Inhaltsverzeichnis
- Himbeeren giessen: Die Schulmeinung
- Die Lubera-Erfahrung zur Bewässerung der Garten-Himbeeren
- Was ist an der gängigen Himbeer-Bewässerungsmeinung falsch?
- Himbeeren giessen: Die Lubera-Regel zur Bewässerung von Himbeeren
- 4 Gründe, warum man bei Himbeeren möglichst wenig bewässern sollte
- Und wenn man doch bewässern muss?
- Himbeeren im Topf bewässern
- Himbeeren mulchen – um das Wasser zusammen zu halten und um die Verdunstung zu minimieren???
- Fazit: Du sollst nicht giessen
Zusammenfassung
Himbeeren giessen? Zu viel Wasser ist bei Himbeeren gefährlicher als zu wenig.
Die verbreitete gärtnerische Meinung, dass Trockenheit das grösste Risiko sei, führt oft zu Überbewässerung – mit gravierenden Folgen für Pflanzengesundheit und Fruchtqualität.
- Eigene Erfahrungen aus 30 Jahren Praxis: Überwässerung schadet deutlich häufiger als Trockenstress.
- Zu viel Wasser führt zur Ausbreitung des Phytophthorapilzes, der zu den wichtigsten Krankheiten der Himbeere zählt.
- Die Kapillarwirkung im Boden, die das Wasser aufsteigen lässt, versorgt Himbeeren oft auch »von unten« – dieses natürliche Bodenwasser wird unterschätzt.
- Wasserbedarf wird überschätzt
- Das Wurzelwachstum wird durch zu viel Wasser gehemmt
- Die Fruchtqualität leidet: Das Luxuswasser bläst die Früchte auf, verwässert Zucker und Aroma – die Früchte schmecken viel weniger gut
Himbeeren giessen: Die Schulmeinung
Ich habe in der Einleitung das allgemeine Vorurteil schon erwähnt: Nichts regt unser gärtnerisches Mitleid mehr an als eine verdurstende Pflanze. Wir müssen ja nur schnell zur Giesskanne oder zur Brause greifen, und schon ist der Schaden behoben – und unser Gewissen wieder rein. Aber genau aus diesem Vorurteil heraus wird meist präventiv zu viel – und viel zu viel – gegossen, ganz im (falschen) Sinne von »mehr hilft mehr«.
Das gängige Vorurteil betreffend Himbeeren wird ganz gut in diesem kleinen Textschnipsel zusammengefasst, das uns ChatGPT zum Thema »Himbeeren giessen« präsentiert, wenn wir die KI nach dem richtigen Himbeeren-Giessen fragen:
»Himbeeren haben ein flaches Wurzelsystem und reagieren empfindlich auf Trockenheit. Besonders in der Blütezeit und während der Fruchtausbildung benötigen sie regelmässig Wasser.
• Grundbedarf: etwa 20–25 Liter Wasser pro Quadratmeter pro Woche bei trockenem Wetter.
• Hauptbedarf: während der Blüte (Mai–Juni) und der Fruchtentwicklung (Juni–August).
• Tägliche Giessmenge im Sommer: bei Hitze (über 25 °C) benötigen sie alle 2–3 Tage eine gründliche Bewässerung.«
Man muss sich das mal überlegen: 20–25 l Wasser – das sind 25 mm Niederschlag oder Bewässerung pro Woche. Das ist ungefähr gleich viel, wie in einer regenreichen Woche mit 2–3 regnerischen Tagen zusammenkommt. Muss man Himbeeren wirklich so stark giessen?
Bild: Himbeeren giessen – ist das wirklich nötig?
Die Lubera-Erfahrung zur Bewässerung der Garten-Himbeeren
Unsere Erfahrung sagt uns genau das Gegenteil: Himbeeren werden zu viel und zu oft – und erst noch häufig im falschen Moment – gegossen. Dies kann im schlimmsten Fall die Entwicklung des Wurzelsterbens fördern oder aber im besten Fall zu einem reduzierten Wurzelwachstum führen.
Was soll sich die Himbeerpflanze auch ewig abmühen, an Wasservorräte zu kommen, wenn es der liebe Gärtner gratis und portofrei liefert?
Dazu kommt das schon oben beschriebene Vorurteil und Gefühl, dass es als zentrale Gärtneraufgabe gilt, das Verdursten von Pflanzen zu verhindern. Das führt unwillkürlich zu zusätzlicher Bewässerung – man möchte auf Nummer »sicher« gehen.
Unsere Erfahrung, hier bei den Himbeeren und auch in der Baumschule sagt uns etwas anderes: Eigentlich ist es viel besser, wenn hier und da mal eine Pflanze verdurstet, als dass 95–99 % überbewässert werden. Und genau das trifft auch auf die Himbeeren und ihren Wasserbedarf zu.
Was ist an der gängigen Himbeer-Bewässerungsmeinung falsch?
An der gängigen Meinung zur Himbeerbewässerung sind vor allem zwei Dinge falsch:
Erstens: Das Wasser kommt nicht nur von oben, sondern auch von unten. In den meisten guten Gartenböden funktioniert die Kapillarwirkung – das heisst, das Wasser wird kontinuierlich von unten nachgeliefert. In schweren (nicht verdichteten) und mittelschweren Böden ist das fast immer der Fall; sogar bei Schluffböden funktioniert die Kapillarwirkung. Bei Sand- oder Kiesböden kann sie aber auch mal abbrechen.
Aber genau dieses Wasser von unten ist in der obigen Planung (20–25 l/m²) unterschätzt doer gänzlich ausgeblendet worden.
Zweitens: Die Pflanze – in unserem Fall die Himbeere – arbeitet ja auch: Sie treibt ihre Wurzeln immer wieder an, auf der unermüdlichen Suche nach Nährstoffen (Mineralisierung) und Wasser. Zwar stimmt es, dass Himbeeren relativ flach wurzeln, dennoch können sie leicht auch in tiefere Bereiche vordringen, wenn der Wasserdurst gross genug ist.
Himbeeren giessen: Die Lubera-Regel zur Bewässerung von Himbeeren
Wir giessen Himbeeren im Garten grundsätzlich nicht.
Wir beginnen erst mit vorsichtigem Giessen, wenn unser Rasen deutlich gelb zu werden beginnt – oder wenn die Himbeeren deutliche Trockenheitssymptome zeigen (eintrocknende Blätter, hängende Triebspitzen an neuen Ruten, Einstellung des Wachstums, frühzeitig vertrocknende Beeren).
4 Gründe, warum man bei Himbeeren möglichst wenig bewässern sollte
Hier fassen wir die 4 Gründe zusammen, warum man Himbeeren so wenig wie möglich bewässern sollte. Es ist besser, sie am Rande des Trockenheitsstresses zu führen, als sie mit Wasser-Luxuskonsum zu verwöhnen:
- Die Pflanze soll arbeiten und ihre Wurzeln losschicken. Wenn die Wurzeln aufgrund permanenter Bewässerung lokal beschränkt bleiben, ist die Pflanze als Ganzes auch viel anfälliger auf Stress.
- Die Kapillarwirkung: Da, wie schon oben dargestellt, die Kapillarwirkung in intakten Böden ein wesentliches Element der Bewässerung darstellt, führt ein regelmässiges Giessen schnell zu zu viel Wasser. Die Folge kann die Entwicklung und Verbreitung der Wurzelfäule sein – einer Phytophthora-Art, die ganze Himbeerpflanzungen absterben lässt.
- Der schädliche menschliche Mitleidseffekt: Zu beachten ist auch ein psychologischer Faktor: Es ist viel einfacher, auf Nummer sicher zu viel zu giessen – und die darauffolgenden Probleme irgendwelchen nicht definierbaren Ursachen zuzuordnen – als vorsichtig und bedächtig so lange wie möglich abzuwarten, ob sich die Himbeerpflanzen ihr Wasser nicht auch selber holen können.
- Der Einfluss des Wassers auf die Fruchtqualität: Gerade haben wir in unseren Himbeerversuchspflanzungen 2–3 intensive Niederschlagswochen hinter uns, mitten im Sommer, im Juli. Und der Effekt auf die Früchte ist unglaublich: Zwar sind sie wirklich etwas grösser, aber der Verdünnungseffekt führt zu einer solch deutlichen Verschlechterung – im wahrsten Sinne des Wortes: Verwässerung – des Aromas und des Fruchtzuckers, dass einem kaum eine Sorte mehr Lust auf mehr macht.
Und wenn man doch bewässern muss?
Okay, ich gebe es gerne zu: Auf einem leichten Boden, eventuell sogar auf einem Sandboden, kann selbstverständlich eine mehrwöchige Trockenheit dazu führen, dass zusätzlich gegossen werden muss. Dazu solltest du dir aber einige Regeln merken, die dir bei der richtigen Dosierung und beim richtigen Bewässerungszeitpunkt hilfreich sein können:
- Nie in der Vegetationsruhe giessen: Man sollte sich nie von der Giessgewohnheit verführen lassen, dass man auch noch ab November bis März Himbeeren bewässert. In diesen Monaten – eigentlich schon nach Ablauf der Ernte – ist das Giessen strikt verboten.
- Sommerhimbeeren mehr giessen als Herbsthimbeeren: Sommerhimbeeren haben während der parallellaufenden Fruchtentwicklung an den letztjährigen Ruten einerseits und dem Wachstum der frischen Ruten für den nächsten Ertrag andererseits den grössten Wasserbedarf. Hier kann schon mal etwas Bewässerung notwendig sein – aber auch hier nur, wenn der Rasen beginnt, grössere Flächen gelber Gräser zu zeigen.
- Sommerhimbeeren: Sofort nach der Ernte schneiden und Bewässerung abstellen: Sofort nach der Ernte sollen die abgeernteten letztjährigen Ruten bodeneben entfernt und die neuen Ruten auf 5–8 pro Laufmeter ausgedünnt werden. Gleichzeitig kann auch sofort mit der Bewässerung gestoppt werden – es sei denn, es regnet den ganzen August nicht. Ein zu schnelles Wachstum der neuen Ruten führt zu Wachstumsrissen, in denen sich über den Winter Krankheitserreger gütlich tun können. Ein gemässigtes Wachstum – dank weniger Wasser - ist besser und gesünder.
- Herbsthimbeeren haben in der Regel nicht die herkulische Aufgabe, neue Ruten und Tragruten parallel zu entwickeln (es sei denn, es handelt sich um Twotimer-Himbeeren). Hier ist der grösste Wasserbedarf während der Fruchtentwicklung und Reifezeit gegeben – aber gleichzeitig läuft eine Überbewässerung in dieser Zeit schnell Gefahr, die Fruchtqualität – ich wiederhole das Wort – zu verwässern. Also bei Herbsthimbeeren sehr zurückhaltend wässern – auch hier nur und ausschliesslich, wenn du an den Pflanzen Trockenheitssymptome entdeckst und wenn der Rasen gelb zu werden droht…
Himbeeren im Topf bewässern
Bei Himbeeren im Topf ist natürlich klar und offensichtlich, dass es ohne kontinuierliche Bewässerung nicht geht. Aber auch hier wiederhole ich meine Warnung: Gerade auch in unserer Pflanzenproduktion stellen wir immer wieder fest, wie tendenziell zu viel gegossen wird – und wie dies dazu führt, dass kleine Partikel des Substrats nach unten im Topf geschwemmt werden und schliesslich die Wurzeln aus der unteren Substratzone vertreiben, wo es zu dicht und zu nass wird.
Aber auch zum Topfhimbeeren-Giessen kann man auf einige bewährte Faustregeln zurückgreifen:
- Wenn giessen, dann richtig giessen, so dass der Topf ganz durchgenässt wird.
- Voraussetzung dafür ist eine gute Drainage, die das überflüssige Wasser auch wieder auslaufen lässt. In der Regel solltest du die vorhandenen Entwässerungslöcher eines Topfs verdoppeln, wenn du eine gute Entwässerung erzielen möchtest. Hilfreich ist es auch, wenn gerade grosse Töpfe auf einem Rost stehen, da das das Wasser abtropfen kann.
- Faustregel: Giesse ungefähr 20–30 % des Topfvolumens in Litern Wasser. Also wenn der Topf 20 l fasst, so giesst du 4–6 l – schön langsam, in ca. 3Bewässerungsschritten, zwischen denen du immer wieder wartest, bis das Substrat das Wasser aufgenommen hat. Vermutlich wird etwas Wasser unten rauslaufen, aber das ist nicht grundsätzlich schlecht – sofern die Entwässerungslöcher des Topfes gross genug sind.
- Nach einem solchen Giessevent wartest du, bis sich die obere Topferde bis auf 10–15 cm Tiefe sehr trocken und nicht mehr feucht anfühlt. Erst dann ist der nächste Bewässerungsschub notwendig.
Himbeeren mulchen – um das Wasser zusammen zu halten und um die Verdunstung zu minimieren???
Ich bin ja ein liberaler Gärtner, aber wenn ich das höre, steigt mit die Ärger-Röte ins Gesicht: Wie bitte, wer erzählt auch nach 20 Jahren Lubera Kampagne gegen das Mulchen von Himbeeren immer noch diesen Blödsinn? Schon seit mindestens 1.5 Schreiberlings-Generationen schreibt das der eine dem anderen ab, ohne je den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Das Mulchen von Himbeeren ist ganz einfach falsch! Häufig erhalten wir von unseren Kunden gerade bei Neupflanzungen Bilder, die absterbende Himbeeren zeigen und eine dicke fette Mulchschicht. Dies ist besonders gefährlich bei Herbst- und Frühjahrspflanzungen, wo die Mulchschicht den Wassergehalt des Bodens in der kühlen und meist nässeren Jahreszeit steigert, - genau in der Zeit, wo die Wurzelfäule, der schlimmste Feind der Himbeeren, sich frisch und frei in der wassergesättigten Umgebung verbreiten und vermehren kann. Bittebitte nicht mulchen! Wenn überhaupt, dann kann im Frühling etwas gut vergorener Kompost eingebracht werden, 2 cm dick und leicht eingehackt. Letztlich ist das kein Mulch, sondern eine Düngergabe.
Um es noch eindrücklicher zu wiederholen: Eine klassische Mulchschicht in Unkraut-unterdrückender Dicke bedeutet häufig – das Ende Deiner Himbeerträume.
Fazit: Du sollst nicht giessen
Als Fazit sei nochmals wiederholt, dass es eines der gärtnerischen Hauptgebote ist, grundsätzlich eher nicht zu giessen.
Du sollst nicht giessen – ausser wenn es unbedingt notwendig ist.
Das »ausser« wirkt leider nicht mehr so schön biblisch und absolut, aber entspricht halt dem gesunden Menschenverstand der Gärtnerin und des Gärtners. Jedenfalls ist die Hypothese »Du sollst nicht giessen« bei Himbeeren viel besser als der allzu schnelle und bequeme Griff zur Giesskanne oder Brause. In viel zu vielen Fällen bewässern wir dabei eher nur unsere Gärtnerseele, die sich bei genug Wasser sicher fühlt – als dass wir der Pflanze wirklich etwas Gutes tun.
Lubera Originale sind exklusive Lubera® Sorten, die von Lubera entweder gezüchtet oder erstmals auf den Markt gebracht worden sind.
Wer Lubera Originale kauft, bekommt die doppelten Tells®-Äpfel (=Rabatte für die nächste Bestellung) gutgeschrieben.
Beim Kauf dieser von Lubera gezüchteten Lubera Original-Pflanze erhalten Sie die doppelten Tells gutgeschrieben.
Tells® werden grundsätzlich aufgrund des fakturierten Nettobetrags berechnet (1 Tells für volle 25 Euro/sFr).
Bei doppelten Tells wird am Schluss nochmals der Wert der Tells-Originale dazugerechnet und die neue Summe für die Berechnung der Tells benutzt.