Immer wieder tauchen auf dem Markt Zwergfeigen oder (sehr) kompakt wachsende Feigen auf, die teilweise unter einem Meter Höhe bleiben sollen. Auffällig ist, dass zur Promotion und als Illustration häufig Zeichnungen mit unendlichen vielen Früchten an möglichst vielen kurzen Trieben gezeigt werden und dass bei Fotomaterial und in Videos eigentlich immer Feigen im Topf oder Kübel gezeigt werden. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, ob und wie es überhaupt kompakt wachsende Feigenbäume oder Feigensträucher geben kann. Wir werden auch einige kompakt wachsende Feigensorten vorstellen und diskutieren. Schliesslich werden die wichtigsten Faktoren und Wuchsgesetze aufgezeigt, die im Garten, im gewachsenen Boden oder auch im Topf zu einem kompakten Feigenwuchs führen. Gleich zum Beginn aber sei die wichtigste Schlussfolgerung dieses Artikels schon ausgesprochen: Wirklich superkompakte, natürlich zwergwüchsige Feigensorten mit einem Wuchs unter 1m (unsere Definition der Lowberries und der Lowfruits) gibt es eigentlich nicht… Und der wichtigste und einflussreichste Faktor für eine kompakte Feige (und allenfalls für eine Zwergfeige) ist die Topfkultur, also die Begrenzung des Wurzelwachstums und allenfalls auch die Mangelernährung mit Wasser und Nährstoffen. Die Feige ist extrem stresstolerant (gegenüber Hitze, Trockenheit, Nährstoffmangel und sogar Versalzung) und kann auch unter sehr engen und ärmlichen Verhältnissen überleben – oder eben mit einem Zwergwuchs antworten. In unserem Gartenshop können Sie aus einem grossen Sortiment verschiedene robuste und ertragreiche Feigenbäume kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Einige theoretische - Überlegungen zum Zwergwuchs bei Feigen
- Positive Korrelation zwischen Wachstum und Ertrag
- Gibt es überhaupt Gene für Zwergwachstum bei den Feigen?
- Kompakt wachsende Feigen im Lubera Sortiment und auf dem Markt
- Feigenbaum Gustis® Ficcolino® (Video)
- Feige, Zwergfeige (?) Little Miss Figgy®
- Feigenbaum Petite Negra, Petit Negro
- Was kann zu einem kompakten Wuchs bei Feigenbäumen führen
- Knospenmutation mit kürzeren Nodienabständen
- Buschiger Wuchs, stark verzweigend
- Twotimer-Feigen mit Sommerfeigen (Breba-Feigen) und Herbstfeigen
- Wuchs im Topf - Der Stresseffekt auf Feigenbäume
- Stark geschnittene Herbstfeigensorten
- So wählen Sie jetzt kompakt wachsende Sorten aus dem Lubera-Sortiment aus
Einige theoretische - Überlegungen zum Zwergwuchs bei Feigen
Bevor wir uns einigen kompakter wachsenden Sorten zuwenden, erlaube ich mir einige theoretische Überlegungen, die zeigen sollen, dass ein echter, genetisch veranlagter Zwergwuchs bei Feigen eher selten oder sogar unwahrscheinlich ist. Feigen haben aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte einen immensen Überlebenswillen, wachsen zur Not auch aus einer Felsritze oder in einem steinigen, kaum Nährstoffe und Wasser bietenden Boden – und sie nehmen umgekehrt jede sich bietende Gelegenheit wahr, situationsbedingt stärker zu wachsen und so ihr Überleben zu sichern.
Positive Korrelation zwischen Wachstum und Ertrag
Im Gegensatz zu vielen Obstarten gibt es bei Feigen eine grundsätzlich positive Korrelation zwischen Wachstum und Ertrag.
Bild: Feigenbaum mit vielen Früchten.
Diese positive Korrelation (die auch wissenschaftlich z.B. von Badii Gaaliche u.a., 2011, in Scientia Horticulturae nachgewiesen wurde) betrifft dabei beide Feigentypen, die bei uns im Norden möglich sind: Je stärker die vorjährigen Triebe wachsen, desto stärker ist der Ertrag an Sommerfeigen, die im Herbst/Winter am vorjährigen Ast, meist gegen die Spitze hin, ansetzen. Und je stärker die diesjährigen Triebe wachsen, desto mehr Herbstfeigen können sich entwickeln, also Feigenfrüchte, die im Verlauf der Vegetationsperiode ansetzen und im Herbst, bei uns meist im September bis November zur Reife kommen.
Bild: Herbstfeigen-Trieb: Je stärker er wächst, desto mehr Früchte setzt er an.
Natürlich wirken sich diese ‘Wuchsgesetze’ unterschiedlich aus, je nachdem eine Sorte eher zu Sommerfeigen oder zu Herbstfeigen tendiert oder wie bei den Twotimer®-Feigen beide Erträge einigermassen gleich stark ausbildet. Erst sekundär, sozusagen als Korrekturmechanismus, bremst Ertrag dann auch längerfristig etwas das Wachstum. Dennoch bleibt das Grundgesetz der Feigenbäume in Kraft: Mehr Wachstum führt zu einem grösseren Ertragspotential. Wenn man diese Erkenntnis jetzt auf die Entwicklung der Frucht- und Kulturfeigen über Tausende von Jahren anwendet, führt dies eindeutig zur Bevorteilung von unter idealen Bedingungen stark wachsenden Sorten, die schlichtweg mehr Früchte, Samen und damit Überlebenspotential ausbilden können. Auch die menschliche Selektion von Kultursorten, die schon vor mehreren Tausend Jahren begann, wird tendenziell den starken Wuchs bevorteilt haben.
Gibt es überhaupt Gene für Zwergwachstum bei den Feigen?
Hier greife ich kurz auf unsere Züchtungserfahrung mit kompakt wachsenden Lowberries® und Lowfruits® zurück. Über die letzten 15 Jahre haben wir immer wieder neue Sorten gezüchtet, die speziell für Balkon und Terrasse sowie den kleinen Garten geeignet sind und einen natürlichen Wuchs unter einem Meter zeigen. Fast alle diese Sorten (Lowberry® Himbeeren, Lowberry® Brombeeren aber auch die Maloni® Apfelbäume beruhen auf sogenannten ‘Genetic Dwarfs’.
Bild: Lowberry Little Sweet Sister.
Bild: Lowfruit Maloni Gullivers.
Man kann sich das folgendermassen vorstellen und erklären: Gene, die einen Zwergwuchs verursachen, wirken sich in der Natur tendenziell negativ aus, werden also kaum überleben: Kleine, Pflanzen dringen nicht zum Licht durch, werden niedergetrampelt, gefressen, haben eine stark eingeschränkte Durchsetzungskraft. Das führt dazu, dass diese Gene auch ‘letal’, todbringend genannt werden. In der Natur und in der Genetik der Pflanzen verschwinden diese Gene oder diese zufälligen Genkombinationen meist schnell wieder, weil ihre Trägerpflanzen eben kaum überlegen. Sind die Gene dominant, so verschwinden sie gänzlich, sind sie rezessiv (das heisst sie wirken sich nur aus, wenn die auf allen Chromosomensträngen vertreten sind), so könnten sie unter Umstände versteckt (rezessiv, nur auf einem Chromosomenstrang) in Pflanzen überleben – eben, weil sie sich so nicht im Wachstum auswirken. Sie kommen nur dann zum Vorschein, wenn sich durch Zufall zwei Pflanzen sexuell kombinieren, die das gleich Zwerg-Gen tragen (eher unwahrscheinlich), oder wenn die Pflanze meist durch menschliche Selektion selbstfruchtbar wird, sich also mit dem eigenen Pollen befruchten kann. Entsprechend sind fast alle unsere Lowberries® und Lowfruits® durch solche Selektionen entstanden.
Was bedeutet nun aber das Gesagte für die Feige? Aufgrund ihrer komplexen Befruchtungsbiologie ist bei der Kulturfeige die Selbstbefruchtung weitestgehend ausgeschlossen: In den kleinen Früchten der Kulturfeigen entwickeln sich keine voll ausgebildeten männlichen Blüten mehr, die Kulturfeigen sind auf die Befruchtung von sogenannten Caprifeigen (mit Hilfe einer Befruchtungswespe ) angewiesen. Es kommt also definitionsgemäss sozusagen nie zur Selbstbefruchtung. Und wie ist es jetzt mit den nördlichen Fruchtfeigen, die ja häufig als selbstfruchtbar angepriesen werden? Richtig an dieser Beschreibung ist eigentlich nur, dass die Früchte der nördlichen Feigensorten nicht durch Fremdbefruchtung entstehen; sie entstehen aber auch nicht durch Selbstbefruchtung, sondern sie haben (aufgrund menschlicher und wahrscheinlich auf tierischer Selektion) die Fähigkeit entwickelt, Feigen auch ohne Befruchtung anzusetzen und zur Reife zu bringen. Dabei entstehen bei unseren nördlichen Feigensorten auch keine keimfähigen Samen.
Was aber hat da alles jetzt mit dem Kompaktwuchs zu tun? Es wäre ja möglich und wohl auch wahrscheinlich, dass von Zeit zu Zeit durch natürliche Mutation (einem entscheidenden Treiber der Diversität) auch Zwergwuchs vermittelnde Gene entstehen und allenfalls rezessiv (nur auf einem Chromosomenstrang) überleben. Aber aufgrund der beschriebenen speziellen Befruchtungsbiologie der Feigen können sie sich nicht durch Selbstbefruchtung verdoppeln und sichtbar werden, auch nicht durch spezielle züchterische Methoden. Es braucht für die Produktion von keimfähigen Samen immer Fremdbefruchtung. Theoretisch wäre es allerdings möglich, dass rezessive Zwerggene einer Befruchterfeige (Caprifig) und einer Fruchtfeige kombiniert würden, das ist aber extrem unwahrscheinlich…
Fazit: Die Feige hat sich systematisch zu einer tendenziell starkwachsenden Art entwickelt und die Entstehung von ‘Genetic Dwarfs’ ist extrem unwahrscheinlich.
Kompakt wachsende Feigen im Lubera Sortiment und auf dem Markt
Entsprechend ist das Angebot an deutlich kompakt wachsenden Sorten sehr beschränkt – und meist wird der Kompaktwuchs übertreiben. Wenn ein Feigenbaum im Topf schnell fruchtet, schon bei 50-80cm Höhe, so heisst das noch lange nicht, dass er diese Grösse behalten wird. Ausgepflanzt im Freiland wird er leicht 2m plus erreichen, die meisten Sorten werden ohne starken Schnitt und ohne Frostereignisse schnell 3-4m hoch (nach 7-10 Jahren). Grundsätzlich ist also eher Vorsicht geboten, wenn Zwergfeigen mit einer Grösse unter 100cm oder auch deutlich unter 150cm angeboten werden. Wir bei Lubera haben in unserem Sortiment von weit über 100 Testsorten noch keine solche Sorte gefunden. Wie wir oben im letzten Abschnitt gezeigt haben, entspricht das auch unseren theoretischen Erwartungen. Im Folgenden gehen wir auf drei der bekanntesten und auch besten Sorten der kompakten Feigen ein.
Feigenbaum Gustis® Ficcolino® (Video)
Video: Feigenbaum Gustis® Ficcolono®: Alles rund um die Twotimer® Feige.
Bild: Die Sorte Gustis® Ficcolino® in ihrem Mutterpflanzenquartier.
Bilder: Früchte des Feigenbaum Gustis® Ficcolino®.
Der Feigenbaum Gustis® Ficcolino® ist die einzige kompakte Sorte, die auch im Freiland, im gewachsenen Boden für ihren kompakten Wuchs selektioniert worden ist. Dabei wächst Ficcolino® bei uns in der Containerbaumschule gar nicht kompakt, sondern ist sehr wüchsig, vor allem auch buschig wachsend und erreicht im 5l Topf gut und gerne eine Höhe von 60 bis 90cm. Auch wenn man die Internodien, also den Abstand zwischen den Nodien (den Blattknospen) nachmisst, ist kaum ein Unterscheid zu anderen langfristig stärker, meist aber auch sparriger wachsenden Sorten festzustellen. Der entscheidende Unterschied zeigt sich im Wuchshabitus: Ficcolino® wächst deutlich buschiger, mit mehr Trieben als andere Sorten und verzweigt auch in den nächsten Jahren viel stärker als die Feigenkonkurrenz. Diese daraus resultierenden vielen Triebspitzen setzen dann im Spätherbst und Winter kleinste Fruchtknospen an, die sich im folgenden Jahr bis Juli zu saftigen grün-gelb-weiss kleinen Feigen weiterentwickeln. Im Sommer kommen dann nochmals Herbstfeigen dazu – und die Kombination des verzweigten Wuchses, des grossen Sommerertrag und des Herbstertrags führen dann insgesamt dazu, dass der Feigenbusch Ficcolino® deutlich kompakter wächst und auch nach 7-10 Jahren bei +-200cm stehen bleibt. Ficcolino® ist also eine durchaus kompakt wachende Feigensorte, die bei etwa der halben Höhe von starkwachsenden Feigensorten bleibt. Von einer Zwergfeige kann man aber dennoch nicht reden. Im direkten Vergleich scheint Ficcolino® durchaus ähnlich zu wachsen wie Little Miss Figgy® – eventuell sogar etwas schwächer.
Feige, Zwergfeige (?) Little Miss Figgy®
Bilder: Die Feigensorte Litte Miss Figgy® in ihrem Mutterpflanzenquartier.
Bilder: Little Miss Figgy®.
Little Miss Figgy®, manchmal auch verkauft unter dem Markennahmen Figality®, wird in vielen Katalogen als Zwergfeige geführt, was ebenfalls nicht wirklich zutreffend ist. Es soll sich dabei um eine Knospenmutation von Violet de Bordeaux handeln, die deutlich kürzere Internodien als die Ursprungssorte ausbildet. Auch bei Little Miss Figgy® stellen wir in der Baumschule im zweiten Jahr in einem 5l Topf ein sehr buschiges, mehrtriebiges Wachstum fest, das aber ebenfalls wie bei Ficcolino® leicht 60-100cm erreicht… Auch hier beruht der ‘Kompakteffekt nicht wirklich auf dem Kompaktwuchs - und auch die Internodien sind bei guter Bewässerung und Düngung nur unwesentlich kürzer als bei anderen, normalwachsenden Sorten. Aber wie bei Ficcolino® führen der buschige Wuchs, die gute Verzweigung und dann die Kombination einer doppelten Ernte (Sommerfeigen und Herbstfeigen) zu einem insgesamt schwächeren Wachstum. Dieses würde ich auch bei +-200cm ansiedeln (wobei wir allerdings noch keine 10jährigen Pflanzens stehen haben). Dies zeigt sich auch bei diversen Katalogangaben: Bei dieser noch jungen Sorte wurden Anfangs in den USA als Endhöhe 3-4 foot angegeben, das wechselt jetzt sukzessive auf 4-6 foot, womit wir dann auch schon bei 180cm angelangt wären😉
Feigenbaum Petite Negra, Petit Negro
Den Feigenbaum Petite Negra oder Petit Negro führen wir leider nicht im aktuellen Sortiment und haben auch keine eigenen Erfahrungen. Interessanterweise aber handelt es sich ebenfalls um eine Knospenmutation von Violet de Bordeaux und es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein- und dieselbe Sorte wie Little Miss Figgy handelt, jedenfalls sind sie sehr ähnlich. Wir gehen aber einmal davon aus, dass es zwei unabhängige Knospenmutationen von Violet de Bordeaux waren, die halt offensichtlich zu solchen Mutationen neigt und selber schon relativ kompakt wächst… Im Internet und in der Literatur findet man auch bei Petite Negra nur Angaben und Bilder zu Topf- und Kübelpflanzen, was natürlich aufgrund des Gefängniseffekts (beschränkter Wurzelraum, teilweise Wasser und Düngerknappheit) das Resultat verfälscht. Aber auch hier wird der kompakte Wuchs den allgemeinen Sorteneigenschaften zuzurechnen sein: buschiger, gut verzweigender Wuchs, Kombination von Sommerfeigen- und Herbstfeigen-Ertrag. Die Grössenangaben gehen auch bis knapp 200cm.
Was kann zu einem kompakten Wuchs bei Feigenbäumen führen
Auch wenn die Suche nach Zwergfeigen bis jetzt nicht wirklich erfolgreich war (wenn man dafür von einer Wuchsgrenze von 100cm ausgeht) gibt es 5 klare Faktoren und teilweise auch Kultur-Methoden, die zu einem kompakteren Wuchs der Feigen führen. Am kompaktesten wachsen Sorten, die verschiedene dieser Eigenschaften kombinieren, wie wir es oben bei Ficcolino® und Little Miss Figgy® gezeigt haben. Diese Faktoren sind:
- Kürzere Internodien
- Buschiger Wuchs, für Feigen stark verzweigend
- Twotimer®-Feigen Eigenschaft mit zwei Erträgen im gleichen Jahr
- Feigen im Topf-Gefängnis
- Harter Schnitt von Herbstfeigensorten
Knospenmutation mit kürzeren Nodienabständen
Wie schon oben bei Petite Negra und bei Little Miss Figgy gezeigt, können kürzere Internodien natürlich einen Wuchs-bremsenden Effekt haben. Ich würde ihn aber eher gering einschätzen. Häufig wird der kurze Internodienabstand auch mit der einzigartigen Eigenschaft der Kulturfeige Ficus carica verwechselt, auf Mangelsituationen (Wasser, Wurzelraum, Dünger) einfach mit einem Zwergwuchs und sehr kurzen Internodien zu antworten. Dies kann jeder leicht bei Topffeigen beobachten, die schon einige Jahre im gleichen Topf stehen und vielleicht etwas suboptimal gedüngt werden. Letztlich aber zeigt sich dieser Effekt nach 2-3 Jahren im Container oder Kübel fast immer.
Buschiger Wuchs, stark verzweigend
Bilder: Little Miss Figgy Pflanzen auf dem Feld in Bad Zwischenahn.
Diese Eigenschaft ist für den Kompaktwuchs letztlich viel wichtiger. Die gesamte Wuchsstärke verteilt sich auf verschiedene Triebe und dann Verzweigungen. Es entstehen mehr Triebspitzen, an denen sich im Spätherbst auf das Ende der Vegetationsperiode hin die kleinen Blütenknospen für die nächstjährigen Sommerfeigen bilden. Diese werden dann im nächsten Jahr ihrerseits das vegetative Wachstum etwas einbremsen.
Twotimer-Feigen mit Sommerfeigen (Breba-Feigen) und Herbstfeigen
Man muss sich das am besten ganz physisch, körperlich vorstellen. Eine gute Twotimer®-Feige mit einem einigermassen gleichverteilten Ertrag an Sommerfeigen und Herbstfeigen hat die Früchte nicht nur in der ersten Jahreshälfte, sondern auch im Herbst in der zweiten Jahres Hälfte zu ernähren, was sicher das vegetative Wachstum schmälert. Voraussetzung, dass dieser kombinierte Effekt eintritt, ist sicher, dass es sich um Sorten handelt, die einen deutlichen und hohen Sommerertrag mit Sommerfeigen ausbilden; ihr Effekt auf das Gesamtwachstum scheint etwas grösser zu sein als der Effekt der Herbstfeigen. – Und natürlich bleibt auch die gärtnerische Binsenweisheit gültig: Sorten, die insgesamt nicht ertragreich sind, werden eher stärker wachen und kaum einen kompakten Habitus ausbilden; bei äusserst ertragreichen Sorten ist eher mit einer Reduktion des vegetativen Wachstums zu rechnen.
Wuchs im Topf - Der Stresseffekt auf Feigenbäume
Die Fruchtfeige ist eine extrem klimaresiliente und auch umweltresiliente Pflanze. Sie hält Hitze, Trockenheit, beschränkten Wurzelraum und auch Wasserknappheit und Nährstoffmangel aus – und reagiert darauf mit einem stark reduzierten Wuchs, der im Wesentlichen auf extrem reduzierten, kurzen Internodien beruht. Dies ist wohl auch ein wichtiger Grund, dass man in den Angeboten und im Netz die angepriesenen Zwergfeigen meist im Topf fotografiert oder zeichnerisch dargestellt findet. Da wachsen fast alle Fegen sofort deutlich kompakter…
Bild: Feigenbaum im Kübel: Fotografiert im Wisley Garten der RHS (Royal Horticultural Sosiety). Kompakter Feigenbaum im Kübel, deutlich sichtbar ist der kompakte Wuchs mit eher schwachen Treiben. Die Vieltriebigkeit ist zustandegekommen, weil der Baum mehrfach zurückgeschnitten wurde. Das schwache Wachstum ist auf das ‘Gefängnis’ Topf zurückzuführen.
Bilder: Hier wird der Topf-bedingte Zwergwuchs deutlich sichtbar. Im diesjährigen Jahrestrieb setzt der Feigebaum nur nochh 3-5 Nodien auf, die überdies ganz eng aufeinanderfolgen. Da es ja für die Feige wichtig ist zu überleben, entwickelt sie auch sofort noch einige Früchte, deren Ernährung dann das vegetative Wachstum weiter bremst.
Stark geschnittene Herbstfeigensorten
Die Aussage, dass ein starker Schnitt den Wuchs reduziert, ist natürlich banal. Bei den meisten Obstgehölzen ist diese Strategie aber nicht sehr erfolgreich: Starker Schnitt führt nur wieder zu extrem starkem Wachstum und ist deshalb langfristig meist keine erfolgreiche Strategie, die Statur eines Obstbaums kleiner zu halten. Die Herbstfeigen und die Twotimer-Feigen haben aber die einzigartige Eigenschaft, dass sie auch in der Lage sind, am diesjährig wachsenden Holz, im gleichen Wuchsjahr wie der Fruchtast, Früchte auszubilden und zur Reife zu bringen… Wenn man hier nun eine Schnitt- und Erziehungsmethode wählt, die ein möglichst vieltriebiges älteres Astgerüst von 50cm bis zu 150cm Höhe ausbildet und wenn man dann jedes Frühjahr die darauf aufsetzenden letztjährigen Treibe wieder konsequent auf 1-3 Augen zurückschneidet, kann man dem Wuchs ein Schnippchen schlagen. Mindestens so lange, als man das harte Schnittregime durchhält. Der Feigenbaum erreicht so insgesamt eine Wuchshöhe von 2-3m, wird aber nie höher, da er jedes Jahr wieder zurückgeschnitten wird. Trotzdem kann man bei guten Herbstfeigen oder auch bei Twotimer®-Feigen mit einem starken Herbstertrag rechnen.
Bild: Herbstfeige, die jedes Jahr auf ca. 120cm zurückgeschnitten wird. Oben entwickeln sich jedes Jahr aufs Neue die Fruchttrebe, die Herbst-Ernte Früchte werden im September bis November reif.
Voraussetzung für diese Kulturform ist neben geeigneten Sorten wie z.B. Gustis®Perretta oder Gustis® Morena ein eher warmes und lange andauerndes gutes Herbstklima, das möglichst viele Herbstfeigen ausreifen lässt. Weiter im Norden oder auch in Höhelagen wird diese Strategie weniger erfolgreich sein.
So wählen Sie jetzt kompakt wachsende Sorten aus dem Lubera-Sortiment aus
Die am kompaktesten wachsenden Sorten Ficcolino® und Little Miss Figgy® haben wir oben dargestellt und auch die Gründe für den Kompaktwuchs erläutert. Ansonsten ist grundsätzlich bei gut verzweigenden, nicht sparrig wachsende Twotimer®-Sorten mit weniger Wachstum zu rechnen. Am sichersten erreicht man aber schwachen Wuchs im Topf, wenn man eine Feige einige Jahre lang darinstehen lässt und sie nicht zu sehr verwöhnt. Fürs Freiland bietet sich schliesslich der Einsatz von früh reifenden Herbstfeigensorten oder von Twotimersorten mit einem starken Herbstertrag an, die jedes Jahr auf das Grundgerüst zurückgeschnitten werden.
Feigen auf dem Balkon
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team