Übrigens: Im Gartenbuch findet ihr auch einen Artikel zum Gegenthema: Hilfe, unser Obstbaum trägt nicht. Dort versuchen wir, 10 Gründe aufzuzeigen, warum Obstbäume keine Früchte tragen. Hier in diesem Artikel zeigen wir 5 passende Gegenstrategien auf, damit eure Obstbäume mehr Früchte tragen. Mit diesem Wissen versorgt, müsst ihr dann nur noch Obstbäume pflanzen: In unserem Shop in der Kategorie Obstbäume sind nicht weniger als 500 Sorten erhältlich.
Inhaltsverzeichnis
- Ein bisschen Theorie
- Das Konkurrenzgesetz
- Das Gesetz der Apikaldominanz
- Die Folgerungen
- 7 Massnahmen für mehr Fruchtertrag
- 1. Nicht schneiden
- 2. Lieber wenige große statt viele kleine Schnitte
- 3. Sommerschnitt
- 4. Wurzelschnitt
- 5. Nicht düngen
- 6. Äste runterbinden
- 7. Bonustipp: Äste herunterbinden ohne Einschnitt
3 Praxistipps für mehr Fruchtertrag
- Weniger schneiden – Schnitt fördert Wachstum. Möglichst gar nicht oder nur selten und gezielt schneiden, besonders bei älteren Ästen.
- Nicht düngen – Zusätzlicher Dünger führt zu mehr Wuchs statt zu mehr Blüten. Ein eingewurzelter Obstbaum braucht im Normalfall keine Düngung.
- Äste herunterbinden – Steil wachsende Äste binden, damit sie flacher stehen. Flache Äste setzen schneller Blütenknospen an und tragen mehr Früchte.
Zusammenfassung
Wer will schon nicht mehr Früchte ernten? Der Fruchtertrag von Obstbäumen hängt stark vom Gleichgewicht zwischen vegetativem Wachstum (Triebe, Blätter, Äste) und generativem Wachstum (Blüten, Früchte) ab. Zu viel Schnitt, Dünger oder Energie im Wuchs führen fast immer zu weniger Früchten. Ziel ist daher, das Wachstum zu bremsen und die Bildung von Blütenknospen zu fördern, damit wir mehr Früchte ernten.
Mehr Früchte ernten – ein bisschen Theorie
Die Obstbaumphysiologie, also wie genau ein Apfel- oder Birnbaum funktioniert, wie sich die verschiedenen Organe – Blätter, Triebe, Blüten, Früchte und Wurzeln – gegenseitig beeinflussen, ist ein riesiges Wissens- und Forschungsgebiet. In neuerer Zeit wird auch erforscht, wie Obstbäume auf Krankheiten und tierische Schädlinge reagieren, wie sie ihre Abwehr aktivieren und allenfalls auch andere Obstbäume über Gefahren informieren.
In diesem Artikel geht es aber um die klassischen Wissensbereiche der Obstbaumphysiologie: das Verhältnis von vegetativem Wachstum (Triebe, Äste, Blätter) und generativem Wachstum (Fruchtansatz). Letztlich lassen sich die Kernerkenntnisse in zwei Wachstumsgesetzen zusammenfassen:
Das Konkurrenzgesetz
Triebwachstum und Fruchtansatz stehen in Konkurrenz zueinander. Viel Wachstum bedeutet weniger Fruchtansatz. Und viel Fruchtansatz führt zu weniger Triebwachstum.
Das Gesetz der Apikaldominanz
Triebe, die weiter oben wachsen oder steiler ansetzen und nach oben zeigen, wachsen stärker. Flache Triebe wachsen weniger stark – und setzen eher Blütenknospen an.
Mehr Früchte ernten – die Folgerungen
Daraus kann man unschwer ableiten, was wir tun müssen, um das Ziel, mehr Früchte ernten, zu erreichen. Wir können die Blütenknospendifferenzierung nur schlecht direkt beeinflussen – das muss der Obstbaum schon selber tun. Übrigens bereitet er die Blütenknospen im Sommer des Vorjahres vor, irgendwann zwischen Juli und September, also lange bevor wir im nächsten Jahr die Blüten und Früchte sehen.
Was wir aber beeinflussen können, ist das vegetative Wachstum: Je mehr wir es beschränken und unter Kontrolle bekommen, desto mehr Früchte werden angesetzt. Und im Gegenzug führt ein stärkerer Fruchtansatz – und die vom Baum in die Blüten und Früchte investierte Energie – zu einem beschränkten Triebwachstum.
7 Massnahmen, damit wir mehr Früchte ernten
(Die Frage der Befruchtung, der notwendigen oder nicht notwendigen Befruchtersorten, klammern wir hier aus. Dazu gibt es einen separaten Gartenbuch-Text: Die Bestäubung und Befruchtung bei den wichtigsten Obstarten.)
1. Nicht schneiden
Das klingt zunächst einmal kontraintuitiv: Wie soll ich bitte das Wachstum bekämpfen, wenn nicht mit Schnitt? Jeder Obstgärtner muss aber lernen (und lernt es auch schnell), dass Schnitt grundsätzlich zu mehr Wachstum führt.
Es ist logisch: Ich entferne Pflanzenorgane und Triebe – im nächsten Frühjahr wird der Obstbaum umso mehr wachsen, um den Rückschnitt wieder aufzuholen, zur alten Größe zurückzukehren und sie möglichst noch zu übertreffen. Der Obstbaum scheint das Wachstum regelrecht zu priorisieren: Wenn er ein Energieüberschuss hat, setzt er diesen zunächst in Wachstum um – und zwar bei jüngeren Bäumen umso stärker. Erst kurz vor dem Ende, im Sterben, scheinen die Prioritäten zu wechseln: Der sterbende Obstbaum macht noch einmal sehr viele Blüten, um seine Gene weiterzugeben.
Der Widerspruch ist einfach zu akzeptieren: Möglichst nicht zu schneiden, ist eine der besten Maßnahmen gegen zu starkes Triebwachstum. Wir warten einfach ab, dass die Äste älter werden – und greifen dann schneidend erst ein, wenn das vegetative Wachstum gegen null tendiert.
2. Lieber wenige große statt viele kleine Schnitte
Nun, das Leben und der Garten nicht auf absolut geltenden Gesetzen. Und so kommen wir irgendwann ums Schneiden nicht herum – spätestens dann, wenn der Nachbar unter Androhung des Liebesentzuges einen kleineren Grenzbaum fordert.
Was ist dann zu tun? Bitte ‘gross’ schneiden und nicht kleinklein. So wenig wie möglich Schnitteingriffe machen, diese aber so grundlegend wie möglich. Große Äste zu entfernen ist viel besser, als in 100 Schnitten kleine Wasserschosse zu entsorgen. Aus einem großen Schnitt folgt entweder gar nichts oder ein bis zwei Austriebe – aus 100 Schnitten entstehen 300 neue Äste.
3. Sommerschnitt
Zum Thema Sommerschnitt wir schon Artikel geschrieben. Jedenfalls besteht eine weitere Möglichkeit des wachstumsdämpfenden Schnitts darin, nicht in der Vegetationspause das Messer und die Säge zu anzusetzen, sondern im Sommer – gerade nach der Ernte oder allenfalls schon während der Ernte – Äste herunterzuschneiden.
Auch hier gilt: möglichst wenig und dafür groß schneiden. Beim Sommerschnitt profitieren wir zusätzlich davon, dass wir Blattwerk entfernen und damit die Assimilation und die Reserveeinlagerungen reduzieren. Sommerschnitt schwächt über das Jahr die Kräfte des Obstbaums – er investiert weniger ins Triebwachstum.
4. Wurzelschnitt
Das ist die brachialste Methode der Fruchtförderung. Wir schneiden ca. 100–200 cm vom Baum entfernt möglichst viele – vor allem dickere – Wurzeln ab (kann auch nur auf einer Seite des Wurzelkranzes geschehen). In der Folge wird die Aufnahmekapazität des Baumes eingeschränkt. Er leidet unter Stress – und setzt mehr Blüten an.
5. Nicht düngen
Dünger (in Form von Mist, Kompost oder Düngemitteln) fördert zuerst das vegetative Wachstum und erst sekundär die Fruchtbarkeit. Daraus folgt: Wenn ein Obstbaum nicht oder zu wenig Früchte trägt, wird er ganz sicher nicht mehr gedüngt.
Die Mär, dass es Dünger gäbe, die zu mehr Blütenansatz führen, ist schlicht falsch und irreführend. Übrigens: Bei einem gut eingewurzelten Obstbaum im Garten, der vielleicht alle 2 Jahre einmal eine Kompostgabe erhält, kann man sowieso auf zusätzliche Düngung verzichten. Sie führt nur zu unnötigem Luxuswachstum – zu viel Triebwachstum und zu weniger Fruchtansatz.
6. Äste runterbinden
Jetzt haben wir fast durchwegs nur gesagt, was man nicht tun soll: bitte nicht düngen und bitte nicht oder so wenig wie möglich schneiden. Aber wie kann ich aktiv eingreifen, um dem Baum zu helfen, mehr Früchte anzusetzen?
Hier kommt das Gesetz der Apikaldominanz ins Spiel: Triebe, die weiter oben im Baum ansetzen, wachsen stärker als die unteren. Ein steil ansetzender, nach oben zeigender Ast wächst stärker als ein flacher Ast. Letzterer differenziert viel mehr Blütenknospen.
Es macht also Sinn, die Äste herunterzubinden – möglichst in die Waagrechte oder leicht darunter. Ein gutes Beispiel sind die Hängefruchtsorten, die unendlich fruchtbar sind, eben weil sie von Natur aus diesen Hängewuchs haben.
Bild: Hängeäpfel sind sehr fruchtbar dank der nach unten hängenden Äste.
Du kannst also aktiv die Fruchtbarkeit verbessern, wenn du möglichst flache Äste förderst. Zu steile Äste werden mit Vorteil heruntergebunden. Auch beim Schnitt ist es möglich, steil nach oben führende Äste auf flachere Astfortsetzungen abzuleiten.
Dieses Runterbinden sollte möglichst mit langen diesjährigen oder letztjährigen Trieben geschehen – ältere Äste sind später zu unflexibel.
Noch etwas Weiteres ist zu bedenken: Neben dem einzelnen Ast ist auch der Baum als Ganzes zu beachten. Oben wächst er immer stärker als unten. Wenn du also unten die Äste zu stark herunterbindest (z.B. bei einem Birnenspalier), wird der Baum mit der Zeit unten verkahlen und nur noch oben weiterwachsen. In den unteren Astpartien sollte entsprechend das Runterbinden nicht so stark forciert werden (bis etwa zu einem 30°-Astwinkel), während die Seitenäste an der Kronenspitze gut und gerne unter die Waagrechte gebunden werden sollen. Wir wollen den Obstbaum schließlich nicht noch höher wachsen sehen, sondern ihn irgendwann auch begrenzen. Und die eifnachste und effektivste Wachstumsbremse… sind mehr Früchte.
7. Bonustipp: Äste herunterbinden ohne Einschnitt
- Mit dem kurzen Schnurteil über den Ast und unter dem langen Schnurteil durchführen.
- Schlaufe bilden.
- Am kurzen Ende ziehen, bis der halbe Knoten auf die andere Seite fällt.
- Schließlich nochmals eine Schlaufe legen.
Der resultierende Knoten kann nicht nachrutschen und schneidet so auch nicht ein.
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