Soll man Fehler zugeben? Eigentlich ist das im richtigen Leben meist nicht so eine gute Idee, wird ganz selten belohnt … aber beim Gärtnern? Da muss man Fehler eigentlich gar nicht zugeben, sie liegen offen vor, sind manchmal unübersehbar. Allerdings sind Fehler beim Gärtnern auch ziemlich schmerzlos: Es gibt immer wieder ein neues Gartenjahr, wo man alles und noch ein bisschen mehr besser machen kann … wenn man sich irgendwo Fehler leisten kann, dann beim Gärtnern. Genau besehen sind Versuch und Irrtum die wichtigsten Gartenwerkzeuge – ohne sie würde der Garten zur Beton- und Rasenwüste.
Das war jetzt eine schöne Einleitung, nicht? Aber über welchen Fehler (selbstverständlich begangen von mir höchstselbst) wollte ich gleich sprechen?
Natürlich über eines unserer Paradiesgärtchen im Lubera Mundraubgarten zu Ippenburg. In den Paradiesgärtchen probieren wir ja Pflanzideen und Pflanzenkombinationen aus, Grenzüberschreitungen in vielerlei Hinsicht: Die Besucher sollen in Versuchung geführt werden, die einst verbotenen Früchte zu naschen; und wir möchten Pflanzen kombinieren, die so häufig noch nicht zusammengepflanzt wurden. Jeder denkt bei Stauden an Staudenkombinationen, an Pflanzsets für verschiedene Verwendungszwecke und Expositionen. Aber niemand hat das je mit Obst- und Beerenpflanzen, zusammen mit weiteren Gehölzen und Stauden gemacht …
In einem der Ippenburger Paradiesgärtchen, gepflanzt am 1. Mai, haben wir nur Erdfrüchte zusammen gepflanzt: Delidahlien, Oka (Sauerklee mit essbaren Knollen) und natürlich auch Süsskartoffeln. Die Nachkontrolle, 7 Wochen nach der Bepflanzung zeigt nun, dass Oxalis tuberosa (eben der knollige Sauerklee) zusammen mit Dahlien wunderbar funktionieren. Hier die Dahlien, die in die Höhe schiessen, aber auf ca. 50-70 cm schon die ersten Riesenblüten machen (Delidahlie Kennedy), darunter sozusagen als Kontrast- und Strukturpflanze die Oxalis, die flugs in die Breite gehen und einen attraktiven Unter- und Hintergrund abgeben.
Was aber geschaht mit den Süsskartoffeln? Die waren dem Tempo der Kollen aus den Anden (Oxalis) und aus der Schweiz (Delidahlien) nicht gewachsen, blieben zurück und kümmern vor sich hin. Während Sauerklee und Delidahlien wuchsen, was das Zeug hält, bekamen die Süsskartoffeln im wahrsten Sinne des Wortes kalte Füsse, die Sonneneinstrahlung – in Norddeutschland eh schon knapp bemessen – wurde zu wenig, der Boden bleibt zu kalt und entsprechend bleibt das Wachstum zurück.
Werden wir nächstes Jahr keine Süsskartoffeln mehr ins Paradiesgärtlein mit Erdfrüchten pflanzen? Doch, doch, aber wir werden ihnen einen gehörigen Vorsprung und auch sonst noch einige Zusatzzückerchen geben müssen:
- Grössere, vorgetriebene Pflanzen einpflanzen
- Triebe der vorgetriebenen Pflanzen gleich aufbinden, so dass sie mehr Licht bekommen
- Grössere Distanz der Dahlien und Oka, diese eventuell etwas später pflanzen
- ev. auf die Pflanzstelle einen Kübel ohne Boden stellen, mit Erde Füllen und da reinpflanzen; damit würde sich der Boden schneller erwärmen. Alternative: auf einen Hügel pflanzen
Und siehe da, schon sind wir Gärtner im nächsten Jahr. Träumen schon von all den schönen Dingen, vom Gärtnerischen Paradies, das immer nur ein Jahr entfernt liegt. Denn beim Gärtner, da stirbt die Hoffnung nicht zuletzt, da stirbt sie gar gar nie!