Und schon wieder soll eine beliebte Bauerngartenpflanze auf den Index gesetzt werden. Diesmal trifft es die Glattblattastern (Aster novii-belgii), auch Neubelgienastern oder Lanzettastern genannt. Dabei ist die Glattblattaster nicht nur bei Gartenfreunden, sondern auch bei Bienen und Schmetterlingen äusserst beliebt. Denn sie bietet wertvollen Nektar bis spät in den Herbst hinein.
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So vergiessen wir nun also ein paar bittere Tränen für diese schöne Bauerngartenpflanze, die der Mythologie zufolge aus den Tränen der Göttin Astraea – der Göttin der Unschuld – entstanden sein soll. Auf lateinisch bedeutet das Wort Astrum Stern. So gibt es auch Sagen, denen zufolge die Astern aus Sternenstaub entstanden sein sollen. Und diese wahlweise an Sternenstaub oder Tränen der Unschuldsgöttin gemahnende Blume darf jetzt also laut Freisetzungsverordnung nur noch mit einem Warnhinweis verkauft werden und läuft Gefahr, bald ganz verboten zu werden. In Deutschland, Frankreich, Österreich, Tschechien und Polen stehen die Glattblattastern schon auf dem Index – in manchen deutschen Bundesländer stehen sie sogar bereits auf der Schwarzen Liste der invasiven Pflanzen, so beispielsweise in Sachsen-Anhalt, wo sie sich offenbar entlang der Elbe und entlang der Saale verbreitet haben.
Was für eine schreckliche Vorstellung auch, dass sich die bunten Herbstblüher entlang von Flüssen vermehren und dort im Herbst ihre Blütenpracht ausbreiten könnten! Die Insekten würden sich jedenfalls darüber freuen. Das Verbrechen der Glattblattastern aber lautet gemäss der "Korina - Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts" folgendermassen: "Negative Auswirkungen auf Artenzahlen und Artenvielfalt heimischer Arten nachgewiesen, Verdrängung gefährdeter Arten im Grünland (Inula britannica, Orchideen)," sowie: "Veränderung von Vegetationsstrukturen durch starkes klonales Wachstum und Beschleunigung der Sukzession in Wiesenbrachen." Dabei werden verschiedene Studien aus Tschechien und Frankreich zitiert. Zur Bekämpfung wird Mähen empfohlen, sowie die "Verhinderung absichtlicher Ausbringung, Handelsverzicht, Öffentlichkeitsarbeit."
Mit den Jahren grosse Horste
Meine schönen magentafarbenen Glattblattastern einer unbekannten Sorte, die ich schon seit Jahren von Garten zu Garten zügle, habe ich nun diesen Frühling gleich nochmals geteilt und davon auch einige Wurzelstecklinge eingetopft, damit ich noch ein paar Exemplare vorrätig habe zum Verschenken. Es wäre wirklich jammerschade, wenn dieser dankbare Herbstblüher aus unseren Gärten verschwinden würde! Generell wird den Glattblattastern jetzt vorgeworfen, dass sie bis zu 200'000 Samen pro Schössling produzieren sowie dass sie sich durch vegetative Rhizome verbreiten. Befürchtet wird einerseits die Fernausbreitung der Samen durch den Wind sowie die zusätzliche Verbreitung der Rhizome entlang von Fliessgewässern, wo abgerissene Stückchen weggeschwemmt werden könnten, die dann anderswo weiterwachsen. Nun, auf diese Art und Weise verbreiten sich tatsächlich viele und auch einheimische Pflanzen – das ist sozusagen der normale Weg der Natur.
Übrigens hat sich bei mir in nun doch schon mehr als 20 Jahren des Staudengärtnerns noch nie eine Glattblattaster verselbständigt. Weder versamten sie sich selber im Garten, noch nahmen jemals ihre Ausläufer überhand. Normalerweise schneidet man sie ja nach der Blüte auch zurück, weil verblühte Astern nun mal nicht so hübsch aussehen. Wenn sie irgendwo auf einer Wiese oder an einem Flussufer stark wachsen, könnten sie nach der Blüte sicher auch gemäht werden, ohne dass man sie gleich auf den Index setzen muss. Viele andere, auch einheimische Pflanzen wie zum Beispiel die Brennesseln werden bei der Landschaftspflege ja auch regelmässig gemäht. Und klar, die Glattblattastern wachsen mit den Jahren zu grossen Horsten heran, aber das sollen sie doch bitteschön im Garten auch tun! Normalerweise bleiben die Horste aber kompakt. Offenbar ist aber die Befürchtung, dass einzelne Wurzelstücke über Flüsse sich ausbreiten könnten, nun das Problem, weshalb sie auf dem Index stehen – im Garten geschieht das jedoch meines Wissens nicht, ausser, man würde direkt an einem Fluss gärtnern und absichtlich Wurzelstücke ins Wasser werfen. Ausserdem sollte man sie sowieso regelmässig teilen, damit sie besser blühen. Also, wer Glattblattastern in seinen Staudenbeeten hegt, sollte nun umso mehr Sorge zu ihnen tragen. Und wer noch keine hat, sollte die Gelegenheit ergreifen und diesen Sommer gleich noch welche pflanzen, solange sie erhältlich sind.
Es gibt auch einheimische Astern
Die Glattblattastern sind leicht zu unterscheiden von den Rauhblattastern – sie haben unbehaartes, lanzettenförmiges Laub. Ihre Blüten erscheinen an langen Rispen, oftmals bis zu einem Meter über dem Boden. Die mehrjährigen Stauden bilden unterirdische Rhizome und Ausläufer, über die sie mit der Zeit zu grösseren Horsten heranwachsen. Rauhblattastern (Aster novae angliae) hingegen haben behaarte Blätter. Sie bilden zwar auch Rhizome, stehen aber bis jetzt nicht auf dem Index. Auch alle anderen Astern, von denen es insgesamt etwa 250 Arten gibt, sind derzeit nicht auf dem Index. Manche wie beispielsweise die Alpenaster oder Kalk-Aster (Aster alpinus) und die Aster amellus (gewöhnliche Bergaster) sind in der Schweiz einheimisch. Und dann gibt es noch die gelb blühende Goldhaaraster (Aster linosyris), die bei uns ebenfalls einheimisch ist.
Die Pflege der Glattblattastern im Garten
In der Gartenkultur sollten Glattblattastern alle drei Jahre im Spätherbst nach der Blüte ausgegraben und geteilt werden. Danach werden sie mit frischem Kompost wieder eingepflanzt. In den anderen Jahren werden sie im Herbst zurückgeschnitten und mit Kompost gemulcht. Sie bilden dichte Rispen, an denen die violetten, blauen, rosaroten oder weissen Blütenköpfchen mit den gelben Röhrenblüten in der Mitte stehen. Von diesen beliebten Herbstblühern gibt es Dutzende von Sorten, wie beispielsweise 'Karminkugel', 'Blauschleier', 'Dauerblau', 'White Ladies', 'Winston Churchill', 'Royal Blue' oder 'Patricia Ballard'. Nicht wenige schöne Asternsorten hat der berühmte deutsche Staudengärtner Karl Förster gezüchtet, der sich nun auch im Grab umdrehen würde über diese Indexierung eines seiner Lieblinge. Glattblattastern sind wüchsig und vermehren sich in der Regel gut. Jedoch haben sie bei der Gartenkultur einen Mangel: sie sind recht anfällig für Mehltau. Darum ist es wichtig, dass sie windig und nicht zu geschützt stehen.
Eine amerikanische Präriestaude
Wie die bereits verbotenen Goldruten (Soldiago) auch stammt die dankbare Glattblattaster aus Amerika. Im Osten von Kanada und in den nordöstlichen Gebieten der USA, sowie im Südosten der USA kommen sie wild vor, wo sie entlang von Flüssen und auf Präriewiesen gedeihen. In Europa werden sie seit dem 18. Jahrhundert als Gartenpflanzen kultiviert. Die erste Glattblattaster wurde in Europa im Jahr 1686 im Botanischen Garten von Leiden in den Niederlanden gepflanzt. Zusammen mit Gräsern, Rudbeckien und anderen Herbstblühern ist sie ein Klassiker für naturnahe Präriepflanzungen und grosse Staudenbeete. Das heisst, sie wächst in etwa dort, wo auch die lange Zeit beliebte Goldrute (Solidago) gedieh – in offenen, windigen, grosszügigen Staudenpflanzungen. Die Glattblattaster ist ebenso zäh und robust und blüht ebenso bunt und fröhlich wie die Goldrute. Und man könnte fast vermuten, dass, seit die Goldruten verboten sind, die Glattblattaster nun nachrutscht auf den Platz 1 der dankbarsten Bauerngartenpflanze. Kaum ein anderes Staudengewächs nimmt es mit ihr auf punkto Robustheit, und vom Zauber ihrer bunten Blüten wollen wir gar nicht reden. Einfach nur: Sie sind schön!
Astern jeglicher Sorte
seit Jahren säe oder pflanze ich immer wieder - an verschiedenen Stellen im Garten, diverse Asternsorten - leider ohne Erfolg. Von selbständiger Vermehrung gar kann nicht die Rede sein. Würde mir wünschen, dass sich z. B. Glattblattastern bei uns ansiedeln.
Freundliche Grüße