Beim ambitionierten Freizeitgärtnern kann nicht selten der Gedanke aufkommen, dass Heidelbeeren vermehren, beispielsweise aus dem Strauch, der vor einigen Jahren ins Moorbeet gepflanzt wurde, eine gute und vielleicht sogar besonders preisgünstige Idee wäre, seine Ernte bei den schmackhaften Powerfrüchten wenigstens zu verdoppeln. Was bei anderen Pflanzen mit Stecklingen oder Absenkern funktioniert, müsste schliesslich auch bei den Heidelbeeren klappen und ansonsten wäre es auch einen Versuch wert, eine Vermehrung mithilfe der Samen zu versuchen. Kurz gesagt: Alle drei Möglichkeiten zum Heidelbeeren vermehren können durchaus gelingen, wenn man nur geduldig genug ist und ein wenig Zeit mitbringt. Heidelbeeren vermehren ist kein Hexenwerk, aber braucht Geduld. Wer diese Geduld nicht hat, kann im Lubera Gartenshop natürlich jederzeit neue Heidelbeeren kaufen und sich diese bequem nach Hause liefern lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Heidelbeeren vermehren Stecklinge nutzen
- Benötigtes Material für die Stecklingsvermehrung
- So werden die Stecklinge für die Heidelbeeren Vermehrung geschnitten
- Heidelbeeren vermehren mit Steckholz
- Beim Heidelbeeren vermehren Absenker benutzen
- Oft erfolgreich praktiziert: Heidelbeeren durch Samen vermehren
Zum Heidelbeeren vermehren Stecklinge nutzen
Wer bereits selbst Heidelbeeren besitzt, die entsprechend kräftig im Wuchs stehen und auch einige junge Triebe haben, wie beispielsweise unsere ertragreiche Luberissima Heidelbeere Bluesbrothers im 15L Topf oder die etwas später reifende Luberissima Heidelbeere Blue Dessert®, bekommt das Problem mit der Nachwuchsgewinnung relativ einfach in den Griff. Ansonsten findet sich bestimmt ein hilfsbereiter Nachbar, der für diesen Zweck ein oder mehrere Stecklinge von seinem Heidelbeerstrauch zur Verfügung stellt. Zuvor sollten Sie noch ein paar Kleinigkeiten besorgen, die zum Heidelbeeren vermehren benötigt werden. Machen Sie diese Arbeiten möglichst an einem etwas wärmeren, aber idealerweise bedeckten Tag, so dass die Stecklinge nicht zu sehr welken. Vorzugsweise geschieht diese Art der Vermehrung im Juni bis August, wenn der Neutrieb gut gewachsen und schon halb verholzt ist.
Benötigtes Material für die Stecklingsvermehrung
Sie brauchen dafür folgendes Material:
- Eine Gartenschere
- Einen mittleren Blumentopf (Ton oder Steingut oder auch Plastik)
- Kunststofffolie
- Saure Moorbeeterde
Das Pflanzgefäss wird mit Erde gefüllt und es soll an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen sein, dass keine normale Gartenerde benutzt werden kann. Selbst bei diesem kleinen Eingriff in das "pflanzliche Leben" muss der Boden bereits möglichst kalkfrei, dafür aber sauer sein (pH-Wert zwischen 4 und 5).
So werden die Stecklinge für die Heidelbeeren Vermehrung geschnitten
Der Schnitt der Stecklinge oder korrekter noch der Grünstecklinge erfolgt folgendermassen:
- Bei der ausgewählten Mutterpflanze werden diesjährige Triebe ausgewählt, die schon ziemlich lang gewachsen sind. Die frisch gewachsene Spitze mit dem ganz weichen Gewebe wird zunächst entfernt.
Bild: Diesjähriger Triebe, ausreichend lang gewachsen - das braucht man für die Stechlingsmethode
- Darunter werden im halbharten, halbverholzten Teil dann 2-5 Stecklinge a 5-8cm Länge geschnitten.
- Der untere Schnitt erfolgt unter einer Knospe (und einem Blatt), der obere Schnitt erfolgt 3-5mm über einer Knospe.
Bild: Der untere Schnitt erfolgt direkt unter dem Blatt, beziehungsweise der Knospe
Bild: Oben wird 3-5mm oberhalb des Blattes geschnitten
- Insgesamt besteht der Steckling aus 3-4 oder auch mal 5 Internodien, die untersten 2-3 Blätter werden entfernt, die obersten 2+ Blätter werden belassen.
Bild: Frisch gewachsene, weiche Triebspitzen werden weggeschnitten. Der übrige Trieb in Stücke von etwa 5 Internodien zerteilt, das entspricht grob 5 Blättern
Bild: Die zugeschnittenen Teilstücke werden unten entlaubt, oben bleiben 2+ Blätter stehen
- Der von Blättern befreite Teil des Stecklings wird ins frisch vorbereitete Vermehrungssubstrat gesteckt, das schon vor dem Stecken schön feucht gemacht wurden.
Bild: Frisch gesteckte Stecklinge in befeuchtetem (und saurem!) Bodensubstrat
- Nach dem Stecken wird alles nochmals gut angegossen.
- Nach einem leichten Antrocknen wird die Kiste oder der Topf mit den Stecklingen tunnelartig mit einer Plastikfolie abgedeckt, die unten um das Pflanzgefäss fest abgeschlossen wird (entweder mit einer Schnur festzurren oder einfach unter das Pflanzgefäss schieben). Achtung: Sorgen Sie dafür, dass genügend Luft bleibt, dass also das Tunnel über den Stecklingen doch ungefähr die 3 bis 5-fache Höhe der Pflanzen aufweist. – Das Tunnel hat die Funktion, die Luft über dem Anzuchtgefäss gespannt zu halten und so die Verdunstung der jungen, noch unbewurzelten Pflänzchen zu minimieren.
Bild: Eine Abdeckung mit klarsichtiger Plastikfolie sorgt für das optimale, feuchte Mikroklima für die Stecklingsbewurzelung
Für die folgenden Wochen mögen es die neu entstehenden Bluecrop, Brigitta Blue und Blautropf®
am liebsten hell, warm und schön sonnig, sodass ein Platz auf dem lichtdurchfluteten Fensterbrett der ideale Ort ist, damit die eingesetzten Triebe ihre ersten filigranen Würzelchen ausbilden können. Ebenso wichtig für erfolgreiches Heidelbeeren vermehren durch Stecklinge: Das Substrat in den Aufzuchttöpfen regelmässig feucht, jedoch nicht nass halten und das Lüften nicht vergessen, da sich ansonsten sehr leicht Schimmel bilden könnte in der immer feuchten Luft des Vermehrungsgewächshauses en miniature.
Bild: Innenansicht des improvisierten Folientunnels
Anschliessend heisst es Ruhe bewahren und Geduld haben, denn ehe sich die ersten zaghaften Wurzeln zeigen, können durchaus zwischen zwei und drei Monate ins Land gehen. Sobald dann die Zupfprobe (ganz leicht am Steckling ziehen) zeigt, dass neue Wurzeln vorhanden sind, kann die Plastikhaube entfernt werden. In der Regel bleiben dann die Stecklinge auch über den nachfolgenden Winter im Anzuchtgefäss, das kalt (bis -5°C) überwintert wird. Im Frühjahr beginnen dann die neuen Pflänzchen frisch zu treiben und frühstes ab Juni können sie dann in einen grösseren Topf oder ins Moorbeet umgepflanzt werden.
Heidelbeeren vermehren mit Steckholz
Der Unterschied zwischen Steckling und Steckholz besteht darin, das ein Steckling ein weicher Triebteil mit Blättern ist, das Steckholz ist - der Name sagt es ja schon. verholzt und ohne Blätter. Es versteht sich von selbst, dass Steckhölzer in der Vegetationsruhe geschnitten und gesteckt werden. Manchmal wird auch im Herbst schon geschnitten und die allfälligen Blätter werden von Hand entfernt, weil der Hormonstand für die Vermehrungsfähigkeit im Herbst vielfach günstiger ist. Die Steckholzvermehrung bei Heidelbeeren funktioniert folgendermassen:
- An der Mutterpflanze werden diesjährig gewachsene, starke einjährige Triebe ausgewählt und 10cm über der Basis abgeschnitten.
Bild: Das Ausgangsmaterial für die Steckholzvermehrung - ein langer, einjähriger, bereits leicht verholzter Trieb; idealerweise im Herbst geschnitten
- Beim Schnitt im Oktober/November, was ein idealer Zeitpunkt ist, werden die noch vorhandenen Blätter abgestreift.
Bild: Die Blätter werden abgestreift...
- Falls die Spitze nicht vollständig verholzt ist, wird sie entfernt.
Bild: ...und die noch grüne, frisch gewachsene, unverholzte Spite abgeschnitten
- Der Rest des Triebes wird in 10-15cm lange Steckhölzer geschnitten, der untere Schnitt erfolgt meist 2-3mm unterhalb einer Knospe.
Bild: Vorbereitete Steckhölzer von etwa 15cm Länge
Bild: 3mm unter der untersten Knospe wird der Schnitt angesetzt
- Diese Steckhölzer werden sofort in einen mit Moorbeeterde gefüllten Topf oder direkt ins Moorbeet gesteckt.
Bild: Frisch gesteckte Steckhölzer, können auch dierkt ins Moorbeet gesteckt werden
- Im Frühling wird ein- oder zweimal nachgesteckt, das heisst die Steckhölzer werden vorsichtig runtergesteckt, falls sie vom Frost rausgedrückt worden sind.
- Mit etwas Glück beginnt die über das Steckholz vermehrte Heidelbeerpflanze im Mai zu wachsen, meist mit etwas Verspätung zu den grösseren Heidelbeersträuchern.
Sie haben es sich schon vermutet: Die Steckholzvemehrung ist robuster und einfacher als die Stecklingsvermehrung, aber sie ist bei Heidelbeeren auch anfälliger auf Ausfälle. Wenn Sie 30% Erfolgsquote erreichen, dürfen Sie mehr als zufrieden sein und sind fast schon ein Profi :-)
Beim Heidelbeeren vermehren Absenker benutzen
Diese ebenfalls oft praktizierte Methode ist mitunter Glücksache und Sie benötigen noch mehr Geduld, als eben mit den Stecklingen und Steckhölzern. Für diese Variante eignen sich besonders die schon etwas älteren Heidelbeersträucher. Beim genauen Hinschauen finden Sie bei solchen mehrjährigen Pflanzen in Bodennähe meistens etwas dünnere, biegsamere, aber idealerweise doch einjährige Triebe, die sich als Absenker eignen.
Bild: Ein langer, bodennaher, biegsamer Trieb eignet sich hervorragend für die Absenkervermehrung
Nachdem der Boden darunter ein wenig aufgelockert worden ist, legt man den Trieb in diese weiche Erde rein und bedeckt ihn auch mit ca. 5cm Substrat.
Bild: Widerspenstige Triebe lassen sich mit zugeschnittenen Astgabeln gut im Erdreich fixieren
Damit er sich nicht wieder befreien kann, fixiert man ihn bei der Eintrittsstelle in die Erde mit einem Stein.
Bild: Ein beschwerender Stein hält den Absenker ebenfalls gut in Position
Idealerweise schaut die Triebspitze noch ein bisschen aus der Erde raus, da beginnt dann die neue Pflanze zu wachsen. Übrigens kann der Absenker auch in einem benachbarten und noch unbepflanzten Topf geerdet werden.
Bild: Topf-zu-Topf-Absenker-Methode, der Trieb wird unten entlaubt und etwa 5cm in die Erde gedrückt
Bild: Triebspitze optimalerweise noch beblättert, nun heisst es Zuwarten, bis der Absenker bewurzelt und von der Mutterpflanze abgenabelt werden kann
Benutzen Sie zum Heidelbeeren vermehren Ableger, müssen Sie einplanen, dass es bis zu einem Jahr dauern kann, ehe eine eigenständige Pflanze entsteht. Sobald der Ableger fest im neuen Substrat sitzt, also Wurzeln gemacht hat und auch einen schönen Neutrieb, kann die Nabelschnur zur Mutterpflanze abgetrennt werden - die Geburt ist vollbracht...
In vielen einschlägigen Gartenforen wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob Heidelbeeren auch durch Teilung vermehrt werden können: Im Interesse eines gleichmässigen Wuchses wie auch des optischen Gesamtbilds der Heidelbeerenpflanzen würden wir diese Methode nicht empfehlen.
Oft erfolgreich praktiziert: Heidelbeeren durch Samen vermehren
Unser Vorbild, die Natur macht es uns im Wald schliesslich vor, also warum sollte man es nicht auch für seinen Garten probieren - Heidelbeeren vermehren mit Samen? Um in den Besitz der Körnchen zu bekommen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie besorgen sich ein Tütchen auf dem bekannten Lieblingsauktionsportal im Netz oder im Onlineshop mit dem grossen "A" am Anfang. In den Verpackungen befinden sich meist zwischen 20 und 50 Samenkörner, die Preisspanne bewegt sich von 99 Cent aufwärts bis knapp unter zwei Euro. Bei kaum einem Angebot findet sich allerdings ein konkreter Hinweis darüber, um welche Heidelbeeren-Sorte es sich ganz genau handelt.
Bild: Heidelbeere Duke - frühe Kulturheidelbeere mit süssen Früchten und schönem, aufrechtem Wuchs
Wir haben im Rahmen unserer Recherchearbeiten auch einige der Kundenbewertungen quergelesen und würden daher empfehlen, die benötigten Samen zum Heidelbeeren vermehren selbst und aus frisch geernteten Früchten zu gewinnen. Vorzugsweise solche, die auf einem der "Blauen (Heidelbeer) Höfe" selbst gepflückt wurden (wenn Sie mal in Niedersachsen sind). Wie gelangt man jetzt aber am besten an die Kerne, ohne sie zu beschädigen? Entweder unter Zuhilfenahme eines kleinen, scharfen Messers (Teppichmesser) oder einer Rasierklinge die Beere sezieren und danach die Kerne mit einer Pinzette vorsichtig aus dem Fruchtfleisch entnehmen oder Sie quetschen Blaubeeren vorsichtig mit Zeigefinger und Daumen und drücken das Fruchtfleisch und die Samen aus der Haut. Die so gewonnenen Samen mit Fruchtfleisch werden jetzt in einem Teesieb unter fließendem Wasser sauber gespült und zum Trocknen auf Krepppapier gelegt.
Als Aufzuchtgefäss eignet sich am besten eine leere Obstverpackung aus glasklarem Kunststoffmaterial und mit verschliessbarem Deckel, in den mit einer Schere Lüftungsöffnungen hineingeschnitten werden. Der Behälter wird mit Substrat oder einem Torfgemisch gefüllt, falls Sie gerade nicht über spezielle Moorbeeterde verfügen.
Als Nächstes kommen die Körner auf (und keinesfalls in) die vorbereitete Erde. Wird Samen zum Heidelbeeren vermehren verwendet, muss unbedingt berücksichtigt werden, dass es sich bei den Heidelbeeren um Lichtkeimer handelt, die nicht richtig mit Erde bedeckt werden dürfen, sondern allenfalls ein wenig mit Sand oder feinstem Substrat überstreut werden. In den folgenden Wochen soll das Substrat im Behälter immer ausreichend feucht gehalten werden. Optimal ist ein sonniger, aber nicht zu heisser Standort. Nach zwei bis drei Wochen sind dann in der Regel die allerersten und sehr zarten Triebe sichtbar, bis sich erste Wurzeln bilden, kann es aber durchaus bis zu sechs Monaten dauern. Und selbst wenn es nicht so richtig klappen sollte mit dem Heidelbeeren durch Samen vermehren: Der Spass an der Freude bleibt Ihnen – und als Alternative, die bedeutend schneller (g)reift, bieten wir unsere kräftigen und aromatischen Heidelbeerensorten Sunshine Blue, Little Blue Wonder oder die besonders inhaltsreiche Rubel sowie viele andere Heidelbeeren zum Kaufen an.
Heidelbeerrn vermehren
Ich habe nach ihrem Vorschlag versucht , Heidelbeeren mit Stecklingen zu vermehren. Die Stecklinge treiben schön aus, aber oben mit neuen Trieben.
Ich hatte noch nicht den Mut vorsichtig am Steckling zu ziehen um zu schauen ob es wurzeln dran hat. Soll ich sie weiterhin in unserm Wintergarten lassen? Sie sind in einer grossen durchsichtigen Plastikkiste ich lüfte regelmässig..
Freundliche Grüsse
M. Häfeli