Zwergapfelbäume faszinieren, besonders der Zwergapfelbaum Gullivers®. Der grosse Apfelbaum, der Hochstamm auf der Wiese wird zum kleinen Spielzeugbäumchen. Und trägt trotzdem noch die gleichen, vielleicht sogar die besseren Früchte? Wie kann das gehen? Woher kommt der Zwergenwuchs? Und schmeckt dann so ein Apfel überhaupt noch? Steckt etwa gar gentechnologisches Zauberwerk hinter der Wuchsreduktion.
Inhaltsverzeichnis
- Wie gross wird der Zwergapfelbaum Lowfruit® Gullivers®?
- Auf welche Obstunterlage wird der Zwergapfelbaum Lowfruit® Gulllivers® veredelt?
- Trägt so ein Zwergapfelbaum wie Gullivers® auch kleine Früchte?
- Woher kommt der Schwachwuchs dieses Zwergapfels eigentlich, ist der Wuchs vergleichbar mit den sogenannten Patiobäumen, die wir im Baumarkt gesehen haben?
- Wurden bei der Züchtung vom Zwergapfelbaum Gullivers® gentechnische Methoden benutzt?
- Muss man den Zwergapfelbaum Gullivers® auch schneiden?
- Warum trägt der Zwergapfelbaum Maloni® Lowfruit® Gullivers® auch in einem Frostjahr?
- Wenn Gullivers® so spät blüht, kann dann die Befruchtung noch funktionieren?
- Wie steht es um die Resistenz gegen Blattkrankheiten?
- Wie schmeckt der Zwergapfel Lowfruit® Gullivers®?
- Klein ist ja schön und gut, aber wie soll ich so ein Zwergapfelbäumchen benutzen?
- Was soll eigentlich der ellenlange Name des Zwergapfelbaums, Maloni® Lowfruit® Gullivers®?
Neben all diesen Fragen, die wir häufig hören, gibt noch einen weiteren Grund, über den Zwergapfel Gullivers zu reden und zu schreiben: In unseren Versuchsfeldern in Buchs ist Gullivers® dieses Jahr (2017) nach den Frühlingsfrösten im April eine der ganz wenigen Sorten, die einen vollen Ertrag bringt.
Man muss sich das vorstellen: Zehntausende von Apfelbäumen bringen keinen Apfel hervor (na ja, alle 20 Bäume sieht man mal einen Apfel aus einer verspätet ausgetriebenen Blüte) und dann kommt Gullivers® mit einigen anderen Zwergapfelzüchtungen: voll von Früchten, als hätte es den Frost gar nicht gegeben! An unserem anderen Versuchsstandort, in Egnach am Bodensee, auf dem Betrieb von Thomas Hungerbühler, ergibt sich wieder das gleiche Bild: Zwar ist der Frosteinfluss hier in der Nähe des Bodensees gemildert, aber wieder gehören die Zwergapfelsorten aus unserer Maloni-Familie zu den besttragenden Sorten (siehe den nächsten Artikel über frosttolerante Apfelsorten im Lubera-Sortiment).
Für das Rätsel gibt’s wie immer eine einfache Lösung: Der Zwergapfelbaum Gullivers® blüht als eine der letzten Apfelsorten und kann so systematisch und in den meisten Jahren den Spätfrösten ausweichen. Zwergapfelbäume und weitere Apfelbäume zum Bestpreis finden Sie übrigens im Lubera Shop.
Jetzt aber zu den vielen Fragen, die rund um den Zwergapfel gestellt wurden und werden, und die einmal konzentriert beantwortet werden sollen.
Wie gross wird der Zwergapfelbaum Lowfruit® Gullivers®?
So ca. einen Meter hoch, 60-80cm breit. Die älteren Zwergapfel Maloni®-Sorten Sally und Lilly wachsen ca. 50% so stark wie ein normaler Apfelbaums (veredelt auf M9), Gullivers® wird bei 25-30% liegen. Neben dem langsamen Wachstum und den kürzeren Internodien trägt sicher auch die frühe Fruchtbarkeit zur Wuchsreduktion bei - man sieht das auch gut auf dem Bild, wo die älteren Kronenteile schon voll mit Früchten sind - und kaum mehr Platz für Blätter lassen.
Auf welche Obstunterlage wird der Zwergapfelbaum Lowfruit® Gulllivers® veredelt?
Wir veredeln die normalwachsenden Paradis-Apfelbäume ebenso wie auch die Maloni Zwergapfelbäume auf M9. Dadurch ist der Wuchs auch sehr gut vergleichbar, die deutlichen Unterschiede sind der Wuchsleistung der Bäume selber geschuldet, und nicht der Unterlage. Das Bild zeigt es auch mehr als deutlich: Lowfruit® Gullivers® erreicht allerhöchstens 30% der Wuchshöhe eines normalen Apfelbaums? Natürlich könnten wir ein so kompaktes Zwergapfelbäumchen wie Gullivers auch auf stärkere Unterlagen veredeln und hätten dann schneller eine schönere und stärkere Jungpflanze. Aber uns geht es darum, dass die Miniapfelbäumchen in Ihrem Garten möglichst schnell tragen und eben - wie versprochen - auch klein bleiben. Und das erreichen wir mit der Veredlung auf eine schwachwachende Unterlage am besten.
Trägt so ein Zwergapfelbaum wie Gullivers® auch kleine Früchte?
Das ist eine Frage, die wir immer wieder hören. Irgendwie haben wir in der Puppenstube gelernt, dass miniaturisierte Menschen auch miniaturisierte Werkzeuge und Gerätschaften tragen. Warum sollte das mit dem Zwergapfel auch anders sein? Es ist anders: Maloni® Lowfruit® Gullivers® wie auch die anderen Maloni® Zwergapfelbäume bilden normal grosse Früchte aus, die aber innerhalb des Apfelgrössenspektrums eher zu den kleineren bis mittelgrossen gehören, so ungefähr in der Grösse von Cox Orange und Elstar.
Woher kommt der Schwachwuchs dieses Zwergapfels eigentlich, ist der Wuchs vergleichbar mit den sogenannten Patiobäumen, die wir im Baumarkt gesehen haben?
Aua, das ist natürlich ein Reizwort für mich: Patiobäume! Das Wort kann ja eigentlich nichts dafür, ist unschuldig. Aber wir sehen auf dem Markt immer wieder kleine Obstbäume, die zwar als kompakt wachsende Patiobäume bezeichnet werden und auch niedlich klein aussehen, aber deren Wuchs nur durch wiederholten Rückschnitt zustande gekommen ist. Sehr häufig stellen wir bei diesen Bäumen (die nicht selten von unseren Baumschulfreunden in den Niederlanden stammen;-)) auch fest, dass es sich um normale, nicht einmal besonders resistente Erwerbsanbausorten wie Golden Delicious oder Gala handelt und dass sie zu allem Überfluss auch noch auf starkwachsende Unterlagen wie MM 106 veredelt sind. Wie werden sich diese sogenannten Patiobäume in Ihrem Garten entwickeln? Sie werden regelrecht explodieren und sich zu 4-5 m hohen Monstern entwickeln. Was der Baumarkt sich dabei denkt? Nichts. Ach ja: "Allenfalls können wir ja dann Leitern verkaufen..."
Unsere Zwergäpfel dagegen beruhen nicht auf vorgespiegelten Tatsachen: Die Zwergapfelbäume der Maloni®-Familie im Allgemeinen und Lowfruit® Gullivers® im speziellen haben einen genetisch verankerten, in sich selbst angelegten kompakten oder sogar superkompakten Wuchs.
Wurden bei der Züchtung vom Zwergapfelbaum Gullivers® gentechnische Methoden benutzt?
Nein, ganz bestimmt nicht, unsere Meinung zu diesen Techniken und insbesondere zum aktiven Eingriff ins Genom haben wir schon verschiedentlich publiziert. Letztlich handelt es sich bei dem Zwergenwuchs um ein rezessives Gen, das wir bei Maloni Lilly und Sally zufälligerweise entdeckt haben. Dass es rezessiv ist, zeigt sich auch daran, dass bei der Kreuzung von normalwachsenden Apfelsorten mit Maloni-Sorten wieder nur normalwachsenden Apfelbäume entstehen. Was das Züchten von neuen und besseren Maloni®-Zwergapfelsorten nicht unbedingt einfacher macht.
Muss man den Zwergapfelbaum Gullivers® auch schneiden?
Eigentlich gar nicht. Und das ist jetzt nicht einfach eine Standard- und Verlegenheitsantwort, weil der Zwergapfelbaum so wenig wächst. Maloni® Lowfruit® Gullivers verzweigt einfach so natürlich schön und regelmässig, dass schlichtweg fast keine Schnitteingriffe notwendig sind.
Warum trägt der Zwergapfelbaum Maloni® Lowfruit® Gullivers® auch in einem Frostjahr?
Der Zwergapfel Gullivers® gehört zu den am spätesten blühenden Apfelsorten, und bringt dadurch auch in einem Jahr mit starken Spätfrösten im April eine volle Ernte.
Wenn Gullivers® so spät blüht, kann dann die Befruchtung noch funktionieren?
Das ist natürlich eine folgerichtige Frage: Äpfel sind generell selbstunfruchtbar und daher auf den Pollen von anderen Sorten angewiesen. Aber auch während der Blütezeit von Gullivers® gibt es noch genügend Nachblüten von anderen Sorten, die für ein passendes Angebot an Fremdpollen sorgen. Dennoch wäre es einmal interessant, das allfällige Selbstbefruchtungspotential aller Maloni-Sorten zu testen. Sie sind nämlich vermutlich durch Selbstbefruchtung (Resi x Resi) entstanden, wodurch der rezessive Zwergenwuchs-Charakter erst sichtbar wurde.
Wie steht es um die Resistenz gegen Blattkrankheiten?
Die ganze Zwergapfel-Maloni®-Serie ist schorfresistent; Lowfruit® Gullivers® scheint auch weitgehend immun gegen Mehltau zu sein, jedenfalls haben wir noch keinen Mehltau festgestellt. Überhaupt fällt in unseren ungespritzten Züchtungsfeldern Gullivers® immer ganz besonders durch sein gesundes und tiefgrünes Blattwerk auf, auch im Spätherbst, wenn andere Sorten schon längst halb blattlos dem Winter entgegendämmern.
Wie schmeckt der Zwergapfel Lowfruit® Gullivers®?
Gut! Und zwar für alle gut! Das ist letztlich das Erbe der Grossmutter Resi, in die wiederum das ganze Qualitätsspektrum von Cox Orange und seinen Abkömmlingen eingeflossen ist. Bei der Ernte ist das Fruchtfleisch gelblich-beige mit einem leicht grünlichen Hauch, feinzellig und fest. Das schöne und runde Apfelaroma ist hinterlegt mit einem gut ausgewogenen Säure-Zuckerverhältnis. Dieser Apfel schmeckt jedem! Obwohl ich als Säure-Liebhaber zugeben muss, das er für mich noch etwas spritziger sein könnte.
Aber genau für diese meine Säurevorliebe werde ich mir die Freiheit nehmen, in ein bis zwei Jahren eine weitere neue Maloni®-Sorte in der gleichen Wuchsstärkenklasse (30% eines normalen Apfelbaums) einzuführen, aber mit einem etwas aufrechteren und weniger breiten Wuchs. Und natürlich mit einer akzentuierteren Säure! Aber gerne gebe ich zu: Diese neue Sorte werden dann nicht mehr alle so selbstverständlich lieben wie Gullivers®, der die "Everybody’s Darling"- Eigenschaft von der Grossmutter Resi geerbt hat.
Klein ist ja schön und gut, aber wie soll ich so ein Zwergapfelbäumchen benutzen?
Genau! Man muss ja schon einen besonderen Grund haben, sich zum Apfel zu bücken wie zu einer Erdbeere ;-) Im Ernst: In dieser Wuchsgrösse (bis 1m) wird der Zwergapfel zu einer ganz anderen, mit dem klassischen Apfelbaum kaum mehr vergleichbaren Pflanze. Der Zwergapfelbaum steht nicht mehr alleine (es sei denn auf Balkon und Terrasse im Kübel), sondern im Verbund, in Kommunikation mit anderen Pflanzen. Zum Beispiel mitten im Blumenbeet, in einer Staudenpflanzung, oder im sogenannten “mixed border”, das ja – wie es der Name schon sagt – von der besonderen und überraschenden Mischung lebt. Der Zwergapfelbaum ist im Garten keine Pflanze mehr, die entweder agronomisch korrekt in einer Kleinplantage angebaut wird oder aber dominant in Einzelstellung steht, sondern er wird zu einer mit allem und jedem kombinierbaren Blatt-, Blüten- und Fruchtpflanze! Hier sind mehr Mut, ja auch mehr Frechheiten gefragt! Selbstverständlich wird aber einer der häufigsten Gebrauchsformen für den Zwergapfel Maloni® Lowfruit® Gullivers der Kübel auf Balkon und Terrasse sein.
Was soll eigentlich der ellenlange Name des Zwergapfelbaums, Maloni® Lowfruit® Gullivers®?
Ja ich weiss, das ist unschön! Aber wir versuchen ja, unsere Neuzüchtungen in "Familien" mit einem Markennamen zu versammeln, wo sie gut zusammenpassen und auch dem Gartenanfänger die Gewissheit geben, dass er für seinen Verwendungszweck die richtige Sorte ausgewählt hat. Rotfleischige Äpfel = Redloves, Säulenäpfel mit besserer Fruchtqualität und Schorfresistenz = Malini, Obst- Beerensträucher unter 100cm = Lowberries und eben auch Lowfruit. Gullivers passt nun aber von seinem Wuchs her perfekt in die Familie der Fruchtpflanzen unter einem Meter, ist also eine Lowfruit® Pflanze und gleichzeitig selbstverständlich auch eine weitere Zwergapfelbaum-Sorte der Maloni®-Familie.
Befruchter
Guten Tag,
bisher haben wir die Erfahrung machen können, dass Apfelbäume immer erfolgreich bestäubt werden, auch wenn im eigenen Garten kein Bestäuber wächst. Die Landschaft weist noch immer so viele Apfelbäume auf, das praktisch kein Apfelbaum unbefruchtet bleibt. Die Hummeln und Bienen tragen den Pollen erstaunlich weit. Sie können sich beim Kauf der Apfelbäume ruhig von persönlichen Vorlieben leiten lassen.
Ihr Lubera Team