Edel, wunderschön und anspruchsvoll: die Orchidee, Orchidaceae. Während die interessante Zierpflanze in früheren Zeiten eine echte Rarität in europäischen Häusern war, ist sie heutzutage vielerorts anzutreffen. Dies liegt nicht zuletzt an den vielen verschiedenen Züchtungen, durch die die etwas mimosenhafte Pflanze im Laufe der Jahrzehnte immer pflegeleichter geworden ist. Auch, wenn sie inzwischen nicht nur im Fachhandel, sondern auch in Baumärkten und sogar in Supermärkten käuflich zu erwerben ist: die Orchidee hat nichts von ihrem edlen Image verloren und ist immer noch die Königin unter den Zimmerpflanzen. Da ihre Pflege etwas umständlich ist, ist sie nicht unbedingt für Anfänger geeignet; mit ein wenig Knowhow und dem notwendigen Zeitaufwand wird es einem Orchideen-Besitzer jedoch gelingen, seine Pflanze immer wieder zum Blühen zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
Orchidee, Orchidaceae – Steckbrief von Gartenbista
- Kaufen: unbeschädigte, schädlingsfreie Pflanzen
- Standort: hell; keine direkte Sonneneinstrahlung
- Substrat: keine Blumenerde! Spezielle Orchideenerde
- Vermehrung: Samen (Fachmann); Teilung; Ableger
- Gießen: im Sommer zweimal die Woche; im Winter einmal wöchentlich; keine Staunässe; kalkfreies Wasser verwenden
- Düngen: April bis September ein- bis zweimal im Monat mit Orchideendünger
- Pflegefehler: zu viel Wasser; zu viel Dünger; keine Ruhephase
- Umtopfen: im Frühjahr, wenn Pflanzgefäß zu eng geworden ist
- Schneiden: nein; nur abgestorbene Pflanzenteile sowie verblühte Blüten
- Überwintern: Ruhezeit, in der Regel im Winter; nicht düngen; weniger gießen
- Schädlinge: Woll-, Schmier- und Schildläuse
- Krankheiten: Pilze; Wurzelschäden
Wissenswertes
Orchideen gehören zur Gattung der Spargelartigen (Asparagales) und bilden dort eine eigene Familie, zu welcher circa 1.000 Gattungen mit insgesamt über 25.000 Arten gehören. Ursprünglich stammen sie aus den tropischen Regenwäldern, inzwischen sind sie jedoch – dank zahlreicher Züchtungen und Kreuzungen – weltweit vertreten. Während die Orchideen in ihrer Heimat auf anderen Pflanzen, auf Steinen oder in der Erde im Freien wachsen, lassen dies heimische klimatische Bedingungen nicht zu: die bildschönen Zierpflanzen werden ausschließlich als Zimmerpflanzen angeboten. Von den vielen Arten und Züchtungen sind jene der Gattung Phalaenopsis am häufigsten vertreten.
Orchideen bilden Luftwurzeln, durch die sie in freier Natur einen Teil der Nährstoffe aus der Luft sowie aus dem Regenwasser aufnehmen. Bezüglich der Blütenvariationen ist die Orchidee konkurrenzlos: keine andere Pflanzenfamilie kann auch nur mit annähernd so vielen Blütenfarben und –formen aufwarten: sämtliche Weiß-, Gelb-, Rot-, Blau-, Violett und Grüntöne sind vertreten, auch sind viele Orchideen mehrfarbig. Meistens sind die Blütenstände der Orchideen traubenförmig und bringen bis zu hundert Blüten hervor, die zwischen wenigen Millimetern und 20 cm groß sein können. Aus den Blüten bilden sich die Früchte, die sowohl rund als auch dreieckig sein können. In ihnen befinden sich die Samen. Werden sie nicht entfernt, platzen die Früchte bei Samenreife auf und verstreuen das Saatgut, welches jedoch nur bedingt keimfähig ist.
Was ist beim Orchideen Kaufen zu beachten?
Während früher Orchideen nur im guten Fachhandel käuflich zu erwerben waren, gibt es sie heutzutage in nahezu jedem Baumarkt und Supermarkt zu kaufen. Selbst im Online-Handel sind sie erhältlich; wie soll man als Pflanzenfreund bei diesem großen Angebot eine passende Pflanze finden? Zunächst einmal sollte eine Orchidee vor dem Kauf gründlich auf mögliche Schäden hin untersucht werden; online ist dies nicht möglich, so dass es ratsam ist, wirklich nur bei qualifizierten Internet-Orchideenhändlern seine Pflanzen zu kaufen.
Im Geschäft hingegen ist eine detaillierte Kontrolle möglich – und diese sollte auch durchgeführt werden:
- Wie lange steht die Orchidee bereits im Laden? Ist sie eventuell sogar Zugluft ausgesetzt?
- Ist die Pflanze namentlich ausgezeichnet und besitzt eine Pflegeanleitung?
- Befinden sich Schädlinge an der Orchidee?
- Ist die Orchidee beschädigt?
Grundsätzlich gilt:
- Nur Pflanzen kaufen, die unbeschädigt und schädlingsfrei sind
- „Ladenhüter“ sind zwar häufig preisgünstiger, jedoch können sie bereits zu lange einem falschen Standort sowie schlechter Pflege ausgesetzt gewesen sein – Spätfolgen sind meistens unvermeidlich
- Festes, sattgrünes Blattwerk ist ein Zeichen für gesunde Pflanzen
Lubera-Tipp: Liegen die Temperaturen unter 5°C, muss die Orchidee für den Transportweg gut eingepackt werden.
Bilder-Galerie
Standort
In ihrer Heimat wachsen die Orchidaceae im lichten Schatten großer Bäume. Diese Bedingungen sollten ihnen auch in heimischen Wohnungen gegeben werden. Ein heller Standort, an dem die Pflanzen vor direkter Sonne geschützt sind. Vor allem Mittagssonne vertragen sie gar nicht. Optimal ist es, ihnen ein Plätzchen auf einer Fensterbank zuzuweisen, die nach Osten oder Westen gerichtet ist.
Darüber hinaus sollten folgende Bedingungen herrschen:
- Zimmertemperatur ist optimal, wobei darauf zu achten ist, dass die Temperaturen nachts nicht unter 10°C fallen
- Eine hohe Luftfeuchtigkeit muss unbedingt vorhanden sein
- Frischluftzufuhr ist extrem wichtig
Lubera-Tipp: Orchideen auf die Badezimmerfensterbank stellen. In der Regel erfüllen diese Räume die Ansprüche der dekorativen Zierpflanze.
Blumenerde
Im Gegensatz zu vielen anderen Zierpflanzen gedeihen Orchideen in gewöhnlicher Blumenerde nicht. Die Königin der Pflanzen hat bezüglich ihres Substrats andere Vorlieben: sie bevorzugt eine spezielle Orchideenerde, die ihren Ansprüchen komplett gerecht wird.
Erfahrene Pflanzenfreunde stellen solch ein Pflanzsubstrat selbst her, indem sie
- Bast
- Holzkohle
- Humuserde
- Rindenstücke und
- Styropurflocken
zusammenmischen. Wer jedoch auf Nummer Sicher gehen möchte, verwendet die handelsübliche Orchideenerde, die diese Inhaltsstoffe in sich vereinigt.
Video-Tipp der Redaktion: Orchideenerde selber machen
In folgendem Video zeigen wir Ihnen, wie sich Orchideenerde ganz leicht selbst herstellen lässt:
Vermehrung durch Samen, Teilung oder Ableger
Orchideen zu vermehren ist ein aufwändigeres Unterfangen als die Vermehrung manch anderer Zierpflanzen.
Wer es dennoch versuchen möchte, hat prinzipiell drei verschiedene Optionen:
- Samen
- Teilung
- Ableger
Für welche der Methoden sich individuell entschieden wird, obliegt dem Pflanzenfreund selbst. Er sollte sich jedoch dessen bewusst sein, dass bei der Vermehrung durch Samen, die aus den Samenkapseln gewonnen werden, andere Pflanzen entstehen werden, als es die Elternpflanzen waren. Darüber hinaus ist die Anzucht aus Saatgut derart kompliziert und nur sehr selten von Erfolg gekrönt, so dass von derartigen Versuchen abzuraten ist. Auch sollte man wissen, dass Fachleute Orchideen nur in Laboren aussäen und züchten – und dies nicht ohne Grund: um gedeihen zu können, benötigen Orchideensamen einen Pilz, von dem sie sich ernähren können. Da dieser Pilz in heimischen Blumentöpfen nicht vorhanden ist, bekommt das Saatgut keine Nahrung, so dass es keinerlei Möglichkeit hat, sich zu entwickeln. Bei der Teilung beziehungsweise der Vermehrung durch Ableger hingegen ist die neu gewonnene Orchidee genetisch vollkommen identisch mit der Mutterpflanze.
Teilung: Hat eine Orchidee eine entsprechende Größe erreicht, kann sie geteilt werden:
- Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr
- Orchidee vorsichtig aus dem Topf nehmen
- Rhizom mit scharfem Messer durchschneiden
- Teilstücke müssen mindestens jeweils vier Pseudobulben enthalten
- Rhizome in Pflanzgefäße setzen
- Nur wenig gießen
Erst, wenn sich die ersten neuen Triebe zeigen, können die Jungpflanzen wie erwachsene Orchideen kultiviert werden.
Achtung: Es kann sehr gut passieren, dass Orchideen nach einer Teilung erst einmal längere Zeit gar nicht blühen. Dies ist kein Grund zur Sorge: wenn sie sich so weit entwickelt hat, dass sie nicht mehr ihre gesamte Kraft in ihr Wachstum stecken muss, wird sie dafür umso schöner und üppiger blühen.
Ableger: Ausgewachsene Orchideen bilden häufig Anleger, sogenannte Kindel. Ist dies der Fall, kann sich ihr Besitzer glücklich schätzen, denn die Vermehrung durch Kindel ist die einfachste Methode, Orchideen zu vermehren:
Kindel sind daran zu erkennen, dass es sich um kleine Triebe handelt, welche ausschließlich Blätter, jedoch keine Blüten haben
- Sie sind mit der Mutterpflanze durch einen Trieb verbunden
- Ableger sollte so lange wie möglich an der Mutterpflanze bleiben (ein Jahr ist durchaus keine zu lange Zeit…)
- Ist der Zeitpunkt der Trennung gekommen, wird der verbindende Trieb gelb
- Kindel abschneiden und in ein eigenes Pflanzgefäß setzen
- Substrat gleichmäßig feucht halten
Lubera-Tipp: Kindel regelmäßig mit lauwarmem Wasser einsprühen, um es zu stärken, solange es noch an der Mutterpflanze hängt!
Pflege – Tipps
- Gießen: Beim Orchideen Gießen gilt: Weniger ist mehr! Die Orchidaceae mag es überhaupt nicht, zu viel Wasser zu bekommen; Staunässe verträgt sie überhaupt nicht. Als Faustregel gilt: im Sommer zweimal, im Winter einmal die Woche gießen; zwischen den einzelnen Wassergaben kann das Pflanzsubstrat gerne etwas antrocknen. Da Orchideen Kalk ebenfalls nicht besonders mögen, sollten sie mit möglichst kalkarmem Wasser gegossen werden.
- Düngen: Auch beim Düngen sollte nicht übertrieben werden. Orchideen haben keinen hohen Nährstoffbedarf und sollten deswegen nur während der Vegetationsphase von April bis September gedüngt werden. Dabei ist eine ein- bis zweimalige Düngegabe pro Monat vollkommen ausreichend; verwendet wird spezieller Orchideendünger in halber Dosierung.
Lubera-Tipp: Orchideen gelegentlich mit zimmerwarmem, kalkfreiem Wasser einsprühen
Pflegefehler
- Zu viel Wasser: Staunässe; Orchideen verfaulen
- Zu viel Dünger: Wurzeln sterben ab
- Keine Ruhephase: keine Blütenbildung
Orchideen Umtopfen
Wenn die Wurzeln einer Orchidee zu dicht am Rand des Pflanzgefäßes angekommen sind und dieses dadurch zu eng geworden ist, ist es Zeit fürs Umtopfen. Dieser Zeitpunkt ist ungefähr alle zwei bis drei Jahre gegeben und lässt sich daran erkennen, dass frisch gebildete Wurzelspitzen keinen Platz mehr in dem bisherigen Pflanzgefäß finden. Beim Umtopfen ist zwingend zu beachten, dass das neue Gefäß nicht sehr viel größer sein darf als das bisherige: in großen Blumentöpfen staut sich häufig zu viel Feuchtigkeit an, welche dazu führen kann, dass die Orchidee verfault.
Darüber hinaus sollten folgende Kriterien beachtet werden:
- Der beste Zeitpunkt zum Orchideen Umtopfen ist das Frühjahr
- Pflanze aus dem bisherigen Gefäß herausnehmen, wobei besonderes Augenmerk auf die Wurzeln gelegt werden muss
- Vertrocknete oder beschädigte Pflanzenteile und Wurzeln entfernen
- Pflanzsubstrat weitestgehend entfernen
- Orchidee vorsichtig in das neue Pflanzgefäß einsetzen, wobei die Wurzeln gedreht werden müssen
- Neues Substrat einfüllen, andrücken und gießen
Lubera-Tipp: Beim Positionieren der Orchidee im Topf darauf achten, dass der älteste Trieb an den Rand gesetzt wird.
Schneiden
Es besteht kein Grund, eine Orchidee regelmäßig zu schneiden.
Nur in bestimmten Fällen muss ihr Besitzer zum Messer greifen und sich vorsichtig ans werk machen:
- Abgestorbene Pflanzenteile
- Verblühte Blütenstände
Lubera-Tipp: Keine Schere zum Orchideen Schneiden verwenden! Diese führt zu Quetschungen an der Schnittstelle, wodurch die Pflanze geschädigt werden könnte.
Überwinterung
Eine Überwinterung im klassischen Sinne benötigen Orchideen nicht, jedoch legen die meisten Arten eine Ruhephase ein, die in der Regel in die Wintermonate fällt.
Diese Phase ist für die Blütenbildung von immenser Bedeutung und sollte deswegen zwingend eingehalten werden:
- Düngen komplett einstellen
- Wassergaben reduzieren
Es kann passieren, dass einige Orchideen ihre Blätter verlieren; dies ist kein Grund zur Besorgnis.
Schädlinge und Krankheiten
Trotz ihrer anspruchsvollen Mentalität sind Orchideen ziemlich robust und nicht besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Dennoch kann es immer wieder vorkommen, dass Abzeichen für Parasiten oder Krankheiten vorhanden sind.
- Läuse: Orchideen werden gelegentlich von Schmier-, Woll- und Schildläusen befallen, und zwarinsbesondere bei Pflegefehlern wie zu geringer Luftfeuchtigkeit. Sie können jedoch auch bei neu gekauften Pflanzen bereits vorhanden sein, deswegen vor dem Kauf die Orchidee unbedingt auf Schädlingsbefall kontrollieren!
- Spinnmilben: Auch Spinnmilben treten besonders bei falschen Kulturbedingungen auf. Zu erkennen sind diese Schädlinge an ihrem feinen Gespinst, welches sie an den Blättern der Zierpflanzen ausbilden.
- Pilze: Pilzerkrankungen wie die Botrytis entstehen, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und die Orchidee nicht ausreichend frische Luft bekommt.
- Wurzelschäden: Pilze und Bakterien können Schäden an den Wurzeln verursachen.
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