Inhaltsverzeichnis
- Frostspanner: Was steckt dahinter?
- Warum heißt er Frostspanner?
- Herkunft und Verbreitung des Frostspanners
- Wo der Frostspanner überall zuschlägt
- So erkennst du Frostspanner und ihre Raupen
- Lebenszyklus des Frostspanners – vom Ei bis zum Falter
- Was frisst der Frostspanner am liebsten?
- Typische Frostspanner-Schäden an Obst und Ziergehölzen
- Frostspanner vorbeugen: Die besten Tipps
- Nützlinge fördern
- Leimringe gegen Frostspanner: Einfach, aber effektiv
- Frostspanner bekämpfen – biologische Mittel im Einsatz
- Bt-Präparate verwenden
- Neem gegen den Frostspanner: So wirkt es
- Biologische Mittel richtig anwenden
Zusammenfassung
- Beim Frostspanner beginnt der Befall oft mit Knospenfraß im Frühjahr. Später folgt Loch- bis Kahlfraß, bei dem häufig nur die Mittelrippen der Blätter stehen bleiben.
- Die Weibchen sind flugunfähig und krabbeln ab Oktober die Baumstämme hinauf, um ihre Eier in Rindenritzen und an Knospen abzulegen.
- Die Eier des Frostspanners überdauern den Winter unbemerkt. Im zeitigen Frühjahr schlüpfen die Raupen, sobald die Knospen schwellen.
- Besonders betroffen sind Apfel-, Kirsch-, Birn- und Pflaumenbäume sowie Johannisbeeren. Aber auch Rosen, Ahorn und Linde stehen auf dem Speiseplan.
- Pfirsiche sind kaum betroffen, vermutlich wegen ihres späten Austriebs und bestimmter Abwehrstoffe.
- Milde Winter und trockene Frühjahre fördern die Entwicklung. In manchen Jahren kommt es zu Massenvermehrungen.
- Vorbeugung ist alles: Nützlinge fördern! Meisen, Rotkehlchen und Schlupfwespen sind natürliche Gegenspieler des Frostspanners.
- Klassiker im Obstbau: Leimringe ab Ende September fangen die Weibchen ab, bevor sie ihre Eier ablegen können.
- Wenn Vorbeugung nicht reicht: Bei starkem Befall helfen Bt-Präparate (Bacillus thuringiensis) oder Neem. Am besten beim Knospenaufbruch anwenden.
- Regelmäßige Kontrolle zahlt sich aus: Wer im Frühjahr Knospen und Blätter prüft, erkennt den Frostspanner frühzeitig und kann rechtzeitig handeln.
Praxis-Tipps
Vorbeugen: Leimringe um Obstgehölze im Spätherbst vermeiden Schäden im Frühjahr
Erkennen & Ablesen: Rutenspitzen junger Bäume im April kontrollieren und Raupen ablesen
Bei starkem Befall: Bt- oder Neem-Mittel anwenden
Frostspanner: Was steckt dahinter?
Wenn sich im Frühling die zarten Knospen deiner Obstbäume kaum zeigen, bevor sie auch schon wieder verschwunden sind, war wahrscheinlich ein kleiner Übeltäter am Werk: der Frostspanner. Was auf den ersten Blick eher harmlos klingt, entpuppt sich im Garten schnell als echter Alptraum. Denn obwohl die Falter im Spätherbst fast unbemerkt umherflattern, legen sie in genau dieser Zeit ihre Eier ab. Die Folgen spüren wir Gärtner dann im Frühjahr umso deutlicher – die gefräßigen Raupen des Frostspanners sorgen für große Schäden, sobald sich das erste frische Grün zeigt.
Unter dem Begriff »Frostspanner« verbergen sich gleich zwei verschiedene Schmetterlingsarten aus der Familie der Spanner (Geometridae): der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) und der Große Frostspanner (Erannis defoliaria). Beide Arten haben eines gemeinsam: Ihre Raupen besitzen eine immense Vorliebe für Obstgehölze. Dabei stehen insbesondere Apfel- und Kirschbäume ganz oben auf ihrem Speiseplan. Die kleinen Raupen fressen nicht nur Blätter und Blütenknospen, sondern hinterlassen oft sogar ein regelrechtes »Lochmuster« im zarten Austrieb.
Bild: Männlicher Falter des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata).
Bild: Männlicher Falter des Grossen Frostspanners (Erannis defoliaria).
Gartenfreunde und Obstbauern fürchten besonders den Kleinen Frostspanner, da er sich durch seine enorme Anpassungsfähigkeit in unseren Gärten und Streuobstwiesen stark ausgebreitet hat. Durch zunehmend mildere Winter und das Verschwinden natürlicher Gegenspieler findet er inzwischen ideale Bedingungen vor, sich fleißig zu vermehren. Sein größerer Verwandter kommt zwar ebenfalls vor, ist jedoch deutlich seltener anzutreffen und verursacht meist geringere Schäden.
Warum heißt er Frostspanner?
Der Name »Frostspanner« klingt fast schon poetisch und macht neugierig – dabei beschreibt er auf einfache Weise die Lebensweise dieses kleinen Falters. Die meisten Schmetterlinge schätzen warme Temperaturen und Sonnenschein, nicht so der Frostspanner: Während andere Falter längst ihren Winterschlaf halten oder schon lange verschwunden sind, wird der Frostspanner erst ab Oktober aktiv. Dabei stört ihn frostiges Wetter keineswegs, ganz im Gegenteil – seine Flugzeit liegt exakt in der Periode der ersten Nachtfröste. Daher der treffende Name: Frostspanner.
Doch warum »Spanner«? Diese Bezeichnung ist genauso passend gewählt und beschreibt eine ganz besondere Eigenheit der Raupen: Während gewöhnliche Schmetterlingsraupen mehrere Beinpaare über ihren gesamten Körper verteilt besitzen und sich eher kriechend fortbewegen, sehen die Raupen des Frostspanners ganz anders aus. Sie verfügen nur über Beinchen vorne am Brustabschnitt und ganz hinten am Hinterleib. Dazwischen liegen keine weiteren Beinpaare. Diese Besonderheit zwingt sie zu einer einzigartigen Fortbewegung, die auch für Laien leicht zu erkennen ist: Um voranzukommen, ziehen sie zunächst ihr hinteres Körperteil in einem hohen Bogen nach vorne, bilden dabei einen auffälligen »Katzenbuckel« und strecken anschließend den vorderen Teil wieder weit aus. Diese wellenartige, fast gymnastische Bewegung erinnert stark an einen Maßstab, der sich immer wieder zusammen- und auseinanderfaltet. Nicht umsonst nennt man diese Tiere und ihre Verwandten aus der Familie der Geometridae auch liebevoll »Spanner«.
Bild: Die Raupen des Frostspanners bewegen sich in typischen »Katzenbuckeln« vorwärts – ihr fehlendes Mittelpaar Beine zwingt sie zu dieser markanten Wellenbewegung.
Übrigens: Diese charakteristische Bewegungsweise ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern hat auch ihren biologischen Sinn. Durch die Bewegung und ihre Färbung imitieren die Raupen kleine Zweige und Äste. So sind sie für ihre natürlichen Feinde schwieriger zu erkennen. Ein praktischer Trick, der ihnen hilft, sicher und unerkannt zu ihren Lieblingsspeisen zu gelangen.
Herkunft und Verbreitung des Frostspanners
Wenn du beim Wort »Frostspanner« zuerst an skandinavische Kälte und eisige Landschaften denkst, liegst du nicht ganz falsch. Aber auch nicht ganz richtig. Tatsächlich stammt der Frostspanner ursprünglich aus unseren heimischen, europäischen Wäldern. Sowohl der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) als auch sein etwas seltenerer Verwandter, der Große Frostspanner (Erannis defoliaria), sind echte Europäer, die sich in weiten Teilen unseres Kontinents sowie in einzelnen Regionen Asiens zu Hause fühlen.
Die ursprünglichen Lebensräume der beiden Arten waren vor allem lichte, naturnahe Laubwälder. Hier fanden die Raupen ideale Bedingungen: genügend Nahrung, Schutz und ausreichend Verstecke vor natürlichen Feinden. Doch mit der Zeit zeigten sich die kleinen Falter ausgesprochen anpassungsfähig. Durch menschliche Eingriffe – etwa Rodungen, Siedlungsbau oder die Anlage von Parks und Gärten – eröffneten sich ihnen neue, für sie attraktive Lebensräume. Heute fühlt sich der Frostspanner nicht nur in Wäldern wohl, sondern auch Parks, städtischen Grünanlagen oder unserem Garten. Besonders der Kleine Frostspanner nutzt diese Gelegenheiten und hat sich so in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebreitet.
Was seine Ausbreitung zusätzlich unterstützt: Das Klima wird milder, die Winter verlieren an Härte. Ideale Bedingungen für einen Falter, dessen Aktivität exakt in die kühleren Jahreszeiten fällt. Außerdem fehlen in vielen Bereichen, vor allem in urbanen Gebieten, natürliche Gegenspieler, sodass sich Frostspanner ungestört vermehren können.
Doch es ist nicht nur der Klimawandel, der die kleinen Raupen auf Reisen schickt. Ein weiterer wichtiger Faktor für ihre globale Ausbreitung ist der internationale Handel mit Pflanzen. Unbeabsichtigt reisen Eier und Raupen mit Obstbäumen und Ziersträuchern um die ganze Welt. So gelangten Frostspanner zum Beispiel nach Nordamerika, wo sie heute als invasive Art gelten und erhebliche Schäden an Obst- und Laubgehölzen verursachen. Da dort heimische natürliche Feinde fehlen, breitet sich der Schädling nahezu ungehindert aus.
Diese enorme Anpassungsfähigkeit, gepaart mit einer unauffälligen Lebensweise und mangelnder Kontrolle durch natürliche Feinde, macht den Frostspanner heute zu einem festen Bewohner unserer Gärten. Was für Biologen und Ökologen spannend ist, bedeutet für uns Gartenbesitzer allerdings oft spürbare Probleme. Besonders dann, wenn unsere Apfel- oder Kirschbäume plötzlich kahl gefressen werden.
Merke: Gerade wenn du neue Gehölze oder Obstbäume für deinen Garten kaufst, prüfe sie sorgfältig auf versteckte Eier oder Raupen, um keine ungebetenen Gäste einzuschleppen. Ein kritischer Blick kann dir später einiges an Arbeit und Ärger ersparen!
Wo der Frostspanner überall zuschlägt
Frostspanner sind mittlerweile überall dort anzutreffen, wo wir uns am liebsten aufhalten: im Garten, auf Streuobstwiesen, in Parks und natürlich auch an Wald- und Gehölzrändern. Gerade in diesen Bereichen, wo Laubbäume und Sträucher wachsen, fühlen sie sich pudelwohl. Denn hier finden sie Nahrung satt und meist wenig Störung durch den Menschen. Besonders in naturnah gestalteten Gärten haben die Raupen ein echtes Schlaraffenland.
Von den beiden bei uns heimischen Arten hat sich besonders der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) als wahrer Anpassungskünstler erwiesen. Er scheut weder kühlere, schattige Plätze noch höhere Lagen, weshalb er auch in Bergregionen und in klimatisch weniger günstigen Gegenden durchaus häufig auftritt. Der Große Frostspanner (Erannis defoliaria) ist da etwas wählerischer: Er bevorzugt sonnigere und wärmere Standorte. Doch unterschätze ihn nicht. Auch er besucht regelmäßig unsere Gärten und Streuobstwiesen, wenn auch nicht ganz so zahlreich wie sein kleiner Cousin.
So erkennst du Frostspanner und ihre Raupen
Zugegeben, auf den ersten Blick wirken Frostspanner eher unspektakulär. Ihr Erscheinungsbild ist recht unauffällig. Doch genau diese Unscheinbarkeit macht sie so erfolgreich. Sie ermöglicht es den kleinen Faltern, nahezu unbemerkt von Baum zu Baum zu flattern. Wenn du aber einmal weißt, worauf du achten musst, kannst du sie ganz leicht unterscheiden.
Fangen wir mit dem Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) an. Dieser kleine Nachtfalter misst in der Regel gerade einmal 2 bis 2,5 Zentimeter Flügelspannweite. Die männlichen Exemplare zeigen eine unauffällige, graubraune Grundfarbe. Schau genauer hin, dann erkennst du ein zartes Muster aus dunklen, wellenförmigen Linien, die über die Vorderflügel verlaufen. Diese Tarnung lässt die Tiere nahezu mit ihrer Umgebung verschmelzen. Ideal, wenn sie tagsüber auf Baumrinden oder trockenem Laub ruhen.
Doch während die männlichen Falter immerhin noch flugfähig sind, sieht das bei den Weibchen anders aus. Die Damen der Frostspannerwelt haben es gar nicht erst darauf angelegt, elegant durch die Lüfte zu gleiten. Ihre Flügel sind auf winzige Stummel reduziert. Fliegen können sie damit nicht. Deshalb müssen sie nach dem Schlüpfen ganz praktisch und bodenständig die Baumstämme hinaufklettern, um dort ihre Partner zu treffen und ihre Eier abzulegen.
Bild: Frostspanner-Weibchen sind flugunfähig, da ihre Flügel auf winzige Stummel reduziert sind.
Wenn du nach den Raupen des Kleinen Frostspanners Ausschau hältst, musst du etwas genauer hinschauen: Die rund 2 bis 2,5 Zentimeter langen Larven sind hellgrün und verschmelzen regelrecht mit dem frischen Blattgrün deiner Pflanzen. Doch wenn du sie einmal entdeckt hast, ist ihre Erscheinung unverwechselbar: Sie tragen auf dem Rücken eine dunkle Linie und seitlich markante gelbliche Streifen. Ein guter Hinweis, dass du gerade den kleinen Übeltäter vor dir hast.
Bild: Die Raupe des Kleinen Frostspanners ist relativ klein und hellgrün.
Etwas auffälliger gestaltet sich der Große Frostspanner (Erannis defoliaria). Die männlichen Falter haben eine Flügelspannweite von bis zu 3,5 Zentimetern – und sind damit schon von weitem gut sichtbar. Mit ihrer hellgelben bis ockerbraunen Grundfarbe und der deutlich ausgeprägten rötlich-braunen Musterung sind sie an sonnigen Herbsttagen ein echter Hingucker im Garten. Auch hier gilt jedoch: Die Weibchen bleiben eher am Boden. Ihre Flügel sind ebenfalls stark reduziert, sodass sie es wie ihre kleineren Verwandten vorziehen, Baumstämme hochzuklettern und dort für Nachwuchs zu sorgen.
Die Raupen des Großen Frostspanners kannst du leicht vom Kleinen Frostspanner unterscheiden. Sie sind deutlich auffälliger gefärbt: Ihre Grundfarbe ist rötlich-braun mit einer auffälligen Musterung aus hellen, fast weißen Flecken auf dem Rücken. Wenn du im Frühling aufmerksam durch deinen Garten gehst, kannst du sie kaum übersehen.
Bild: Die Raupe des Grossen Frostspanners ist deutlich grösser und braunschwarz gefärbt.
Lebenszyklus des Frostspanners – vom Ei bis zum Falter
Wenn es um ausgeklügelte Strategien in der Natur geht, könnten sich viele Insekten vom Frostspanner eine Scheibe abschneiden. Denn kaum ein anderes Tier hat sich so perfekt und gleichzeitig ungewöhnlich an die Jahreszeiten angepasst wie er. Während die meisten Schmetterlinge längst das Weite gesucht haben oder irgendwo versteckt als Puppe überwintern, zeigt der Frostspanner seine Stärke: Er liebt Kälte und Frost und fliegt genau dann, wenn die meisten anderen längst ruhen – im Oktober, November und Dezember.
Im Spätherbst, wenn sich der Garten langsam schlafen legt, erwachen die ausgewachsenen Frostspanner. Ihre Puppen haben bis dahin geduldig im Boden gewartet. Sobald es kühler wird, schlüpfen die Falter und beginnen ihre ungewöhnliche Partnersuche. Die Männchen, noch flugfähig und erstaunlich aktiv bei niedrigen Temperaturen, flattern im Dämmerlicht – manchmal sogar gut sichtbar im Schein einer Straßenlaterne. Gleichzeitig starten die flugunfähigen Weibchen ihre etwas mühseligere Reise: Sie krabbeln in kleinen Grüppchen langsam und zielstrebig die Baumstämme hinauf, bis sie hoch oben in der Krone ihren Partner treffen.
Nach erfolgreicher Paarung legen die Weibchen ihre Eier sorgfältig versteckt in Rindenritzen oder in unmittelbarer Nähe zu den Knospen ihrer Lieblingspflanzen. Zunächst sind diese Eier hellgrün, bevor sie sich allmählich rötlich-braun verfärben. Eine optimale Tarnung für die frostigen Wintermonate. Anschließend passiert erst einmal: überhaupt nichts. Der Garten schläft tief und fest, und die Frostspanner-Eier tun es ihm gleich. So verbringen sie sicher und unbemerkt den Winter.
Bild: Der Frostspanner fliegt spät im Jahr: Ab Oktober bis in den Dezember sind die unscheinbaren Falter unterwegs und fliegen dann typischerweise auch ans Licht. Selbst bei frostigen Temperaturen.
Die kritische Phase für uns Gartenliebhaber beginnt dann im frühen Frühjahr: Sobald die ersten Knospen langsam aufbrechen und der Garten wieder erwacht, schlüpfen auch die jungen Raupen. Sie verlieren keine Zeit, sondern beginnen sofort hungrig zu fressen. Blütenknospen, junge Blätter und Triebe – alles steht jetzt auf ihrem Speiseplan. Ihre grüne Farbe und die geschickte Positionierung innerhalb der Knospen sorgen dafür, dass sie anfangs kaum auffallen. Der Schaden wird meistens erst sichtbar, wenn Blätter und Blüten schon verkrüppelt, zerfressen oder völlig zerstört sind.
Nach einigen Wochen intensiver Fresserei sind die Raupen satt und bereit für den nächsten Schritt ihres Lebenszyklus. Sie spinnen sich einen dünnen Faden, lassen sich elegant zu Boden gleiten – ein Schauspiel, das viele Gartenbesitzer aus dem Frühjahr kennen – und graben sich in die Erde ein. Dort verpuppen sie sich gut geschützt im Boden, überdauern ungestört den Sommer, bis im Herbst die nächste Frostspanner-Generation den Zyklus erneut startet.
Was frisst der Frostspanner am liebsten?
Frostspanner sind echte Feinschmecker, die scheinbar nicht besonders wählerisch sind. Hauptsache zart und frisch. Trotzdem haben ihre Raupen klare Vorlieben und suchen gezielt Gehölze aus, die im Frühjahr möglichst früh und kräftig austreiben. Damit trifft es vor allem unsere beliebten Obstgehölze, denn die jungen Knospen und Blätter schmecken den hungrigen Raupen besonders gut. Ganz oben auf der Hitliste stehen:
- Apfelbäume – die Nummer eins bei Frostspanner-Raupen. Wenn dein Apfelbaum nicht richtig austreibt, lohnt sich ein genauer Blick auf die Knospen.
- Kirsch- und Pflaumenbäume – die zarten Knospen und Blüten locken besonders im Frühjahr viele Raupen an.
- Birnbäume – ebenfalls eine beliebte Mahlzeit für die kleinen, grünen Raupen.
- Johannisbeeren und Stachelbeeren – gerade in Hausgärten oft stark betroffen, vor allem, wenn der Garten naturnah bewirtschaftet wird.
Doch nicht nur Obstgehölze stehen auf dem Speiseplan: Auch viele Ziergehölze und Laubbäume werden regelmäßig heimgesucht. Besonders häufig betroffen sind Ahorn (Acer), Eiche (Quercus), Hainbuche (Carpinus betulus), Linde (Tilia), Haselnuss (Corylus avellana) und sogar Rosen (Rosa). Gerade in naturnahen Gärten, an Waldrändern oder Parkanlagen lässt sich oft beobachten, wie Frostspanner-Raupen regelrechte Wandertouren unternehmen. Von Gehölz zu Gehölz, immer dem frischesten Austrieb hinterher.
Bild: Frühstarter im Garten: Die Frostspanner-Raupe frisst sich schon durch die zarten Apfelknospen, bevor die Blüte richtig beginnt.
Eine bemerkenswerte Ausnahme macht der Frostspanner jedoch bei Pfirsichbäumen: Sie bleiben von den Raupen nahezu vollständig verschont. Warum? Ganz genau wissen wir das zwar nicht, aber Experten vermuten, dass der relativ späte Austrieb der Pfirsiche und ein hoher Gehalt bestimmter sekundärer Pflanzenstoffe (wie Bitterstoffe oder Alkaloide) dafür sorgen, dass Pfirsichblätter den Frostspannern einfach nicht schmecken. Gut für dich, wenn du Pfirsiche liebst!
Tipp: Wenn du planst, neue Obstbäume zu pflanzen, achte auf die Sortenwahl und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen. Vielleicht entscheidest du dich für einen Mix aus klassischen Lieblingssorten (wie Apfel oder Kirsche) und solchen, die vom Frostspanner verschont werden, beispielsweise eben Pfirsiche. So kannst du das Risiko größerer Schäden langfristig etwas reduzieren. Und dich auf gesunde, leckere Früchte freuen!
Typische Frostspanner-Schäden an Obst und Ziergehölzen
Wenn deine Obstbäume oder Sträucher im Frühjahr aussehen, als hätte jemand mitten im Austrieb den »Pause«-Knopf gedrückt, stecken meistens Frostspanner dahinter. Sie sind echte Frühstarter unter den Schädlingen. Schon lange bevor sich der Garten vollständig im satten Grün zeigt, beginnen ihre Raupen, das erste junge Grün abzuknabbern.
Die ersten Hinweise auf Frostspanner-Befall sind oft unscheinbar: Knospen, die sich nicht richtig öffnen wollen oder direkt verkrüppelt aussehen. Schuld daran sind die frisch geschlüpften Raupen, die sich regelrecht von innen nach außen durch die zarten Knospen fressen. Bleibt der Schaden zunächst unbemerkt, wird spätestens mit dem Blattaustrieb klar, was Sache ist.
Sobald sich nämlich die ersten Blätter zeigen, schlagen die hungrigen Raupen richtig zu: An den jungen Trieben entstehen zunächst kleine Löcher, sogenannter Lochfraß. Doch schnell kann daraus ein totaler Kahlfraß werden. Innerhalb weniger Tage sind ganze Zweige kahl, sodass am Ende nur noch die dicken Mittelrippen der Blätter stehenbleiben. Manchmal sind diese sogar noch locker mit Gespinsten verbunden. Als hätten kleine, grüne Gespenster nachts heimlich ganze Zweige leer gefressen. Besonders bei starkem Befall bietet sich dieses fast gespenstische Bild, das du vielleicht auch aus deinem Garten kennst.
Bild: Typisch für den Frostspanner, hier an der Hasel: Erst kleine Löcher in den Blättern, später bleibt oft nur noch die Mittelrippe übrig.
Aber nicht nur die Blätter und Knospen haben es den kleinen Raupen angetan: Auch die noch jungen Früchte werden oft in Mitleidenschaft gezogen. Äpfel, Birnen oder Kirschen werden angebohrt, angeknabbert oder sogar ausgehöhlt. Solche Schäden erkennt man dann später im Sommer an deformierten, verkümmerten oder vorzeitig faulenden Früchten. Das ist doppelt ärgerlich, weil man im Frühling oft gar nicht realisiert, dass der spätere Ernteausfall durch die scheinbar harmlosen Frostspanner verursacht wurde.
Die gute Nachricht ist aber: Gesunde, gut gepflegte Gehölze vertragen einen leichten Befall meist problemlos und treiben nach dem ersten Fraßschock oft sogar erneut aus. Kritisch wird es erst, wenn der Schaden Jahr für Jahr auftritt und der Befallsdruck immer weiter zunimmt. Dann solltest du handeln. Denn jede Generation Frostspanner, die ungestört heranwächst, erhöht das Risiko zukünftiger Schäden enorm.
Frostspanner vorbeugen: Die besten Tipps
Wenn du schon einmal im Frühjahr ratlos vor zerfressenen Blättern oder angeknabberten Früchten standest, kennst du das Problem: Der Frostspanner ist ein Gegner, dem du am besten schon vorbeugend begegnen solltest. Denn wenn seine Raupen erstmal munter knabbern, ist schnelles Handeln gefragt. Doch zum Glück kannst du deinen Garten mit einfachen Mitteln bereits vor dem ersten Befall effektiv schützen und dir dadurch jede Menge Ärger ersparen.
Nützlinge fördern
Ein naturnah gestalteter Garten ist nicht nur schön fürs Auge, sondern dein bester Verbündeter gegen Frostspanner. Denn besonders Vögel lieben Raupen auf ihrem Speiseplan. Allen voran Meisen, Rotkehlchen und Baumläufer. Indem du diesen kleinen, gefiederten Helfern ausreichend Nistplätze wie Nistkästen, dichte Hecken und Büsche anbietest, lockst du gezielt eine hungrige Vogelmannschaft in deinen Garten. Und wer hungrig ist, macht kurzen Prozess mit Raupen!
Doch nicht nur Vögel sind hilfreich: Auch andere Nützlinge wie Florfliegenlarven, Schlupfwespen und Laufkäfer freuen sich über ein Raupenbuffet. Verzichte deshalb auf chemische Pestizide und zu starke Rückschnitte. Stattdessen solltest du auf Pflanzenvielfältigkeit setzen und Nützlingen ausreichend Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten bieten. Eine Win-Win-Situation für dich und deine Gartenbewohner!
Leimringe gegen Frostspanner: Einfach, aber effektiv
Eine besonders einfache und trotzdem sehr wirkungsvolle Maßnahme gegen Frostspanner ist der gute, alte Leimring. Er nutzt das Verhalten der flugunfähigen Weibchen perfekt aus, die im Herbst mühsam die Baumstämme hinaufklettern, um oben in den Kronen ihre Eier abzulegen. Indem du ab Ende September solche klebrigen Barrieren an deinen Bäumen anbringst, verhinderst du effektiv, dass die Weibchen ihre Eiablage überhaupt erreichen können.
Bild: Leimringe stoppen Frostspanner-Weibchen, bevor sie ihre Eier ablegen – der Klassiker im Herbstschutz für Obstbäume.
Damit die Methode optimal funktioniert, solltest du aber einige Punkte beachten: Leimringe müssen immer fest und lückenlos am Stamm anliegen. Und zwar so, dass wirklich keine Krabbelgelegenheit bleibt. Achte auch darauf, dass du nicht versehentlich Stützpfähle oder andere Baumstützen vergisst, über die Weibchen oft ebenfalls in die Baumkrone gelangen können. Kontrolliere die Ringe regelmäßig und erneuere sie bei Bedarf, besonders nach starken Regenfällen oder Frostperioden. Damit bist du bis März gut gewappnet, denn manche Frostspanner-Weibchen kommen spät im Jahr und versuchen auch noch im zeitigen Frühjahr, ihre Eier zu platzieren.
Tipp: Ich kombiniere in meinem Garten gerne beide Maßnahmen: Ein Leimring hält die Frostspanner-Weibchen ab, während die Vögel und andere Nützlinge die bereits vorhandenen Raupen kräftig reduzieren. So entsteht ein effektiver natürlicher Schutzschild, ganz ohne Chemie – und deine Obstbäume und Sträucher bleiben langfristig gesund und munter!
Frostspanner bekämpfen – biologische Mittel im Einsatz
Trotz aller Vorsicht und bester Vorbeugung… manchmal (eigentlich immer) läuft es im Garten anders als geplant. Wenn du im Frühjahr plötzlich vor massivem Raupenbefall stehst und deine Obstgehölze drohen, ernsthaft Schaden zu nehmen, solltest du eingreifen. Keine Sorge: Auch hier gibt es umweltfreundliche, schonende Methoden, um deine Pflanzen zu retten und die Frostspanner wieder unter Kontrolle zu bringen.
Bt-Präparate verwenden
Eine der besten und wirksamsten biologischen Maßnahmen gegen Frostspanner ist der gezielte Einsatz von Präparaten, die das Bakterium »Bacillus thuringiensis« (kurz Bt) enthalten. Dieses Bakterium wirkt äußerst selektiv: Es greift ausschließlich Schmetterlingsraupen an und schont dabei Bienen, Nützlinge und Vögel vollständig. Die Wirkweise ist simpel, aber genial: Die Raupen nehmen das Bakterium beim Fressen der behandelten Blätter auf, hören kurz danach auf zu fressen und sterben nach wenigen Tagen ab.
Damit die Methode funktioniert, musst du aber unbedingt den richtigen Zeitpunkt erwischen. Spritze die Bt-Präparate, sobald du die ersten Raupen sichtbar auf deinen Pflanzen entdeckst und diese aktiv fressen. Idealerweise spätestens beim Knospenaufbruch deiner Obstgehölze. Wähle trockenes Wetter für die Anwendung, damit das Mittel gut haftet und schnell von den Raupen aufgenommen wird. Es darf nicht zu kalt sein (< 10 °C = langsamer Effekt). Besonders wichtig: Sprühe gezielt auf die betroffenen Pflanzenteile, sodass du die Raupen direkt triffst.
Neem gegen den Frostspanner: So wirkt es
Eine weitere biologische Alternative sind neemhaltige Mittel. Der darin enthaltene Wirkstoff Azadirachtin wird aus den Samen des Neembaumes (Azadirachta indica) gewonnen. Er wirkt ebenfalls gezielt gegen Frostspanner-Raupen, hemmt ihre Entwicklung und reduziert ihre Fresslust deutlich. Neem dringt in die behandelten Pflanzenteile ein und entfaltet dort seine Wirkung. Sobald die Raupen davon naschen, verlieren sie ihren Appetit und hören bald darauf ganz auf zu fressen.
Auch bei Neem gilt die Faustregel: Je früher du aktiv wirst, desto besser funktioniert die Methode. Starte mit der Anwendung deshalb direkt bei den ersten Anzeichen eines Befalls. Wichtig ist ebenfalls trockenes Wetter, damit die Pflanze die Wirkstoffe optimal aufnehmen kann.
Biologische Mittel richtig anwenden
Obwohl biologische Präparate sehr schonend wirken, solltest du unbedingt die empfohlenen Dosierungen und Wartezeiten beachten. Lies sorgfältig die Anwendungshinweise auf dem Produktetikett und vermeide Überdosierungen. Denn dein Ziel ist nicht, alle Raupen im Garten auszurotten, sondern ihre Anzahl wieder auf ein für deine Pflanzen verträgliches Maß zu reduzieren.
Wenn du biologische Pflanzenschutzmittel gezielt und verantwortungsvoll einsetzt, sorgst du langfristig für ein gesundes Gleichgewicht in deinem Garten. So schützt du nicht nur deine Obstbäume, sondern unterstützt gleichzeitig auch die natürlichen Abläufe und Nützlinge vor Ort.
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