Vor einigen Jahren nach einem milden Winter beklagten sich die holländischen Beerenanbauer über die Johannisbeererträge. Diese waren nicht nur sehr klein, sondern auch verzögert. Die Ernte war zu anderen als den gewohnten Zeiten und über einen langen Zeitraum verteilt. Und wie gesagt: sehr klein. Nach einigen Fehlhypothesen wie Krankheiten oder Schädling war der Übeltäter dann doch schnell gefunden. Es war der fehlende Winter. Die meisten der roten und weissen Johannisbeeren brauchen eine bestimmte Winterkälte, damit sie stark austreiben. Fehlt die Winterkälte, treiben sie zunächst gar nicht aus oder nur sehr verzögert, damit sinkt der Ertrag und auch die Ernteperiode wird sehr viel länger. Ganz offensichtlich sind es die Endknospen, die nicht austreiben wollen und damit auch den Austrieb der von ihnen dominierten Seitenknospen hintertreiben. Und genau diesen Effekt sehen wir jetzt auch bei uns in der Baumschule und auch in vielen Gärten. Die Johannisbeeren treiben teilweise sehr zögerlich aus. In unserem Gartenshop können Sie Johannisbeeren kaufen und sich direkt nach Hause liefern lassen.
Wir haben dies zum Anlass genommen, mal unsere Ribest Johannisbeeren, die ja alles Neuzüchtungen sind, genauer anzuschauen, und da die Unterschiede festzuhalten.
Ganz allgemein kann man sagen, dass die weissen Johannisbeeren stärker betroffen sind als die roten. Unsere Neuheit Glasperle beispielsweise braucht sehr viel Winterkälte. Ribest Blanchette war zunächst im frühen Frühling noch leicht besser. Jetzt aber wird sie von Glasperle überholt, die zwar später, aber dann auch stärker austreibt.
Bei den roten Johannisbeeren brauchen Lisette, Violette und Sonette mehr Winterkälte. Der Effekt des vergangenen milden Winters zeigt sich vor allem im verzögerten Austrieb der Endknospen.
Gar keine Austriebsverzögerung zeigt Susette, unsere süsseste Sorte, und auch bei Babette sieht man fast keine Symptome. Bei Rosa Sport stellen wir widersprüchliche Resultate in Buchs und in Bad Zwischenahn fest: in der Schweiz hätten sie sich mehr Winter gewünscht, in Deutschland dagegen zeigt sie sich durchaus zufrieden und treibt gut aus. Fazit: Wollte man in Südeuropa in den Johannisbeeranbau einsteigen, um uns das ganze Jahr mit Johannisbeeren zu versorgen, wäre Suzette wohl eine ganz heisse Kandidatin.
Was heisst das nun aber für den Anbau im Hausgarten?
– Ein einzelner milder Winter ist noch keine Problem, die Johannisbeeren Pflanzen werden wieder in den natürlichen Rhythmus hineinfinden.
– Weisse Sorten und Sorten mit viel Kältebedarf wie Lisette, Violette und Sonette sollte man nicht an ganz milde Lagen pflanzen. Sie wollen es ja kalt ;-)
– Für südliche Lagen, für Weinbauregionen eignen sich Sorten wie Susette und Babette. Sie treiben auch nach einem sehr milden Winter regelmässig aus.
– Bei schwarzen Sorten und bei Vierbeeren gibt es diesen Effekt nicht
– Tritt der Effekt trotzdem einmal ein, bricht man am besten die Ruhe der Pflanze, die nicht zu wachsen beginnen will, weil ihr der initiale Startschuss der Kälte fehlt, indem man sie zurückschneidet, vor allem indem man die Spitzenknospen wegschneidet. Dann reagieren die Seitenknospen wie befreit und die Pflanze beginnt auszutreiben.