Inhaltsverzeichnis
- Was sind Samen – und was ist Saatgut?
- Warum Saatgut aus dem Handel so wertvoll ist
- Die wichtigsten gesetzlichen Anforderungen an Saatgut
- Geforderte Mindestkeimfähigkeit im Saatguthandel
- Eigenes Saatgut gewinnen
- Gute Gelegenheiten für eigene Saatgutgewinnung
- Sommerblumen
- Leicht zu vermehrende Gemüsearten
- Eigenes Saatgut von anspruchsvolleren Gemüsearten
- Eigenes Saatgut für Fortgeschrittene
- Gemüsearten, von denen du kein eigenes Saatgut gewinnen solltest
- Lagerung von eigenem Saatgut
- Fazit
Zusammenfassung
Gemüsesaatgut aus dem Handel hat viele Vorteile: Es ist sortenecht, keimstark und auf Krankheiten geprüft. Diese Qualitätsmerkmale sorgen dafür, dass du gleichmäßige, ertragreiche Pflanzen erhältst.
Selbst Gemüsesamen zu gewinnen, lohnt sich dagegen nur in bestimmten Fällen – etwa bei alten Traditionssorten oder regionalen Gemüsetypen, die du im Handel kaum bekommst. Deine selbst gewonnenen Samen sind nach dem Gesetz nie Saatgut, sondern Gemüsesamen.
Praxistipps
- Verwende Saatgut aus dem Handel für zuverlässige Erträge und Sortensicherheit.
- Gewinne eigenes Saatgut nur von samenfesten Sorten.
- Beschrifte dein Saatgut immer mit Pflanzennamen und Erntejahr.
Was sind Samen – und was ist Saatgut?
Samen sind die natürlichen Vermehrungseinheiten der Pflanzen – sie tragen das Erbgut und ermöglichen die nächste Generation.
Saatgut hingegen sind die gereinigten, sortierten, geprüften und für den Verkauf bestimmten Samen von Gemüsepflanzen. Es muss rechtlichen Anforderungen entsprechen, damit du sicher sein kannst, dass deine Pflanzen gesund, sortenrein und keimfähig sind. Was Saatgut ist und welche Anforderungen es erfüllen muss, ist im Saatgutverkehrsgesetz festgelegt. Dieses gilt aber nur für Nutzpflanzen, nicht für Zierpflanzen. Blumensamen sind niemals Saatgut.
Warum Saatgut aus dem Handel so wertvoll ist
Das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) ist ein Verbraucherschutzgesetz. Es stellt sicher, dass nur hochwertiges Saatgut verkauft wird. Gemüse, Kartoffeln, Kräuter und Getreide sind wichtig für unsere Ernährung, weshalb der Gesetzgeber Anbauer und Verbraucher so gut es geht schützen will.
Die wichtigsten gesetzlichen Anforderungen an Saatgut:
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Kriterium |
Was bedeutet das? |
Warum ist das wichtig? |
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Sortenechtheit |
Nur zugelassene Sorten dürfen in den Handel. |
Sorten weisen immer die gleichen Eigenschaften auf. Du weißt, was du bekommst. |
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Sortenreinheit |
Keine Kreuzungen oder Beimischungen. |
Einheitliches Wachstum und Geschmack, keine Unkrautsamen. |
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Keimfähigkeit |
Eine Mindestkeimrate ist vorgeschrieben. |
Du hast die Sicherheit, dass dein Saatgut wirklich aufläuft. |
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Prüfung auf samenbürtige Krankheiten |
Saatgut wird auf pathogene Pilze, Bakterien und Viren untersucht |
Vermeidung von Krankheitsübertragung auf Jungpflanzen und Ausbreitung von Schaderregern |
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Zulassungspflicht |
Neue Sorten müssen geprüft und registriert werden. |
Resistenzen und andere Eigenschaften müssen vom Züchter nachgewiesen werden. |
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Kennzeichnungspflicht |
Angaben zu Sorte, Herkunft, Abfülldatum, Abfüller etc. |
Transparenz für dich: Was ist es? Wo kommt es her? Wer ist verantwortlich? |
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Haltbarkeit |
Mindesthaltbarkeitsdatum ist Pflicht |
Schutz vor alten oder verdorbenen Samen |
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Partiennummer / Rückverfolgbarkeit |
Jede Charge ist dokumentiert |
Rückverfolgbarkeit bei Qualitätsproblemen |
Diese Qualitätskontrolle erfolgt regelmäßig durch amtliche Stichprobenprüfungen bei den Abfüllern und auch nach Probekäufen in Geschäften. Du kannst dich also darauf verlassen, dass handelsübliches Saatgut gleichbleibende Ergebnisse liefert. Solltest du Probleme haben, kannst du Saatgut unter Angabe der Partienummer, die auf der Saatgutpackung angegeben ist, reklamieren. Viele Saatgutanbieter bieten aus Kulanz auch Ersatz für nicht gekeimte Blumensamen an, obwohl für diese die gesetzlichen Regelungen nicht gelten.
Für den Eigenbedarf darfst du Saatgut gewinnen– auch von geschützten Sorten. Nur die Weitergabe oder der Verkauf von Saatgut sind genehmigungspflichtig.
Geforderte Mindestkeimfähigkeit im Saatguthandel
Ein wichtiger Teil der Qualitätsprüfung ist die Keimfähigkeitskontrolle. Sie stellt sicher, dass ein bestimmter Prozentsatz der Samen tatsächlich keimt. Die geforderten Mindestkeimfähigkeiten unterscheiden sich bei den Pflanzenarten.
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Gemüseart |
Geforderte Mindestkeimfähigkeit |
Anmerkung/Hinweis |
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Bohnen (Phaseolus spp.) |
80 % |
ähnlich wie Erbsen, bei Beschädigung anfällig für Lagerpilze |
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Erbsen (Pisum sativum) |
80 % |
gute Keimfähigkeit, lange Lagerdauer |
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Gurken (Cucumis sativus) |
80 % |
keimfreudig, sehr langlebig |
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Kohl (Brassica oleracea) |
75 % |
gilt für Weiß-, Rot-, Wirsing- und Blumenkohl |
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Kürbisse |
75 % |
bei Zucchini und Speisekürbis gleich; Kreuzungsgefahr im Garten beachten |
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Möhren (Daucus carota) |
65 % |
niedrigere Keimrate, unregelmäßige Keimung |
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Porree (Allium porrum) |
70 % |
verliert schnell an Keimkraft, möglichst frisches Saatgut verwenden |
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Radieschen |
75 % |
gleichmäßige Keimung, sehr zuverlässig |
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Rote Bete (Beta vulgaris) |
65 % |
ähnlich wie Mangold, mittelmäßige Lagerfähigkeit |
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Salat (Lactuca sativa) |
80 % |
empfindlich gegen Hitze bei der Keimung |
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Spinat (Spinacia oleracea) |
70 % |
verliert schnell an Keimkraft, innerhalb eines Jahres verwenden |
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Tomate (Solanum lycopersicum) |
75 % |
sehr lagerfähig, keimt auch nach mehreren Jahren |
Samen, die diese Mindestkeimfähigkeit bei der Abfüllung nicht mehr erreichen, dürfen nicht als Saatgut abgefüllt und in Verkehr gebracht werden.
Eigenes Saatgut gewinnen
Das Saatgut gewinnen ist ein faszinierendes Stück Gärtnerkultur. Es lohnt sich vor allem, wenn du robuste, samenfeste Sorten erhalten möchtest, die sich gut an dein Klima angepasst haben. Doch Achtung: Nicht jede Pflanze eignet sich dafür.
Gute Gelegenheiten für eigene Saatgutgewinnung
Sommerblumen
Sommerblumen wie Ringelblumen, Sonnenblumen, Kapuzinerkresse, Cosmea, Kornblumen, Jungfer im Grünen oder Tagetes bilden leicht keimende Samen, die du einfach trocknen und im nächsten Jahr aussäen kannst. Lass die Pflanzen einfach verblühen und ernte die reifen Früchte, wenn sie trocken sind. Fülle die Samen in kleine, beschriftete Papiertütchen und hebe sie luftdicht und dunkel in einer Blechdose an einem kühlen Ort auf.
Leicht zu vermehrende Gemüsearten
Wenn du beginnen möchtest, dein eigenes Saatgut zu ernten, solltest du mit einfach zu vermehrenden Gemüsearten starten.
Erbsen (Pisum sativum) und Puffbohnen (Vicia fabae) lassen sich hervorragend vermehren. Sie sind selbstfruchtbar und es kommt selten zur Kreuzbestäubung. Wenn du nicht unterschiedliche Sorten direkt nebeneinander pflanzt, kannst du von Erbsen und Puffbohnen dein eigenes Saatgut recht sicher sortenrein über mehrere Generationen in deinem Garten gewinnen. Achte aber darauf, nur gesunde Pflanzen als Samenträger zu nutzen, damit du keine samenübertragbaren Krankheiten wie Fusarium, Sclerotinia-Welke, Ascochyta-Blattflecken, Bakterienkrankheiten oder Viren in dein Saatgut bekommst.
Bild: Erbsen
Bei Gartenbohnen (Phaseolus vulgaris) und Feuerbohnen (Phaseolus coccineus) ist die Vermehrung ebenfalls einfach, aber diese Hülsenfrüchte müssen für einen Samenansatz bestäubt werden. Kreuzungen verschiedener Sorten untereinander sind wahrscheinlich, wenn du selbst oder dein Nachbar in der Nähe andere Bohnen anbaut. Wenn du dein eigenes Saatgut gewinnen möchtest, das optimal für deinen Standort geeignet ist, ist dir Sortenechtheit möglicherweise nicht wichtig. Beachte aber, dass positive Eigenschaften wie fadenlose Hülsen von Prinzessbohnen oder Brechbohnen und Resistenzen gegen Krankheiten durch Einkreuzungen anderer Sorten verloren gehen können.
Bild: Bohnen
Die Schnittkohl- und Blattkohlsorten, die als Asia-Salate angeboten werden, kannst du einfach auf dem Beet stehen lassen. Lass sie frei abblühen und sammele dann einfach die Fruchtstände mit deinem eigenen Saatgut ein. Du kannst die Samen auch ausfallen lassen und im nächsten Jahr einfach wieder von den gleichen Flächen ernten.
Eigenes Saatgut von anspruchsvolleren Gemüsearten
Das Saatgut gewinnen bei Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika und Chili ist ebenfalls einfach. Allerdings musst du hier bei der Bestäubung etwas nachhelfen, damit du im nächsten Jahr keine böse Überraschung erlebst. Gewinne am besten nur eigenes Saatgut von sortenechten Varietäten. F1-Hybriden spalten sich gemäß der Mendelschen Regeln auf. Ihre Nachkommen sind in ihren Eigenschaften (Fruchtgröße, Farbe, Geschmack, Wuchsverhalten, Resistenz) anders als ihre Mutterpflanzen. Du bekommst im nächsten Jahr eine Mischung verschiedener Pflanzen. Bei samenfesten Sorten bekommst du dagegen jedes Jahr wieder die gleichen, bewährten Tomaten oder Paprika, die du dir wünscht, wenn du Fremdbestäubung vermeidest. Wähle von einer kräftigen Mutterpflanze einen oder mehrere Blütenstände aus. Umhülle sie mit einem Schutz, um bestäubende Insekten fernzuhalten, zum Beispiel mit einem Teebeutel für losen Tee. Wenn sich die Blüten öffnen, bestäube sie mit einem Pinsel händisch mit Pollen einer Pflanze der gleichen Sorte und hülle sie wieder ein, bis sie verblüht sind. Markiere dir den Samenträger, damit du weißt, dass hier dein eigenes Saatgut für das nächste Jahr heranreift. Wenn die Früchte ihre Vollreife mit der sortentypischen Farbe erreicht haben, musst du sie ernten und die Samen aus dem Fruchtfleisch lösen. Lagere dein eigenes Saatgut kühl, trocken und dunkel.
Eigenes Saatgut für Fortgeschrittene
Pflanzen, die erst im zweiten Standjahr blühen, sind etwas für Hobbygärtner mit Erfahrung in der Vermehrung. Es scheint verlockend, Samen von einer Möhre zu nehmen, die im Sommer üppig aufblüht. Leider bedeutet diese Blüte im ersten Jahr aber, dass die Möhre nicht mehr essbar ist. Nimmst du ihren Samen für die nächste Gartensaison, bekommst du keine Möhrenernte. Das Gleiche gilt für alle Blattgemüsearten: Ein zu frühes In-Blüte-Schießen bedeutet einen Ernteausfall. Samenträger von Grünkohl, Weißkohl, Rotkohl, Möhren, Pastinaken und anderen zweijährigen Gemüsearten, musst du auf dem Beet überwintern. Die Samen für das eigene Saatgut gewinnst du erst im folgenden Frühjahr.
Gemüsearten, von denen du kein eigenes Saatgut gewinnen solltest
Kürbisgewächse, zu denen Kürbisse, Zucchini und Gurken gehören, solltest du nicht selbst vermehren. Es besteht ein hohes Risiko, dass die Nachkommen den giftigen Bitterstoff Cucurbitacin bilden.
Außerdem lohnt es sich nicht, Samen von Blattsalaten zu gewinnen. Zum einen ist das Saatgut aus dem Handel erschwinglich. Zum anderen schießen Salate schnell, wenn man sie zur unpassenden Zeit (Temperatur, Tageslänge) aussät. Bei einer gekauften Sorte bekommst du die notwendige Kulturanleitung mitgeliefert. Bei deinem eigenen Saatgut weißt du nicht, wann die passenden Bedingungen sind. Das Gleiche gilt für Radieschen.
Bild: Gelbe Tomaten
Lagerung von eigenem Saatgut
Damit dein eigenes Saatgut seine Keimfähigkeit behält, ist die richtige Lagerung entscheidend:
- Kühl: Ideal sind Temperaturen zwischen 5 – 10 °C (z. B. im Keller oder Kühlschrank).
- Trocken: Luftfeuchtigkeit vermeiden – sie lässt Samen schimmeln und quellen.
- Luftdicht: In Gläsern, Schraubdosen oder gewachsten Papiertütchen lagern.
- Beschriften: Mit Pflanzennamen, Sorte und Erntejahr
- Achtung bei ölhaltigen Samen: (z. B. Sonnenblume, Mohn, Rizinus, Ginkgo) – nicht luftdicht lagern, sonst können sie ranzig werden
Bild: Saatgut in Tüten
Fazit
Saatgut aus dem Handel steht für geprüfte Qualität, Sicherheit und zuverlässige Erträge – es ist die Grundlage für erfolgreichen Anbau.
Eigenes Saatgut zu gewinnen ist spannend und sinnvoll bei alten, samenfesten Sorten oder Sommerblumen. Nur wenn du ein erfahrener Hobbygärtner bist, gute Sorten, gesunde Mutterpflanzen und Platz für die fachgerechte Lagerung deines eigenen Saatguts hast, ist eigenes Saatgut ein Ersatz für die geprüfte Qualität aus dem Handel. Wenn du beides kombinierst – also bewährte Handelsqualität und eigene Samengewinnung – kombinierst du Ertragssicherheit und Nachhaltigkeit.
Lubera Originale sind exklusive Lubera® Sorten, die von Lubera entweder gezüchtet oder erstmals auf den Markt gebracht worden sind.
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