Kernlose Zitrus
Gärtnerwissen Kernlose Zitrus
Eine kernlose Zitrus-/Mandarinensorte auf der Terrasse zu haben ist ein Traum für jeden Hobbygärtner. Glücklicherweise gibt es heute zahlreiche Zitruspflanzen ohne Samen, die auf Terrassen und Balkonen in Deutschland oder der Schweiz problemlos schmackhafte Früchte ausbilden. Kernlose Sorten sind extrem beliebte mediterrane Kübelpflanzen, da sie ohne die Unannehmlichkeiten von Samen genossen werden können. Dies erleichtert das Essen und Verarbeiten der Früchte erheblich. Darüber hinaus sind sie oft saftiger, können auch ohne Bestäubung Früchte produzieren und haben eine gleichmässigere Fruchtqualität.
Alle samenlosen Zitruspflanzen benötigen ähnliche Standortbedingungen wie normale Zitruspflanzen – viel Sonne und Schutz vor Frost sind essentiell. Eine Kübelhaltung ist problemlos möglich solang man für eine kühle und frostfreie Überwinterung sorgen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Kernlose Mandarinensorten
- Samenlose Orangensorten
- Kernlose Zitronensorten
- Grapefruits ohne Samen
- Samenlose Limetten
- Kernlose Zitrus-/Mandarinensorte: Anbaubedingungen und Pflege
- Pflanzenschutz und Problemlösung
- Ernte und Verwendung
- Wie funktioniert die Samenlosigkeit bei Zitruspflanzen?
- Sterilität bei Zitruspflanzen und ihre Ursachen
- Selbstunfruchtbarkeit und Fremdbefruchtung
- Triploidie und Sterilität
- Parthenokarpie oder wie man ohne Befruchtung Früchte bekommt
- Zitruspflanzen ohne Samen, perfekt für den Kübel
Kernlose Mandarinensorten
Zu den populären kernlosen Mandarinensorten und Hybriden gehören die klassichen 'Clementinen', welche vor über 100 Jahren von Clément Rodier in Algerien gezüchtet wurde. In Wirklichkeit sind Clementinen eine Kreuzung zwischen Mandarine und Orange. Die Sorte hat den Vorteil komplett kernlos zu sein und sich sehr leicht schälen zu lassen. Eine andere kernlose Mandarinensorte ist die super leckere 'Satsuma' (Citrus unshiu). Diese sehr reich tragenden und zuckersüssen Früchte wurden ursprünglich in der Japanischen Region Satsuma angebaut und vor fast 150 Jahren zu ersten Mal nach Eurpas eingeführt. Sie eigenen sich hervorragend als Kübelpflanzen und sich auch sehr kältetolerant, was im heimischen Klima sicher ein Vorteil ist.
Mittlerweile gibt es eine grosse Sortenauswahl an kernlosen Mandarinen und Clementinensorten. Hier kann man sich entscheiden zwischen Sorten welche eher früh reifen wie die frühe samenlose Clementine 'Commune' oder eher spät wie bei der Sorte ‘Tardivo‘. Wer eine ganz aussergewöhnliche Sorte sucht, wird bei der rotfleischigen Clementine 'Mandared' fündig. Bei dieser Blutclementine handelt es sich eigentlich um eine Kreuzung zwischen Clementine und Blutorange. Die Früchte erinnern stark an Mandarinen, sind jedoch einen klein bisschen grösser und haben vor allem wunderschönes rotes Fruchtfleisch.
Samenlose Orangensorten
Glücklicherweise gibt es auch zahlreiche Orangensorten, welche entweder komplett Samenlos sind oder nur vereinzelt einen Samen ausbilden. Zu den berühmtesten gehört die Navel Orange 'Navelina', welche sich auch sehr gut für den Kübelanbau eignet. Eine weitere Pflegeleichte kernlose Orange ist die Vierjahreszeiten-Orange 'Quattro Stagioni'. Wer es gerne etwas farbiger hat kommt bei den Blutorangen ohne Samen ganz auf seine kosten. Man hat die Wahl zwischen den Klassikern Blutorange 'Moro' und Blutorange 'Sanguinello Moscato'. Wer eine Blutorange mit subtilem Erdbeeraroma, ohne Kerne sucht wird bei der Erdbeer-Orange 'Fragola' fündig. Die wahrscheinlichst schönste kernlose Orangensorte ist die Regenbogen-Orange 'Arcobal'. Sie zeichnet sich durch tolle Streifenmuster auf der Schale und einen kompakten Wuchs aus.
Kernlose Zitronensorten
Eine ganz besondere kernlose Zitruspflanze ist die 'Buddha’s Hand' Zitrone, eine besondere Zedratzitrone, welche wie eine Hand mit mehreren Fingern aussieht. Bei Zedratzitronen wird nicht der saure Saft, sondern die dicke und aromatische Schale zum Kochen und Backen verwendet. Bei den klassischen Zitronen haben leider die meisten Sorten zahlreiche Samen, was die Auswahl an kernlosen Zitronensorten hier stark einschränkt. Eine tolle Ausnahme bildet hier die neue Zitronen-Hybride Lemox, sie ist komplett kernlos. Bei der robusten und trockenheitsresistenten Zeuzüchtung kann man sich über zahllose saftige Zitronen freuen, welche meist ab September reif werden und komplett Samenlos sind.
Grapefruits ohne Samen
Auch unter den Pampelmusen und Grapefruits gibt es kernlose Sorten wie die Klassische Grapefruit 'Marsh Seedless'. Diese ca. 150 Jahre alte Grapefruit ist eine sehr kälteresistente Sorte, die sich gut für die Kübelkultivierung eignet.
Eine andere samenlose Grapefruitsorte ist die Rote Grapefruit 'Rubra'. Die Sorte mit dem rosaroten Fruchtfleisch wurde in den 60er Jahren im amerikanischen Texas gezüchtet und ein Jahrzehnt darauf in Sizilien eingeführt. Sie wächst sehr stark und besticht durch zahlreiche schöne Pampelmusen mit mildem Geschmack.
Samenlose Limetten
Wir haben zwei wunderbare Limettensorten in unserem Sortiment bei Lubera, welche sich einfach als Kübelpflanze halten lassen und zuverlässig Früchte ohne Samen ausbilden. Die Tahiti Limette (botanisch: Citrus latifolia) kann anders als ihr Name vermuten lässt auch kurzzeitig schwachen Frost ohne Probleme überstehen. Die fast dornenlose Pflanzen produzieren zahlreiche saure Früchte welche sich ideal für Sommercocktails oder beim Backen verwenden lassen.
Die Neapolitanische Limette 'Neapolitanum' (Citrus aurantifolia) wächst eher gemächlich und erzeugt gelbe sehr saure Früchte. Sowohl die Blüten als auch die Schale diese Zitrusfrüchte duften wunderbar aromatisch und lassen sich perfekt in der Küche verwenden.
Kernlose Zitrus-/Mandarinensorte: Anbaubedingungen und Pflege
Zitruspflanzen benötigen einen hellen, sonnigen Standort und sollten vor starkem Wind und Frost geschützt werden. Es ist wichtig, eine gute Drainage im Kübel sicherzustellen, um Wurzelfäule zu vermeiden. Ein grosser Tontopf mit spezieller strukturstabiler Kübelpflanzenerde ist hier ideal. Eine Zusätzliche Schicht aus Kies oder Blähton am Boden des Topfes sichert den guten Abfluss von überschüssigem Wasser. Regelmässiges Giessen und Düngen mit einem speziellen Zitrusdünger (mit extra viel Eisen für grüne Blätter) während der Wachstumsphase sind unerlässlich für die Gesundheit und Fruchtproduktion der Pflanzen.
Pflanzenschutz und Problemlösung
Leider können auch bei den besten samenlosen Zitruspflanzen Krankheiten und Schädlinge auftreten. Häufige Probleme wie Blattläuse, Spinnmilben und Pilzkrankheiten sind bei Zitruspflanzen besonders oft zu sehen. Es ist ratsam, präventive Massnahmen wie das regelmässige Überprüfen der Blätter und den Einsatz von natürlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln zu nutzen. Eine gute Pflege durch regelmässiges Giessen und Düngen und ein heller Standort hilft die Pflanze langfristig gesund und kräftig zu halten. Meist sind schlechte Überwinterungsbedingungen oder eine mangelnde Pflege schuld am plötzlichen Auftreten von Schädlingen wie Wollläusen oder Problemen wie gelber Blätter.
Ernte und Verwendung
Die Erntezeit ist abhängig von der Sorte und den Wachstumsbedingungen. Eine kernlose Zitruns-/Mandarinensorte kann im Topf gut ein Dutzend Früchte pro Jahr produzieren. Diese reifen meist im Winterhalbjahr. Bei sehr frühen Sorten schon ab September.
Kernlose Zitrusfrüchte sind vielseitig einsetzbar, von frischen Snacks bis hin zu Saucen und Desserts. Im Allgemeinen eignet sich eine kernlose Mandarinensorte besonders gut zum Direktverzehr und ist durch die Abwesenheit von störenden Samen besonders bei Kindern und älteren Personen sehr beliebt. Auch besitzen kernlose Orangen oder Zitronensorten in der Regel mehr Saft als mit Samen gefüllte Sorten und eignen sich damit besonders gut zum Auspressen.
Wie funktioniert die Samenlosigkeit bei Zitruspflanzen?
Mittlerweile haben wir uns an alle möglichen Arten von Samenlosen Früchten gewöhnt: Bananen, Trauben oder Wassermelonen. Aber wie funktioniert diese Samenlosigkeit eigentlich bei Mandarinen und anderen Zitruspflanzen?
Sterilität bei Zitruspflanzen und ihre Ursachen
Die Fähigkeit einer Pflanze, kernlose Früchte zu entwickeln, kann natürlich vorkommen oder durch menschliches Eingreifen erzeugt werden. Bei Zitrusfrüchten ist die Samenlosigkeit oft das Ergebnis von sterilem Pollen oder sterilen Eizellen, was als Gametensterilität bekannt ist. Dies kommt bei Zitruspflanzen überproportional vor, da die meisten heute bekannten Zitrusarten wie Zitronen, Orangen oder Grapefruit in Wahrheit Arthybride (also Kreuzungen mehrere Arten) sind. Diese Hybride sind oft (zumindest teilweise) steril. Dieses Phänomen ist auch im Tierreich bekannt. Ein gutes Beispiel ist das Maultier, eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel. Maultiere sind kräftige Tiere können jedoch selbst keine Nachkommen produzieren.
Selbstunfruchtbarkeit und Fremdbefruchtung
Ein anderer Grund für die Samenlosigkeit bei einigen Zitrusarten ist ihre Selbstunfruchtbarkeit. Viele Zitruspflanzen sind genau wie Äpfel, Birnen oder Kirschen Selbstunfruchtbar: Das bedeutet, dass die Pflanzen Pollen von einer anderen Sorte benötigen um Früchte mit Samen zu produzieren. Wenn man diese Sorten also alleine anbaut, dann erhält man Früchte ohne Samen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kumquat Sorte 'Norman Seedless'. Jedoch kann es in diesen Sorten dennoch Samen geben, falls die Zitrusblüten, mit Pollen einer anderen Zitruspflanze bestäubt wird. Das kann ganz einfach passieren, wenn man zwei oder drei verschiedene Zitruspflanzen im Kübel auf der Terrasse hat und eine Biene wandert von Blüte zu Blüte. Um bei diesen Zitruspflanzen die Samenlosigkeit zu garantieren sollte man entweder nur eine Sorte anbauen oder aber die Bestäubung durch Insekten verhindern, zum Beispiel durch einen Standort in einem Wintergarten mit Fliegengitter.
Triploidie und Sterilität
Ein häufiger Ansatz zur Entwicklung kernloser Zitrusfrüchte ist die Nutzung der Triploidie. Die meisten Zitruspflanzen sind genau wie Menschen Diploid. Sie haben also einen zweifachen Chromosomensatz. Jedoch kommt es von Zeit zu Zeit (oder es wird gezielt so gezüchtet) dass es triploide Zitrussorten gibt. Triploide Organismen haben drei Sätze von Chromosomen, im Gegensatz zu den üblichen zwei Sätzen diploider Organismen. Diese genetische Besonderheit führt oft zur Sterilität, da die ungerade Zahl von Chromosomensätzen während der Meiose, dem Prozess der sexuellen Fortpflanzung, Probleme bei der ordnungsgemässen Trennung und Verteilung der Chromosomen verursacht. Bei Zitrusfrüchten werden triploide Pflanzen oft durch die Kreuzung von diploiden und tetraploiden Pflanzen erzeugt. Die resultierenden triploiden Nachkommen sind in der Regel steril und produzieren daher kernlose Früchte. Falls du eine moderne kernlose Mandarinensorte im Supermarkt siehst, dann kannst du davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine solche triploide Sorte handelt.
Parthenokarpie oder wie man ohne Befruchtung Früchte bekommt
Zusätzlich zu dieser Unfruchtbarkeit benötigen Zitruspflanzen noch eine weitere wichtige Eigenschaft. Denn wenn sie nur Steril wären, dann gäbe es zwar keine Samen, aber auch keine Früchte. Die Eigenschaft samenlose Früchte zu produzieren nennt man Parthenokarpie oder Jungfernfrüchtigkeit auf Deutsch. Hierbei erfolgt die Entwicklung von Früchten durch parthenokarpe Prozesse, bei denen die Fruchtentwicklung ohne vorherige Befruchtung mit Pollen stattfindet.
Die Parthenokarpie, oder die Entwicklung von Früchten ohne Befruchtung, ist ein Schlüsselfaktor bei der Produktion kernloser Mandarinen. Diese Art der Fruchtentwicklung kann entweder genetisch bedingt sein oder durch äussere Einflüsse wie Temperaturschwankungen, chemische Behandlungen oder mechanische Manipulationen gefördert werden. Bei vielen kernlosen Zitrus-/Mandarinensorten ist die Parthenokarpie genetisch festgelegt, was bedeutet, dass diese Pflanzen konsequent samenlose Früchte produzieren, unabhängig von äusseren Bedingungen oder ob eine Bestäubung stadtgefunden hat.
Zitruspflanzen ohne Samen, perfekt für den Kübel
Kernlose Zitruspflanzen sind eine ausgezeichnete Option für Hobbygärtner, die auf begrenztem Raum gärtnern möchten. Mit der richtigen Pflege können diese Pflanzen reichlich Früchte tragen, und uns langfristig mit wunderschönen und schmackhaften Mandarinen, Zitronen und Kumquats versorgen. Der Anbau ist nicht schwieriger als bei normalen Zitruspflanzen und so kann man bequem die eigene Terrasse in ein mediterranes Paradies ganz ohne lästige Kerne verwandeln.
Kernlose Mandarinensorten sind einfacher zu essen und zu verarbeiten, da keine Samen entfernt werden müssen. Sie sind oft saftiger und haben eine gleichmässigere Fruchtqualität.
Kernlose Zitruspflanzen benötigen viel Sonne, eine gute Drainage und Schutz vor Frost. Sie sollten in speziellen Kübelpflanzenerde gepflanzt und regelmässig gegossen und gedüngt werden.
Beliebte kernlose Mandarinensorten sind 'Clementine', 'Satsuma', 'Commune', 'Tardivo' und die rotfleischige 'Mandared'.
Ja, es gibt mehrere kernlose Orangensorten wie die 'Navelina', 'Quattro Stagioni'. Auch gibt es samenlose Blutorangen wie die Sorten: 'Moro', 'Sanguinello Moscato', 'Fragola' und die 'Arcobal'.
Kernlose Zitruspflanzen sollten frostfrei und kühl überwintert werden. Ein heller Standort und das Reduzieren des Giessens im Winter sind wichtig, um die Pflanzen gesund zu halten.
Die Samenlosigkeit entsteht durch sterile Pollen oder sterile Eizellen (Gametensterilität), dies kommt besonders bei triploiden Mandarinen vor. Andere Faktoren wie Selbstunfruchtbarkeit und Parthenokarpie führe auch zu kernlosen Zitrusfrüchten.