Diese Situation ist typisch: Ein Orangenbaum wird im Winter von der Terrasse in die Wohnung gestellt und dann passiert es schnell: Der Orangenbaum verliert Blätter. Irgendwann ist das Orangenbäumchen ganz kahl. Die Hobbygärtnerin oder der Hobbygärtner versuchen das Bäumchen mit mehr Wasser und Pflege zu retten, doch schon bald werden die Zweige und Äste schwarz und das Bäumchen stirbt ab. Glücklicherweise kann dieser unglückliche Verlauf verhindert werden, indem man sich ein wenig mit der Pflanze beschäftigt. Ein Orangenbaum verliert Blätter, wenn seine Standortbedingungen nicht optimal sind. In diesem Beitrag erfährst du, was du gegen den winterlichen und sommerlichen Blattfall tun kannst und wie du ihn so pflegst, dass er schon bald wieder blüht und Orangen trägt. In unserem Gartenshop können Sie Orangenbäume kaufen und mediterrane Früchte im eigenen Garten ernten.
Zusammenfassung
Ein Orangenbaum verliert Blätter und Früchte meistens dann, wenn verschiedene Standortfaktoren im Ungleichgewicht sind. Standortfaktoren sind vor allem das Licht, die Temperatur, Luftbewegung und -feuchtigkeit. Aber auch die Ernährung der Pflanze mit Wasser und Nährstoffen gehört zu den Standortfaktoren. Die Ursachen des Blattverlusts teilt man am Besten in Winter und Sommer auf, denn die Gründe sind unterschiedlich. Im Winter ist ein zu warmer und dunkler Standort in Wohnräumen problematisch: Die Pflanze gerät unter Stress, da sie bei Wärme Licht erwartet, dieses aber nicht erhält. Die Folge ist ein Abwurf der Blätter, um Verdunstung und Atmung zu reduzieren. Auch das Gegenteil – kühle Temperaturen mit intensiver Sonneneinstrahlung – kann im späten Winter zu Blattfall führen, wenn die Wurzeln noch zu kalt sind, um Wasser zu liefern. Im Sommer entstehen Probleme meist durch plötzliche Standortwechsel, Staunässe oder Überdüngung. Gelbe oder braune Blattspitzen sind Warnzeichen. Der Orangenbaum sollte kühl und hell überwintert, nur bei Bedarf gegossen und nur in der Wachstumsphase gedüngt werden. Schneiden ist nur bei abgestorbenen Ästen ratsam – nicht bei kahlen, aber noch lebenden Zweigen.
Praxis-Tipps:
Temperatur-Licht-Verhältnis: Stelle den Orangenbaum im Winter kühl (5–10 °C) und hell auf. Vermeide warme, dunkle Innenräume – sie sind die häufigste Ursache für Blattverlust.
Nicht schneiden nach Blattverlust: Verzichte auf Rückschnitt, wenn der Baum viele Blätter verloren hat. Schneide nur abgestorbene, braune Zweige – aus grünen Ästen treibt er wieder aus.
Standortwechsel langsam gestalten: Gewöhne den Orangenbaum im Frühjahr schrittweise an Sonne und Aussentemperaturen. Ein plötzlicher Umzug von drinnen nach draußen führt häufig zu Stress und Laubfall.
Der Orangenbaum verliert Blätter: die Ursachen
Die Orange kommt ursprünglich aus einem tropischen Klima mit intensiver Sonneneinstrahlung. Werden ihm diese gewohnten Standortfaktoren nicht geboten, ist dies ein Hauptgrund, weshalb es seine Blätter verliert. Möchte man der Ursache des Blattverlustes auf den Grund gehen, unterscheidet man am besten zwischen Blattverlust im Sommer und im Winter. Aber auch Fehler in der Pflege können Schuld daran sein, dass der Orangenbaum seine Blätter abwirft.
Ein Orangenbaum verliert Blätter, wenn das vegetative Gleichgewicht gestört ist. Dieses besteht bei allen Pflanzen aus dem Wechsel von Photosynthese, bei der Zucker erzeugt wird, und aus dem Pflanzenwachstum, bei dem Zucker verbraucht wird. Bei der Photosynthese wird Kohlendioxid aufgenommen und Sauerstoff abgegeben, beim Verbrauch des Zuckers ist es anders herum.
Wenn die Temperaturen hoch, über ca. 12 °C liegen, beginnt bei Zitruspflanzen die Vegetation. Es wächst also, treibt aus und bildet neue Früchte. Bei der Atmung der Pflanze wird Kohlendioxid abgegeben. Nun braucht die Pflanze auch Licht, um durch Photosynthese Kohlendioxid aufzunehmen und Zucker zu bilden.
Fehlt nun Licht, gibt es einen Mechanismus, der zu einer Reduzierung der Atmung führt und damit des Ungleichgewichts: die Pflanze verringert das Laub, um weniger Atmung und Verdunstung zu erzeugen. Das ist natürlich kein bewusster Prozess, sondern ein biochemischer. Die Pflanze ist dadurch aber vor Auszehrung geschützt. Diese würde stattfinden, wenn sie weiter Kohlendioxid (CO2) ausatmet, ohne wegen fehlender Photosynthese neues CO2 aufnehmen zu können.
Was tun, wenn der Orangenbaum im Winter Blätter verliert?
Bei einem Orangenbaum oder auch anderen Zitruspflanzen ist ein unausgeglichenes Temperatur-Licht-Verhältnis im Winter häufig ein Problem. Versetzt dich in die Lage der Pflanze: bei warmen Temperaturen in einem Innenraum «erwartet» die Pflanze auch frühlingshafte oder sommerliche Lichtverhältnisse. Stattdessen muss sie mit einem geringen Lichtbedarf zurecht kommen. Das hängt damit zusammen, dass Licht nicht gleich Licht ist. Für Pflanzen kommt es auf die Lichtenergie an, die in Lux gemessen wird. Die Lichtenergie wird z.B. durch Doppelverglasung der Fenster drastisch reduziert, auch ist die für Pflanzen verfügbare Lichtenergie ebenfalls sehr gering. Wenn Ihr Euren Orangenbaum also in beheizten und für die Pflanze dunklen Innenräumen überwintern wollt, funktioniert das bei einem echten Orangenbaum der Art Citrus sinensis in der Regel nicht. Unter den Zitruspflanzen gibt es zwei Ausnahmen, die die Bedingungen in dunklen Innenräumen vertragen: die Calamondin (Citrus mitis) oder Meyer-Zitronen (Citrus meyeri). Sie verlieren in Innenräumen viel weniger häufig die Blätter als andere Zitrusarten.
Bild: Calamondin und auch Meyer Zitrone können auch als Zimmerpflanze gehalten werden.
Neben zu wenig Licht bei hohen Temperaturen ist auch der umgekehrte Fall problematisch: Der Orangenbaum ist in einem Wintergarten kühl aufgestellt, die Temperatur liegt zwischen 0 °C und 5 °C. Wenn dann die Sonne im späten Winter bzw. frühen Frühjahr stärker wird, kommt es zu einer Erwärmung an den Blattoberflächen. Leider sind die Wurzeln noch kühl und können weder Wasser noch Nährstoffe zu den Blättern transportieren. Auch hier ist Blattfall die Folge.
Der Orangenbaum verliert Blätter im Sommer
Aber auch im Sommer kann es beim Orangenbaum zum Blattverlust kommen. Zunächst gibt es einen unbedenklichen Blattverlust, bei dem ältere Blätter vereinzelt abfallen. Das ist normal und führt zur Erneuerung des Laubes. Nicht unbedenklich ist massiver Blattfall. Dieser kann im Sommer vor allem bei Stresssituationen auftreten. Stress entsteht bei einem Orangenbaum, wenn er einen abrupten Wechsel von Standortfaktoren hinnehmen muss. Wird der Orangenbaum etwa sehr spät von einem dunklen und kühlen Winterquartier auf die bereits warme und helle Terrasse gestellt, kann es zu Blattverlust kommen.
Auch bei zu viel Nässe können die Blätter beim Orangenbaum fallen. Häufig färben diese sich aber zunächst gelb bevor sie später abfallen. Die gelbe Farbe zeigt an, dass die Wurzeln aufgrund von Staunässe nicht mehr richtig funktionieren und die Versorgung der Blätter nicht mehr richtig funktioniert. Ein ähnliches Symptom tritt auf, wenn der Orangenbaum braune Blätter bekommt. Regelmässig werden zunächst die Blattspitzen braun, auch das deutet auf eine allgemeine Unterversorgung wegen Staunässe oder eine spezielle Überversorgung bei Überdüngung an.
Der Orangenbaum verliert Blätter im Winter
Das Wichtigste ist, dass man die Ursache für den Blattverlust prüft. Da es meistens am Temperatur-Licht-Verhältnis liegt, sollte man den Standort prüfen, ob er zu dunkel und zu warm oder zu kühl und zu hell ist. Dann sollte man einen Standort suchen, bei dem man den Orangenbaum überwintern kann und er ideale Bedingungen findet.
Den Orangenbaum richtig überwintern
Gut geeignete Standorte sind frostfreie Gewächshäuser, Gartenhäuser oder auch Garagen mit Fenster oder einer pflanzengerechten Beleuchtung. Auch ungeheizte Treppenhäuser kommen für die Überwinterung in Frage. Nicht geeignet sind beheizte Wohnräume, dunkle und warme Kellerräume oder Lagerräume. Ihr könnt Euch zur Überprüfung des Lichts einen Lichtmesser besorgen. Damit werdet Ihr feststellen, dass die Mindestlichtmenge von 1.000 Lux für Temperatur über 12° C in Innenräumen selten erreicht wird. Die Überwinterung des Orangenbaums sollte so kurz wie möglich erfolgen, häufig reicht es, den Orangenbaum von November bis Ende März vor Frost zu schützen. Bis zu den Eisheiligen muss man nicht mit dem Auswintern warten.
Die ideale Orangenbaum Pflege
Leider ist der Blattverlust nur schwer zu stoppen, wenn er bereits eingesetzt hat. Eine Pflanze reagiert eher träge auf Änderungen von Standortbedingungen wie etwa der Temperatur. Dennoch sollte man die Umstellung der Orangenbaum Pflege vornehmen. Dazu gehört auch, dass man den Orangenbaum nur giesst, wenn die obere Hälfte der Erde abgetrocknet ist. Das kann man mit einem Feuchtigkeitsmesser oder mit einer Fingerprobe feststellen. Düngen sollte man nur, wenn man auch giesst und wenn der Orangenbaum wächst, also neue Triebe, Blüten und Früchte bildet. Wenn man im späten Frühjahr umtopft – was alle zwei, besser noch drei Jahre sinnvoll ist – benötigt der Orangenbaum nach dem Umtopfen ca. sechs Wochen keinen Dünger.
Den Orangenbaum schneiden
Bitte schneidet den Orangenbaum auf gar keinen Fall zurück, wenn er Blätter verloren hat. Nur wenn einzelne Äste und Zweige abgestorben sind und braun werden, sollte man sie abschneiden. Es dauert einfach viel zu lange, bis der Baum verlorene Substanz wieder aufgebaut hat. Aus den grünen Ästen soll ja der Neuaustrieb erfolgen. Ein Korrektur- und Erziehungsschnitt beim Orangenbaum ist nur dann möglich, wenn er vorher nennenswert gewachsen ist und entsprechende Kronensubstanz aufgebaut hat.
Das Problem des Blattverlusts tritt auch bei anderen mediterranen Pflanzen auf. Ein Olivenbaum verliert Blätter, wenn er wie der Orangenbaum Lichtprobleme habt. Weitere Details zu diesem Problem der Olivenbaum Pflege findest du in diesem Beitrag.
Hallo Herr Große Holtforth, vielen Dank für die Möglichkeit hier Fragen zu stellen! Wir haben am 29. Mai 2018 einen Citrus mitis erworben. Das Bäumchen steht seitdem auf unserem Westbalkon (Sonne von ca. 13.30 Uhr bis Sonnenuntergang. Abschattung durch Markise möglich) Die Temperaturen waren die ersten 2 Wochen im Juni tags bei 26 - 32°. Die letzte Woche deutlich kühler bei 20-26 °. Nachts war es entsprechend kühler unter 18°) Einmal aus Versehen 2x die Woche mit gedüngtem Wasser (Zitrusdünger) gegossen. Da wir hier sehr kalkhaltiges Wasser haben (>21) gießen wir mit brita-gefiltertem Wasser. Die wirkliche Wassermenge ist uns noch nicht ganz klar - die Regel die obere Erdschicht austrocknen zu lassen, haben wir m.E. beachtet. Das Bäumchen verliert seit einer guten Woche Blätter, z.T. rollen sich die Blätter etwas, es kommen jedoch auch neue. Blüten hatte das Bäumchen von Anfang an keine, jedoch einen guten Fruchtstand. Anbei 2 Fotos, die von heute 20.6. sind. Haben Sie noch einen Tipp, was wir beachten müssen, bzw. können Sie anhand der Fotos (1.Bild Vorderseite, 2. Bild Rückseite steht an der Hauswand) den Pflegefehler eingrenzen? Herzlichen Dank für Ihre Mühe und Rückmeldung im Voraus. Viele Grüße!
Hallo,
ich glaube, dass das Bäumchen zu nass geworden ist. Die Regel ist, die obere Hälfte (!) der Erde abtrocknen zu lassen, nicht nur die obere Schicht. Stellen Sie das Bäumchen besonders trocken und warm auf. Gießen Sie nicht, düngen Sie nicht, vielleicht fühlen Sie einmal mit dem Finger in die Erde hinein, um die Nässe festzustellen. Nach einer Zeit erholt sich das Bäumchen bestimmt wieder.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth