Ein Schulgarten eröffnet viele Möglichkeiten für den Unterricht, erfordert aber auch kontinuierliche Pflege. Bei der Neuanlage eines Gartens muss darum geklärt werden, wird sich um das Giessen, Jäten, Säen und Ernten kümmert und in den Ferien diese Arbeiten übernimmt. Dabei muss ein Schulgarten aber nicht zu einer langjährigen Verpflichtung werden. Ein mobiler Kistengarten, Square Gardening, vertikales Gärtnern und andere Ideen aus dem Gärtnern in der Stadt (Urban Gardening) lassen sich als saisonale Projekte planen und eignen sich gut als kostengünstiger Einstieg in die Schulgartenarbeit.
Inhaltsverzeichnis
Gärtnern ohne Garten
Die ursprüngliche Idee des Gärtnern in der Stadt war die lokale Versorgung der Stadtbevölkerung mit frischem Obst und Gemüse zu einer Zeit als sie noch nicht gekühlt transportiert werden konnten und oft verdarben. Heute ist die lokale Produktion von Lebensmitteln ein wichtiger Beitrag zu einem nachhaltigen Leben. Weil vor Ort produziert, konsumiert und recycelt wird, verkürzen sich Transportwege, was den CO2-Ausstoss reduziert. Gleichzeitig werden der Anbau lokalhistorischer Sorten, regionale Spezialitäten und Traditionen gefördert. Da im städtischen Raum kaum gewachsener Boden für die Bewirtschaftung zur Verfügung steht, haben sich verschiedene alternative Anbaumethoden entwickelt, die eine gemeinschaftliche Nutzung mit Arbeitsteilung ermöglichen, auf versiegelten Flächen genutzt werden können und zum Teil so mobil sind, dass sie schnell auf- und wieder abgebaut werden können:
- Gemeinschaftsgarten (Community Gardens)
- Interkulturelle Gärten
- Kleingarten (Schrebergärten)
- Guerilla Gardening
- Dachgarten
- Permakultur
- Vertikale Landwirtschaft
- Aquaponik
- Kartoffeltonne / Kartoffelturm
- Hochbeete
- Kistengärten
- mobile Kübelgärten
Die Prinzipien des urbanen Gärtnerns liefern Anregungen für die Nutzung eines Schulgartens, der nur wenig Arbeitsbelastung und nur eine vorrübergehende Verantwortung für die Lehrkräfte mit sich bringt. Für einige Schulen ist eine Beteiligung an einem Gemeinschafts- oder Interkulturellem Garten in der Nähe möglich oder vielleicht sogar die Gründung eines solchen auf dem Schulgelände denkbar. Oder durch die Kooperation mit einem Kleingartenverein kann eine Schrebergartenparzelle genutzt werden. Dadurch können die Lehrkräfte viel Arbeit und Verantwortung für die Pflege an die Gemeinschaft abgeben.
Nahezu überall können auf befestigten Flächen Pflanzen in Kübeln, Kästen und Hochbeeten gepflanzt werden. Durch sie ist auch ohne Umbaumassnahmen auf fast jedem Schulgelände die Anlage eines Schulgartens möglich.
Weitere Gartenbuchtexte zum Thema Schulgarten:
- Schulgarten Teil 1: Geschichte, Praxis und Zukunft
- Schulgarten Teil 2: Der Nutzen von Schulgärten
- Schulgarten Teil 4: Schulgärten für Kindergärten und Grundschulen
- Schulgarten Teil 5: Schulgarten für die Sekundarstufe I
- Schulgarten Teil 6: Schulgärten für die Sekundarstufe II
Geeignet sind dafür alle ungenutzten Flächen in Randbereichen oder z. B. auf Dachterrassen. Ein grosser Vorteil solcher Systeme ist, dass die gesamte Bodenpflege entfällt. Gewachsener Boden muss ständig mit Pflanzen bedeckt sein, bewässert oder bearbeitet werden, um die Zahl an Samen- und Wurzelunkräutern zu reduzieren und die Bodengare zu erhalten. Bei Kistengärten, Hochbeeten und Co. ist das nicht notwendig. Mit Hilfe einer automatischen Bewässerung bieten die Systeme darum ein optimales Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen für Schulprojekte. Sie sind dafür aber nur begrenzt für eine nachhaltige Permakultur oder die Anlage eines naturnahen Gartens geeignet.
Bild: Es gibt verschiedene Projekte für einen Schulgarten. In der Schulgemeinde Sevelen gibt es eine Trockenmauer im Schulgarten.
Kleine Projekte
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Schulgarten auch mit wenig Platz anzulegen.
Mini-Gärten
Mini-Gärten oder Mini-Landscapes sind Miniatur-Landschaften, die aus Erde, Sand, Steinen und echten Pflanzen gestaltet werden. Mit Moosen, Gräsern, Sukkulenten und kleinblättrigen Sträuchern werden in Obstkisten oder Pflanzgefässen kleine Gärten mit Beeten, Wegen und Terrassen angelegt.
Gut geeignet für die Anlage von Minigärten sind die kleinen Obststiegen, in denen zum Beispiel im Supermarkt Mandarinen oder Erdbeeren angeboten werden. Die bekommen eine Einlage aus Bewässerungsvlies oder einer Folie mit kleinen Löchern. Diese hilft Wasser zu halten ohne das Staunässe entsteht. Dann wird die Kiste mit Blumenerde gefüllt. Bepflanzt wird der Garten in der Kiste mit Stecklingen von Rosmarin, Thymian, Japanischer Stechpalme, Harlekinweide und anderen kleinblättrigen Gehölzen. Sedum-Arten und Hauswurz sind ebenfalls gut geeignet. Zur Dekoration werden Wege und Plätze aus Holzscheiben, Steinen oder Sand angelegt. Holzstücke und andere Naturmaterialien runden die Optik ab. So entstehen Miniatur-Gärten und zauberhafte Feenlandschaften, die mit kleinen Figuren von Menschen, Tieren und Zauberwesen bevölkert werden können.
Solche Mini-Landschaften sind Schulgärten-to-Go. Sie können in der Schule gestaltet und gepflegt werden und werden nach Abschluss des Projekts von den Kindern mit nach Hause genommen.
Kistengärten
Je länger ein Produkt in Gebrauch ist, desto nachhaltiger ist es. Obststiegen und alte Weinkisten lassen sich als Pflanzgefässe weiterverwenden. Mit Folie oder einem Vlies ausgelegt, können sie mit Kultursubstrat, Kräuter- oder Gemüseerde befüllt werden. Darin lassen sich alle Arten von Kräutern, Blatt- und Fruchtgemüse heranziehen. Für Wurzelgemüse wie Möhren und Rettich werden höhere Kisten benötigt. Diese können zum Beispiel aus dem Holz alter Einweg-Paletten gezimmert werden.
Kistengärten eignen sich gut für erste Experimente mit Pflanzen. Die Kinder können ausprobieren, wie sich Pflanzabstände und Saattiefe auf die Knollenbildung bei Radieschen auswirken oder testen, wie Pflanzen auf einen sonnigen oder schattigen Platz reagieren. Auch gezieltes Wässern oder Düngen ist möglich, um den Nährstoffbedarf von Gemüsepflanzen zu bestimmen. Auch Vergleiche zwischen der Verdunstung bei verschiedenen Pflanzen und freiem Boden können im Kistengarten gemacht werden.
Ein Kistengarten kann für eine Saison vom Frühjahr bis zu den Sommerferien angelegt werden. Werden die Kulturen so ausgewählt und geplant, dass sie bis Ende Juni/Juli erntereif sind, können die Schülerinnen und Schüler die Ernte vor den Ferien mit nach Hause nehmen. Danach kann der Garten abgebaut und gut erhaltenes Material für das nächste Jahr eingelagert oder an die Kinder oder Lehrkräfte zur weiteren Verwendung abgegeben werden.
Kartoffelturm, Kartoffelpyramide oder Kartoffelsack
Für den Anbau von Kartoffeln gibt es viele verschiedene Anbausysteme, die kein Beet erfordern. Entweder werden die Kartoffeln in mehreren Schichten übereinander in einem Kartoffelturm aus Draht ausgelegt und wachsen dann an den Seiten aus dem Turm heraus. Oder die vorgekeimten Kartoffeln werden in einem Gefäss ausgelegt und mit einer Schicht Substrat abgedeckt. Sobald die Triebe 10 bis 15 cm hoch sind, wird eine weitere Schicht Substrat aufgefüllt, sodass nur die Triebspitzen der Pflanzen aus der Erde schauen. Bei Kartoffelsäcken werden im Laufe der Zeit die Ränder des Sacks immer weiter nach oben gezogen bis der Sack ganz voll ist. Bei selbstgebauten Türmen aus Holzrahmen oder Autoreifen, werden die Türme durch das Auflegen weiterer Elemente höher. Da sich an den unterirdischen Stängelabschnitten Seitentriebe mit Knollen bilden, wird der Ertrag mit jeder Erdschicht, die aufgebracht wird, grösser. Bei einer Kartoffelpyramide werden drei Rahmen unterschiedlicher Grösse versetzt aufeinandergestapelt und mit Erde aufgefüllt. Im Vergleich zum klassischen Anbau auf dem Kartoffelacker bringen diese Varianten des vertikalen Gärtnerns einen grösseren Ertrag. Im Beet können pro Quadratmeter 3 bis 4 kg, im Kartoffelturm etwa 5 kg und in der Pyramide 6 bis 7 kg Kartoffeln geerntet werden. Im Schulgarten können unterschiedliche Varianten des Kartoffelanbaus mit verschiedenen Kartoffelsorten getestet werden.
Square-Foot-Gardening
Beim Square-Foot-Gardening werden Rahmen mit einem quadratischen Raster gebaut, in dem gepflanzt wird. Das Raster hat üblicherweise eine Weite von 30 x 30 cm bzw. einem englischen Fuss (1 ft = 30,48 cm) wodurch sich der Name selbst erklärt. Die Beete sind mit einem Raster von maximal 3 x 3 Feldern so bemessen, dass sie leicht von aussen bearbeitet werden können und es nicht nötig ist, hineinzutreten.
Das Beet besteht aus einem Holzrahmen, der auf den Boden gelegt wird. Auf ein Unkrautvlies oder ein Bewässerungsvlies wird ein geeignetes Substrat aufgebracht. Mit schmalen Holzleisten oder gespannten Schnüren wird das Raster markiert. In jedes Feld des Rasters kommt dann eine andere Gemüse-, Kräuter- oder Blumenart.
So viel Platz ist in einem Square-Foot-Beet (Beispiele):
- 1 Gurke
- 1 Tomate
- 1 Paprika
- 1 Oregano
- 1 Salbei
- 1 Blumenkohl
- 2 Petersilie
- 2 Mais
- 4 Kopfsalate
- 4 Kartoffeln
- 4 Erdbeeren
- 4 Kohlrabi
- 4 Knoblauch
- 9 Erbsen
- 16 Steckzwiebeln
- 16 Karotten
- 16 Radieschen
Das Gärtnern im Quadrat ist einfach und bringt auf kleiner Fläche einen guten Ertrag. Das System wurde in den 1980er Jahren in den USA entwickelt. Die Rahmen können nach der Ernte demontiert und das Holz der Rahmen eingelagert werden.
Auf kleiner Fläche können Schülerinnen und Schüler die Vielfalt der Kulturpflanzen erleben und verschiedene Aromen kennenlernen. Bei einer ganzjährigen Kultur kann vom Frühgemüse bis zum überwinternden Grünkohl alles im Quadratbeet angebaut werden.
Bild: Nicht nur Gärten sind Bestandteil des Schulgartens in Sevelen. Auch Insektenhotels haben die Kinder gebastelt.
Dauerhafte Gartenanlagen
Die Kultur von Beerensträuchern, Obstbäumen oder mehrjährigen Gemüsepflanzen wie Spargel, Rhabarber oder Ampfer erfordert eine ganzjährige Pflege. Die Anlage eines vollständigen Nutzgartens ist aber nicht unbedingt notwendig, weil es heute zahlreiche Sorten gibt, die in Kübeln kultiviert werden können. Spalierobst kann zur Fassadenbegrünung und Beerensträucher können als Heckenpflanzen verwendet werden. Mit Gefässen entsteht ein mobiler Garten auf dem Schulhof der nur wenig pflegeintensiv sind.
Mobile Gärten
In Balkonkästen, Kübeln, Wannen, Schalen, Trögen und Maurerbottichen können Beerensträucher, Säulenobst und Gemüse kultiviert werden. Eine automatische Bewässerung minimiert den Pflegeaufwand während der Sommerferien. Wie beim Kistengarten und beim Square-Foot-Gardening entfällt die Bodenpflege. Unkraut und schädliche Bodenpilze stellen kein Problem dar. Dafür müssen die Pflanzen alle 2 bis 4 Jahre in frische Erde umgetopft werden. Unabhängig von der Bodenqualität ist es möglich ein umfangreiches Sortiment an interessanten Nutzpflanzen zu zeigen. Das Reifen von Obst und Gemüse der Saison kann von den Schülerinnen und Schülern live und über das gesamte Jahr hinweg erlebt werden.
Theoretisch kann der mobile Garten bei Bedarf umziehen. Sein Hauptvorteil liegt aber darin, dass er auch auf versiegelten Flächen angelegt werden kann. Es können sogar die Dächer von Fahrradkellern oder Garagen genutzt werden, wenn sie leicht zugänglich und gegen Absturz gesichert sind. Das Pflanzensortiment kann nach und nach erweitert werden, ohne dass neuer Boden urbar gemacht werden muss.
Vertikal Gardening
Beim vertikal Gardening werden Wände und Mauern bepflanzt oder genutzt, um Gefässe an ihnen aufzuhängen. Eine einfache Variante ist leicht aus Abwasserrohren selbst zu bauen. In die Rohre werden Löcher gefräst, die bepflanzt werden können. In das Rohr kommt ein geeignetes Substrat und die Enden werden mit Rohrkappen verschlossen. An Ketten, Stahlseilen oder Halterungen werden die Rohre dann an einer Mauer befestigt. Mit Hilfe von Regenwasser aus einer Zisterne und Tropfschläuchen kann das System automatisch bewässert werden. Eine andere Möglichkeit ist, Blumenkästen in Gestelle aus Einweg-Paletten einzusetzen. Im Handel sind fertige Systeme mit hängenden Taschen, Gestellen zum Einsetzen von Töpfen oder vertikale Hochbeete erhältlich. Der Vorteil des vertikal Gardening ist der geringe Flächenbedarf am Boden.
Hochbeete
In einem Hochbeet kann die gesamte Vielfalt an Gemüse und Kräutern angebaut werden. Es kann auf versiegelten Flächen aufgestellt werden, man muss sich bei der Gartenarbeit oder beim Zeigen der Kulturen nicht bücken und durch den Aufbau sind die Pflanzen vor Wühlmäusen und Schnecken geschützt. Die Beete sind als Bausätze erhältlich, können aber auch aus imprägniertem Holz selbst gebaut werden. Transparente Fenster in den Seiten geben ganz besondere Einblicke in die Schichtung und die Durchwurzelung.
Die Füllung eines Hochbeets besteht aus mehreren Schichten von mehr oder weniger stark zersetztem organischem Material, das durch Verrottung Wärme und Nährstoffe freisetzt. Dadurch sind die Pflanzen gut versorgt und die Kulturzeit im Herbst verlängert sich, weil der Boden länger ausreichend warm ist. Ganz nach unten kommt eine 30 cm dicke Schicht aus grobem Baum- und Strauchschnitt, dann 15 bis 20 cm gehäckselte Äste, Laub und Rasenschnitt, 20 cm reife Komposterde und zum Bepflanzen ganz nach oben 20 cm Gemüseerde oder Mutterboden.
Bodenbeete
Für einen Nutzgarten mit ein- und zweijährigen Kräutern und Gemüsebeeten reicht eine Fläche von 30 bis 40 Quadratmetern aus, um die Saisonalität von heimischen Gemüsearten und Nutzpflanzenvielfalt zu zeigen. Steht mehr Platz zur Verfügung können auch Beerenobst und Obstbäume gepflanzt werden.
Bild: Eine Möglichkeit für das Anlegen eines Kräuterbeets ist eine Kräuterschnecke.
Die Grundlage für die nachhaltige Pflege eines klassischen Nutzgartens ist eine gute Bodenpflege. Durch gezieltes Düngen, Umgraben, Hacken, Wässern und Bepflanzen, wird die Bodenfruchtbarkeit auf Dauer erhalten. Eine gute Krümelstruktur, ein gutes Wasserhaltevermögen und ein aktives Bodenleben gehen Hand-in-Hand. Es bietet sich an mit den Schülerinnen und Schülern Bodenproben zu nehmen und sie physikalisch (Fingerprobe, Schlämmprobe) und chemisch (pH-Wert) zu untersuchen. Auch kleine Bodenlebewesen können gefangen und bestimmt werden.
Durch das Kompostieren von Gartenabfällen wird organisches Material (Laub, Erntereste, Rasenschnitt) zum Düngen und Mulchen recycelt. Nisthilfen für Nützlinge, Blühpflanzen als Nahrungsquelle für Bienen, Schwebfliegen und Florfliegen, sowie Winterquartiere für kleine Tiere erhöhen den ökologischen Wert der Gartenfläche und erleichtern den biologischen Anbau.