Grüne Kartoffeln sollten grundsätzlich nicht gegessen werden, weil sie gesundheitsschädlich sind – so lautet zumindest im Allgemeinen die Annahme. So ganz richtig ist dies nicht. Zwar sollte ein Verzehr vermieden werden, jedoch bedeutet die Grünfärbung nicht zwangsläufig, dass die Erdäpfel giftig sind.
Inhaltsverzeichnis
- Sind grüne Kartoffeln essbar?
- Oder giftig?
- Grüne Kartoffeln: Wie entsteht Solanin?
- Was bewirkt es in menschlichem Körper?
- Symptome einer Solanin Vergiftung
- Solanin Konzentration in grünen Kartoffeln
- Darf man grüne Kartoffeln essen?
- Leicht grüne?
- Kartoffeln mit grünen Stellen?
- Wie kann ich Kartoffeln vor dem Grünwerden bewahren?
- Was ist zu tun, wenn man grüne Kartoffeln gegessen hat?
Sind grüne Kartoffeln essbar?
Lagern Kartoffeln längere Zeit, so kann es durchaus passieren, dass sie ganz oder teilweise grün werden. Schon zu Großmutters Zeiten hieß es, dass sie in diesem Zustand keinesfalls verzehrt werden sollten, da sie gesundheitsschädlich, wenn nicht gar giftig sind.
Das Problem an der Grünfärbung liegt darin, dass sie zweierlei verschiedene Ursachen haben kann:
- Produktion von Chlorophyll
- Bildung von Solanin
Chlorophyll ist ein Pflanzenfarbstoff, durch den viele grüne Gemüsesorten ihre Farbe bekommen. Er ist absolut ungefährlich und entsteht lediglich deswegen, weil die Kartoffeln plötzlich mit Licht in Berührung kommen. Unter der Erde würden sie sich nicht grün färben. Bei hellen Kartoffelsorten ist Chlorophyll auf der Schale zu erkennen, bei dunklen ist es notwendig, die Schale abzukratzen, um zu schauen, ob grüne Flecken auf der Kartoffel selbst sind.
Nun kann es aber auch sein, dass die Kartoffeln grün geworden sind, weil sie Glykoalkaloide gebildet haben. Diese dienen den Pflanzen als Schutz vor Bakterien oder Pilzen. Leider sind sie für Menschen giftig, zumindest in hoher Konzentration. Bei Kartoffeln ist es überwiegend Solanin, was produziert wird, welches sich ebenfalls in einer Grünfärbung zeigt.
Hat man nun grüne Kartoffeln, so weiß man als Laie nicht, ob sie Chlorophyll oder Solanin enthalten. Da sie zwar einerseits essbar, andererseits aber gesundheitsschädlich wären, sollte man auf Nummer Sicher gehen und die Finger von Erdäpfeln mit einer derartigen Verfärbung lassen.
Lubera-Tipp: Übrigens können sich Chlorophyll und Solanin gleichzeitig bilden.
Oder giftig?
Grüne Kartoffeln können giftig sein. Dies kann nicht ausgeschlossen werden, da die Merkmale beim Auftreten von Chlorophyll identisch sind mit jenen, die bei der Bildung von Solanin entstehen.
Grüne Kartoffeln: Wie entsteht Solanin?
Solanin ist ein Glykoalkaloid, ein Pflanzenstoff, der eigentlich dazu da ist, die Erdäpfel zu schützen. Es entsteht, wenn sie mit Licht in Berührung kommen. Wie schnell dies individuell geschieht, ist von Kartoffelsorte zu Sorte unterschiedlich.
Was bewirkt es in menschlichem Körper?
Im Allgemeine wird immer gesagt, dass Solanin giftig für Menschen ist. Dies ist zwar richtig, jedoch muss die aufgenommene Menge sehr groß sein, um gesundheitliche Schäden verursachen zu können. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung treten Vergiftungssymptome erst bei der Aufnahme von 1-2 mg Solanin pro Kilogramm Körpergewicht auf. Schaut man auf die tatsächliche Konzentration in Kartoffeln, so wird man schnell feststellen, dass hierfür eine ganze Menge der Erdäpfel verzehrt werden müssten. Aus diesem Grund kommt es auch sehr selten zu Solanin Vergiftungen.
Lubera-Tipp: Mit Solanin durchzogene Kartoffeln haben einen sehr bitteren Geschmack, so dass eine natürliche Hemmschwelle gegen den Verzehr besteht.
Symptome einer Solanin Vergiftung
Eine leichte Vergiftung äußert sich in
- Blutdruckabfall
- Durchfall
- Erbrechen
- Halsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Kratzen im Hals
- Schneller Puls
Die ersten Anzeichen zeigen sich 2 – 20 Stunden nach dem Verzehr. Für gewöhnlich sind diese Symptome nach 24 Stunden wieder verschwunden. Es kann jedoch auch schlimmere Vergiftungserscheinungen geben:
- Atemnot
- Benommenheit
- Herzschwäche
- Krämpfe
- Ohnmacht
- Schwindel
Diese können bis zu einer Woche bestehen bleiben.
Es sollte erwähnt werden, dass die Diagnostik einer Solanin Vergiftung nicht immer einfach ist. Zum einen treten die Symptome nicht unmittelbar auf, nachdem grüne Kartoffeln gegessen worden sind, so dass diesbezügliche Rückschlüsse oft schwerfallen. Zum anderen sind die Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen beziehungsweise Unverträglichkeiten gegeben. Meistens vermutet man, dass man eine Magenverstimmung hat, und behandelt diese in Selbstmedikation mit rezeptfreien Medikamenten und/oder homöopathischen Mitteln.
Solanin Konzentration in grünen Kartoffeln
Nicht in sämtlichen Teilen einer Kartoffel ist die Konzentration an Solanin gleich. Am höchsten ist sie in
- Augen mit 2.000 – 7.000 mg/Kg,
- Keimen, die ebenfalls 2.000 bis 7.000 mg/Kg enthalten,
- Schale mit bis zu 1050 mg/Kg sowie
- Haut, die immerhin noch bis zu 670 mg/Kg beinhalten kann
Das Fruchtfleisch selbst ist kaum kontaminiert, wird aber den bitteren Geschmack dennoch annehmen. Diese mengen klingen zunächst dramatisch – sind sie jedoch nicht. Betrachtet man eine komplette Knolle, so liegt die Solanin Konzentration zwischen 10 und 150 mg/Kg. Um in gesundheitsgefährdende oder sogar lebensbedrohliche Sphären zu gelangen, müsste man schon sehr viele dieser kontaminierten Kartoffeln essen. Wie bereist erwähnt, scheitert dies meistens daran, dass diese bitter und somit ungenießbar sind.
Darf man grüne Kartoffeln essen?
Grundsätzlich sollte man es lieber vermeiden, sehr grüne Kartoffeln zu essen. Dabei ist es unerheblich, ob sie gekocht, gebraten oder gebacken werden – der Solanin Gehalt wird sich dadurch nicht reduzieren. Lediglich Kartoffelschälen senkt die Konzentration des Glykoalkaloids um etwa 30 %, da es sich überwiegend in der Schale befindet.
Nun wird gelegentlich empfohlen, dass grüne Kartoffeln sehr gut zum Frittieren verwendet werden können. Prinzipiell ist dies richtig: Solanin zersetzt sich bei 240° C. Durch Zubereitung in einer Fritteuse ist es zumindest recht wahrscheinlich, dass das Alkaloid unschädlich gemacht werden wird. Eine andere Gefahr lauert jedoch, und zwar jene der Rückübertragung. Werden die frittierten Kartoffeln zu lange in dem heißen Öl gelassen, so wandert das freigesetzte Solanin wieder zurück in die Erdäpfel. Somit wären sie wiederum gesundheitsgefährdend. Von daher sind derartige Anregungen nur mit äußerster Vorsicht zu betrachten und umzusetzen. Denn – und darüber sollte man sich immer im Klaren sein – es lohnt sich nicht, wegen den paar Cent, die Kartoffeln kosten, seine Gesundheit und eventuell noch die anderer Menschen aufs Spiel zu setzen.
Übrigens: Grüne Kartoffeln können wunderbar als Saatkartoffeln verwendet werden, da bei diesen ein hoher Solanin Gehalt für eine fantastische Keimung sorgt!
Leicht grüne?
Ist eine Kartoffel nur ein wenig grün, so lässt dies darauf schließen, dass die Konzentration von Solanin noch nicht so hoch ist. Werden diese Erdäpfel großzügig geschält, können sie notfalls noch gegessen werden. Dennoch ist es auch in diesen Fällen besser, die Finger von den betroffenen Knollen zu lassen und sich eine alternative Mahlzeit auszudenken.
Sollte die Kartoffel jedoch einen bitteren Geschmack haben, so ist von einem Verzehr grundsätzlich abzuraten.
Kartoffeln mit grünen Stellen?
Befinden sich nur einige grüne Stellen an den Kartoffeln, so können diese großzügig weggeschnitten werden. Dasselbe gilt für grüne Flecken. Ist dies geschehen und wird das Gemüse zudem geschält, so spricht nichts gegen einen Verzehr.
Im Übrigen ist es absolut empfehlenswert, auch die Keime großzügig zu entfernen. Damit ist nicht gemeint, dass diese vorsichtig abgebrochen werden, sondern dass tatsächlich ein Schnitt bis in das Fruchtfleisch der Kartoffel erfolgt.
Wie kann ich Kartoffeln vor dem Grünwerden bewahren?
Am besten ist es natürlich, wenn Kartoffeln gar nicht erst grün werden. Hierfür ist eine artgerechte Lagerung notwendig. Solanin wird sich erst entwickeln, wenn Erdäpfel
- zu kalt oder zu warm gelagert werden,
- mit Licht in Kontakt kommen und/oder
- Beschädigungen aufweisen.
Demzufolge muss die Lagerung an einem kühlen, jedoch nicht kalten, dunklen Ort erfolgen. Die Temperaturen sollten zwischen 4° C und 10° C liegen. Für gewöhnlich sind Kellerräume hierfür hervorragend geeignet. Ideal ist es, wenn die Kartoffeln zusätzlich in einem lichtundurchlässigen Sack oder in einer Kartoffelkiste aufbewahrt werden. Eine regelmäßige Kontrolle ist sinnvoll.
Lubera-Tipp: Möglichst nur so viele Kartoffeln kaufen, wie gerade benötigt werden, um Lagerungsschäden zu verhindern.
Was ist zu tun, wenn man grüne Kartoffeln gegessen hat?
Die notwendigen Handlungen nach dem Verzehr von grünen Kartoffeln sind von verschiedenen Kriterien abhängig:
- Menge der verzehrten Erdäpfel
- Alter sowie gesundheitliche Konstitution der Personen
Wurde nur eine geringe Menge von grünen Kartoffeln gegessen, so werden die meisten gesunden Erwachsenen dies überhaupt nicht merken. Leichte Vergiftungssymptome können auftreten, da jedoch viele gar nicht wissen, dass sie Solanin aufgenommen haben, werden sie diese Beschwerden anders interpretieren. Wenn jedoch eine große Anzahl grüner Kartoffeln verzehrt worden sind, sollte vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden.
Ein Arztbesuch ist zudem bei älteren sowie geschwächten Menschen und Kindern dringend anzuraten. Er wird entscheiden, ob beziehungsweise in welcher Form eine Therapie durchgeführt werden soll.
Bitte nicht in Panik geraten. Natürlich ist eine solche Vergiftung nicht schön und sollte auch keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden, jedoch besteht in den allermeisten Fällen keine akute Lebensgefahr.
Achtung: In schweren Fällen sowie bei oben genanntem Personenkreis keine Selbstmedikation, sondern fachkundige Hilfe suchen!
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