehr schwer bei uns im Kübel zu halten ist, ist Passiflora alata viel einfacher. Beide Arten sind nicht selbstfruchtbar. Wenn man sie jedoch mit Pollen einer anderen Pflanze zum Beispiel der blauen Passionsblume (Passiflora caerulea) wird man mit sehr grossen (bis zu 20cm!) und leckeren Gelben Früchten belohnt.
Die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) ist nicht selbstfruchtbar. Wenn man jedoch zwei verschiedene Pflanzen, zum Beispiel aus Samen gezogen, hat, so erhält man einfach im Spätsommer orange Früchte mit rotem essbaren Fruchtfleisch.
Die winterharte Passionsblume Passiflora incarnata ist nicht selbstfruchtbar. Die Sorten der winterharten Passionsfrucht, Passiflora Eia Popeia® und Passiflora Snowstar® benötigen also einen geeigneten Bestäuber. Sie können sich entweder gegenseitig bestäuben, oder aber auch von der blauen Passionsblume (Passiflora caerulea) bestäubt werden.
Passionsblumen von Hand bestäuben
Manchmal kann es hilfreich sein die Passionsblume von Hand zu bestäuben um später eine Passionsfrucht ernten zu können. Wenn du zum Beispiel deine Passionsfrucht Pflanzen im Wintergarten oder einem Gewächshaus anbaust, so gibt es oft nicht genügend geeignete Bestäuber. Hier kannst du von Hand nachhelfen.
Glücklicherweise ist eine Handbestäubung sehr einfach, da die Passionsfrucht Blüte sehr gross ist. Hierzu musst du einfach ein paar Staubbeutel einer Blüte abreisen und dann auf die weibliche Narbe reiben. Du solltest den gelblich weisen Pollen auf der Narbe kleben sehen. Der beste Zeitpunkt für die Handbestäubung ist je nach Art unterschiedlich aber meistens ist der frühe Nachmittag ideal. Innerhalb von 2-3 Tagen solltest du sehen ob die Handbestäubung funktioniert hat. Wenn dem so ist schwillt der Fruchtknoten an. Falls die Bestäubung nicht funktioniert hat, wird der Fruchtknoten gelb und fällt mitsamt der verblühten Passionsblumen Blüte ab.
Bild: sich formende Passionsfrüchte in verschiedenen Grössen.
Passionsfrucht und Maracuja: Wo ist der Unterschied?
Passionsfrucht und Maracuja sind zwei Bezeichnungen für ein und dieselbe Frucht, die botanisch als Passiflora edulis bekannt ist und zur Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae) gehört. Der Unterschied zwischen den beiden Begriffen liegt lediglich in ihrer Herkunft und regionalen Verwendung. Der Name "Passionsfrucht" ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs "passion fruit", während "Maracuja" aus der brasilianischen Tupi-Sprache stammt.
In dieser Sprache bedeutet "Maracuja" wörtlich übersetzt etwa "Speise in einer Schale".
Die Aufschlüsselung des Wortes sieht folgendermaßen aus:
- "Mara" bedeutet "Speise" oder "Essen"
- "Cuia" (oder "kuya") bedeutet "Kalebasse" oder "Schale"
Zusammengesetzt beschreibt "Maracuja" also sehr bildlich die Natur der Frucht - eine essbare Substanz (das Fruchtfleisch mit den Samen), die in einer schalenartigen Hülle enthalten ist.
Diese tropische Frucht existiert in zwei Hauptvarianten, die sich in Aussehen und Geschmack leicht unterscheiden. Die Form Passiflora edulis f. flavicarpa, auch als gelbe Maracuja bekannt, zeichnet sich durch eine gelbe Schale, einen säuerlicheren Geschmack und eine größere Fruchtform aus. Im Gegensatz dazu hat die Form Passiflora edulis f. edulis, oft als violette Maracuja oder lila Passionsfrucht bezeichnet, eine violette bis dunkelrote Schale, schmeckt süßer und ist in der Regel kleiner. Dies ist auch die Frucht, welche man bei uns im Supermarkt findet. In Wirklichkeit ist die Grenze noch verschwommener da es mittlerweile zahlreiche Hybride zwischen der gelben und der lila Form gibt. Ursprünglich stammt die Frucht aus Südamerika, genauer aus Brasilien, Paraguay und dem nördlichen Argentinien. Heutzutage wird sie jedoch weltweit in tropischen und subtropischen Regionen angebaut. Zu den Hauptanbauländern zählen Brasilien, Peru, Kolumbien, Ecuador und Australien.
Bild: Die Frucht von Passiflora edulis, die klassische Passionsfrucht aus dem Supermarkt
Werden die Früchte aller Passionsblumen auch Passionsfrüchte genannt?
Wenn man bei uns im Supermarkt Passionsfrüchte kauft, so handelt es sich meist um die Art Passiflora edulis. Jedoch sind technisch gesehen alle Früchte von Passiflora Arten "Passionsfrüchte". So sind die Früchte der winterharten Passiflora 'Eiapopeia' und Passiflora 'Snowstar' dann winterharte Passionsfrüchte.
Übrigens trifft dies auch in geringerem Umfang auf das Wort Maracuja zu. In Brasilien werden zahlreiche verschiedene Früchte von Passiflora Arten einfach mit "Maracujá" bezeichnet. Zum Beispiel heisst die Frucht von Passiflora alata "Maracujá doce" (süsse Passionsfrucht) und die Frucht von Passiflora cinncinata "Maracujá do serrado" (Savannen-Passionsfrucht).