Ranka’s Herz schlägt für die alten Sorten und so erklärt sie heute flugs die gar nicht so alten "Oldtimer" von Lubera zu ihren neuen "Lubera-Heirlooms". Interessieren Sie sich auch für alte Sorten? Im Lubera®-Gartenshop können Sie alte Apfelsorten kaufen und direkt nach Hause liefern lassen.
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Ab wann ist man alt? Ein Mensch wird heutzutage ja irgendwie gar nicht mehr alt, jedenfalls nicht offiziell. Er reift höchstens oder wird weiser. Ein Dackel ist mit 14 Jahren ziemlich alt, ein Wellensittich ist mit 8 Jahren steinalt und ein freilebender Elefant wird mit 50 Jahren zum Altenteil gezählt. Die älteste Riesenschildkröte der Welt wurde gar 256 Jahre alt!
Was aber mit Pflanzen, die jedes Jahr unermüdlich wieder blühen und fruchten? Sind sie unsterblich? Rein theoretisch können sie uns überleben, nichtsdestotrotz gehören sie aber manchmal schon nach ein paar Jahren zum alten Eisen; manchmal, weil es eben bessere Neuzüchtungen gibt, manchmal, weil der Mensch einfach vergesslich ist und sich nur auf das spannende Neue konzentriert und nicht auf das bewährte Alte.
Wann ist also eine Lubera Eigenzüchtung alt? Also, wenn Lubera als Firma nun schon ein Vierteljahrhundert alt ist und vor allem zu Beginn einer jeden neuen Pflanzsaison ein Füllhorn an Neuzüchtungen über uns ausschüttet, dann laufen die älteren Züchtungen Gefahr, schnell in Vergessenheit zu geraten. Ein Beispiel: Wenn die erfolgreiche Schwarze Johannisbeere 'Black Marble' so viel grösser und süsser ist ihre Vorgänger, wer will die alten Sorten dann noch kaufen? Wenn die neueste Erdbeerzüchtung leuchtend pinke Blüten hat, wer will dann noch die alten Sorten mit den "langweiligen", weissen Blüten? Wird die Begeisterung über die neuen Sorten letztendlich zu einem Fluch für die alten Sorten? Das muss nicht so sein finde ich! Man muss nur bei all dem Trubel, den die Gartenarbeit mit sich bringt, mal innehalten und sich auf die gute, alte Lubera-Zeit besinnen.
Bild: Redlove 'Circe', eine der drei ersten Redloves überhaupt, quasi die Mutter aller Redloves und die früheste ihrer Art. Frisch vom Baum schon ab August ein Genuss. Süss und sauer perfekt kombiniert, wie es sich für "Heirlooms" gehört!
Das Gute liegt nur zwei, drei Jahre zurück…
…wird aber schnell vergessen, wenn das Neue den Gärtner ganz verrückt macht und er bzw. sie unbedingt alle neuen Sorten ausprobieren will. Wir Hobbygärtner sind doch alle ein wenig verrückt, gell? Ich am allermeisten! Verrückt nach neuen Pflanzen, neuen Geschmäckern, neuen Farben, eine längere Blütezeit, eine bessere Ernte etc. Und wenn mein Garten keinen Platz mehr bietet – was eigentlich jedes Jahr der Fall ist – habe ich (psst… nur unter uns) manchmal das Vorgängermodell ausgerupft und entsorgt, damit das Neue wachsen und gedeihen kann. Lang lebe der Komposthaufen! Er verhindert, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, denn er sorgt ja für Nährstoffe und neue Erde, die die neuen Babies im Garten ja schliesslich brauchen.
Ich habe diesen Sommer aber mal das Unglaubliche, das wirklich Neue gewagt, ich habe innegehalten und NACHGEDACHT, mitten im schönsten Gartenstress – dem andauernden Gebuddel, Bestellen, Neugestalten, Entsorgen, wieder neu bestellen etc. Ich bin dem Kreislauf des Pflanzenrausches für ein paar Minuten entkommen und habe meine alten Pflanzen, die ich schon in (sehr) entfernte Gartenregionen verbannt und vergessen hatte, "wiederentdeckt". Statt zu denken, dass sie alt, sauer und wenig attraktiv sind, habe ich sie zu "Heirlooms" erklärt, wie man das mit den alten Tomatensorten gemacht hat in den USA, die heute wieder hoch im Kurs sind, ebenso wie die alten Apfelsorten bei uns (Ersteres kann ich verstehen, Letzteres nicht unbedingt). Manchmal reicht schon die Änderung der Bezeichnung, um eine neue Einstellung gegenüber der Pflanze zu erreichen. Der Titel "Heirloom", zu Deutsch die Ernennung zum Pflanzen-Erbe, sorgt ganz plötzlich für eine erneute Wertschätzung.
Meine Lubera-Äpfel, die in den "Heirloom"-Adelsstand erhoben wurden
Ich habe zuerst meinen "alten" Redloves den Ritterschlag gegeben, in diesem Fall den guten alten 'Calypso', der zwar knallerot von innen ist, aber doch einen herb-sauren Abgang hat. Und seit es so viele neue Redloves gibt, seit letztem Jahr sogar den süssen 'Jedermann's', sind die vor ziemlich genau zehn Jahren erschienenen alten Redloves ein wenig eingeschnappt ob des mangelnden Interesses, wie mir scheint. Sie haben aber keinen Grund sauer zu sein, denn gerade das – ihre Säure – macht sie perfekt für Kompott, Kuchen und Saft. Wollt ihr Äpfel verarbeiten, nehmt um Himmels Willen einen etwas sauren Apfel. Nimmt man süsse Äpfel, haben sie absolut keinen Geschmack mehr im Kuchenteig nach dem Backen, so meine Erfahrung. 'Calypso' bringt die aller-, allerschönste rote Farbe in den saftig-leckeren, gelben Kuchenteig und man schmeckt nachher nur noch einen klitzekleinen Hauch Säure in der süssen Teigmasse, und genau das ist der Erfolg meiner allseits begehrten Redlove-Kuchen!
Bild: Pflaume oder Redlove, wer ist wer? 'Trailblazer' macht 'Odysso' Konkurrenz in Sachen Rot.
Im Bild seht ihr auch ein anderes Stück Erbgut aus alten Tagen, die Zierpflaume 'Trailblazer', die das Schicksal vieler anderer alter Sorten trägt: Schwankender Ertrag und wenig Früchte in den meisten Jahren. Aber dafür sind diese der Knaller! Dieses Jahr habe ich nur vier Pflaumen ernten könnten, egal. Der kleine Baum sieht mit seinen roten Blättern wunderschön aus und vier riesige Pflaumen mit süssem Fleisch und säuerlicher Schale waren ausreichend für vier lange Momente genüsslich-kauernder Freude. Nächstes Jahr gibt es bestimmt wieder mehr.
Der Lubera-Apfel 'Fata M.' ist der zweite Goldschatz in meinem Garten. Was für ein Apfel, wow! Ich hatte das Glück, vor vielen Jahren einen Niederstamm-Baum bei Lubera kaufen zu können, der gepfropft war mit zwei Zweigen Redlove 'Calypso' und zwei Zweigen 'Fata M.'. Letztere ist nicht ohne Grund nach der Zauberin aus der Arthus-Legende benannt worden. Grosse, blonde Äpfel, knackig und fest, eine Perlenreihe von Schönheiten am Baum, dabei süss und lieblich im Geschmack mit nur einem winzigen Hauch Säure, der dafür sorgt, dass man nach 'Fata M.' süchtig werden kann. Also, 'Fata M.' ist ab sofort mein dritter, schützenswerter "Lubera-Heirloom" im Garten.
Bild: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? 'Fata M.' ist kein dürres Model, sondern eine dralle wohlgerundete Lady.
Cassissima® 'Late Night' wird auch sofort unter "Denkmalschutz" gestellt
Die Vierte im Bunde meines schützenswerten Lubera-Beeren-Erbes ist die Johannisbeere 'Late Night', die viel kleiner ist als ihre neuen Geschwister in der Cassissima-Reihe, später reift und auch noch saurer ist, also ein bisschen mehr bitteren Cassis-Geschmack hat als die neuen, pummeligen, zuckersüssen Verwandten. Ich muss gestehen, ich hatte die Gute vor Jahren schon ausgegraben und in eine wilde, ungepflegte Ecke des Gartens verbannt und sie den Vögeln überlassen. Das habe ich wieder rückgängig gemacht jetzt. Ich habe den ansehnlichen Strauch ausgegraben und zusammen mit ein paar Schaufeln Kompost wieder in den benutzen, hausnahen Gartenteil gepflanzt und ein Schutznetz herumgewickelt, damit nur ich ernten kann, nicht die gefiederten Räuber. Denn auch für Cassissima 'Late Night' gilt das Gleiche wie für Redlove 'Calypso': Zum Backen und Kochen braucht es Säure, um Geschmack in den Kuchen oder wie in diesem Fall, die Konfitüre zu bekommen! Ein Gelee oder eine Marmelade mit z.B. 'Black Marble' schmeckt nach herzlich wenig. Die Gute ist einfach zu süss, dafür aber ohne jeden Zweifel die allerbeste Top-Sorte zum Frischnaschen und Geniessen direkt vom Strauch – oder gefroren im Winter als die beste Vitaminpille der Natur, genascht beim abendlichen Krimi statt ungesunder Bonbons. Die kleine, unscheinbare und wesentlich weniger süsse 'Late Night' ist aber die beste Wahl fürs Einkochen.
Bild: Redlove 'Calypso' nimmt zusammen mit Cassissima 'Late Night' den "Geschmacks-Thron" ein. Roter Apfel und schwarze Johannisbeere kombiniert ergeben übrigens ein phantastisches Kompott!
So haben die "Alten" also weiterhin ihre Berechtigung, sollten Wertschätzung erfahren und gleichberechtigt neben den neuen Lubera-Züchtungen ihren Platz im Garten behaupten dürfen. Man kann sie ja gerne auf die "Abnahme" verpflanzen, aber sie schreddern sollte man tunlichst nicht. Man würde es irgendwann bereuen, wie ich nun weiss.
Alt gegen neu – auch bei den roten Johannisbeeren stellt sich die Frage "Sein oder Nichtsein"
Da fällt mir ein, irgendwo habe ich noch eine rote Johannisbeere "entsorgt". Ich werde jetzt mal meine Handschuhe holen, einen Eimer Kompost, und die Gute zurück ins Gartenleben holen. Sie kommt dann neben die für mich neue 'Babette', die neuerdings meine Lieblingssorte im Garten ist. Aber eigentlich ist die auch schon ein "Heirloom" seit es 'Decorette' gibt. Sollte ich mir die auch noch zulegen? Ich werde wohl mal wieder innehalten und NACHDENKEN müssen, auch wenn’s schwerfällt. Aber alles kann ich nun wirklich nicht pflanzen aufgrund von Platzmangel. Aber vielleicht finde ich ja noch was anderes, das geschreddert werden kann. Kompost braucht man ja auch immer – für das Neue und verlockend Geheimnisvolle. Wie man eine "Kauf-Abstinenz" durchhält, habe ich noch nicht herausgefunden. Ich arbeite noch daran. Bis dahin wächst der Komposthaufen fleissig weiter. ;-)