Süss-Sauer: Das passt perfekt zum Paradies. Denn genau diese Ambivalenz zeichnet ja den Paradiesgedanken aus: Die süssen paradiesischen Zustände unter der ständigen Drohung, aus dem Paradies verrieben zu werden. Die Schlange, die sich hinter dem süssen Apfel versteckt.
Süss-sauer: Wir haben versucht, das Thema in einem der Ippenburger Paradiesgärtlein darzustellen, es in die Sprache unserer Pflanzen zu übersetzen. In der Mitte der süsseste unserer gelben Bionda-Äpfel, Bionda Marilyn. Schon die Person hinter dem Namen war ja die personifizierte Versuchung. Jedenfalls für Männer.
Dann darunter eine der vermeintlich langweiligsten und sauersten Pflanzen in unserem Sortiment: Rhabarber. Die geben nun mit Ihren grossen Blättern eine leicht gewellte Unterbepflanzung ab. Ein grünes Meer. Vorne, rechts und links des Eingangs, zwei Livingstone Herbstrhabarber, mit ihrem gigantischen Wuchs, die auch im Herbst noch grün und knackig sein werden.
Aber ist das auch wirklich nachhaltig, wird der Hochstamm nicht viel zu gross werden? Nun, genau das wollen wir ja gärtnerisch ausprobieren. Geplant ist, den Hochstamm mit einer Flachkrone (wie eine Platane ) zu erziehen. Dadurch werden die Äste viel früher in Ertrag kommen und wird auch das Wachstum begrenzt bleiben. Und mit dem bisschen Schattenwurf, damit können ja die Rhabarber eh problemlos umgehen.
Bis es aber so weit ist, bis der Hochstamm auch einen nennenswerten Schatten werfen wird, kombinieren wir die Rhabarber unten mit Delidahlien, die nun mit den ersten Blüten aus dem Rhabarbermeer schiessen. Auch eine Kombination, die wir hier in Ippenburg zum ersten Mal ausprobieren und die auch perfekt funktioniert. Voraussetzung ist, dass man bei den Dahlien keine Knollen pflanzt, sondern im Mai schon relativ hohe Grünjungpflanzen einsetzt; diese sind dann schon genügend hoch, so dass sie den Schnecken problemlos davonwachsen und auch die Höhe gewinnen können, die ihnen oberhalb des Rhabarberniveaus einen Platz an der Sonne garantiert. Umgekehrt wird der Rhabarber im Sommer und Herbst keine allzu grossen Probleme mit den dominanten Dahlien haben.
Vielleicht werden so die Rhabarber zu einer wertvollen Alternative zu Hosta. Will man sie im Sommer und Herbst von anderen, blütenattraktiven Stauden zuwachsen lassen, wählt man die klassischen Frühjahrsrhabarber wie Himbeerrot oder Valentine. Falls ein stärkerer Wuchs gewünscht ist, auch Early Green. Und falls man den ganzen Sommer und Herbst über ein grünes Blättermeer wünscht, dann bietet sich der neue Herbstrhabarber Livingstone an. Sowohl bei Hosta als auch beim Rhabarber ist es aber immer wünschenswert, dass daneben oder darüber oder dahinter eine Pflanze steht, die die schöne und süsse Seite der Versuchung zeigt …