Ohrenkneifer kämpfen seit Ewigkeiten gegen ihren schlechten Ruf: es wird ihnen unterstellt, sie würden in Gehörgänge von Menschen klettern und dort Eier ablegen. Völliger Unsinn. Doch sind die kleinen Insekten dennoch irgendwie schädlich? Oder nützlich? Wir klären Sie auf.
Inhaltsverzeichnis
Ohrenkneifer (Dermaptera) – Steckbrief von Gartenbista
- Farbe: meistens braun; junge Exemplare heller
- Größe: 10 – 20 mm
- Besonderheiten: zwei Zangen am Hinterleib zum Ergreifen tierischer Beute
- Verbreitung: weltweit, überwiegend in den Tropen
- Entwicklungsstadien: Ei, Larven, adulter Ohrenkneifer
- Lebensweise: nachtaktiv
- Schadwirkung: keine; bei Massenauftritten kleine Fraßschäden
Wissenswertes über den Ohrenkneifer
Weltweit gibt es über 1000 verschiedene Arten Ohrenkneifer, hierzulande etwa 30. Sie unterscheiden sich in Größe, Farbe und Flugfähigkeit. Zwar besitzen sie alle kleine Flügel, jedoch können nur die wenigsten Arten diese auch tatsächlich zum Fliegen nutzen. Viel lieber bewegen sie sich krabbelnd voran.
Die kleinen, braunen Insekten sind nachtaktiv: tagsüber verstecken sie sich in ihren Verstecken, zum Abend hin verlassen sie diese und gehen auf Nahrungssuche. Dabei ist der Ohrenkneifer nicht wählerisch: er ist en Allesfresser und ernährt sich sowohl pflanzlich als auch tierisch. Um letztere Nahrung aufnehmen zu können, verwendet er seine zwei Zangen, die sich am Hinterleib befinden.
So ungewöhnlich wie sein Äußeres ist auch sein verhalten gegenüber dem Nachwuchs: das Weibchen betreibt wie kaum eine andere Mutter intensive Pflege des Nachwuchses: zunächst passt sie sorgfältig auf die Eier, später auf die Larven auf. Dann verstirbt sie und verbleibt bei ihren Jungen, so dass sie diesen noch 7-8 Monate als Nahrungsquelle dient.
Ist der Ohrenkneifer ein Schädling?
Der kleine, schlanke Käfer wird häufig als Schädling bezeichnet. Dies rührt vor allem von dem Ammenmärchen her, dass er in menschliche Ohren krabbelt und dort seine Eier ablegt. Doch ein wenig hat er sich diesen schlechten Ruf auch dadurch erarbeitet, dass er gerne süße Früchte sowie Blätter und Blüten anknabbert. Für gewöhnlich sind diese Fraßschäden jedoch so gering, dass sie niemanden stören. Lediglich ein Knabbern an Knospen kann zu deren Absterben führen. Damit jedoch tatsächlich bemerkenswerte Schäden entstehen, müssen die Ohrenkneifer in großen Mengen auftreten.
Oder ein Nützling?
Ohrenkneifer werden als biologische Schädlingsbekämpfer angesehen: sie fressen sowohl Blattläuse als auch deren Eier und tragen somit aktiv zu deren Vernichtung bei. Wer solche Tierchen in seinem Garten hat, kann sich ausgesprochen glücklich schätzen.
Ohrenkneifer in den Garten locken
Nun ist es leider nicht so, dass Ohrenkneifer überall gerne leben. Sie bevorzugen dichte Pflanzenbestände, in denen sie sich perfekt verstecken können. Auch Mauerritzen, Baumrinde sowie schattige, feuchte Ecken sind angenehme Orte für die kleinen Insekten. Wenn derartige Bedingungen vorherrschen, kommen die Dermapteras von alleine. Wenn nicht, können sie angelockt werden.
So siedeln Sie den Ohrenkneifer an
Zum Ansiedeln von Ohrenkneifern müssen ihnen Bedingungen geschaffen werden, die sie lieben. Dies geschieht am einfachsten mithilfe von Blumentöpfen aus Ton, die mit
- Holzwolle der
- Heu
gefüllt und im Garten oder auf der Terrasse platziert werden. Ein kleiner Steinhaufen wird ebenfalls gerne angenommen.
Lubera-Tipp: Ein Insektenhotel bietet nicht nur Ohrenkneifern Schutz, sondern auch anderen Nützlingen.
Ohrenkneifer im Haus
Gelegentlich kann es passieren, dass sich der eine oder andere Ohrenkneifer im Haus verirrt. Einzelne Exemplare können vorsichtig aufgesammelt und ins Freie gebracht werden. Sind jedoch mehrere Insekten anwesend, hilft folgender Trick: feuchtes Tuch auslegen und eine Nacht abwarten. Am folgenden Morgen sind die kleinen Ohrwürmer für gewöhnlich in dem Tuch und können mit diesem leicht ins Freie getragen werden.
Auch die oben erwähnten Tontöpfe können helfen: aufstellen und einige Tage warten. Die Ohrenkneifer werden sich dort verstecken und können so ebenfalls hinausgebracht werden.
Vertreiben?
Vertreiben im Sinne von mit Insektiziden behandeln ist nicht gestattet. Derartige Gedanken sollten im Keim erstickt werden.
Symbolgraphiken: © guesi – Fotolia.com; MiKa – Fotolia.com
Wir haben seit einigen Jahren verschiedene Insektenhotels in unserem Garten. Nur wenige Ohrenkneifer siedeln sich in ihnen an. Allerdings gehen sie sehr gerne in Tontöpfe, die mit Holzwolle gefüllt ist. Letztes Jahr haben wir halbe Kokosnussschalen ebenfalls mit Holzwolle gefüllt und aufgehängt. Auch diese Verstecke sind sehr beliebt.