Was ist der Diagonalbaum?
Der Diagonalbaum ist eine für den Garten sehr interessante Spielform des Schnurbaums, der nicht waagrecht, sondern diagonal gepflanzt und etwas freier erzogen wird. Diese Baumform wurde in den letzten Jahren vor allem im Erwerbs-Steinobstanbau eingesetzt, speziell bei Kirschen. Im Garten eignet sich der Diagonalbaum darüber hinaus für alle Steinobstarten (Kirsche, Pflaume, Zwetschge, Aprikose), kann aber auch mit Äpfeln oder Birnen umgesetzt werden. Für die Erziehung zum Diagonalbaum muss die Easytree-Baumform (siehe Kulturanleitung Obstbaumformen) gepflanzt werden. Der Diagonalbaum ist ein Lösungsansatz für das grundsätzliche Problem der Steinobstbäume im Garten (vor allen Kirschen und Aprikosen): Sie werden zu gross und sie werden viel zu schnell krank und sterben teilweise auch frühzeitig ab.
Das Problem
… ist der Kirschbaum oder Aprikosenbaum selber. Er wächst halt einfach von Haus aus zu stark. Daran ändern grundsätzlich auch die neuen, schwächer wachsenden Unterlagen nur wenig. Sie machen ihn nämlich noch anfälliger und labiler bei Wuchsstörungen, obwohl sie selbstverständlich die Grundlage dafür sind, dass einigermassen moderate Kirschbaumformen möglich werden. Aber das Grundproblem bleibt auch bei Unterlagen wie Gisela 5 : Der Kirschbaum wächst einfach zu stark, wir versuchen das einzudämmen mit Schnitt, mit zwanghaften Erziehungsmethoden, und gerade dadurch, dass wir das machen, kommt es zu Wuchsstörungen, die Pforten des Baums öffnen sich, Krankheiten dringen ein, Harzfluss tritt auf, Pseudomonas bricht aus …
Die Lösung: Der Diagonalbaum
Wir wissen: Flache Äste sind fruchtbarer als steile, sie wachsen weniger stark und setzen mehr Früchte an. Nun wenden wir die Regel auf den gesamten Baum an: Wir pflanzen ihn schräg, diagonal, mit einem 45 ° Winkel. So wird er als Ganzes weniger wachsen und mehr und früher Früchte tragen, was dann wiederum nochmals zu weniger Wachstum führt. Ein wunderbarer Regelmechanismus, den wir nun zu unserem Vorteil ausnützen können. Und gleichzeitig hat der Baum trotz alledem den Raum, sich sehr lange ohne Schnitteingriffe auswachsen zu können, denn diagonal hat er ja eindeutig mehr Platz …
Erziehung des Diagonalbaums
- 3 m hohes Drahtgerüst mit Rahmen oder bei Spaliererziehung ein ebensolches Gerüst an der Wand
- Als Jungpflanze wird ein einjähriger Easytree mit durchgehender Mittelachse gepflanzt, wie gesagt im 45 ° Winkel.
- Der Easytree (Kirsche, Aprikose, Apfel, Birne) wird bei der Pflanzung und auch später nicht angeschnitten ; idealerweise hat er schon Seitentriebe.
- Wenn der Jungbaum keine Seitentriebe hat, kann er im März geritzt werden. Etwa 2 – 3 mm oberhalb einer Knospe wird die Rinde 2+mm tief eingekerbt (geht natürlich nur mit dem Schweizer Armeesackmesser), der drauffolgende Saftstau zwingt die Knospe dazu, auszutreiben.
- Die Seitentriebe des Diagonalbaums werden, wenn möglich und notwendig, flach gebunden.
- Wenn dies nicht möglich ist oder wenn der Seitenast schon mehr als halb so dick ist wie das übergeordnete Element (in diesem Falle der schräge Stamm) muss das ganze Element entfernt werden – immer auf einen 20 – 40 cm langen Stummel, nicht ganz bis auf Astring wegschneiden, um die Infektionsgefahr für den Baum zu verringern.
Verwendung im Garten
- Eigentlich ist der Diagonalbaum die neue perfekte Spalierform für Kirschen (und wohl auch Aprikosen, eventuell auch Pflaumen/Zwetschgen). Diagonalbäume bleiben länger gesund und tragen mehr Früchte als traditionelle Spalierbäume.
- Doppelspalier ‹ Wilkinson-Sword ›. Wir haben das 3x3 m Spaliergerüst. Auf beiden Seiten wird je ein Kirschbaum gepflanzt, die sich dann in der Mitte (ja genau wie bei Wilkinson Sword!) kreuzen. Könnte etwas dicht werden, aber sehr attraktiv! Und gleich schon hätte man auf 3 m Spalier zwei Kirschensorten, die sich auch befruchten könnten!
- Oder stellen Sie sich einen freistehenden Rahmen vor, 3 m hoch, 3 m breit. Und hier wieder die gleiche Pflanzung, die gleichen Erziehungsmethoden. Auch ein ungeheuer attraktives Gartenelement, eine Trennwand und ein Eyecatcher zugleich!