Die Bestäubung der Blüten ist die Voraussetzung für die Bildung von Früchten und Samen. Für die Pflanzen ist sie entscheidend für die Fortpflanzung. Für den Menschen ist die Bestäubung wichtig für die Produktion von Obst, Gemüse und Getreide.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung Bestäubung der Blüten
- Bestäubungsstrategien
- Windbestäubung (Anemogamie oder Anemophilie)
- Bestäubung durch Insekten
- Bienen als Bestäuber (Melittophilie)
- Schmetterlinge als Bestäuber (Lepidopterophilie)
- Käfer als Bestäuber (Coleopterophilie)
- Mücken und Fliegen als Bestäuber (Myiophilie)
- Wespen als Bestäuber (Specophilie)
- Bestäubung durch Vögel (Ornithophilie)
- Bestäubung durch Fledertiere (Chiropterophilie)
- Bestäubung durch Wasser (Hydrophilie)
Zusammenfassung Bestäubung der Blüten
- Die Bestäubung der Blüten ist die Voraussetzung für die Bildung von Früchten und Samen.
- Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Insekten oder den Wind.
- 80 % der Wildpflanzen und ca. 150 verschiedene Nutzpflanzen sind in Europa auf Insekten angewiesen.
- Die Honigbiene ist der wichtigste Bestäuber in den gemäßigten Klimazonen.
- Die meisten Pflanzen weltweit werden von Insekten bestäubt.
Bestäubungsstrategien
Pflanzen vermehren sich durch Samen. Um Samen zu bilden, muss durch die Übertragung von Pollen einer Pflanze auf die Narben der Blüten einer anderen Pflanze eine Bestäubung stattfinden. Nach der Bestäubung der Blüten bildet sich aus dem Fruchtknoten eine Frucht, in der die Samen heranwachsen und ausreifen. Zwar bilden verschiedene Arten auch ohne Bestäubung Früchte, aber solche parthenokarpen Früchte enthalten keine Samen, wodurch sie keinen Wert für die Fortpflanzung der Pflanzen haben.
Um ihre genetische Vielfalt zu erhalten, sind Pflanzen bestrebt, eine Selbstbestäubung zu vermeiden. Sie haben Strategien entwickelt, um ihren Pollen effektiv auf die Blüten von anderen Pflanzen der gleichen Art zu übertragen und so eine Fremdbestäubung sicherzustellen. Neben zwittrigen Blüten haben sich eingeschlechtliche weibliche und männliche Blüten entwickelt, die gemeinsam auf einer Pflanze (einhäusige Pflanzen) oder auf verschiedenen Pflanzen (zweihäusige Pflanzen) wachsen.
Es gibt verschiedene Bestäubungsarten. Die Bestäubung durch Wind oder Wasser erfordert Massen von Pollen. Gezielter und mit höherer Erfolgschance ist die Bestäubung durch Tiere (Zoophilie). Viele Blüten haben Markierungen, die unter UV-Licht leuchten. Für uns Menschen sind sie unsichtbar, auf Insekten wirken sie wie eine Leuchtreklame.
Windbestäubung (Anemogamie oder Anemophilie)
Windblütigkeit ist die ursprünglichste Form der Bestäubung. Die Pflanzen produzieren in unscheinbaren Blüten Massen von Pollen und lassen ihn mit dem Wind zufällig verbreiten. Ob ein Pollenkorn auf einer geeigneten Blüte der eigenen Art landet, ist dem Zufall überlassen. Alle Nadelgehölze, Gräser (z. B. Mais, Weizen) und verschiedene Laubbäume wie die Hasel, Birke, Erle und die Eiche vermehren sich auf diese Weise. Die Pollen werden zum Leidwesen der Pollenallergiker kilometerweit getragen. Eine Bestäubung der Blüten erfolgt zufällig.
Bestäubung durch Insekten
In gemässigten Klimazonen werden 80 % der Pflanzen durch Insekten bestäubt. Darunter sind auch etwa 150 Nutzpflanzen wie Apfel-, Kirsch- und Birnenbäume, Erdbeeren, Kürbisse, Melonen, Bohnen, Erbsen, Sonnenblumen und Raps. Auch bei vielen Zierpflanzen erfolgt die Bestäubung der Blüten durch Insekten. Mit ihren Blüten werben die Pflanzen um Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer. Damit diese sie besuchen und ihren Pollen zur nächsten Blüte tragen, locken sie die Bestäuber mit Duft und Nektar. Der Blütenbesuch ist für die Pflanze nur von Wert, wenn das mit Pollen beladene Insekt im Anschluss eine Blüte der gleichen Pflanze anfliegt und ihren Pollen dort lässt. Manche Pflanzen bieten ihren Nektar allen Besuchern und protzen mit Blütenfülle. Andere Arten sind auf die Bestäubung durch bestimmte Insekten angewiesen. Sie haben sich über Jahrmillionen mit ihnen zusammen entwickelt und sind eine enge Partnerschaft eingegangen. Manche Tiere und Pflanzen sind so aufeinander angewiesen, dass sie sich ohne den Partner nicht mehr fortpflanzen können. Eine sehr bekannte Symbiose ist die zwischen den Feigen und den Feigenwespen.
Bienen als Bestäuber (Melittophilie)
Bei 80 bis 85 % aller Blütenpflanzen in den gemässigten Breiten erfolgt die Bestäubung der Blüten durch Bienen. Ein grosser Teil der Bestäubungsleitung entfällt auf die Honigbiene. Sie besucht viele verschiedene Arten von Pflanzen und ist überall auf der Welt unverzichtbar für die Produktion von Obst und Gemüse. Sie ist ein Nutztier, das seine ursprüngliche Heimat in Afrika hat. Ähnlich flexibel sind Hummeln. Hummelkästen werden in Gewächshäusern mit Gurken, Tomaten und anderem Gemüse und auch in Obstplantagen eingesetzt, um die Bestäubung zu optimieren. Ungefähr 30 % der einheimischen Solitärbienen sind dagegen auf spezielle Pflanzen als Pollenlieferanten angewiesen. Nektar finden sie an vielen Blüten, aber für ihre Brut benötigen sie Pollen von bestimmten Arten. Verschiedene Sandbienen-Arten sammeln ihn zum Beispiel an Weiden, die Natternkopf-Mauerbiene nur am Natternkopf und die Wald-Pelzbiene nur am Waldziest. Neben geeigneten Nistplätzen benötigen Wildbienen also auch die geeigneten Futterpflanzen in ihrem Lebensraum, damit sie überleben können.
Bild: Bienen bei der Bestäubung einer Zucchiniblüte.
Schmetterlinge als Bestäuber (Lepidopterophilie)
Pflanzen, die von Tagfaltern bestäubt werden, haben enge Röhrenblüten in Rot, Gelb oder Blau. Die Falter landen oder schweben um die Blüten, während sie mit ihrem langen Rüssel Nektar saugen. Um Nachtfalter anzulocken, sind die Blüten weiss, öffnen sich abends oder nachts und duften stark. Die Falter haben einen langen Rüssel, mit dem sie in die engen, langen Blütenröhren hinabreichen. Um den Pollen zu übertragen, sind ihre Körper dicht mit langen Haaren bedeckt. Bläulinge ernähren sich vom Nektar verschiedener Klee- und Wickenarten. Weil ihre Raupen auf diese als Nahrungspflanzen spezialisiert sind, ist die Bestäubung dieser Arten für den Falter von Nutzen. Ebenso verhält es sich mit den Weisslingen, die Kohlgewächse bestäuben und ihre Eier auf ihnen ablegen. Dass die Tiere sich bei der Nahrungssuche auf bestimmte Pflanzen beschränken, verbessert die Chance der Pflanzen, dass ihr Pollen auf einer geeigneten Blüte landet.
Bild: Der Kleine Fuchs (Aglais urticae), der zu den Edelfaltern gehört, bestäubt einen Sommerflieder.
Käfer als Bestäuber (Coleopterophilie)
Stark spezialisierte Käferblumen findet man in den Tropen und auch im Mittelmeerraum. Dort werden bis zu 30 % der Pflanzen von Käfern bestäubt. Die Blüten dienen den Käfern als Schlafplatz, zur Eiablage und zur Paarung. Um sie anzulocken, verströmen die Blüten einen fruchtigen oder fäkalartigen Geruch. Manche Blüten tragen Muster, die für Käfer wie mögliche Sexualpartner aussehen. Manche produzieren nachts Wärme, damit ihr Duft besonders weit getragen wird und die Käfer sie als bevorzugten, warmen Schlafplatz wählen. Zu den von Käfern bestäubten Pflanzen gehören Palmen, Aronstabgewächse und Seerosen. Käfer fliegen aber auch viele Blüten an, die nicht auf sie spezialisiert sind. Rosenkäfer gehören zu den Bestäubern. Die Bestäubung der Blüten durch Käfer wird Coleopterophilie genannt.
Mücken und Fliegen als Bestäuber (Myiophilie)
Manche Pflanzenarten sind auf Fliegen und Mücken als Bestäuber angewiesen. Ihre Blüten sind schmutzig gelb, grüngelb oder braunrot gefärbt wie faulendes Fleisch und riechen nach Kot oder Aas, um die Insekten in die Irre zu führen. Ein bekanntes Beispiel sind die Aasblumen, zu denen die Rafflesien und die Stapelia-Arten gehören. Einige Aronstabgewächse haben ihre Hüllblätter zu Kesselfallen weiterentwickelt, in denen sie die Fliegen einschliessen, während ihre Pollen heranreifen. Angelockt von nach Aas oder Fisch stinkenden Duftkörpern krabbeln die Fliegen in den Kessel, der die weiblichen und männlichen Blütenteile umschliesst, und bestäuben die Narben. Weil die Wände glatt sind, können sie nicht wieder heraus. Eine Klappe am oberen Teil des Kessels schliesst sich, während die Narben eintrocknen und die Innenseite des Kessels rau wird. Dann tritt klebriger Pollen aus den Pollensäcken im oberen Teil des Blütenstandes aus. Mit dem beschmieren sich die Fliegen, während sie nach dem Ausgang suchen. Nach etwa 24 Stunden welkt das Hüllblatt, die Klappe öffnet sich, die Fliegen kommen heraus und fallen auf die nächste Blüte herein.
Wespen als Bestäuber (Specophilie)
Wespen sind räuberische Insekten und benötigen den eiweissreichen Pollen nicht, um ihre Brut grosszuziehen. Sie nutzen nur den Nektar ausschliesslich zu Deckung ihres eigenen Energiebedarfs. Darum spielen sie bei der Bestäubung der Blüten nur eine untergeordnete Rolle. Sie besuchen Blüten, die auch von Fliegen angeflogen werden. Diese sind meist unauffällig braun, grünlich oder weisslich und ihr Nektar ist für die kurzen Mundwerkzeuge der Wespen leicht zu erreichen. Man findet sie z. B. an Efeu oder der Braunwurz. Manche Ragwurz-Arten werden von Grabwespen bestäubt. Die kleinen Orchideen imitieren das Aussehen von Wespenweibchen und locken auf diese Weise die Männchen an, die unfreiwillig zu Pollentransporteuren werden. Eine sehr enge Symbiose sind Feigen mit Feigenwespen eingegangen. Ausschliesslich diese kleinen Wespen können sich durch die enge Öffnung quetschen, durch die die Blüten erreichbar sind. Das Wespenweibchen legt ihre Eier in die Frucht und stirbt dann. Die Abhängigkeit ist hier so eng, dass Pflanzen und Tiere sich ohne den Partner nicht fortpflanzen können.
Bild: Die Feldwespe (Polistinae) erreicht den Nektar dieser Blüten ohne Probleme.
Bestäubung durch Vögel (Ornithophilie)
Pflanzen, die von Vögeln bestäubt werden, wachsen in den Tropen und Subtropen. Die bekanntesten Blütenbesucher sind die Kolibris in Amerika. In Asien und Afrika findet man Honigfresser und Nektarvögel. In Australien werden Eukalyptusbäume von Papageien bestäubt. Die Blüten der von Vögeln besuchten Pflanzen sind gross und robust. Die Vögel nehmen den Nektar oft im Schwirrflug auf. Zu den von Vögeln bestäubten Pflanzen gehören Fuchsien, die Paradiesvogelblume, der Saguaro- und der Weihnachtskaktus. Auf Hawaii bestäuben Kleidervögel die dort heimischen Lobelien.
Bestäubung durch Fledertiere (Chiropterophilie)
In den Subtropen und Tropen leben fruchtfressende und nektarleckende Flughunde und Fledermäuse. Einige Pflanzen haben sich an diese Tiere als Bestäuber angepasst. Sie haben duftende, grosse, robuste Blütenstände, die durch die Echoortung von den Tieren gut erkannt werden können. Dadurch, dass sie viel schleimigen Nektar und sehr viel Pollen produzieren, verkleben sie den Fledertieren das Fell an der Schnauze und stellen so die Übertragung der Pollen auf die nächste Blüte sicher.
Fledermausblütigkeit findet man zum Beispiel bei Banane, dem afrikanischen Baobab und dem mittelamerikanischen Kalebassenbaum. Etwa 250 verschiedene Arten von Fledermäusen fressen Früchte, Nektar und Pollen von etwa 130 verschiedenen Pflanzenarten und tragen so zu ihrer Bestäubung und Verbreitung bei. Die Fledermausblume (Tacca chantrieri) gehört übrigens nicht dazu. Sie trägt ihren Namen wegen ihrer ungewöhnlich geformten, braun-schwarzen Blüte.
Nur wenige andere Säugetiere bestäuben Blüten. In Afrika lockt ein parasitisches Zistrosenwürgergewächs mit einem Geruch nach Kunststoff Elefantenspitzmäuse und Mäuse an. Auf Madagaskar hilft das Fingertier oder Aye-Aye dem Baum der Reisenden bei der Bestäubung und der Verbreitung seiner Samen.
Bestäubung durch Wasser (Hydrophilie)
Die Bestäubung durch Wasser kommt selten vor. Nur wenige Blütenpflanzen haben sich so weit an ein Leben im Wasser angepasst, dass sie unter Wasser blühen. Hornblattarten und Nixenkräuter werden unter Wasser bestäubt. Bei den Sumpfschrauben bringt das Wasser die männlichen und weiblichen Blüten auf der Oberfläche zusammen.