Das Schloss und der Schlosspark Sanssouci gehören zu Deutschlands populärsten Kulturdenkmälern. Für mich ist der Schlosspark ein Meisterwerk der Gartenkunst und Gartengestaltung. Da auch die preußischen Könige schon von Italien geträumt haben, gibt es viele mediterrane Pflanzen und mediterranes Flair zu entdecken. Mein Garten-Reisebericht soll euch inspirieren und mit praktischen Informationen für euren Besuch im Schlosspark Sanssouci helfen.
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes zum Schloss und Schlosspark Sanssouci
Das zum Weltkulturerbe der UNO gehörende Schloss und der Schlosspark Sanssouci sind ohne Zweifel eine der bekanntesten und populärsten Schloßanlagen der Hohenzollerndynastie. Auch wenn gelegentlich die Bezeichnung 'Preußisches Versailles' verwendet wird, ist das Ensemble aus dem Schloss, dem weitläufigen Park und vielen dekorativen und ergänzenden Gebäuden und Objekten nicht ganz so prunkvoll und absolutistisch wie das französische Königsschloss Ludwig des XIV. Vielmehr zeigt ein wenig Beschäftigung mit dem ersten Schlossherrn von Sanssouci, Friedrich II. -'dem Großen'- von Preußen, dass in Sanssouci ab 1744 die Sommerresidenz eines feinsinnigen, der Aufklärung zugeneigten Monarchen geschaffen wurde. Glücklicher Weise haben auch Nachfolger des 'Alten Fritz' diese Ästhetik und einen eher zurückhaltenden, dafür aber umso kunstvolleren Stil umgesetzt.
In den vielen Glanzpunkten von Architektur und Kunst im Schlosspark Sanssouci ist doch ein Thema und Motiv durchgehend: Der Bezug auf die römische Antike und Kunst und Kultur Italiens. Für Pflanzenfreunde und Liebhaber der Gartenkultur bedeutet das viele herrliche Ein- und Durchblicke und in den Sommermonaten mediterrane Flora in wunderbarer Hülle und Fülle. Interessant zu sehen ist auch, wie die Gärtner von Sanssouci die Pflege und Überwinterung so vieler hochwertiger mediterraner Pflanzen bewältigen.
Feigen und Wein - die Weinbergterrassen von Sanssouci
Bereits 1715 hatte Friedrich Wilhelm I., der Vater von Friedrich, dem II., den Marylgarten als ersten Abschnitt des heutigen Schlosspark Sanssouci angelegt. Berühmt wurden aber die Weinbergterrassen, die im August 1744 von Friedrich II. in Auftrag gegeben wurden. Sie wurden neben dem Namen des Schlosses das Markenzeichen von Sanssouci.
Die Weinbergterrassen bestehen aus sechs Terrassenflächen und einer zentralen Treppe, die zum Schloss hinaufführt. Ungewöhnlich für das Rokoko als Kunstepoche war, das Friedrich der II. mit den Terrassen sowohl einen Zier- als auch einen Nutzgarten anlegte. Neben den Weinreben, die den Terrassen ihren Namen geben, pflanzte Friedrich in Nischen der Terrassenstufen Feigenbäume, die noch heute mit Glasfenstern vor der Kälte der Brandenburgischen Winter geschützt werden. So hat jeder Feigenbaum sein eigenes Gewächshaus.
Dieser sehr effektive Schutz ermöglicht einen frühen Austrieb der Feigenbäume -mein Foto entstand Anfang Mai- und damit gute Aussicht auf Fruchterfolg. Im späten Frühjahr nach den Eisheiligen Mitte Mai werden noch weitere exotische Bäume, wie etwa Orangen und Pomeranzen, auf den Terrassen platziert und bieten somit ein Eldorado für Freunde mediterranen Obsts.
Der Sizilianische Garten
Geht man von den Höhen der Weinbergterrassen wieder herunter in den Lustgarten öffnet sich von dort die Hauptallee von Sanssouci, die wie ein 'begehbares Bilderbuch' bis zum Neuen Palais beschritten werden kann. Nach den Neuen Kammern, die direkt neben dem Schloss liegt, kann man von der Hauptallee als nächstes den Sizilianischen Garten erreichen. Dieser wurde von Peter Joseph Lenné in den 1860er Jahren geplant. Aus dieser Zeit stammen auch die Skulpturen, die natürlich Motive der griechischen und römischen Antike sind.
Für Pflanzeninteressierte hält der Sizilianische Garten in den Sommermonaten neben dem sternförmig angelegten zentralen Blumenbeet viele Kübelpflanzen wie etwa große Yucca oder Granatapfelbäume bereit. Von oberhalb gelegenen Nordischen Garten zeigt sich noch ein weiteres typisch italienisches Element im Sizialinischen Garten: Ein Pergolen-Umlauf, der mit Buchen bewachsen im Sommer Schatten spendet.
Das Orangerieschloss
Mehr als ein schlichtes Domizil für Orangen, Zitronen und Palmen ist -wie der Name bereits deutlich macht- das Orangerieschloss. Es wird nach kurzer Wegstrecke entlang der Hauptallee erreicht. Das Schloss thront hoch auf dem Höhenzug, der den Schlosspark Sanssouci nach Norden hin abschließt. Bevor man dort hinaufsteigt, kann man dem 'Alten Fritz' seine Aufwartung machen.
Sein Standbild liegt am Fuße der Orangerieanlage, die über mächtige Treppen und die Maulbeerallee zum Orangerieschloss hinaufführt.
Auf dem Weg treppauf zum Schloss wird man von Blauregen, Mosaiken und einem großen Bassin auf den italienischen Stil des unter Friedrich Wilhelm IV. errichteten Orangerieschloss eingestimmt.
Oben angekommen, erkennt der Benutzer die Ausmaße des imposanten, zweiflügeligen Orangerieschlosses, vor dem zentral eine Statue seines Erbauers, Friedrich Wilhelm IV., platziert ist. Stilvoll umgeben ist er von Kübelpflanzen wie Lorbeer oder Zwergpalmen (Chamaerops humilis).
Ein besonderer Höhepunkt meines Besuchs im Orangerieschloss war eine blühende Speerblume, die im Atrium des Schlosses aufgestellt war. Schöner kann man diese einzigartige Sukkulente nicht präsentieren.
Der mittlere Teil des Schlosses enthält repräsentative Räume wie den berühmten Rafaelsaal enthält. Dagegen dienten die beiden langgezogenen Flügel als Pflanzenhallen der Überwinterung von Orangen und Palmen. Heute wird noch der westliche Flügel als Orangerie genutzt.
Orangenbäume, Pomeranzen, Phoenixpalmen und viele weitere frostempfindliche Pflanzen finden hier von Oktober bis Anfang Mai ein ideales Winterquartier. Die nach Süden ausgerichteten Fenster lassen für die in der Halle herrschenden kühlen Temperaturen die nötige Lichtmenge durch. So sind die nach Größe gestaffelt aufgestellten Pflanzen während ihrer Winterruhe ausreichend mit Licht versorgt.
Den Platz direkt am Fenster erhalten die niedrigsten Pflanzen, die afrikanischen Schmucklilien der Gattung Agapanthus.
Ein Garten im Garten - der Botanischer Garten der Uni Potsdam
Eine Überraschung kann es nach dem Besuch des Orangerieschloss geben. Geht man weiter in Richtung Neues Palais, gelangt man zum Botanischen Garten der Universität Potsam. Dieser liegt an der Maulbeerallee und hat einiges zu bieten. Auch wenn er nicht auf der Liste der Top-Sehenswürdigkeiten im Schlosspark Sanssouci steht, kommen hier Pflanzenenthusiasten eindeutig auf ihre Kosten.
Die Außenanlage des Botanischen Gartens ist der Paradiesgarten von Sanssouci, der auch das Arboretum des Botanischen Gartens zeigt. Im Zentrum des Paradiesgarten steht das Stibadium oder Atrium, eine eher kleines Gebäude im Stil eines römischen Tempels. Glasvasen und dramatischer Skulpturenschmuck machen das hübsche Gebäude zu einem von zahlreichen architektonischen Kleinoden im Schlosspark Sanssouci.
Schloss Charlottenhof
Ein etwas weiterer Weg führt in den Süden des Schlossparks Sanssouci zum Schloss Charlottenhof. Das Gebäude ist ein Umbau eines kleineren Gebäudes, der vom bekannten preußischen Baumeister Schinkel durchgeführt wurde. Auch in Charlottenhof spielte die Sehnsucht nach Italien eine Rolle, ist das Schloss doch einer Römischen Villa nachempfunden. Hier lebte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der später der König Friedrich Wilhelm IV. wurde.
Zum Garten hin zeigt das Schloss viele Elemente klassizistischer Gebäude. Eine Pergola und Skulpturenschmuck sind ebenso wie ein Teich und Brunnen Elemente einer römischen Sommervilla.
Der das Schloss umgebende Park gilt als Meilenstein der Gartenkunst, wurden doch von den Gartenarchitekten Sello und Lenné formale italienische Gestaltungselemente mit der Landschaft verbunden, so dass auch hier der berühmte Eindruck eines Preußischen Arkadiens entstand.
Römische Bäder
In Blickweite von Schloss Charlottenhof liegen die Römischen Bäder als weitere Reminiszenz an die klassisch römische Antike im Schlosspark Sanssouci.
Römische Bäder
Ebenfalls von Schinkel stammen die Römischen Bäder, der wiederum vom Italienverehrer Friedrich Wilhelm IV. beauftragt wurde. Auch hier stand die römische Antike Pate, indem Elemente einer römischen Villa mit Thermen und Gartenanlagen kombiniert wurden.
Ein üppiger Garten umgibt auch die Römischen Bäder, die mit vielen Details wie etwa Mosaiken ein 'Italien in Potsdam' erstehen lassen.
Praktische Besucherinformationen
Die schönste Zeit, den Schlosspark Sanssouci zu besuchen, ist ohne Zweifel der Frühsommer. Dann sind alle mediterranen Pflanzen aus dem Orangerieschloss und den Gewächshäusern ausgeräumt. Das Laub der zahlreichen Laubbäume ist frisch und leuchtet hellgrün. Außerdem ist der Besucherandrang im Frühsommer noch nicht ganz so hoch wie in den Sommerferien. Dann kommen Gäste aus aller Herren Ländern nach Potsdam und die Zahl der Besucher wächst.
Die Öffnungszeiten des Park sind von 8 Uhr bis Sonnenuntergang, im Frühjahr und Sommer also ca. bis gegen 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, doch sollte man an den aufgestellten Automaten einen freiwilligen Eintritt von 2 Euro entrichten. Dafür bekommt man einen übersichtlich gestalteten Plan des Parks, der für den Besuch sehr hilfreich ist. Weitere Details zum Besuch können auf der informativen Website der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nachgelesen werden.
Text und Fotos: Dr. Dominik Große Holtforth
Friedrich der Große