
Winterharte Passionsfrucht
Gärtnerwissen Winterharte Passionsfrucht
Für viele Pflanzenliebhaber klingt es wie ein Widerspruch: Eine winterharte Passionsfrucht oder Passionsblume, die auch Frost übersteht und nicht nur im Tropenhaus oder auf der sonnigen Terrasse gedeiht? Und doch gibt es sie – einige Arten der Gattung Passiflora sind winterhart und überstehen auch die kalte Jahreszeit nördlich der Alpen. Sie vereinen faszinierende Blüten und tropische Früchte – und das ohne Umzug ins Winterquartier. Daher nennen wir sie «Cooltropics».
Die 3 grössten Vorteile von winterharten Passionsfrüchten im eigenen Garten
- Exotische Früchte im eigenen Garten ernten
- Günstig reichlich frisches Obst und viele Früchte zum Konservieren
- Obst- und Zierpflanze in einem
Der Ursprung der winterharten Passionsfrucht
Von den über 500 Arten der Gattung Passiflora gibt es einige, die frosthart sind. Die Arten der Tasconia-Gruppe wachsen in den Anden auf bis über 4.000 Metern Seehöhe. Dort sind einige dieser Arten oft eiskaltem Regen, Schnee und Graupelschauern ausgesetzt und blühen dennoch mit tollen rosaroten Blüten, welche von Kolibris bestäubt werden. In den Bergenregionen des atlantischen Regenwaldes in Argentinien und dem Süden Brasiliens wachsen ebenfalls winterharte Passionsfrüchte. Von dort stammt beispielsweise die bekannte blaue Passionsblume Passiflora caerulea.
Bild: Die winterharte Passiflora caerulea produziert wunderschöne, duftende Blüten.
Während der Grossteil der Passiflora-Arten in Südamerika heimisch ist, gibt es zwei in Nordamerika heimische Arten, die frosthart sind: Passiflora lutea und Passiflora incarnata.
Bild: Passiflora incarnata – die aus Nordamerika stammende winterharte Passionsfrucht
Passiflora incarnata – die winterharte Passionsfrucht
Während die meisten frostharten Passionsfrüchte eher bescheidene Fruchtqualität haben, überzeugen die Früchte von Passiflora incarnata mit ihrem köstlichen Aroma, das an tropische Früchte erinnert. Die aus den südöstlichen USA kommende Passiflora incarnata übersteht auch mitteleuropäische Winter problemlos und liefert ab August köstliche Passionsfrüchte. Wir haben in langjähriger Züchtungsarbeit einige Sorten entwickelt, die in unserem Klima eine gute Ernte an besonders schmackhaften Früchten hervorbringen.
Wie funktioniert die Winterhärte der winterharten Passionsfrucht Cooltropics?
Die winterharte Passionsfrucht ist eine Staude und darauf beruht ihre Winterhärte. Die oberirdischen Organe sterben nach den ersten Frösten ab. Die Staude überwintert aber mit ihren dicken fleischigen Wurzelorganen und treibt dann erst sehr spät aus, wann keine Frühlingsfröste mehr zu erwarten sind. Frühere Sorten treiben bereits Ende April aus, während spätere erst Mitte Mai zu wachsen beginnen, in kalten Jahren noch später. Genau auf diesem Effekt beruht die Winterhärte.
Eine winterharte Passionsfrucht Cooltropics pflanzen und pflegen
Der richtige Standort
Die Passionsfrucht benötigt einen sonnigen und warmen Standort. Je wärmer und heller es ist, desto wüchsiger und blühfreudiger ist die Pflanze und desto besser schmeckt die Frucht. Ausserdem benötigt sie eine Klettermöglichkeit für die Triebe. Sobald die Triebe etwa 20 cm lange sind, sollten sie aufgeleitet oder aufgebunden werden. Die Passionsblume erreicht eine Höhe von 250 bis 300 cm und eine Endbreite von ca. 60 bis 100 cm.
Bestäubung und Befruchtung
Die Passionsfrucht blüht ab Juni an den diesjährigen Trieben. Die Blüten der winterharten Passionsblume werden gerne von vielen Insekten aufgesucht. Die idealen Bestäuber sind schwarze Holzbienen (Xylocopa violacea) und Hummeln. Damit sich gefüllte Früchte ausbilden ist eine Kreuzbestäubung mit einer anderen Passionsblume notwendig. Hierfür eignen jede andere Passiflora incarnata als auch Passiflora caerulea.
Früchte, die ab Mitte August neu gebildet werden, reifen in der Regel nicht mehr aus. Daher kann man diese späten Fruchtansätze auch entfernen, damit die Pflanze alle Energie in die bestehenden Früchte und Blüten steckt.
Die Früchte
Die Früchte sind etwa eigross und färben sich bei Reife grün-gelb und fallen von selbst ab. Die Reifezeit der Früchte ist von Ende September bis November. Die Passionsfrucht besitzt Fruchtfleisch mit viel Zucker und Säure, welches um die Samen konzentriert ist, ähnlich wie beim Granatapfel. Sie schmeckt sehr fruchtig und erhält bei guter Reife ein intensives Passionsfruchtaroma.
Pflege und Winterhärte
Im Dezember sollten Sie die winterharte Passionsfrucht auf 10 cm zurückschneiden, die Pflanzstelle mit Laub abdecken und dieses im Frühling wieder entfernen. Bei einer Topfkultur sollte das Behältnis an einem schattigen Platz überwintern und mit Vlies abgedeckt werden. Prüfen Sie die Passionsfrucht alle 4 Wochen auf Feuchtigkeit.
Schnecken lieben die jungen zarten Triebe der Passionsfrucht. Daher sollte die Pflanzstelle zur Zeit des Austriebs auf Schnecken kontrolliert werden.
Die Züchtung der winterharten Passionsfrucht
Passiflora incarnata steht erst am Beginn des Domestikationsprozesses und hat noch (für uns als Gärtner) negative Eigenschaften von Wildpflanzen. In unserem Züchtungsprojekt arbeiten wir laufend an der Verbesserung der winterharten Passionsfrucht.
Welche Schwierigkeiten haben winterharte Passionsfrüchte Cooltropics in Europa?
Das geniale System der Winterhärte von Passiflora incarnata ist an amerikanisches Klima angepasst. Sie benötigt daher hohe Temperaturen zum Neuaustrieb im Frühjahr und treibt im mitteleuropäischen Klima relativ spät aus, in kühlen Regionen erst im Juni. Damit bleibt nicht mehr viel Zeit, um genügend Laub auszubilden und zu blühen und Früchte reifen zu lassen. Auch im Sommer benötigt sie hohe Temperaturen, um sich gut zu entwickeln. In kühlen Sommern reifen die Früchte oft nicht aus.
Die Befruchtung von Passiflora incarnata
Viele Wildpflanzen sind selbststeril – das bedeutet, sie können sich nicht selbst bestäuben, sondern benötigen Pollen von genetisch verschiedenen Individuen derselben Art, um befruchtet zu werden und Früchte auszubilden. Für die Natur ist das ein Mechanismus zur Förderung der genetischen Vielfalt. Für den Menschen jedoch, der Pflanzen auf engem Raum anbauen und sicher Früchte ernten will, ist dies oft ein praktischer Nachteil.
Passiflora incarnata ist (noch) nicht selbstfruchtbar. Man muss daher zwei unterschiedliche Pflanzen setzen, um zuverlässig Früchte ernten zu können. Der Befruchter kann entweder eine weitere Passiflora incarnata oder die winterharte blaue Passionsblume Passiflora caerulea.
Die Zuchtziele bei Passiflora incarnata
Um die winterharte Passionsfrucht noch besser an das gemässigte Klima in Mitteleuropa anzupassen und um aus ihr eine noch attraktivere Gartenpflanze zu machen, haben wir die folgenden Zuchtziele festgelegt:
- Früherer Austrieb
- Weniger Wärmebedarf
- Frühere Reife
- Selbstfruchtbarkeit
- Mehr gefüllte Früchte
- Schöne Blüten in unterschiedlichen Farben
Wir haben neue Sortenkanditaten selektiert, die etwa 4 Wochen früher als die alten Sorten austreiben und reifen. Wir haben Genotypen mit guter Selbstfruchtbarkeit gefunden. Die grossen Blüten zeigen eine vielfältige Musterung und unterschiedliche Farben – sie sind ein echter Blickfang und bereichern jeden Garten auch optisch als attraktive Zierpflanzen.
Bild: Blütenvielfalt bei Passiflora incarnata
Es lohnt sich also, regelmässig einen Blick ins Gartenbuch zu werfen oder unseren Newsletter zu abonnieren, um nicht zu verpassen, wann wir neue Sorten vorstellen.
Tipps für eine maximale Ernte
- Sonniger und warmer Standort
- Neuaustrieb vor Schnecken schützen
- Triebe an Klettergerüst aufleiten
- Ab Mitte August neugebildete Früchte entfernen, damit die «alten» Früchte besser ausreifen
- Die Früchte sind essreif, wenn sie von selbst abfallen.
Video: Winterharte Passionsfrüchte: Wann und wie treibt die Passiflora incarnata im Frühling aus?
Winterharte Passionsfrüchte sind auch ein Thema in diesem Video von Johanna Dobrusskin:
Ja! Einige Arten der Gattung Passiflora, insbesondere Passiflora incarnata, sind winterhart und überstehen auch mitteleuropäische Winter. Sie brauchen kein Winterquartier und können im Garten ausgepflanzt überwintern.
Passiflora incarnata ist eine Staude: Nach den ersten Frösten sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab. Die Überwinterung erfolgt über kräftige, fleischige Wurzeln im Boden. Im späten Frühling treiben die Pflanzen neu aus – dann, wenn keine Fröste mehr drohen.
Ein sonniger, warmer Standort mit gutem Boden ist optimal. Die Pflanze braucht eine Kletterhilfe und viel Licht, um kräftig zu wachsen, zu blühen und aromatische Früchte zu bilden.
Die Blüten werden von Insekten besucht. Da Passiflora (noch) nicht selbstfruchtbar ist, braucht sie zur Fruchtbildung eine zweite genetisch verschiedene Pflanze – z. B. eine weitere P. incarnata oder P. caerulea.
Kein Grund zur Sorge, wenn die Passionsfrucht im April oder Mai noch nicht austreibt – das ist ganz normal. Sie treibt spät aus, meist ab Mitte Mai oder sogar erst im Juni. So schützt sie sich vor Spätfrösten.
Die Früchte reifen von September bis November, sie sind essreif, wenn sie sich grün-gelb verfärben und von selbst abfallen.
Ja, besonders die jungen Triebe im Frühjahr sind für Schnecken sehr attraktiv. Bei Austrieb sollte man die Pflanzstelle regelmässig kontrollieren.