Dieses Jahr war der April zu kalt und der Mai zu dauernass hier im Norden. Zahlreiche Kübelpflanzen haben im klirrenden Februar-Frost das Zeitliche gesegnet (unter anderem meine schöne Feige, die nach so vielen Jahren des Verhätschelt- und verwöhntwerdens 2020 das erste Mal ein paar Früchte getragen hat), aber die Redlove-Blüte tröstet mich über diesen Rückschlag hinweg. Wie das Leben und das Essen, so ist es im Garten eben auch mal süsss und mal sauer. Kampf und Genuss, Niederlage und Sieg, Enttäuschung und Jubel liegen nah beieinander.
Inhaltsverzeichnis
Das Fake-Kirschblüten-Festival
Meine Redloves berauschen im Moment alle Sinne, sie haben schon diversen Starkregen-Schauern und kleineren Hagel-Einlagen standgehalten und auch die beginnende Schneckeninvasion lässt sie kalt. Sie sind mein privates "Fake-Kirschblüten-Festival", nur für mich allein und vor allem, viel schöner als Kirschblüten. Ich husche bei jedem noch so winzigem Sonnenstrahl hinaus in den Garten zum Fotografieren und beglücke täglich die Kinder, Omas und Opas, Instagram-Freunde und den Mann bei der Arbeit mit Fotos der pinken Blüten. Letzterer antwortet schon gar nicht mehr darauf und alle anderen senden nach dem zehnten Bild nur noch einen müden "Daumen-hoch", also nun müsst ihr, liebe Lubera-Freunde, dran glauben. Wer verliebt ist, muss sein Glück mit der Welt teilen, das versteht ihr doch, oder? Wer sich beim Anblick dieser rosa Pompons wieder wie 20 fühlt, kann unmöglich still (oder bescheiden) sein. ;-)
Bild: Mehr Pink geht nicht: Wieviel Äpfel soll der arme Zweig denn bitteschön tragen? ;-)
Bild: Das ganz private "Kirschblüten"-Festival im Garten: Redlove-Grazien zu Dritt unter sich
Die Redlove Apfelbäume im Detail
Also, zur allgemeinen Inspiration und zur Anlage eines privaten "Nachbarn-erstaunen-und-Freunde-neidisch-machen-noch-besser-als-Kirschblüten-Gartens":
Redlove 'Circe': Blüht am frühesten und hat die hellsten Blüten (ihre Äpfel sind auch als erstes reif und das Fruchtfleisch heller/marmorierter als andere Sorten). Sie ist eitel und will alle anderen Redloves mit ihrer Blütenfülle übertrumpfen und das tut sie auch. Sie ist das Topmodel, das alle anderen ausstechen will und alle Aufmerksamkeit auf sich lenken will. Das gelingt ihr auch immer wieder, denn mit ein wenig Abstand glaubt man, man hätte hier die Japanische Zierkirsche 'Kenzo' vor sich. Ihre rundbackigen Äpfel im August sind süss und verführerisch, mit der Redlove-typischen Säure nur dezent im Hintergrund.
Bild: Redlove 'Circe' wächst dem Himmel entgegen
Redlove 'Calypso': (bei mir in einem Bäumchen glücklich verheiratet mit der Goldbombe 'Fata M.'): Dunkelpinkfarbene Blüten, geküsst von den weissen Blüten seiner Herzensdame 'Fata M.', heben sich deutlich von den zahlreicheren und helleren der 'Circe' ab. Auch der Apfel im Herbst ist kleiner als Circe, dafür aber tief dunkelrot in der Mitte und richtig schön sauer, perfekt für leckere Torten, Kuchen und Marmeladen.
Redlove 'Odysso': Ebenfalls auffallend dunkelpinke Blüten, die verbunden mit dem zarten Neuaustrieb der rötlichen Blätter und dem eleganten Wuchs ein "Traum von einem Baum" ergeben. Später erscheinen grosse, edel geformte Äpfel mit sehr roten Innenleben, perfekt süss-sauer und für einfach alles zu haben: Frisch von Baum ein Genuss für alle Liebhaber säuerlicher Äpfel, nach zwei Wochen in einer Schale in der Stube dann auch geliebt von Menschen, die eher süssebetonte Äpfel mögen, hervorragend für Desserts und roten Saft, der zu leuchten scheint. Mein Tipp: Apfelschnitze einfrieren und im Winter halbgefroren zum Krimi abends knabbern.
Redlove 'Lollipopp': Allerliebste kleine Blüten in kräftigem Pink, später dann kleine, schnuckelige Äpfelchen mit rosa-weiss marmoriertem Fruchtfleisch, gerade richtig für Kinderhände. Und wem die Lollipops zu klein sind, betrachtet den Baum einfach nur als Zierbaum, erst mit den leuchtenden Blüten und später mit den rotglänzenden Äpfelchen, die sich irgendwann die Vögel holen.
Bild: Klein aber oho: Redlove 'Lollipop'
Redlove 'Cuckoo': Eine pinkfarbene Säule, die nun wirklich überall hinpasst, auch in den Kübel. Und sie wächst gar nicht so schnell, wie ich dachte, so dass man rote Äpfel auch im Blumenbeet stehen haben kann, sieht wirklich gut aus. Am besten mit einem "normalen" Apfel daneben, so dass jetzt im Frühling die pinken Blüten kontrastiert werden von weissen Blüten. Schneeweisschen und Rosenrot in trauter Zweisamkeit...
Redlove 'Jedermanns': Noch mehr intensiv-pinke Blüten, juchuu! Man kann niemals genug Pink im Garten haben! Schön lockerer Wuchs, elegant lange Zweige und dieses Jahr – wie es aussieht – die erste Ernte. Wer kann schon der Beschreibung im Shop widerstehen, dass dieser Apfel der wohlschmeckendste Rote von allen sein soll? Ich bin bereit für meine erste Verkostung in ein paar Monaten! Die tollen Blüten lassen viel Gutes erwarten.
Sauer macht lustig
So, nachdem ihr nun so lange all‘ dieses PINK ertragen habt, meine Lieben, geht es weiter mit...
…..noch mehr PINK. ;-)
Auftritt: Der Rhabarber 'Canada Red'. Das muss ein entfernter Verwandter der Redloves sein, denn er ist genauso strahlend rot und genauso knackig-mildsäuerlich und mit ganz viel Aroma wie seine auf Bäumen wachsenden Obst- und Wahlverwandten. Und wenn man ihn verarbeitet wird er wunderbar pink.
Bild: Der zarte, milde Rhabarber 'Canada Red' frisch aus dem Garten
Merke: Was man jetzt mit 'Canada Red' machen kann, kann man später auch mit den Redloves machen! Deswegen gibt es als Bonus für alle Pink- und Rot-Liebhaber zwei Rezepte, die ich für euch (na ja, hauptsächlich für mich, räusper, räusper…) aus Dänemark mitgebracht habe. Im Teil 2 geht es dann weiter mit den Rezepten, die ihr – so viel sei verraten – lieben werdet: Ein süsses und ein saures Gericht, passend zum Leben, zur Laune und zum wechselhaften Wetter.