Grüezi, ich bräuchte Ihren Rat. Meine 12 jährige Aprikose Luziet ist am ‘kränkeln’. Als ich vor 4 Wochen nach Spanien ging, stand der Baum in der Blüte. Seit einigen Jahren kämpfe ich bei der Luziet mit Monilia. Vor 2 Jahren musste ich einen dicken Ast abschneiden damit der Baum nicht einging. Da in den letzten 3 Wochen das Wetter hier in Opfikon schlecht war, nehme ich an das der Baum wieder (trotzt 3 x Spritzung mit Cupro Maag) wieder mit Monilia befallen ist. Was noch lustig ist, der vor 3 Jahren bei Ihnen gekaufte Bergeron ist gesund (steht einige Meter entfernt).
Meine Frage an Sie, soll ich den Baum fällen und die Wurzel ausgraben? Dann ein Jahr warten und die Sorte Kioto dort pflanzen? Was raten Sie mir?
E. G.
Hallo Herr E. G.,
das, das nennen wir intern bei uns den plötzlichen Aprikosentod. Eigentlich aber ist er gar nicht so plötzlich, er kommt schleichend, nur sieht man dann plötzlich das Resultat.
Was passiert da genau?
Ein Teil des Problems besteht darin, dass wir es gar nicht so genau kennen, weil sehr viele Faktoren beteiligt sind: Erstens einmal ist es bei uns ganz einfach etwas zu nass für Aprikosen, damit zusammenhängend kommt es zweitens zu Pilzinfektionen (z.B. Monilia), damit werden drittens weiteren Krankheiten und Schaderregern, damit auch Bakterien wie Pseudomonas, Tür und Tor geöffnet, es kommt viertens zu Saftfluss und Schleim, dann zu weiteren Sekundärinfektionen, manchmal auch ganz überraschend zum Absterben von ganzen Ästchen (das ist dann eher nur Monilia), von ganzen Baumpartien (da ist meistens Pseudomonas beteiligt) oder gar des ganzen Baums (da kommen sicher noch weitere Schaderreger, manchmal auch die Winterkälte dazu).
Passiert das mit jeder Aprikose?
Nein, eben nicht. Es gibt – wie im Leben – fast keine Regeln: Da ein gesunder Aprikosenbaum, der 10 Jahre alt wird und hier ein Bäumchen, das schon nach 3 Jahren abstirbt …
Was kann man tun?
Da es keine klaren und einfachen Ursache-Wirkung-Gesetze gibt, gibt es auch keine einfachen Rezepte. Dennoch kann man eine Reihe von Massnahmen benennen, die sicher positiv sind:
- Aprikosen an trockene Standorte pflanzen, am besten unter ein Vordach, auch an einen Ort, wo es etwas Zug gibt, wo die Blätter schnell abtrocknen.
- Aprikosen nie im Winter, sondern wenn möglich immer in der Vegetationsperiode im August schneiden. Bei einem kranken Baum oder bei kranken Bäumen die Schere vor jedem Schnitt desinfizieren.
- Äste nicht auf Astring, sondern immer auf Stummel zurückschneiden, der dann selber zurücktrocknen kann oder wieder austreibt.
- Grundsätzlich möglichst wenig schneiden.
- Monilia während der Blüte eventuell mit einem Fungizid bekämpfen (z.B. Rondo).
- Sorten Harlayne, Kioto scheinen etwas robuster zu sein als andere Sorten? Aber es gibt hier ein ziemlich grosses Fragezeichen, weil auch solche Sorten befallen werden können.
- Nur im Frühling düngen, nach Mitte Juni auf jeden Fall nicht mehr düngen. Ganz allgemein zurückhaltend mit Stickstoff sein.
Was heisst das für Sie?
Sie müssen erkennen: Der Baum ist hinüber, also ausgraben, roden und entsorgen.
Sie wissen nun: Am gleichen Ort nur pflanzen, wenn es in Bezug auf Schutz (vor Nässe) und Exposition (Wind, der abtrocknet) keine bessere Alternative gibt.
Und natürlich hoffen Sie: Auf ein Neues! Immer wieder. Gärtner kapitulieren nie, jedenfalls nicht vor dem plötzlichen Aprikosentot.
apricompakt
Markus Kobelt