Der Botanische Garten Berlin gibt mit seinem Leitmotiv 'Die Welt in einem Garten' wie kaum ein anderer Garten einen umfassenden und anregenden Überblick über Pflanzen in allen Teilen der Welt. Natürlich kommen hier gerade Liebhaber exotischer und mediterraner Pflanzen auf ihre Kosten. Ich habe den Garten besucht und möchte ihn euch vorstellen. Sicher dürften meine Fotos und mein Bericht für viele von euch eine Inspiration sein, den Garten selbst zu besuchen. Praktische Informationen zum Besuch findet ihr am Ende des Beitrags.
Inhaltsverzeichnis
- Der Botanische Garten Berlin - Geschichte und Auftrag
- Die Geschichte des Gartens
- Der Botanische Garten Berlin - eine Reise durch die Pflanzenwelt
- Das Mittelmeerhaus - Baumfarne und Kanarische Schönheiten
- Pflanzenwelten unter Glas - die Schaugewächshäuser
- Tropen-, Begonien- und Nutzpflanzenhaus
- Orchideenhaus, feuchtes Tropenhaus und sub-tropisches Farnhaus
- Sukkulenten, Kakteen und Südafrikhaus
- Fleischfressende Pflanzen, Australien und Neuseeland sowie Ostasiatische Pflanzen
- Der Botanische Garten Berlin - das Freigelände
- Der Botanische Garten als Lehrgarten
- Praktische Informationen zum Besuch
Der Botanische Garten Berlin - Geschichte und Auftrag
Er ist ein Garten der Superlative - mit ca. 20.000 Pflanzenart auf über 43 Hektar und in 15 Schaugewächshäusern ist der Botanische Garten Berlin der größte in Deutschland und einer der größten botanischen Gärten weltweit. In Bezug auf die Zahl der in den Sammlungen enthaltenen Arten ist der Berliner Garten sogar der zweitgrößte weltweit! Der Garten gehört heute zur Freien Universität und ist zusammen mit dem Botanischen Museum, das sich ebenfalls auf dem Gartengelände befindet, zunächst eine wissenschaftliche Einrichtung.
Wie gut es aber gelingen kann, Wissenschaft für die Bevölkerung zugänglich zu machen, zeigt der Garten. 'Die Welt in einem Garten', dieses Motiv gab der erste Direktor Alfred Engler für die Pflanzensammlung aus. Heute trifft man nicht nur Pflanzen aus aller Welt sondern auch Besucher aus allen Erdteilen im Garten an. Pflanzen verbinden offensichtlich, schließlich sind sie unser aller Lebensgrundlage. Und die Schönheit und Vielfalt der Pflanzenwelt faszinieren offensichtlich Menschen in allen Erdteilen.
Die Geschichte des Gartens
Die Geschichte des Gartens reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und begann als Kurfürstlicher Obst- und Küchengarten. Doch schon 1809 wurde der Garten an die damalige Friedrichs-Wilhelm-Universität übergeben. Unter dem prägenden Direkter Adolf Engler kam es 1899 zum Umzug des Gartens an den jetzigen Standort in Dahlem, oder besser Lichterfelde, da der Großteil des Geländes auf Lichterfelder Gebiet liegt. Die weitere Geschichte des Gartens war und ist -typisch für Berlin- durchaus bewegt. Im Jahr 2018 öffnet als Ergebnis eines letzten großen Restaurierungsprojekts nach der 89/90er Wende das Victoriahaus nach ca. dreijähriger Bauzeit wieder die Pforten. In dem Haus wird neben vielen anderen tropischen Wasserpflanzen die Victoria-Seerose gezeigt.
Der Botanische Garten Berlin - eine Reise durch die Pflanzenwelt
Einem solch großen, schönen und mit vielfältigen Pflanzen ausgestatteten Garten sollte man sich mit einem Schwerpunkt nähern. Den vollständigen Garten incl. des sehenswerten Botanischen Museums kann man an einem Besuchstag kaum besichtigen. Bei mir ist es mit dem Schwerpunkt nicht so schwierig: Mich interessieren vor allem mediterrane, subtropische und tropische Pflanzen. Wie gut, dass der Botanische Garten Berlin sage und schreibe 15 Schaugewächshäuser beherbergt!
Das Mittelmeerhaus - Baumfarne und Kanarische Schönheiten
Im Zentrum des Gartens auf der Nordseite liegen auf einem kleinen Hügel -ideal der Sonne zugewandt- die 15 Schaugewächshäuser. Keineswegs mit einer Nebenrolle bedacht, aber am Rande des Hauptkomplexes, liegt das Mittelmeerhaus, bei dem sich die Erbauer -etwas verspielter als sonst- zwei kleine Türme erlaubt haben. Diese machen das Haus auch Außen zu einem 'Dom für Pflanzen'.
Das große Mittelmeerhaus ist in zwei Teile unterteilt: Im vorderen Teil finden sich zum einem mediterrane Pflanzen wie etwa der Erdbeerbaum oder der Kapernstrauch. Ein zweiter Schwerpunkt im vorderen Teil sind Pflanzen der Kanaren. Hier haben mich vor allem die verschiedenen Natternkopf-Arten wie Echium webbii oder Echium wildpretii begeistert. Auch der faszinierende Madeira-Storchschnabel (Geranium madense) kann gleich in mehreren schönen Exemplaren bewundert werden.
Falls Ihr noch keine mediterranen Pflanzen besitzt, könnt Ihr übrigens online im Lubera Shop schnell und einfach Eure eigenen mediterranen Pflanzen bestellen.
Ein reizvoller Wechsel des präsentierten Pflanzenlebensraums vollzieht sich im hinteren Teil des Mittelmeerhauses. Im Baumfarnhaus mit seiner dunkelgrün-braunen Kulisse aus Farnen und Baumfarnen werden viele dieser ältesten Pflanzenarten vorgestellt. Die Atmosphäre im Baumfarnhaus ist wunderbar - es ist leicht kühl, die Luft ist feucht und man fühlt sich ein wenig zurückversetzt in die prähistorische Zeiten, aus denen die Baumfarne und Farne ja stammen.
Pflanzenwelten unter Glas - die Schaugewächshäuser
Von einigen Kübelschönheiten -Feige, Granatapfel, Zwerg- und Phoenixpalme- wird man vom Mittelmeerhaus zum eigentlichen Gewächshauskomplex geleitet, auf das das Mittelmeerhaus wie ein Praeludium einstimmt. 14 verschiedene Gewächshäuser mit Pflanzenlebensräumen sind dort in einem zusammenhängenden Komplex angeordnet. Die Besucher können sich -wie die Pflanzen durch Glas geschützt in mehr oder weniger warmer und feuchter Luft- auf eine kleine Weltreise begeben. Diese beginnt im Großen Tropenhaus.
Tropen-, Begonien- und Nutzpflanzenhaus
Es ist eines der größten freischwebenden Glashäuser der Welt und beherbergt etwa große Palmen oder Bambuspflanzen. In einigen kleinen Nebenhäusern werden interessante Pflanzenthemen und skurrile Pflanzen wie etwa die Welwitschia gezeigt.
Geht man aus dem Tropenhaus nach rechts gelangt man zunächst in das Begonienhaus, das aber nicht nur zahlreiche Begonienarten sondern auch interessante Blatt-, Kletter- und Blütenpflanzen zeigt wie etwa Philodendron goeldii mit seinem ungewöhnlichen Blattring.
Die Botanische Weltreise wird fortgesetzt in einem folgenden, wiedergrößeren Haus, das zahlreiche tropische und subtropische Nutzpflanzen zeigt. Hier kommen nicht nur Bananenfans auf ihre Kosten.
Orchideenhaus, feuchtes Tropenhaus und sub-tropisches Farnhaus
Wer Orchideen und Tillandsien mag, kommt im drauffolgenden Orchideenhaus auf seine Kosten. Hier könnt ihr auch eine kleine Rast einlegen und die bereitgestellte Bank nutzen.
Diese braucht ihr auch, um die Pflanzenvielfalt im Haus der feuchten Tropen erfassen zu können. Eine Galerie bietet den Blick aus der Vogelperspektive, aber auch von unten stellt sich ein Dschungel-Feeling ein.
Farnfreunde kommen danach im Farnhaus der Tropen und Subtropen auf ihre Kosten. Wieder sind nicht nur die einzelnen Pflanze eine Augenweise. Auch die Gestaltung und Atmosphäre im Farnhaus ist wunderschön.
Sukkulenten, Kakteen und Südafrikhaus
Deutlich trockener wird das Klima in den anschließenden Sukkulenten- und Kakteenhäusern. Hier haben mir es wie immer die Agaven und Aloen angetan, deren Vielfalt immer wieder erstaunlich ist.
Aber auch die Kakteen brauchen sich in Sachen unterschiedlicher Farben, Formen und Anpassungen nicht verstecken.
Die Kakteen als besonders effiient angepasst Pflanzen zeigen die Bedeutung des Lebensraums für die Merkmale einer Pflanze. Und natürlich zeigen sie -wie hier am Beispiel der Großen Parodie- das es nicht immer Blüten und üppiges Laub sein müssen, die Pflanzenschönheit begründet.
Fleischfressende Pflanzen, Australien und Neuseeland sowie Ostasiatische Pflanzen
In den letzten drei Häusern des Rundgangs können die Besucher zunächst Fleischfressende Pflanzen und Pflanzen der Südhemisphäre, zu der etwa Neuseeland und Australien gehören, entdecken. Während meines Besuchs wurde ich dort Zeuge eines seltenen Ereignisses, der Blüte einer Speerblume (Doryanthes palmeri).
Besonders angetan hat es mir der Papageienschnabel, der auch Ruhmeskrone genannt wird. Bei dem Blütenstrauch mit der Botanischen Bezeichnung Clianthus puniceus handelt es sich um eine in Neuseeland heimische, bei uns also exotische Pflanze mit überaus attraktiver Blüte.
Vom Neuseelandhaus gelangt man geografisch folgerichtig zu den ostasiatischen Pflanzen, wo Kamelien, Azaleen und Zitruspflanzen zu den bekanntesten Vertretern gehören.
Der Botanische Garten Berlin - das Freigelände
Neben den Gewächshäusern ist natürlich das noch viel größere Freigelände Standort vieler interessanter Pflanzen. Dafür sorgt die Abteilung Pflanzengeografie, die bei uns winterharte Pflanzen aus verschiedenen Regionen Europas und der Welt, etwa dem Kaukasus, den Mittelgebirgen Spaniens oder auch dem Himalaya zeigen. Weiter sind ein Sumpf- und Wassergarten sowie ein Moosgarten ein interessanter Gartenteil. Diese Gärten liegen vor dem Botanischen Museum, das an der nordwestlichen Ecke des Gartengeländes zu finden ist. Beliebter Orientierungspunkt im Zentrum des Gartens ist der Italienische Garten, der wie eine Brücke Gewächshäuser und Freiland miteinander verbindet. Dort ist gerade für Kinder der Duft- und Tastgarten interessant.
Ein weiterer baulicher Orientierungspunkt ist der Japanische Pavilon, der etwa die Mitte des Gartens markiert. Das schöne, im japanischen Stil gestaltete Pavillongebäude wird umgeben von prächtigen Azaleen und den dekorativen Großblatt-Pflanzen.
Weiter südlich schließt sich ein großes Arboretum an mit Bäumen aus allen Teilen der Welt. Der Westen des Geländes wird vom Arzneipflanzengarten und vom 'System' geprägt, einem Gartenteil, der die Systematisierung der Pflanzen zur Gliederung der Pflanzungen einsetzt.
Der Botanische Garten als Lehrgarten
Natürlich geht es den meisten Besuchern zunächst darum, sich die schönen und interessanten Pflanzen anzuschauen. Sie können aber auch sehr viel über die Pflanzen und deren Biologie lernen. Zunächst ist die tadellose Auszeichnung der Pflanzen eine wichtige Grundlage, um das eigene Pflanzenwissen zu erweitern. Zahlreiche Schau- und Texttafeln helfen den Nutzern weiter, etwas über die Pflanzen in ihren Lebensräumen zu lernen. Ein Jahreszeitenpfad gibt Orientierung für jahreszeitlich geprägte Touren durch den Garten. Außerdem werden Gruppenführungen und Beratungen zu bestimmten Pflanzen angeboten.
Praktische Informationen zum Besuch
Der Botanische Garten Berlin liegt im Südwesten der Stadt und ist gut mit der S-Bahn (Linie 1, Haltestelle Botanischer Garten) oder der U-Bahn (Linie 9, Haltestelle Rathaus Steglitz) zu erreichen. Die Öffnungszeiten sind großzügig und reichen von 9 bis 20 Uhr, die Gewächshäuser sind bis 19 Uhr geöffnet. Im Gewächshauskomplex befinden sich Schließfächer und Toiletten, so dass auch ein längerer Aufenthalt kein Problem ist. Damit die Besucher nicht verhungern oder verdursten, gibt es ein attraktives gastronomisches Angebot: Ein Café im Gewächshauskomplex und das Restaurant Landhaus am östlichen Einlass bieten ein schönes Speisen- und Getränkeangebot. Der Botanische Garten Berlin verfügt über ein gut gepflegtes Wegenetz und ist übersichtlich beschildert, außerdem hilft ein Gartenplan, sich im Garten zurechtzufinden. Die Eintrittspreise sind moderat und für die Fülle an Pflanzen und anregenden Informationen in jedem Fall gerechtfertigt.
Informationen zum Garten und zu den wissenschaftlichen Aufgaben findet Ihr auch auf der informativen Website des Botanischen Gartens Berlin.