Er flattert charmant durch den Sommergarten, doch seine hungrigen Raupen haben es auf Brokkoli, Wirsing & Co. abgesehen: der Kohlweißling. Kaum ein anderer Schmetterling ist so auffällig unterwegs wie er. Wie gefährlich ist der Falter wirklich? In diesem Artikel erfährst du, wie du Großen sowie Kleinen Kohlweißling sicher erkennst, welche Schäden sie anrichten und wie du mit einfachen, biologischen Mitteln einem Befall vorbeugen kannst.
Inhaltsverzeichnis
- Herkunft des Kohlweißlings
- So erkennst du den Kohlweißling: Falter und Raupen im Porträt
- Der Große Kohlweißling – markant und gesellig
- Der Kleine Kohlweißling – kleiner, aber nicht weniger gefräßig
- Eier als erster Hinweis: Gut versteckt oder offen sichtbar?
- Vom Schmetterling zum Vielfraß: Der Lebenszyklus des Kohlweißlings
- Erste Generation: Wildkräuter auf der Speisekarte
- Zweite Generation: Angriff auf deinen Kohl
- Dritte Generation: Bonusrunde im warmen Spätsommer
- Puppenruhe = Gut geschützt durch den Winter
- So erkennst du das Schadbild
- Jungpflanzen besonders gefährdet
- Fraßstellen öffnen die Tür für weitere Probleme
- Diese Pflanzen stehen auf dem Speiseplan der Kohlweißlinge
- Beliebte Gemüsepflanzen der Kohlweißlinge im Überblick:
- Wilde Kreuzblütler – erste Wahl im Frühjahr
- Meerkohl & Baumkohl: Weniger anfällig für den Kohlweißling?
- Kohlweißling vorbeugen: So verhinderst du effektiv den Befall
- Meine Devise: Lieber Schutznetz drüber als Löcher im Kohl
- Die Macht der Mischkultur: Duft als natürliche Abschreckung
- Schlupfwespen: Kleine Helfer, große Wirkung
- Kohlweißling bekämpfen: Erste Hilfe, wenn’s schon krabbelt
- Eier aufspüren und unschädlich machen
- Raupen absammeln – unbeliebt, aber effektiv
- Natürliche Bekämpfung mit Bacillus thuringiensis
- Warum der Kohlweißling auch wichtig ist
Zusammenfassung
- Der Große und Kleine Kohlweißling gehören zu den auffälligsten Sommerfaltern, ihre Raupen jedoch richten teils massive Schäden an Kohlpflanzen an – bis hin zum Totalausfall der Ernte.
- Typisch sind Loch- und Skelettierfraß an Blättern sowie versteckte Schäden im Kohlherz, besonders durch die einzeln lebenden Raupen des Kleinen Kohlweißlings.
- Zwei bis drei Generationen pro Jahr machen den Kohlweißling so erfolgreich. Besonders gefährlich ist die Sommergeneration ab Juli mit ihrer raschen Entwicklung.
- Früherkennung ist entscheidend: Eier regelmäßig absammeln, Raupen kontrollieren. Ein Blick auf die Blattunterseiten und in den Herzblättern lohnt sich.
- Netze, Mischkulturen mit Duftbarriere und Schlupfwespen gehören zu den wirkungsvollsten vorbeugenden Maßnahmen im naturnahen Garten.
- Biologische Spritzmittel auf Basis von Bacillus thuringiensis bieten gezielte Hilfe, wenn der Befall bereits fortgeschritten ist. Selbstverständlich ohne Nützlinge zu gefährden.
- Trotz Raupenfrust bleibt der Falter ökologisch wertvoll. Als Bestäuber und Teil des natürlichen Gleichgewichts sollte er nicht verteufelt, sondern in Schach gehalten werden.
Herkunft des Kohlweißlings
Ursprünglich stammt der Kohlweißling aus Europa, Nordafrika und Teilen Asiens. Hier, in seiner natürlichen Heimat, fühlt sich der Schmetterling seit jeher besonders wohl. Dass er mittlerweile fast weltweit vorkommt, liegt vor allem an seiner beeindruckenden Anpassungsfähigkeit – und nicht zuletzt am Menschen selbst.
Mit dem Anbau von Kohlpflanzen und anderen Kreuzblütlern sorgten Gärtner und Bauern unbeabsichtigt für ideale Bedingungen, die den Kohlweißling rund um den Globus verbreiteten. Wo Kohl gepflanzt wird, dauert es meist nicht lange, bis auch die weißen Falter auftauchen. Heute begegnen wir ihm daher nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika, Australien und sogar Neuseeland.
Im Laufe der Zeit hat sich der Kohlweißling perfekt an das Zusammenspiel mit Kreuzblütlern angepasst. Die Raupen sind spezialisiert auf Kreuzblütler, deren Senfölglykoside sie nicht nur vertragen, sondern sogar zur Abwehr nutzen können, z. B. durch Einlagerung in ihr Gewebe (chemischer Fraßschutz gegenüber Fressfeinden). Was für andere Insekten ungenießbar ist, bedeutet für den Kohlweißling einen gedeckten Tisch.
Die weite Verbreitung macht deutlich: Der Kohlweißling ist gekommen, um zu bleiben. Gerade deshalb lohnt es sich, ihn besser kennenzulernen. Denn wer seine Herkunft und Lebensweise versteht, weiß auch besser, wie man ihn im eigenen Garten effektiv in Schach hält.
So erkennst du den Kohlweißling: Falter und Raupen im Porträt
Weiße Schmetterlinge flattern im Sommer fast überall. Charmant und scheinbar harmlos. Doch wenn dein Kohl plötzlich aussieht, als hätte jemand ein Sieb daraus gemacht, dann steckt meist ein ganz spezieller Falter dahinter, der Kohlweißling. Genauer gesagt: entweder der Große Kohlweißling (Pieris brassicae) oder sein kleinerer Verwandter, der Kleine Kohlweißling (Pieris rapae). Beide Arten ähneln sich, haben aber entscheidende Unterschiede, die dir helfen, sie sicher zu erkennen.
Der Große Kohlweißling – markant und gesellig
Dieser Falter macht seinem Namen alle Ehre: Mit einer Flügelspannweite von 4 bis 6 Zentimetern ist er auffällig groß und kräftig gebaut. Seine Flügel sind weiß bis leicht gelblich gefärbt, an den Vorderflügeln fallen schwarze Spitzen sofort ins Auge. Weibliche Exemplare erkennst du besonders gut an zwei zusätzlichen schwarzen Punkten auf jedem Vorderflügel. Ein hübscher Anblick… wäre da nicht sein hungriger Nachwuchs.
Bild: Der Grosse Kohlweissling (Pieris brassicae) ist recht auffällig und gross.
Denn die Raupen des Großen Kohlweißlings sind echte Großverbraucher. Sie erreichen bis zu 4 Zentimeter Länge, leuchten in einem auffälligen Gelbgrün und tragen viele kleine schwarze Flecken. Ihre samtartige Oberfläche macht sie unverwechselbar. Noch typischer: Diese Raupen sind keine Einzelgänger, sondern treten stets in Gruppen auf. Wenn du also zahlreiche Raupen auf einem Kohlblatt entdeckst, die gemeinsam Seite an Seite fressen und innerhalb kurzer Zeit das Blatt vollständig skelettieren, kannst du dir sicher sein: Hier waren die hungrigen Nachkommen des Großen Kohlweißlings am Werk.
Der Kleine Kohlweißling – kleiner, aber nicht weniger gefräßig
Im Vergleich zum Großen Kohlweißling wirkt sein kleinerer Bruder fast schon unscheinbar. Seine Flügelspannweite liegt bei etwa 4 Zentimetern, und das Weiß seiner Flügel erscheint etwas gelblicher, die schwarze Zeichnung an den Flügelspitzen ist deutlich dezenter. Dadurch wirkt er oft weniger bedrohlich. Spoiler: Fehlanzeige!
Bild: Kleiner, eleganter und fast schon harmlos wirkend: Der Kleine Kohlweißling bezaubert mit feinem Flügelschimmer und leiserem Auftritt. Doch hinter dem sanften Look steckt ein echter Gemüsegarten-Stratege.
Seine Raupen sind zwar kleiner (etwa 2,5 Zentimeter lang) und glatter als die des Großen Kohlweißlings, aber keineswegs weniger hungrig. Erkennen kannst du sie an ihrer grünen Farbe mit einem feinen gelblichen Streifen auf dem Rücken. Statt in großen Gruppen aufzutreten, fressen sie einzeln und bevorzugt versteckt im Inneren der Kohlköpfe. Das macht sie besonders tückisch, da sie von außen kaum sichtbar sind. Erst wenn du deinen Kohl erntest oder anschneidest, findest du die unangenehme Überraschung.
Bild: Die Grüne Raupe des Kleinen Kohlweisslings sind recht gut getarnt. Sie sind in aller Regel einzeln unterwegs...
Eier als erster Hinweis: Gut versteckt oder offen sichtbar?
Auch an der Eiablage kannst du die beiden Kohlweißlinge eindeutig unterscheiden und frühzeitig handeln. Der Große Kohlweißling legt auffällige, gelbliche Eigelege in Gruppen von 20 bis 50 Stück gut sichtbar auf der Blattunterseite ab. Wer regelmäßig kontrolliert, entdeckt sie meist rechtzeitig, um sie zu entfernen.
Der Kleine Kohlweißling dagegen ist vorsichtiger unterwegs. Er legt seine Eier einzeln und deutlich unauffälliger auf den Blattunterseiten ab. Um diese Eier zu entdecken, musst du genauer hinsehen. Aber es lohnt sich, denn so verhinderst du, dass sich die heimlich fressenden Raupen überhaupt entwickeln.
Vom Schmetterling zum Vielfraß: Der Lebenszyklus des Kohlweißlings
Kaum steigen im Frühling die Temperaturen, startet auch der Kohlweißling in seine Saison. Bereits ab April oder spätestens Mai flattern die ersten Exemplare durch die Gärten – mit einem klaren Auftrag: Nachwuchs produzieren. Und das tun sie gründlich, denn sowohl der Große Kohlweißling (Pieris brassicae) als auch der Kleine Kohlweißling (Pieris rapae) schaffen pro Jahr mindestens zwei, in warmen Jahren sogar drei Generationen.
Erste Generation: Wildkräuter auf der Speisekarte
Die Weibchen der ersten Kohlweißling-Generation sind ziemlich clever. Anfangs, wenn deine Kohlpflanzen oft noch zu klein oder noch gar nicht ausgepflanzt sind, legen sie ihre Eier bevorzugt an wilde Kreuzblütler ab. Ackersenf (Sinapis arvensis), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) oder Rauke (Eruca vesicaria) sind dann die bevorzugten Nahrungsquellen der ersten Raupen. Diese Wildkräuter sprießen früh im Jahr und versorgen die Raupen bis etwa Juni optimal mit Futter.
Zweite Generation: Angriff auf deinen Kohl
Spätestens ab Juli ändert sich allerdings die Strategie: Die Weibchen der zweiten Generation wählen nun gezielt deine Kohlpflanzen als Kinderstube für ihren Nachwuchs aus. Brokkoli, Wirsing, Weiß- und Rotkohl – sie alle sind dann besonders begehrt. Die Temperaturen sind hoch, und das bedeutet, dass sich die Raupen besonders schnell entwickeln. Schon wenige Tage nach der Eiablage schlüpfen die gefräßigen Raupen und verwandeln deine Kohlpflanzen in kurzer Zeit von prächtigen Blattgewächsen in zerfressene Ruinen. Gerade die zweite Generation sorgt daher im Hochsommer für den größten Schaden und den meisten Ärger. Und für so manchen Frustmoment im Gemüsebeet.
Bild: Die Raupen des Großen Kohlweißlings sind selten allein. Sie fressen in großen Gruppen und können eine Kohlrabipflanze im Nu regelrecht überrollen.
Bild: Ausgewachsene Raupe des Grossen Kohlweisslings kurz vor der Verpuppung.
Dritte Generation: Bonusrunde im warmen Spätsommer
Ist der Spätsommer warm genug, kann es sogar zu einer dritten Kohlweißling-Generation kommen. Sie verlängert die Fraßschäden häufig bis in den September hinein. Diese späte Generation entwickelt sich meist etwas langsamer, da die Temperaturen gegen Herbst sinken. Doch auch diese Raupen nutzen noch einmal jede Gelegenheit, um sich an deinen Pflanzen satt zu fressen.
Puppenruhe = Gut geschützt durch den Winter
Gegen Ende der Vegetationsperiode im Herbst ist Schluss mit dem großen Fressen. Die letzten Raupen suchen sich geschützte Plätze an Pflanzenstängeln, Gartenzäunen oder anderen festen Strukturen und verpuppen sich dort. In einem festen, gut getarnten Kokon überwintern sie bis ins nächste Frühjahr. Sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen die Puppen erwärmen, beginnt der Kreislauf von neuem. Die nächsten Falter schlüpfen, um ihren Nachwuchs wieder auf deinen Kohl loszulassen.
So erkennst du das Schadbild
Ein Loch im Kohlblatt hier, ein kleiner Biss da. Anfangs sieht das alles nicht dramatisch aus. Doch ehe du dich versiehst, verwandeln die Raupen des Kohlweißlings deine liebevoll gepflegten Kohlpflanzen in wahre Lochkunstwerke. Was zu Beginn wie eine kleine Knabberei aussieht, wird schnell zu einem echten Problem: Innerhalb weniger Tage können große Teile deiner Kohl-Ernte vernichtet sein.
Besonders drastisch fallen die Schäden beim Großen Kohlweißling aus. Seine Raupen treten in großen Gruppen auf und fressen sich systematisch durch die Blätter deiner Pflanzen. Das Schadbild ist hier sehr markant. Typisch ist ein starker Lochfraß, der sich innerhalb kürzester Zeit zu einem regelrechten Skelettierfraß steigert. Von den Blättern bleibt oft nur noch ein filigranes Gerüst aus Blattrippen übrig. Alles andere verschwindet buchstäblich im Magen der hungrigen Raupen.
Bild: Typisch für den Kohlweißling: Skelettierfraß an Kohlblättern. Die Raupen fressen das Blattgewebe zwischen den Adern – zurück bleibt nur ein filigranes Gerüst.
Weniger spektakulär, aber genauso ärgerlich sind die Schäden des Kleinen Kohlweißlings. Dessen Raupen leben nicht in Gruppen, sondern versteckt und allein. Und zwar gerne im Inneren der Kohlköpfe. Von außen wirken die Pflanzen oft noch gesund und intakt. Erst beim Ernten oder Anschneiden zeigt sich die böse Überraschung: zerfressene Blätter im Herzen des Kohls, dunkle Kotkrümel (die sogenannten Frasspellets) und manchmal sogar lebendige Raupen. Das ist nicht nur unappetitlich, sondern macht deinen schönen Kohl in der Küche praktisch unbrauchbar.
Jungpflanzen besonders gefährdet
Junge Kohlpflanzen trifft es besonders hart. Verlieren sie durch den starken Fraß zu viele Blätter, fehlt ihnen schlichtweg die nötige Energie, um vernünftig zu wachsen oder stabile Köpfe auszubilden. Das Resultat: kümmernde Pflanzen, verzögerter Wuchs oder im schlimmsten Fall ein Totalausfall deiner Ernte.
Fraßstellen öffnen die Tür für weitere Probleme
Leider bleibt es oft nicht allein beim Raupenfraß. Jede Fraßstelle bietet eine offene Eintrittspforte für Bakterien und Pilze. Besonders bei feuchter Witterung oder dichter Pflanzung sind Sekundärinfektionen wie Fäulnis schnell die Folge. Dann gehen nicht nur einzelne Blätter verloren, sondern komplette Köpfe werden ungenießbar.
Diese Pflanzen stehen auf dem Speiseplan der Kohlweißlinge
Der Kohlweißling mag zwar ein Feinschmecker sein. Aber leider liebt er genau das, was wir im Garten gern selber ernten möchten. Die Raupen haben sich auf Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) spezialisiert. Für Hobbygärtner heißt das: Wer Kohl anbaut, sollte besonders aufmerksam sein und regelmäßig kontrollieren. Doch nicht nur Gemüse steht auf dem Menü, auch viele wilde Kreuzblütler werden gern besucht.
Beliebte Gemüsepflanzen der Kohlweißlinge im Überblick:
- Weißkohl, Rotkohl und Spitzkohl (Brassica oleracea var. capitata)
- Wirsing (Brassica oleracea var. sabauda)
- Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis)
- Brokkoli (Brassica oleracea var. italica)
- Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes)
- Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera)
- Pak Choi / Chinesischer Senfkohl (Brassica rapa subsp. chinensis)
- Rübstiel / Stielmus (Brassica rapa subsp. rapa)
- Senfarten, wie Weißer Senf (Sinapis alba) oder Schwarzer Senf (Brassica nigra)
- Rettich (Raphanus sativus)
- Radieschen (Raphanus sativus var. sativus)
- Mairüben (Brassica rapa subsp. rapa)
Diese Gemüsearten stehen ganz oben auf der Wunschliste der Kohlweißlinge. Vor allem junge Pflanzen mit ihren zarten und nährstoffreichen Blättern ziehen die gefräßigen Raupen magisch an. Aber Achtung: Auch ausgewachsene Kohlköpfe sind nicht sicher. Der Kleine Kohlweißling schleicht sich besonders gern in die Mitte der Köpfe und verursacht dort seine unschönen Fraßschäden.
Wilde Kreuzblütler – erste Wahl im Frühjahr
Bevor im Garten die Kohlpflanzen richtig groß werden, nutzen die Kohlweißlinge Wildkräuter aus der Familie der Kreuzblütler gern als Zwischenstation. Diese Pflanzen dienen den Faltern im Frühjahr oft als erste Eiablageorte und den Raupen als frühe Nahrungsquelle. Typische Wildpflanzen, die du im Auge behalten solltest, sind:
- Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)
- Ackersenf (Sinapis arvensis)
- Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
Merke: Ein Blick auf diese Wildpflanzen lohnt sich im Frühjahr besonders, denn wer hier frühzeitig Eier oder Raupen entdeckt, kann späteren Befall an seinen Gemüsebeeten rechtzeitig verhindern.
Meerkohl & Baumkohl: Weniger anfällig für den Kohlweißling?
In der Lubera-Baumschule in Buchs wächst eine Vermehrungsreihe Meerkohl (Crambe maritima) – und der Kohlweißling interessiert sich kaum dafür. Markus Kobelt berichtet, dass trotz umliegender Kreuzblütler bisher praktisch kein Befall zu beobachten ist. Ähnlich sieht es beim Baumkohl (Brassica oleracea var. ramosa) aus, den das Lubera-Team an zwei Standorten in der Obstanlage angebaut hat.
Natürlich sind diese Kohlarten nicht völlig immun, aber die Erfahrung zeigt: Meerkohl und Baumkohl scheinen dem Kohlweißling weniger zu schmecken als klassische Kohlarten. Für alle, die regelmäßig mit diesem Schmetterling zu kämpfen haben, lohnt es sich daher, diese robusten Alternativen einmal auszuprobieren. Vielleicht als schmackhafte und pflegeleichte Ergänzung im Gemüsegarten? Ich werde es auf jeden Fall in meinem Garten testen.
Kohlweißling vorbeugen: So verhinderst du effektiv den Befall
Kaum zeigen sich die ersten knackigen Blätter im Kohlbeet, lassen auch die Kohlweißlinge nicht lange auf sich warten. Doch keine Sorge. Du musst nicht zur chemischen Keule greifen; die hat im naturnahen Garten ohnehin nichts zu suchen. Wer den Kohlweißling rechtzeitig vorbeugt, spart sich später viel Ärger und sichert seine wertvolle Ernte. Beachte daher folgendes:
Meine Devise: Lieber Schutznetz drüber als Löcher im Kohl
Der einfachste und zugleich effektivste Schutz gegen Kohlweißlinge ist ein feines, engmaschiges Kulturschutznetz. Lege es locker, aber lückenlos über deine Kohlpflanzen, und zwar möglichst schon bevor die ersten Falter im April ihre Runden drehen. Ein guter Bodenabschluss verhindert, dass Schmetterlinge doch noch heimlich ins Innere schlüpfen. Wichtig: Kontrolliere regelmäßig, ob das Netz sicher liegt. Der kleinste Spalt reicht sonst aus, um den Kohlweißlingen freien Zutritt zu verschaffen.
Die Macht der Mischkultur: Duft als natürliche Abschreckung
Kohlpflanzen allein im Beet wirken auf Kohlweißlinge wie eine große Einladung zum Festschmaus. Doch in der richtigen Nachbarschaft sieht es für den Falter ganz anders aus. Tomaten oder Sellerie haben sich als Nachbarn hervorragend bewährt. Ihr intensiver Duft verwirrt die Falter und erschwert ihnen die gezielte Eiablage.
Bild: Ich pflanze jedes Jahr Ringelblumen zwischen den Kohl. Nicht nur, weil sie das Beet zum Leuchten bringen, sondern weil sie den Kohlweißling zuverlässig irritieren und mir so manches Absammeln ersparen.
Auch Ringelblumen, Dill oder Kapuzinerkresse sind hervorragende Begleiter im Gemüsebeet. Besonders die Kapuzinerkresse zieht Raupen regelrecht an und dient als sogenannte »Opferpflanze«. Das bedeutet, sie lockt den Kohlweißling weg von deinem wertvollen Kohl. Du gewinnst gleich doppelt: Schutz für deinen Kohl und eine bunte Beetgestaltung – ich lieb‘s!
Schlupfwespen: Kleine Helfer, große Wirkung
Die besten natürlichen Gegenspieler der Kohlweißlingsraupen sind kleine, unauffällige Schlupfwespen, besonders die Art Cotesia glomerata (auch Kohlweißlings-Schlupfwespe genannt). Diese Nützlinge legen ihre Eier direkt in die Raupen des Kohlweißlings. Klingt brutal, aber so funktioniert biologische Schädlingsbekämpfung: Die Raupen werden von innen heraus parasitiert, und aus einer einzigen Raupe können bis zu 30 Schlupfwespen schlüpfen.
Die Schlupfwespen hinterlassen kleine, gelbliche Kokons, die du häufig neben oder auf bereits parasitierten, toten Raupen findest. Diese Kokons ähneln auf den ersten Blick den Eiern des Großen Kohlweißlings. Bitte nicht verwechseln und schon gar nicht entfernen! Diese kleinen Kokons sind nämlich deine wertvollsten Verbündeten gegen künftige Raupenplagen.
Bild: Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Kohlweißlings-Eier, doch es sind die Kokons von Schlupfwespen! Schaue zweimal hin, bevor du etwas entfernst. Denn diese kleinen Helfer sind Gold wert im Kampf gegen die Raupen.
Mein Tipp: Schlupfwespen fühlen sich am wohlsten in naturnah gestalteten Gärten. Sorge deshalb für reichlich Lebensräume, etwa Hecken, Totholz-Ecken (»Benjeshecke«), Wildblumenwiesen oder blühende Kräuterbeete. Wenn dein Garten summt und brummt, schaffst du ideale Bedingungen für diese effektiven Schädlingsbekämpfer und hältst den Kohlweißling ganz nebenbei in Schach.
Kohlweißling bekämpfen: Erste Hilfe, wenn’s schon krabbelt
Wie so oft im Leben: Auch wenn du alles richtig machst, manchmal kommt es anders als geplant. Du hebst dein Schutznetz hoch und plötzlich starrst du in die hungrigen Augen unzähliger Kohlweißlingsraupen. Oder du hattest gar kein Netz gespannt, und nun gleichen deine Kohlpflanzen Schweizer Käse. Kein Grund zur Panik! Mit diesen bewährten Methoden bekommst du die Situation wieder unter Kontrolle.
Eier aufspüren und unschädlich machen
Die einfachste und effektivste erste Maßnahme gegen den Kohlweißling ist die regelmäßige Kontrolle auf Eigelege. Schau dir vor allem von Mai bis Juni sowie noch einmal ab Juli die Blattunterseiten deiner Kohlpflanzen genau an. Die Eier des Großen Kohlweißlings erkennst du gut an ihrer gelblichen Farbe und daran, dass sie meist in gut sichtbaren Gruppen von bis zu 50 Stück abgelegt sind. Ein beherzter Griff mit dem Daumen oder ein sanftes Abstreifen mit einem weichen Tuch genügt, um diese Eier zu zerstören. Du verhinderst damit direkt, dass überhaupt Raupen schlüpfen.
Bild: Wenn du gelbliche Eigelege in Gruppen von 20 bis 50 Stück auf der Blattunterseite entdeckst, ist schnelles Handeln gefragt – das sind die Eier des Großen Kohlweißlings, und daraus schlüpfen bald richtig hungrige Raupen.
Auch die Eier des Kleinen Kohlweißlings sind gelb, werden aber einzeln abgelegt und können daher leichter übersehen werden. Trotzdem lohnt sich die regelmäßige Kontrolle und Entfernung auch dieser Eier unbedingt.
Bild: Einzeln abgelegtes Ei des Kleinen Kohlweisslings (Pieris rapae) an Federkohl.
Raupen absammeln – unbeliebt, aber effektiv
Sind die Raupen bereits geschlüpft, bleibt dir noch das Absammeln per Hand. Zugegeben, nicht die angenehmste Gartenarbeit, aber gerade bei kleineren Beetflächen oder im Hochbeet extrem wirksam und schnell erledigt. Kontrolliere besonders die Herzblätter und das Innere der Kohlköpfe, da sich Raupen hier bevorzugt aufhalten.
Mein Tipp: Früh aufstehen lohnt sich! Dann sind die Raupen oft noch träge und lassen sich besonders leicht entfernen. Hilfreich sind dabei ein feuchter Lappen, ein Eimer oder auch ein kleiner Pinsel. So kommst du auch an versteckte Raupen ran und entfernst sie ohne großen Aufwand.
Natürliche Bekämpfung mit Bacillus thuringiensis
Wenn der Befall bereits stärker ist oder du eine größere Anbaufläche hast, empfiehlt sich der Einsatz eines biologischen Pflanzenschutzmittels mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis (Bt). Dieses natürliche Bakterium wirkt gezielt gegen Schmetterlingsraupen und somit auch gegen Kohlweißlinge. Die Anwendung ist einfach. Die Raupen nehmen den Wirkstoff beim Fressen der behandelten Blätter auf, hören kurz darauf auf zu fressen und sterben nach wenigen Tagen ab. Das Beste: Bt ist absolut unbedenklich für Nützlinge wie Bienen, Schlupfwespen und auch für den Menschen vollkommen ungefährlich.
Ausschlaggebend für den Erfolg ist jedoch eine rechtzeitige Behandlung. Spritze die Pflanzen am besten direkt, sobald du junge Raupen bemerkst. Besonders gründlich sollten die Blattunterseiten benetzt werden, denn genau dort halten sich die Kohlweißlingsraupen bevorzugt auf.
Warum der Kohlweißling auch wichtig ist
Zugegeben: Wenn die Raupen des Kohlweißlings sich gerade durch deine mühsam gezogenen Kohlpflanzen futtern, fällt es schwer, dem Falter etwas Positives abzugewinnen. Dabei hat auch dieser scheinbar lästige Schmetterling eine bedeutende ökologische Rolle in deinem Garten. Denn wie alle Tagfalter ist auch der Kohlweißling ein wichtiger Bestäuber.
Beim Besuch verschiedener Blüten – und das sind nicht nur Kohlpflanzen, sondern auch zahlreiche Wild- und Gartenblumen – transportieren Kohlweißlinge ganz nebenbei Pollen und sorgen so für reiche Blüte und Ernte. Gleichzeitig unterstützt er das ökologische Gleichgewicht im Garten, durch Bestäubung und als Teil der Nahrungskette.
Außerdem ist der Kohlweißling Bestandteil eines natürlichen Gleichgewichts. Seine Raupen dienen Schlupfwespen, Vögeln und anderen Nützlingen als Nahrung und helfen dadurch, komplexe und robuste Ökosysteme aufzubauen. Ein gesunder Garten ist immer auch einer, in dem Schmetterlinge wie der Kohlweißling ihren festen Platz haben. Zumindest, solange sie nicht in Massen auftreten und die Balance aus dem Lot bringen.
Merke: Dein Ziel sollte nicht die vollständige Vertreibung, sondern vielmehr eine nachhaltige Balance im Garten sein. So bleibt der Kohlweißling das, was er sein sollte: Ein hübscher, ökologisch wertvoller Gast und kein gefürchteter Dauerschädling.