Ein Schulgarten hält für kleine Kinder im Vorschulalter und in der Grundschule viele Möglichkeiten bereit mit Tieren und Pflanzen in Kontakt zu kommen, sie zu beobachten und sie aus der Nähe kennenzulernen. Der Umgang mit Naturmaterialien ist ideal, um Sinneseindrücke zu sammeln, Interesse an Neuem zu wecken und Abscheu gegenüber Unbekanntem zu überwinden. Die Kinder können auf einem naturnahen Schulhof und in einem Erlebnisgarten sämtliche Sinne einsetzen, um die Natur im sicheren Umfeld zu erforschen und lernen ihre Erfahrungen zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
Motivation nutzen
Ab dem vierten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Gedächtnis, sammeln Allgemeinwissen und beginnen logisch zu denken. Sie erkennen Formen, Farben und Muster und beginnen Fragen zu stellen. Dabei lernen sie durch Beobachten und eigenes Tun. Zum Kindsein gehören die Neugierde und der Wunsch, alles auszuprobieren, zu forschen und zu entdecken. Kinder im Kindergarten, der Vorschule und im Grundschulalter sind leicht für die Natur zu begeistern, weil sie mit allen Sinnen gleichzeitig erfahren werden kann.
Weitere Gartenbuchtexte zum Thema Schulgarten:
- Schulgarten Teil 1: Geschichte, Praxis und Zukunft
- Schulgarten Teil 2: Der Nutzen von Schulgärten
- Schulgarten Teil 3: Ganz einfach und flexibel
- Schulgarten Teil 5: Shulgarten für die Sekundarstufe I
- Schulgarten Teil 6: Schulgärten für die Sekundarstufe II
Naturnaher Schulhof
Viele Kinder wachsen heute fern der Natur auf. Dass sie während ihrer Freizeit im Freien spielen, ist eine Ausnahme. Asphaltierte und betonierte Fläche auf dem Schulgelände machen den Aufenthalt im Freien nicht attraktiver. Ein naturnah gestaltetes Aussengelände am Kindergarten bzw. ein naturnaher Schulhof bieten Kindern viele Möglichkeiten für Bewegung und Spiel, soziale Kontakte, aber auch Rückzugsmöglichkeiten für die Erholung und er ermöglicht Naturerfahrungen. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Erlebnismöglichkeiten.
Natürliche Elemente im Aussengelände bringen die Kinder mit der Umwelt spielerisch in Kontakt, helfen beim Stressabbau und bauen Aggressivität ab. Gleichzeitig sorgen sie auch noch für ein besseres Kleinklima und fördern die Artenvielfalt. Eine Wildblumenwiese, Hecken mit einheimischen Blütensträuchern und ein Bachlauf oder Teich legen den Grundstein für ein Biotop am Schulgebäude. Grosse Steine und Baumstämme laden zum Klettern, Balancieren oder darauf Reiten ein. Ein Weidenzaun oder ein Weidenzelt sind lebendiger Sichtschutz und bieten sich zum Spielen und Toben an. Dazu können Benjeshecken, Trockensteinmauern oder Steinhaufen angelegt werden. Nistkästen für Vögel und Fledermäuse, Insektenhotels und Futterhäuschen können die Kinder im Unterricht selbst herstellen. Die Kinder sehen beim Spielen das Spriessen von Gräsern und Blattknospen im Frühjahr. Sie können zarte Weidenkätzchen streicheln, den wechselnden Blumenflor bewundern und Insekten an den Blüten beobachten. Sie entdecken Käfer, Schmetterlinge, Grashüpfer und andere kleine Tiere.
Bild: In der Schulgemeinde Sevelen (Schweiz/St. Gallen) wurde eine Trockenmauer errichtet.
Garten der Sinne
Jüngere Kinder können am besten in einem Erlebnisgarten an die Natur herangeführt werden. Sie lernen spielerisch beim Graben, Pflanzen, Säen, Ernten und Basteln mit Naturmaterialien. Ein Garten zum „Begreifen“ und „Erfassen“ enthält Elemente, die sich grobmotorisch und feinmotorisch erleben lassen. Baumstämme und grosse Steine eignen sich zum Balancieren ebenso wie zur Erforschung ihrer Oberflächenstruktur. Ein Klassiker für den Garten der Sinne ist der Barfusspfad. Auf ihm ertasten nackte Füsse den Untergrund. Gras, Rindenmulch, Flusskiesel, Holzbohlen, Baumscheiben, Sand oder Moos, Betonplatten, Pflastersteine oder Kalksandstein sind bekannte Füllungen für die verschiedenen Wegelemente. Denkbar sind auch Felder mit Kork, Getreidespelzen, Laub, Stroh und vielen anderen Materialien. Der Pfad kann sehend oder mit verbundenen Augen begangen werden und bietet harte und weiche, warme und kalte, trockene und feuchte Untergründe. Ein Duftgarten mit Blumen und Kräutern, Gemüsebeete und ein Obstquartier sprechen Nase und Gaumen an. Mit Windspielen, Klanghölzern und Gras-Trompeten wird der Garten Sinne auch zum Klanggarten.
Pflanzen für sonnige und schattige Ecken, Wildblumen und Kulturpflanzen zeigen die Vielfalt in der Natur. Hier fühlen sich zahlreiche kleine Tiere wohl, die genau unter die Lupe genommen werden können. Nisthilfen für Vögel und Wildbienen laden zum Beobachten ein.
Bild: Der Lebensturm bietet vielen verschiedenen Lebewesen ein Zuhause.
Pflanzen im Erlebnisgarten
Für Frühjahr bis zum Herbst kann der Erlebnisgarten Inspiration und Material liefern. Bleibende und wechselnde Elemente halten sich die Waage. Für die Umsetzung können Bodenbeete oder Hochbeete angelegt werden. Vieles lässt sich aber auch in einem Kistengarten umsetzen, der nach Ende des Projekts wieder abgebaut werden kann (siehe Schulgarten – ganz einfach und flexibel).
Die Grundbepflanzung im Kräutergarten bilden mehrjährige Heil- und Gewürzpflanzen wie Liebstöckel, Estragon, Zitronenmelisse, Oregano, Thymian, Salbei und Rosmarin. Ergänzt werden sie durch ein- und zweijährige Arten wie Petersilie, Schnittlauch und Basilikum.
Bild: Ein Kräutergarten lässt sich hervorragend in einer Kräuterschnecke anlegen.
Für den Gemüsegarten eignen sich vor allen schnellwachsende und unkomplizierte Arten mit grossen Samen oder Sorten, die als Saatband erhältlich sind. Diese können von den Kindern am besten ausgesät werden. Radieschen, Bohnen, Erbsen und Schnittsalat werden direkt in die Gemüsebeete gesät. Gurken, Tomaten und anderes Fruchtgemüse muss in kleinen Töpfen vorgezogen werden. Mehrjährige Salatpflanzen wie Rauke, Hirschhornwegerich, Sauerampfer und Blutampfer oder Meerrettich, Artischocken und Bärlauch sind weniger bekannte mehrjährige Gemüsekulturen und darum für den Erlebnisgarten besonders spannend. Interessant ist auch der Anbau von verschiedenfarbigen Kartoffeln im Beet, im Kartoffeltopf, im Sack oder im selbstgebauten Kartoffelturm.
Der Obstgarten bietet viele Möglichkeiten: Erdbeeren, Johannisbeer- oder Heidelbeersträucher und dornenlose Brombeeren und Himbeeren benötigen nicht viel Platz. Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen sind als Zwerg-Obstbäume oder Niederstämme erhältlich. Sie können kinderleicht vom Boden aus abgeerntet werden. Viele moderne Sorten eignen sich auch für die Kübelkultur. Obstgehölze können mit wenig Arbeitsaufwand über eine automatische Bewässerung mit Wasser versorgt werden.
Beim Ziergarten sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Blütensträucher, Wildblumen, Stauden und einjährige Sommerblumen können in eigenen Beeten oder zwischen den einzelnen Gartenbereichen stehen. Beginnend mit den Winter- und Frühjahrsgeophyten (Winterling, Schneeglöckchen, Tulpen, Narzissen) bis hin zu den sommerblühenden Knollenpflanzen (z. B. Dahlien, Knollenbegonien) und Stauden bietet der Gartenhandel eine grosse Auswahl an mehrjährigen Blütenpflanzen. Ökologisch wertvoll sind Wildblumenmischungen aus ein- und zweijährigen Arten, die für den betreffenden Standort (sonnig - schattig, trocken - feucht) passend ausgewählt sind.
Bild: Wenn die Schule eine grosse Wiese hat, kann auch eine Obstbaumwiese angelegt werden.
Material für den Unterricht
Der Erlebnisgarten lässt sich gut erforschen. Wie sehen die Samen verschiedener Pflanzen aus? Welche Blüten duften? Wo leben Schnecken? Wer frisst die Blattläuse? Welche Pflanzenteile sind Obst oder Gemüse? Was wächst über und was unter der Erde? In einem naturnahen Garten können die Kinder Kleines und Grosses entdecken. Sie erleben die Vielfalt hautnah.
Laub, getrocknete Beeren, Zweige, Moos, Steine und Zapfen sind gute Bastelmaterialien. Aus ihnen lassen sich Collagen gestalten, Männchen und Tiere basteln oder Bodenbilder legen. Mandalas aus Naturmaterialien haben nur eine kurze Lebensdauer vermitteln aber dem Erschaffer und dem Betrachter viel Freude. Solche Naturbilder sehen in jedem Garten und zu jeder Jahreszeit anders aus.
Mit aufstellbaren oder hängenden Rahmen kann eine „Pflanze der Woche“ oder das „Panorama des Tages“ hervorgehoben werden und den Blick des Betrachters in eine bestimmte Richtung lenken.